Schelling

Schelling Nachlass-Edition


XVIII)andern Er Selbst als Er Selbst ist, der einzige, von allem abgeschnittne der zuerst und allein seyn muß, damit anderes seyn könne.

Alles Leben bestehet in Entwicklung. Entwicklung aber Alle Entwickelung setzt Einwickelung zum voraus. Warum schreitet alles vom Kleinen ins Große fort, da es ja sonst wohl, wenn es um das bloße Fortschreiten zu thun wäre, auch umgekehrt seyn könnte? In der Anziehung liegt der Anfang. Alles Seyn ist Contraction und die zusammenziehende Grundkraft die eigentliche Original- und Wurzelkraft der Natur. Dunkelheit und Verschlossenheit ist der Charakter der Urzeit. Alles Leben wird zuerst und bildet sich in der Nacht; darum wurde diese von den Alten die fruchtbare Mutter der Dinge, ja nebst dem Chaos das älteste der Wesen genannt. Je höher wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto mehr finden wir unbewegliche Ruhe, Ungeschiedenheit und gleichgültiges Zusammenseyn derselben Kräfte, die sich erst leise, dann zu immer wilderem Kampf entzünden. So in den Gebirgen der Urwelt, die mit ewig stummer Gleichgültigkeit herabzusehen scheinen auf das bewegliche Leben zu ihren Füßen; so in den ältesten Bildungen auch des Menschengeistes. Derselbe Charakter von Verschlossenheit kommt uns in dem stummen Ernst des Aegyptiers, in den Riesendenkmälern Indiens, die für keine Zeit, sondern für die Ewigkeit gebaut scheinen, ja selbst noch in der stillen Größe, der erhabenen Ruhe der ältesten Werke hellenischer Kunst entgegen, die gleichsam unmittelbar vor Entzündung des Streits entstanden noch wenn auch gemildert die Kraft jenes gediegenen Zeitalters an sich tragen. Alle Sagen und Lehren der ältesten Zeit stimmen darinn überein, den ersten Zustand des Urwesens als den einer unendlichen Verschlossenheit einer unerforschlichen Stille und Verborgenheit zu schildern.

Wie in dem nächtlichen Gesicht, da der Herr vor dem Propheten vorüberging, erst ein mächtiger Sturm kam, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, nach diesem ein Erdbeben, endlich ein Feuer, der Herr selbst aber in keinem von dem allen war, sondern ein stillsanftes Sausen folgte darinn er war: so muß in der Offenbarung Gottes die Stärke, die Macht und die Gewalt vorausgehen, bis im leisen Wehen der Liebe sein eigentliches Wesen erscheinen kann.

Ebendarum ist dieses Vorausgehen der Stärke selbst das Werk der höchsten Liebe. Liebe ist’s, wodurch diese Verschlossenheit im Subjekt des Urwesens überwunden worden. Durch Liebe bewogen, macht sich die ewige Kraft zum Subjekt des Seyns, und tritt dadurch in ihre eigne finstre Natur, da sie in der Einheit bleibend, durch Liebe gemildert, durch die Weisheit gemäßigt seyn konnte. So verläugnet auch das andre Princip das seiner Natur nach Liebe und Güte ist, sich selbst, indem es nur das erste für sich wirken läßt, also der Kraft sich begibt, da diese doch zu ihm gehörte. Die Einheit aber versagt sich durch die beyden Principien als Einheit offenbar zu werden, und tritt in das Unsichtbare zurück.

Es läßt sich diese That, wodurch die zuvor unverbrüchliche Einheit der Principien gebrochen wird, auch als eine Selbsteinschränkung des Urwesens anziehen. Eingeschränktwerden ist Unvollkommenheit, aber sich selbst einschränken, sich einschließen in einem einzigen Punkt, aber den nun auch festhalten mit allen Kräften des Geistes und des Herzens und nicht ruhen, bis er zu einer Welt entfaltet ist, das ist göttliche Kraft. So oft der Mensch etwas wirken oder hervorbringen will, muß er aus der Unentschiedenheit heraustreten, sich irgendeines zum Princip machen und diesem gemäß sich selbst zusammennehmen. Auch als Herablassung ist jene That anzusehen: Alles fängt von Contraction, d.i. vom Kleinen an und schreitet zur Entfaltung, d.i. zum Großen fort. Warum könnte das nicht auch umgekehrt seyn, wenn es um das bloße Fortschreiten zu thun wäre. Der Ewige folgt dem nämlichen Gesetz; nur Er freywillig, alles andre Lebendige gezwungen. Aber es kommt noch ein anderes in Betracht. Denn an sich selbst ist jede aus der Vielheit gewordene Einheit vergänglich, wenn das zusammenhaltende Princip nicht mächtiger ist als jenes. Hier aber ist das Subjekt oder zusammenhaltende Wesen nur Eines, indeß die Vielheit, die dadurch zusammengehalten werden soll die Allheit der Principien ist. Also ist schon hieraus offenbar, daß die Einheit, in die sich hier das Ewige einschließt, eine wenigstens im gewissen Sinn sterbliche Einheit seyn müsse. Demnach ist dieses Zusammenziehen und sich-Setzen im Zusammengezognen schon der erste Grad der Inkarnation des Göttlichen, indem es sich in ein Wirkliches einschließt, das als ein solches nicht bleiben kann.

Bis zu dieser That ging die stille Ewigkeit, und in sofern die eigentliche Vergangenheit, die Vergangenheit im höchsten Sinn. Mit jenem Akt fängt schon das laute, wirkliche Leben an, wenn es auch im ersten Moment noch ein in sich verschlossenes ist. Wir könnten daher diesen Akt schon als den Anfang der Gegenwart betrachten, der nur in bezug auf einen spätern Moment derselben Gegenwart wieder zur Vergangenheit wird. Und auch das stimmt ja damit zusammen, daß die Ewigkeit als solche ein leidendes, bloß objektives Leben war, das in sofern selbst unter dem Exponenten des Seyns stand (nur daß sich dieses nicht durch wirkende, sondern bloß durch leidende Nothwendigkeit sich kundgab), daß aber in jenem Akt zuerst ein Subjekt des Seyns und insofern das Ganze unter dem Exponenten des Seyenden gesetzt wird. Da aber das Erste, was als Seyend gesetzt wird, selber nur das verneinende Princip, also das Princip der Vergangenheit ist, so gehört in sofern dieser Akt selber noch zu der Seite der Gegenwart, welche an ihr die Seite der Vergangenheit ist, und die eigentliche Gegenwart ist noch immer nicht erreicht.

Wie bisher eigentlich nur der Entschluß betrachtet worden, so haben wir noch die That zu betrachten. Der Entschluß (das Aufgeben der Verschlossenheit) ist, wie wir gezeigt haben, der gemeinsame Wille aller Principien. Die That selber ist aber nur des zusammenziehenden Princips, welches aus unergründlicher Tiefe und mit absoluter Nothwendigkeit handelt. Sie ist nur jener unerforschlichen That vergleichbar, womit das menschliche Wesen vor aller einzelnen und zeitlichen Handlung sich zu einem innerlich bestimmten macht, oder sich das gibt was wir Charakter nennen. Wie es im Menschen Gesetz ist, daß diese That, nachdem sie frey gehandelt ist, in unergründliche Tiefe und ganz aus dem Bewußtseyn zurücktrete, damit ewig eine verborgene durch nichts erreichbare Wurzel des Daseyns sey, so folgt jenes Princip nach dem es die That gethan wieder ganz seiner eigenen Natur, und versinkt in die Tiefe und Bewußtlosigkeit seiner selbst. Von nun an hat es keine Freyheit mehr gegen sich selbst, sie werde ihm denn wieder geoffenbart, sondern es wirkt ganz blind, streng-nothwendig, als ob nichts vor ihm wäre. Diese Handlung einmal gehandelt ist ewig gehandelt, und kann nicht wieder zurückgenommen werden. Nur so ist ein Anfang möglich, Anfang der nicht wieder aufhört Anfang zu seyn, der ewiger Anfang ist; der ewige Halt und Grund alles Lebens.

Der Mensch macht es sich in der Regel mit Erklärung seines Daseyns viel leichter, und wie die Meisten beschaffen sind, haben sie Recht, es so zu nehmen. So sind sie gewohnt, das Daseyn überhaupt als etwas ganz Willenloses anzusehen. Verstehen sie darunter bloß das objektive, potentielle Daseyn, in das sie meist versunken sind, so ist es ja wohl an dem, daß es ohne ihr Zuthun da ist. Kennten sie aber wahres Daseyn, das Daseyn als Subjekt und wollten sie auf dieses Acht geben, so würden sie gewahr werden, daß ein jeder in der That nur soweit da ist als er will und recht eigentlich nur das ist, wozu er sich macht. Ohne Antheil des eignen Selbst gedeiht das beste, das im Menschen der Anlage nach seyn mag, zu keiner Wirklichkeit. Ein Wesen, das sich seiner selbst nicht annimmt, ist als wäre es nicht. Sich selber wollen, sich seiner annehmen, sich in seiner Ganzheit setzen, ist alles Eins, ist allein die thätige, die wahre Existenz.

Ebenso wenig haben sie einen Begriff davon wie die freye That zur Nothwendigkeit wird. Und dennoch können sie täglich bemerken, wie dem Menschen sein Charakter nur zum Schicksal wird und wie ihm nichts desto weniger die aus ihm folgende Handlung wie eine freye zugerechnet wird. Hier erkennt also jeder eine Tiefe des menschlichen Wesens an, in der die Freiheit zur Nothwendigkeit geworden. Dennoch scheuen sie sich vor dieser Art der Freyheit, wie sie sich vor der Magie, vor allem Unbegreiflichen und besonders der Geisterwelt scheuen. Wo sie daher unverkennbar ein solches Handeln gewahr werden erschrecken sie vor ihm und finden die Kraft nicht ihm zu widerstehen. Das ist der geheime Talisman, die dunkle erschreckende Gewalt, wodurch oft der Wille eines einzigen die Welt vor sich zu beugen vermag. Menschen von solcher Tiefe muß man nicht mit denen verwechseln, die es bloß nach einer solchen Gewalt lüstert, die das Gepräge der Nothwendigkeit in dieser Art zu handeln wohl merken, aber nicht wissen, worinn sein Grund liegt und sie im Äußeren suchen. Weßhalb so verte

XVIII) a)in denen sich das künftige Leben vorbildet vergänglich sind, so kann auch jener selige Göttertraum nicht dauren; der Ernst ergreift das zarte stille Leben, und verwandelt es in ein wirkendes, thätiges, und persönliches Leben.

Der Übergang vom potentiellen, bloß möglichen Leben zur actuellen, wirkenden Existenz kann nämlich im Allgemeinen bloß darauf beruhen, daß sich zu jenem bloß objektiven Leben ein Subjekt finde das sich seiner annehme, es sich gleichsam anziehe, und erkenne als sich selbst; und so eben ist ja gezeigt worden, daß der Begriff dieses Subjekts d.h. das Subjekt selbst als Begriff durch das objektive Leben schon vorausgesetzt worden, oder genauer zu reden, daß sich beyde gegenseitig voraussetzen und eins das andere bedingt. Wäre nicht schon ein solches Subjekt als Begriff d.i. als Möglichkeit im Unsichtbaren, so könnte nicht ein solches Objektives seyn, welches ja nicht in Ansehung seiner selbst sondern ebendarum potentielles Leben heißt, weil es das Subjekt nur der Potenz nach enthält, und hinwiederum wäre kein solches Objektives, so könnte auch ein solches Subjektives nicht einmal der Potenz nach gesetzt seyn.

Aber ebendarum, weil dieses Subjekt durch das Objektive nur als Möglichkeit gesetzt ist, so kann es als wirklich nur durch sich selbst, nur durch seine eigene That gesetzt seyn. Hier ist also die Pforte des Eingangs zum wirklichen Daseyn; hier gilt That, Kraft und Entscheidung und zum Leben hindurchzudringen.

Die Meisten sind zwar gewohnt das Daseyn als etwas ganz Willenloses anzunehmen, und wenn sie darunter das bloß objektive Leben verstehen, worein sie mehr oder weniger versunken sind, so ist es ja wohl an dem, daß es ohne ihr Zuthun da ist. Wenn sie aber auf ihr wahres Daseyn, auf ihr Daseyn als Subject achtgeben wollten, so würden sie schon gewahr werden, daß ein jeder in der That nur insoweit da ist als er will und nur das ist, wozu er sich selbst macht.

Also jenes erste Objektive ruft zwar beständig das noch verborgene Subjektive an, es aus dem bloß heimlichen Zustand zum Wirklichen zu erheben, aber die Ursache seiner Wirklichkeit kann nur es selbst, nur eine unergründliche That seyn wodurch es das Objektive als sein eignes Seyn setzt und erkennt. Denn das Subjekt, das sich seiner selbst nicht annimmt, ist als wäre es nicht. Sich selber wollen, sich seiner annehmen, sich zusammenfassen, sich in seiner Ganzheit setzen ist alles Eins, ist allein die thätige wirkliche Existenz.

Dem zufolge, daß das Objektive nur der ewige Grund der Möglichkeit des Subjekts ist, müssen in diesem ebendieselben Principien liegen die wir im Objekt erkannten, Macht, Liebe und die beyde vereinigende Weisheit; oder anders ausgedrückt das Subjekt selbst muß jedes von diesen gleicherweise seyn. Nun konnten diese Principien im Objektiven einträchtig bey einander wohnen, denn das Objektive ist seiner Natur nach Totalität und kann daher ein Vieles seyn. Das Subjekt dagegen ist ebenso nothwendig und der Natur nach Identität, und zwar im genauesten Verstande, nämlich es nur kann nur Eines (ein einziges) seyn. Die drey Principien können aber subjektiv, d.h. als Potenzen gesetzt nicht Eines seyn, denn eben als Potenzen sind sie sich entgegengesetzt und verschieden. Also schließen sie sich subjektiv oder im Subjekt gegenseitig aus, da sie sich objektiv oder im Seyn fodern, (denn so werden wir jetzt ausschließlich das objective Seyn nennen, zum Unterschied des zugleich Subjektiven und Objektiven, welches wir die Existenz nennen).

Nun ist in dem potentiell schon vorhandnen Subjekt von Natur der höchste Drang zur Verwirklichung und zur Offenbarung. Also entsteht hier ein Waben und Ringen der Kräfte gegeneinander, da sie sich gleichsam nicht lassen und nicht fassen können; denn das Leben steht auf der Spitze; aber eben aus diesem Drang bricht die Freyheit wie ein Blitz hervor, und die That die das Leben wirklich ergreift.

Die drey Principien können nämlich nicht zusammen als Subjekt des Seyns hervortreten; denn d. das eine ist gegen das andre, und doch sollen sie es seyn, also können sie es nur getrennt seyn. Aber nicht so, daß die Einerleyheit des Subjekts dadurch aufgehoben würde. Dieß wäre dann der Fall, wenn sie getrennt außereinander und doch zumal wären. Daß sie geschieden sind und die Einerleyheit des Subjekts dennoch besteht, ist also nur dadurch möglich, daß sie getrennt, aber nicht zumal, sondern nacheinander hervortreten; indem es nur so möglich ist, daß sie als Potenzen Eines und desselben Subjekts erscheinen; also fodert der Widerspruch die Aufhebung der Simultaneität der Principien in bezug ###...###.

XXXII)zeitigen Sublimation stattfinden kann. So wenig der Pflanzenkeim die Wurzel in die Tiefe treiben kann, ohne in gleichem Verhältniß das edlere Theil in Licht und Luft zu erhöhen: ebenso wenig ist die Schöpfung durch einen einseitigen Niederwerfungsproceß zu erklären. Zwar ohne einen solchen, überhaupt ohne eine Katabole, wodurch ein zuvor Daseyendes zum Grund gelegt, oder gemacht, wird ist gar kein Anfang denkbar, (das griechische Wort, dessen sich besonders die christlichen Schriften bey Gelegenheit der Schöpfung bedienen vereinigt in der That die verschiednen Bedeutungen der Niederwerfung, der zu-Grund-Legung und des Anfangs), aber so wie keine Erhöhung ohne selbst Erniedrigung denkbar ist, so ist auch keine zu-Grundlegung ohne eine entsprechende Erhebung.

Die äußere oder sichtbare Natur wird im Prozeß der Schöpfung als Stoff oder Unterlage der Geisterwelt gesetzt, aber dieser Herabsetzung zur ersten Potenz entspricht nicht nur die gleichzeitige Erhöhung der Geisterwelt zum Aktus, zur Wirklichkeit, sondern unmittelbar auch für die Natur selbst ist jene Erniedrigung der Anfang und die Bedingung einer fortwährenden Erhöhung. Denn in gleichem Verhältniß als in ihr das Nichtseyende in die Vergangenheit zurücktritt, wird das Seyende aus ihr selbst erhoben, und so ihre Dunkelheit in Klarheit verwandelt.

Daß die Natur wirklich nur durch diese Unterordnung unter die Geisterwelt diese ihre uns sichtbare Gestalt erhalten, und der ganze Naturprozeß nur unter Voraussetzung dieser Oberherrschaft des Geistigen denkbar sey, davon wird die ganze Folge dieser Geschichte den Beweis liefern.

Es scheint hier nicht unschicklich, ein allgemeines Wort über unsre Ansicht der Natur zu sprechen, welche ja nun lang genug für eine Naturvergötterung ist ausgegeben worden. Zu Vorwürfen der Art die das Gepräge der Unfähigkeit an der Stirne tragen haben wir von jeher schweigen zu dürfen geglaubt, denn wenn unter Natur hier die äußere und sichtbare verstanden wird; so bedeutet der Einwurf, entweder daß wir diese Natur für in der That göttlich ansehen, dann fällt aber die Vergötterung hinweg, oder diese wird im eigentlichen Sinne genommen, so wird zugegeben, daß wir die Natur nicht für an sich göttlich halten, denn es kann doch nur nicht göttliches vergöttert werden. So genommen aber verfehlt die Widerrede ganz den Zweck. Denn Gott selbst vergöttert die Natur, und will, nachdem er sie von sich geschieden, die untergeordnete durch das Band einer freywilligen Einstimmigkeit wieder zu sich erheben. Also ist es auch an dem, daß wir eine Vergötterung der Natur lehren, eine fortwährende Erhebung derselben aus dem Nichtseyenden in’s Seyende.

Wird aber unter Natur nicht die äußere sichtbare verstanden: so vielleicht jenes anfängliche Seyn, entweder sofern es noch ein bloß objektives ist, oder sofern es bereits als göttliches gesetzt ist. In jener Hinsicht ist es in der That das göttliche Seyn, obwohl noch nicht als solches erkannt, wie das Seyn des Menschen schon menschliches Seyn ist, auch eh’ er es thätig als das seine setzt und erkennt. Was ist aber hieran anstößiges, als vielleicht, daß Gott ein Seyn zugeschrieben wird, oder wahrscheinlicher, daß göttlich seyn hier gleichbedeutend mit Gott selbst seyn genommen wird. So wenig aber des Menschen Seyn der Mensch selber ist, wie vielmehr an ihn die Foderung geschieht, sich selber als sich selber von seinem Seyn zu scheiden und dieses sich entgegenzusetzen, so ist unstreitig das Seyn Gottes etwas von Gott verschiedenes, auch da, wo es als von ihm unzertrennlich erscheint. In der andern Hinsicht aber, da Gott das Seyn angenommen und erkannt als das seine, ist es bereits zur Natur, d.h. zum wirklichen Seyn erhoben, und es ist ein Moment der Entwicklung da Gott mit der Natur Eins oder verwachsen, obgleich nicht einerley ist. Denn auch in dieser innigen Verknüpfung hört es nicht auf, zu seyn was es war, nämlich das Seyn, das als solches nie mit dem Seyenden Eins seyn kann.

Vielleicht aber wird unter Natur jenes innere Princip der Gottheit verstanden vermöge dessen sie selbst eine Natur ist, und eben hierinn eine Vermischung des Begriffs vom göttlichen Wesen mit dem Begriff der Natur gesucht. Allein wir haben gezeigt, daß jenes Princip nicht die Gottheit oder das göttliche Wesen selbst, wohl aber eine Potenz oder Persönlichkeit desselben sey. Die Einrede, daß ein irrationales Princip in Gott der Vollkommenheit seines Wesens widerstreite, ist in der allgemeinen Einleitung und bey verschiedenen Gelegenheiten hinlänglich beantwortet, dadurch insbesondere, daß das Seyn seiner Natur nach etwas irrationales und nur insoweit wirklich Seyn ist; aber nach den bisherigen Entwicklungen beruht sie außerdem auf einer irrigen Voraussetzung. Denn als wirkendes Princip geht es dem seyenden Gott voran, im Seyenden aber ist es innerlich, latent gesetzt; träte es aber auch je wieder zum Aktus hervor, so müßte ausgemacht seyn, ob es durch den Willen der Gottheit selbst hervortritt.

Da die sichtbare Natur nicht das wirkliche Seyn schlechthin ist, sondern sofern es bereits zur ersten Potenz, zur Unterlage der Geisterwelt herabgesetzt ist; so erhellt schon daraus, daß sie mit jener ewigen und vorweltlichen Natur nicht zu verwechseln ist. Denn diese war an sich selbst unaussprechlich und konnte daher auch nicht zur Offenbarung kommen. Die Ausgesprochenheit der gegenwärtigen Natur beruht aber eben darauf, daß sie zum Mitlauter eines Höheren geworden. Die erste Natur ist wie ein morgenländisch Wort nach der ältesten Schreibart; die Schöpfung erst gibt den beseelenden Hauch dazu; aber dann verhält sich auch das zuerst allein oder herrschend gewesene Seyn nicht mehr als solches, sondern als untergeordnetes und eben durch diese Unterwerfung aussprechlich gewordenes.

Inzwischen erhält die Natur durch eben diese Unterordnung unter die Geisterwelt zu dieser das Verhältniß der Vergangenheit, der ersten oder vorausgehenden Potenz. Eben weil die Geisterwelt die Natur als ihre Staffel voraussetzt und nur über ihr, als höhere Potenz sich erheben, und befestigen kann, ebendarum kann auch die Geschichte der Gegenwart nur von der Geschichte der Natur anfangen. Denn die Geisterwelt selbst erkennt die Natur als ihr Vorausgehendes, oder ihre Unterlage, so daß selbst von dem höchsten Standpunkt aus die Geschichte der Natur die Priorität vor der Geschichte der Geisterwelt behauptet; noch mehr aber gilt dieß für den Standpunkt des Menschen, der aus der Tiefe und Dunkelheit der Natur empor gehoben, auch in der Wissenschaft nur von unten aufsteigen kann.

Daß uns die ganze Natur mehr als ein Gewesenes, als eine Vergangenheit anspricht, daß sie überhaupt als eine gebrochene und gebeugte Kraft erscheint, und wenn das aus ihr erhobne geistige und nur so weit es dieß ist, als ein wahrhaft Seyendes erkennbar ist, weiß ein jeder ebenso so gut, als daß nach unserm eignen Gefühl in der Gegenwart selbst nur die Geisterwelt die eigentliche Gegenwart ist. Auch die Geschichte oder Darstellung der Gegenwart hat daher eine gedoppelte Seite, eine Seite der Vergangenheit, inwiefern sie Geschichte der Natur ist, eine Seite der Gegenwart, inwiefern sie Darstellung und Erkenntniß der Geisterwelt ist; aus diesem Grunde wird auch das folgende Buch nothwendig in zwey Unterabheilungen zerfallen.

NB. Der Gang muß hier so genommen werden. Im vorherg˖[ehenden] Buch die Gesch˖[ichte] des Urwesens, zu dem alles gehört und das Wesen aller Wesen ist. Hier aber mit der Entfaltung desselben in’s Viele. Aber jedes hat wieder seine Vergangenheit, auch die Erde, und zwar keine geringe.Aber wer wagt es den unermeßlichen Weg von der Gränze der fernsten der Vergangenheit bis in die Gegenwart zurückzulegen? Wer (um jetzt nur bey dem nächsten Gegenstand dieses Buchs zu verweilen) den unübersichtlichen Reichthum der Bildungen und der Ereignisse durch welche auch nur die Erde bis zu ihrer jetzigen Gestalt fortgeschritten ist zu ordnen? Alles was uns umgibt weist an eine undenklich hohe Vergangenheit zurück. Der Erde selber und vielen ihrer Glieder muß ein unbestimmbar höheres Alter zugeschrieben werden, als dem Geschlecht der Pflanzen und der Thiere, diesen wieder ein höheres als dem Geschlecht der Menschen. Der erste Blick schon entdeckt eine Reihe von Zeiten, von denen immer die folgende die vorhergehende zudeckte; nirgends zeigt sich etwas Ursprüngliches, eine Menge von Schichten, die Arbeit von Jahrtausenden muß hinweggenommen werden, um endlich auf den Grund zu kommen.

Und doch sind es eben diese scheinbar jeden Versuch von Wissenschaft niederschlagende, Betrachtungen, die welche gehörig erwogen die Möglichkeit zeigen, es auch in Ansehung unmittelbarer Vergangenheit des Menschen, der Vorzeit der Erde, einst zu eigentlicher Wissenschaft, zu bringen.

Denn zuvörderst zeigt sich, daß so entfernt dieß Ziel seyn mag, doch der in der gegenwärtigen Darstellung eingeschlagene Weg der einzige ist, der wirklich dahin zu führen vermag. Es ist aber schon viel, ja in gewissem Betracht alles gewonnen, wenn der rechte Weg gefunden ist; da im Gegentheil die Ungewißheit desselben keinen einzigen wahren Fortschritt erlaubt. Wir haben im Eingang des vorhergehenden Buchs Wissenschaft von Erkenntniß unterschieden und dieser das Gegenwärtige, wie jener das Vergangene zugeschrieben. Aber auch das Einzelste der Gegenwart bleibt unfaßlich ohne Herleitung aus der Vergangenheit, und Wissenschaft zeigt sich als der einzige Weg auch zur rechten Erkenntniß. In einem Ganzen, das nach allen seinen Theilen ein Werk rhythmisch oder gesetzmäßig folgender Zeiten ist, läßt sich nichts für sich nehmen oder begreifen. Nur die Zeit zu der es gehört, ertheilt jedem Ding seine

XXXII) b)Für die Einl˖[eitung] zum IIten Buch.

1) Vergang[enheit]. Hier zu der jetzigen Ordnung der Dinge. Voller Gegens˖[atz] mit der Vergang[enheit].
Hier also auch Erkenntniß herrschend. Erk˖[enntniß]=Gegenw[art]. Voller Gegensatz mit Wissensch[aft]. Erk˖[enntniß] unmittelbar; also Erfahrung.

2) Aber im Allg˖[emeinen] zwar Gegenwart; aber auch für uns? Hier die Schranken des menschlichen Wesens, die nur ganz woanders, als wo sie gewöhnlich gesucht werden. – Stehen wir nicht zwischen Verg˖[angenheit] und Zuk˖[unft] ohne eig˖[entliche] Gegenwart.

a) Opp˖[osition] von N˖[atur] und Geisterwelt. Diese uns zukünftig; nicht unm˖[ittelbar] erkennbar. Also obgleich der Prozeß in beyden simultan, doch für uns nicht simultan erkennbar. Gesch˖[ichte] der Natur vorausgehen. Zwey Theile. Im ersten die Gesch˖[ichte] der Entw˖[icklung] der Nat˖[ur], im zweyten die Gesch˖[ichte] der Geisterwelt.

b) Aber auch von der Natur nur derj˖[enige] Theil erkennbar, d.h. unmitt˖[elbar], mit dem wir in directem Rapport stehen. Dieß die Erde; also nur von der Erde unm˖[ittelbar] Erkenntniß und nur mittelbar durch sie vom ganzen sichtbaren Weltsystem.

c) Aber wenn die Erde der einzige unm˖[ittelbare] Gegenst˖[and] unsrer Erk˖[enntniß] in der Natur, so auch ihre besondre Vergangenh˖[eit] kennen. Aber weist zurück*)*) XXXII.a) ult. unten XXXIII (das inliegende) oben.

d) Also keine Erk˖[enntniß] ohne Wissenschaft. – (a priori und a posteriori) *))*)) Ebenfalls XXXIII

e) Die letzten Glieder sich nothw˖[endig] in jene allg˖[emeine] Vergang˖[enheit] verlieren. Dieß durch Specul[ation] aber eben hier die Foderung, daß äußerlich nachgewiesen (doch auch äußere Belege dafür)

3) Soviel um dem Leser den Gang des folg˖[enden] Buchs zu erklären – Nämlich
α) wir bedürfen der Nat˖[ur] oder der Erde als Staffel zur Geisterwelt. (oder nur von ihr aus uns erheben)
β) die Erde nicht erkennen, ohne ihre Vergang˖[enheit] (hier das allg˖[emeine] Übergeh˖[en] s. d. Erde SteffensEbel

XXXII) b)Nun könnten wir die Geschichte der Natur da aufnehmen, wo sie zuerst als Unterlage der Geisterwelt gesetzt worden. Also von dem Punkt, bey welchem wir sie im vorherg˖[ehenden] Buch verlassen. Aber der Mensch hat nicht bloß diese allg˖[emeine] Vergang˖[enheit] der Natur, er hat die besondre Vergangenheit der Erde zu begr˖[eifen] wie er ja auch die Gegenw˖[art] nur von diesem Verausg˖[ehenden] aus zu erk˖[ennen] vermag. Die Erde aber ist nur ein Theil oder ein Glied der allgemeinen Natur. Also muß die Geschichte der besondern Vergangenheit der Erde in der Geschichte der allgemeinen Vergangenheit wurzeln und dieses nachzuweisen wird darum die erste Aufgabe der folg˖[enden] Darstellung seyn müssen.Nun ist zwar die allgemeine Vergangenheit der Natur im vorhergehenden Buch hinlänglich dargestellt worden. Aber der Mensch muß seine besondre Vergangenheit begreifen, wie er auch die Gegenwart nur erkennt, sofern sie seine Gegenwart ist.

Seine besondre Vergangenheit aber hängt wieder zusammen mit der Vergangenheit der Erde. Also ist es ihm unmöglich, zur Erkenntniß der Gegenwart zu gelangen, ohne von der Vergangenheit der Erde auszugehen, und auch diese kann er nicht begreifen, ohne auf ihre lezten Wurzeln zurückgegangen zu seyn.

Hieraus kann also der Leser einsehen, warum das folgende Buch nothwendig in zwei Abtheilungen zerfällt; warum die vorausgehende oder erste derselben die Geschichte der Natur ist, warum wir endlich um für die Geschichte der Gegenwart einen festen Punct zu gewinnen die besondere Vergangenheit der Erde bis auf jene Zeiten zurü[ck]

Verg˖[angenheit] im weitsten Sinne gen[ommen]. Hier die jetzige Ordnung der Dinge. Gegenw˖[art] – Erk[enntniß]. Eine ganz andre Zeit empfängt uns nun, die der Gegenw[art]. Auch andre Erkenntniß

### starken Gegens˖[satz] mit dem Vorherg˖[ehenden]

Gesch˖[ichte] der Gegenw˖[art] = Erk[enntniß]. Aber wie Wiss˖[en], so diese Unmittelbarkeit.

Aber diese doch nur darst˖[ellen] soweit uns erkennbar. Unm˖[ittelbar] zu begr˖[eifen] = Erfahrung.Hier Zeit sich an die Schranken des menschlichen zu erinnern. Vergang˖[enheit] etwas anderes. Nein

a) Oppos˖[ition] von Natur und Geisterw[elt]. Diese zukünftig. Also nicht simultan nacheinander – Zwey Theile. Zur ersten die Gesch˖[ichte] der Entw˖[icklung] der Nat˖[ur] im andern die der Geisterw[elt].

b) Aber auch die Natur nur derj˖[enige] Theil erkennbar, mit welchen wir unm˖[ittelbar] in Bezug stehen. Also nur die Erde bloß mittelbar auch die andre.

c) Aber die Erk˖[enntniß] der Erde: auch sie wieder setzt ihre Verg˖[angenheit] voraus. – Hier fehlen uns die letzten Glieder in der Erfahrung (doch Belege dafür)

d) Also in Ansehung der Erde wieder in eine hohe Vergang˖[enheit] zurückgen., ja in jener zur Vergang[enheit]. Die Bildung des Einz˖[elnen] = der Bildung des Ganzen. Auch die Erde nicht zumal ihre Vergang˖[enheit] besiegt.

Auch die Erde lag einst der Möglichkeit nach in jenem noch ### Urstoff. Oder die älteste Verg˖[angenheit] der Natur potentielles Leben.

Vielm˖[ehr] der jetzige Zust˖[and] der Erde ### einen frühern voraus, der vergangen gesetzt werden mußte – Kräfte verte.

a) Anfang bei der Creat˖[ur] (Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

b) Die Folge derselben. Hier ins Innre der Materie eingehen. – Man hat uns oft die physik˖[alischen] Worte im Philos˖[ophischen] vorgeworfen. Die Kräfte uralt. Die zwey Electr. – d. geistige Welt zwischen ihnen eig. A3Theorie der beyden El. und d. ###. Das ponderable die äußere Potenz. Constr˖[uction] der Mat˖[erie] so weit die beyden Theorieen ob etwas aus dieser Zeit? So das Urgebirg.

Furchtbarer Ursprung. – Ohne die gr[ö]ßte Widerwärtigkeit kann sich nichts der Art bilden.

Systole und Diastole.

Großer simultaner Prozeß. Aufrichtung der Schichten


Ungeheure Stärke der anz˖[iehenden] Kr˖[aft] die im Obj˖[ect] – also in jedem Theil wirkt, und immer in ihm bleibt. Sie ist nur Eine und wird durch die Zersprengung nicht Viele. In einem Theil aber doch vorzugsweise vor dem andern, daher dieser wieder Centrum, als im andern. Daher verh˖[ält] sich dieser wieder thätig gegen die vorigen. Die Schöpfung sie nicht aufheben, sondern nur zum Fundament, Halt der Entw˖[icklung] machen.

Verh˖[ältniß] von oben und unten. ### ### fort jedes obere zum unteren als anziehend. So der Nordpol gegen den Südpol; die Sonne gegen ihre Planeten. Allg˖[emeine] Spannung. Im untersten der Prozeß am heftigsten. – Jetzt im Mittelpunkt.In einem solchen Verh˖[ältniß] stand auch die Erde.

Die Schöpfung nicht simultan – Ein noch in der Vergang˖[enheit] indeß der andre schon weit in der Gegenwart.

Die Versöhnung – geht zuerst auf und erstreckt sich von da

Die Sterne sind ganz durch blinde Kraft geschaffen (innere Erleuchtung des Geistes) Nur diese Kraft will selbst Ruhe (remissior) und fordert ihr ### Gegentheil die ewige Natur die ihre eigne Wunde hervorbringt, ohne es zu wissen – ein völliges geordnetes Schaffen schon in der ersten Zeit – eben durch den Umtrieb. Aber Remission der Kraft. Durch unwillkührliches (genial.) Schaffen ist das erste – das geordnete ist das zweyte. Ganz ausgearbeitete Geburt. – auseinander wollen und nicht können = Axenbewegung.

Schwere ist Renitenz gegen Erhebung – Potenzirung – da es in seine eigne Ruhe zurückwill. Dies˖[elbe] bleibt auch immer und hat also Schwere 2 Factoren, die ewige Beziehung als das Setzende – die Schwere, das Schwerseyn als Folge.

XXXVIII)Dem Menschen scheint im Denken und Erkennen eine gewisse Vorneigung für das Bejahende, Expansive natürlich; daher es ihm so schwer fällt das Verneinende Einschränkende begreifen. Es würde ihm weit natürlicher dünken, daß alles in der Welt aus lauter Liebe und Güte besteht, wovon er doch bald das Gegentheil gewahr wird. Ein Widerstrebendes dringt sich überall auf, vor dem das Gute oft kaum und mit Mühe zur Wirklichkeit gedeiht. Jedermann fühlt dieß ewige Andre, das so zusagen nicht seyn sollte und doch ist, dieß Krumme das sich dem Geraden, dieß Linke das sich dem Rechten, dieß Finstre das sich dem Licht überall als Gränze entgegenstellt aber es ist nicht leicht einer im Stande auszusprechen.

Wir haben gezeigt, daß dieses Andere nothwendig ist zur Schärfung des Guten selber, das ohne Widerstand nie in’s Wirkende erhöht würde; wir haben angedeutet, wie eben dieses scheinbar feindliche Princip im rechten Verhältniß zum tragenden Medium wird, indem ohne einschränkende Kraft nichts Wirkliches gedacht werden könnte; ja daß die göttliche Natur selbst ohne ein solches ihrem eigentlichen Wesen entgegengesetztes aber ihm ebendarum als Verwirklichungsmittel dienendes Princip nicht bestehen könnte. Die Verbindung eines Höheren mit einem Niederen, das jenem als erste Potenz und gleichsam Wurzel dient, ist die nothwendige Form aller Existenz. Das geistigste Gewächs bedarf einer Erde aus der es wächst; der reinste Wein wirft eine Hefe nieder; scharfer Essig will eine Mutter haben. In höherer Beziehung muß ein jedes Wesen etwas in sich haben das nicht es selbst ist, damit es eben im Gegensatz mit diesem sich selber als es selber erkenne.

So können wir uns denn auch leicht vorstellen, wie die meisten es unbegreiflich finden ja ohne die ausdrückliche Erklärung es nicht einmal verstehen würden, daß wir den unvollkommenen Zustand des Wesens überall als den ersten, vorangehenden, den vollkommenen als den zweyten und folgenden setzen. Denn schon vermöge ihrer Neigung zum Positiven sind fast alle ohne Ausnahme der Meynung, daß wie in der Geschichte des Menschengeschlechts, so auch in der Geschichte des Universum alles vom Vollkommenen ausgegangen, und zum Unvollkommenen fortgeschritten oder vielmehr herabgesunken sey. Und weil sie die Gegenwart nach dem schätzen, was sie für sie ist, nicht aber nach dem, was sie für das Urwesen ist, sind sie überzeugt, daß die Gegenwart ein weit unvollkommener und weniger seliger Zustand sey, als jener vorweltliche, der Schöpfung vorausgegangene.

Wir nun müssen gleich beym Eingang in die Geschichte der Gegenwart uns deutlich von dieser Meynung scheiden. Wir sind überzeugt, daß die Gegenwart in Ansehung des Urwesens ein viel höherer Zustand sey als der vorweltliche, der darum zur Vergangenheit werden konnte: daß die gegenwärtige Zeit zur vergangenen sich in ### als die zweyte Potenz zur ersten verhalte, und daß, um gleich das Bestimmte zu sagen, die Gegenwart die Herrschaft des Geistigen über das Natürliche sey, indeß die Vergangenheit der Zustand ist, wo noch alles auch das Geistige selbst unter der Hülle des Natürlichen beschlossen lag.

Da diese Einsicht in das Verhältniß der Gegenwart der Angel aller wahren Erkenntniß ist, und ohne sie nie ein Anfang der Schöpfung noch weniger diese selbst auch nur von ferne und einigermaßen begriffen werden kann, so muß es unsre erste Angelegenheit seyn, jene Wahrheit gleich von Anfang in das vollkommenste Licht zu setzen.

Schon mit dem Begriff einer Potenzenfolge und einer Entwicklung nach derselben ist der geschichtliche Gang der Wissenschaft als nothwendig gesetzt; schon dadurch würde sich unsre Ansicht von den sogenannten demonstrativen, dogmatischen Systemen hinlänglich unterscheiden, welche entweder mit bloßen Begriffen ohne lebendigem Gegenstand zu thun haben, oder das Lebendige so behandeln wollen, wie das Todte in der Geometrie behandelt wird.

Was sich allein unmittelbar, oder sozusagen a priori d.h. vor aller Geschichte einsehen läßt, ist das, was über aller Entwicklung liegt. Hiezu gehört erstens die Erkenntniß dessen, was das Höchste ist, jener absoluten Einheit von Subjekt und Objekt, des lautersten Wesens; sodann die ihres Gegensatzes, der in seiner Art ebenso absolut ist, wie jene; woraus sich die Anerkennung einer ursprünglichen Zweyheit der Principien als Folge ergibt; und endlich die Einsicht in die ursprüngliche Wesens-Einheit beyder Principien, die aber noch nicht als eine wirkliche, sondern nur im Begriff erkannt wird. Denn sie beruht lediglich auf der Einheit des Subjekts der beyden Entgegengesetzten, oder darauf, daß sie der Entgegensetzung ohnerachtens nothwendig zu Einer und derselben Natur gehören.

Es lassen sich zwar hieraus noch mehrere unmittelbare Folgerungen ziehen, z.B. folgende: wenn das Wesen als Ideales =A, der Gegensatz als Reales =B gesetzt wird, daß im Idealen und Realen nicht zunächst dieses oder jenes, sondern das gemeinschaftliche Wesen beyder =X existirt; daß die beyden Principien schon darum weil sie Principien sind sich nicht als Theile oder Faktoren dieses Urwesens denken lassen, die erst zusammen es ausmachen; daß vielmehr ein jedes von ihnen das ganze Wesen ist, nur in einer besondern Form betrachtet; welches aber ihre Unzertrennlichkeit nicht aufhebt, und die Nothwendigkeit des Einsseyns zwischen ihnen nicht aufhebt: ferner, daß jedes Princip das andre begreift, indem B z.B. an sich zwar Grund von Existenz aber nicht schlechthin, sondern bestimmt Grund der Existenz von A ist; ebenso A zwar das Wesen, aber nicht schlechthin, sondern bestimmt Wesen von B; woraus folgt, daß in A auch B, obwohl nur potentiell, in B A, obschon gleichfalls nur latent, oder unwirksam enthalten ist.

Allein so weit auch diese Folgerungen reichen, so haben wir doch in ihnen noch bloß mit dem Begriff zu thun; sie reichen nicht bis zum Wirklichen; sie sind die nothwendigen Elemente der Construktion aber sie selbst bezeichnen noch keinen Moment der wirklichen Entwicklung.

Diese beginnt nun erst mit der wirklichen Einheit der beyden Principien. Aber das Band derselben kann nicht wieder jenes X seyn, indem ja dieses nur das gemeinsame Subjekt, das erst in der wirklichen Einheit beyder selbst verwirklicht wird, und also das letzte zu verwirklichende ist, das Verwirklichende dieser in der Zweyheit verborgenen Einheit, da also außer X nur noch A und B gegeben sind, so kann nur eines von diesen selber seyn; da aber von diesen wieder nur B das Princip der Wirklichkeit ist, so steht schon ebendarum, weil sie dieß ist, die existentielle Einheit unter der herrschenden Potenz der verneinenden, der einhüllenden, einschränkenden Kraft

IV)hatten doch immer den Vorzug, daß in ihnen eine Natur war wenn auch eine ihrer nicht mächtige; in der anderen dagegen nichts als Unnatur und leere Kunst. In jenem Einen, daß es ein Lebendiges ist, was sich in ihnen entwickelt, mögen unsre Ansichten immer gern mit der theos˖[ophischen] vergleichen lassen Der Gedanke von Naturphilosophie ist Eins mit dem Grundgedanken aller Theosophie, ob ich es gleich bey der ersten Aufstellung desselben nicht wußte. Nie aber werde ich das wissenschaftliche Streben nach einer theilweis gehenden und es zu wirklicher Reflexion bringenden Erkenntniß verläugnen; und auch in dieser Schrift jenen bescheidenen Begriff getreu bleiben, den uns Plato von der Wissenschaft gelehrt.

Dieses also mag hinreichen zur Erklärung, warum die Wissenschaft bis jetzt mehr der Absicht als der That nach Historie ist, auch wie in dem folg˖[enden] Werk nicht sowohl Erzählen als Forschen seyn werden.

Gibt es denn aber für diese Erinnerung nicht wenigstens eine äußere Hülfe? Ist bloß unser eignes Inneres, ist nichts außer uns ein Spiegel jenes Urzustandes, aus dem alles erst in die Gegenwart übergegangen.

Lieblich –

Notizen über Nacht und Chaos in der Urzeit

Begriffe: erster Wille, Lauterkeit, Subjekt/Objekt, zusammenziehender Wille

Sonstiges: Verweis auf V)

Begriffe: Band, Geist, Leibliches, Ringen, Spiel, Anziehen, zwei Kräfte, erster Moment der Selbstanschauung des Selbstbewußtseyns im Ewigen

Inhalt: »es kann aber nicht dabey bleiben«, »Die Lauterkeit dringt auf das Aussprechen«

Sonstiges: Verweise auf VI und VII

Begriffe: Umlauf, Ineinanderbildung, Materie, regellose Geburten, Wahnsinn, Entstehen der höchsten Widerwärtigkeit zwischen Lauterkeit und Gegensatz, Scheidung des Zusammenziehenden (Subjekt) und Objekt, Einheit als Vergangenheit gesetzt, Vater und Sohn

Sonstiges: Verweis auf IX

XLIV)jeden Umlaufs erklärbar scheint.

Es ist aber leicht einzusehen, daß die beyden Principien bey ihrem lebendigen Gegensatz nicht in der Abgezogenheit bleiben können, in der wir sie bisher betrachtet haben. Denn die Ort bestimmende Kraft wird dadurch daß sie der lebendigen, geistigen sich entgegen gesetzt, selbst lebendig und in’s Geistige erhoben. Umgekehrt wird das geistige Wesen dadurch, daß es sich der verneinenden körperlich machenden Kraft entgegensetzt, selbst an’s Körperliche gefesselt und in’s Materielle herabgezogen. Die höhere geistige Thätigkeit wird nämlich in


Durch die Potenzirung wird in dem B des Planeten das locomotorische Pr˖[incip] erregt – gesetzt. Es ist jetzt in sich A=B.

Man kann die Schwerkraft sodann mit dem Nordpol des Magneten vergleichen. Die locomotorische mit dem Südpol. Die Schwere ist die negat˖[ive] K˖[raft] des Magn˖[eten] die aber zuerst allein herrschte alles Übergang: dieses negat˖[ive] Pr˖[incip] bleibt als neg˖[atives], das lokomot˖[orische] wird bloß ausgesetzt, als h[ö]here Potenz. Soweit als dieses siegt, wird die Schwere in Magn. verwandelt, d.i. zu einer h[ö]h[e]rn Potenz (Aktualität) erhoben. (Man k[ö]nnte also schließen, daß bey großer meßlicher Abweichung die Intens˖[ität] des Magn˖[eten] überhaupt geringer sey)

Das locomot˖[orische] Pr˖[incip] ist ein ganz selbstisches Pr˖[incip] der Weltk˖[örper] und die sogen˖[annte] Sehnsucht nach der Sonne ist bloß sekundär.

Denn es sehnt sich B selbst, daß A in ihm gesetzt entw. werde. Da ihm nun die Sonne dazu hilft, so ist es insofern gegen die Sonne gezogen. Allein dieß ist nur so, wie die Pflanze, das Thier auch das Licht sucht. Im übr˖[igen] ist das lokomot˖[orische] Pr˖[incip] in ihm so einheimisch und eigent˖[ümlich] als im Thier.

Auch kann man um jetzt ganz genau zu reden so wenig vom ortbes˖[timmenden] als vom andern Princ˖[ip] sagen, daß es von der Sonne ab, oder der Sonne zuführe. Beyde thun beydes. In bezug auf die Sonne also keines von beyden weder centrip˖[etal] noch centrif[ugal].

In der größten Sonnennähe ist allerd˖[ings] das locomot˖[orische] Pr˖[incip] am meisten actuirt, allein es ist doch nicht dieses, was die Erde wieder von der Sonne ablenkt, es ist die Ort bes˖[timmende] Kraft, welche in dem Augenbl˖[ick] kräftiger erwacht daher auch das Beschleunigende der Bewegung wird. In der größten Sonnenferne hat das locotenente Princ˖[ip] die größte Wirks˖[amkeit], aber eben darum erwacht hier das locomotive, und führt es der Sonne wieder zu. (In so fern wäre also doch dieß das centripetale. sed vid. ad marg.

NB. NB.Überhaupt B keine abs˖[olute] Negation von locomotiv. – noch A von Ruhe.

Die Art wie beyde verbunden sind betreffend, so eig˖[entlich] das Pos˖[itive] und Neg˖[ative] in nichts abs˖[olut] getrennt; überall beydes; aber im Großen und Ganzen doch geschieden, so daß B nach zwey Richtungen getr˖[ennt] ist, wo in der einen das locotenente in der andern das locomot˖[orische] Pr˖[incip] relativ auf das andre vorherrscht.

Relativ denn das locotenente Pr˖[incip] – die Schwere – bleibt sich überall dieselbe, und ist auch für sich betr˖[achtet] nur Schwere; bloß im Gegens˖[atz] mit dem locomot˖[orischen] ist es =-M. Nur dieß in einer Richtung leb. erregt als in der andern. Aber das lokotenente =B ist ja auch ein positives Seyendes. Wo also das positive Princ˖[ip] weniger erregt, d.h. beziehungsweise negativ gesetzt ist, da ist im Gegentheil das negative posit˖[iv] gesetzt dorthin also die gr[ö]ßte Selbst[ä]ndigk[eit]. Wo hingegen das locomot˖[orische] überw˖[iegt] wird das locoten˖[ente] leidender erscheinen – (Wasser); hier ist das Pos˖[itive] positiver, das Neg˖[ative] negativer gesetzt. Nordpol und Südpol.

Also nordmagn˖[etische] Kraft die positiv ges˖[etzt] Schwere. Die Schwere dagegen die nordmagnetische Kraft nicht actuell gesetzt.

Wer je das leb˖[endige] Zucken der Magnetnadel gesehen, der wird das Daseyn zweyer Kr˖[äfte] und zwar solcher zweyer, die in dem von uns beschr˖[iebenen] Verh˖[ältniß] stehen, nicht abläugnen können. Offenb˖[ar] ist hier eine Kraft die trag. der andern, eine die schon im Besitz ist, und eine andre die sie verdrängen will. Ohne zwey gegens˖[ätzliche] völlig unabh˖[ängige] Kräfte, deren jede ihre eigen Wurzel hat, ist die Bewegung der Magnetnadel nicht zu begreifen.

Da nun abwechselndes Steigen und Fallen des locomot˖[orischen] Pr˖[incips] stattfindet, so dieses sich ausdrücken in der Beweg˖[ung] der Magn[et]nadel. Da der Norden die eine Kraft ist, so muß wenn diese überwiegt, die Richtung nach Norden nicht strengstens vorwalten. So auch zur Zeit des Apheliums, wo die Nadel regelm˖[äßig] zum Pol zurückgeht. Wird das Positive im Negat˖[iven] so erhöht, daß es s˖[elbst] lokomotorisch wird (das höchste Leben) so folgt die Nadel der expans˖[iven], positiv nach außen gehenden Bew˖[egung] – Sie weicht östlich ab. Wenn hingegen das Positive im Neg˖[ativen] verschwindet, und in dem Verh˖[ältniß] als dieses selber negativ d.i. leidend gesetzt wird, in dem Verh˖[ältniß] wird sich die locomot˖[orische] Kraft gegen Norden erstrecken die nördliche verdrängen, sie negativ setzen, d.h. ihr die negat˖[ive] Bewegung, die Bewegung gegen Westen geben.

Hiemit übereinstimmender jährlicher Gang der Magnetnadel nach Cassini: Diese kann man nicht in Übereinst˖[immung] und Verh˖[ältniß] bringen mit den vier Jahresz˖[eiten], sondern nur mit dem Perih˖[elium] – d. einzige positiv. R. der Nadel ist in der Ann[ä]herung zum Aphel˖[ium] negat˖[iv] in der Entf˖[ernung] von diesem – in der Ann[ä]herung zum Perih˖[elium] – so wie in der Entf˖[ernung] von diesem. Es ist nicht zu erwarten daß dieß in der großen östlichen Periode sich umändern werde. Verh˖[ältniß]mäßig immer gegen Westen in dem nämlichen Theil des Jahres oder vielm˖[ehr] bey den nämlichen Ständen der Entf˖[ernung] und der Ann[ä]herung von der Sonne. Übrigens ist ja auch im Perih˖[elium] die Bewegung der Erde beschleunigt; am schnellsten also im October. Das leztere ist nun zwar nicht der Fall. Aber man darf nur annehmen, daß es sich an der Magnetnadel früher zeigt, wie am Barom[eter]. Witterungsveränderungen – Lokalitäten dabey, weil in jeder Richtung der Erde und bes. Magnet. auch da nicht gleich.

Aber das Übergew˖[icht] des westlichen in jedem Jahr deutet eben das abs˖[olute] Überg˖[ewicht] des positiven, lokomot˖[orischen] an, was ja schon daraus erhellt, daß die Erde von der Linken zur Rechten geht. Wenn die lokotenente selber positiver wird, so gewinnt diese soviel als für die lokomotive verloren geht, d.h. es kann dadurch kein Untersch˖[ied] in der Schnelligkeit der Bewegung entstehen, obgleich die jährliche Retardation bey Vorrückung der Nachtgl˖[eiche] stattfindet, die aber in h[ö]hren Verh˖[ältniß] ihren Grund hat. Im Verh˖[ältniß] der noch stattfindenden Indiff˖[erenz] der Erde blieb es zwar mit dem damals allg˖[emein] herrsch˖[enden] Nordpol gegen die Sonne gekehrt, so daß sie ihr unstreitig nur eine Seite zukehrte. Vielleicht ist der Ursprung der Metalle gleichzeitig mit dem, wo die Erde wirklich in sich selbständig wurde, und nun fing sie an, sich ihre Stellung gegen die Sonne selbst zu bestimmen, die stets gleiche Axe zu behaupten, und demnach bald den Nord- bald den Südpol gegen die Sonne zu neigen. – Jahreszeiten.

Zusammenketten der Jahreszeiten mit Aphel˖[ium] und Perihel[ium].

In dem Augenblick, wo die Erde am entferntesten von der Sonne ist, also das B oder negative Pr˖[incip] in größter Wirkung, fängt sie an wieder ihren südlichen d.h. positiven Pol gegen die Sonne zu richten, also das positive was das negative angen˖[ommen] hatte wieder auszulöschen. Umgekehrt nach der größten Sonnennähe, wo das positive oder locomot˖[orische] Princ˖[ip] am stärkksten ist, fängt sie nicht nur an, wieder sich im Ganzen von der Sonne zu entfernen, sondern auch ihren Südpol ab, den Nordpol dagegen der Sonne zuzuwenden, um ihn wieder in positiven Zustand zu versetzen...

Übrigens aber werde man sich irren, wenn man die jetzige Bew˖[egung] der Erde als von Anfang an bestanden glaubte. Auch sie ist noch geschichtlich in ihrer allmäligen Ausbildung zu erforschen.

Und da sie unstreitig parallel ging mit der innern Ausbildung der Erde, so nicht getr˖[ennt] von dieser. Diese aber auch nicht von jener. (Mangel bish˖[eriger] Geologie) Und hier denn also zur Geschichte der Bildung der Erde. Allgemeines woraus auch das von Steffens. Die Geschichte der Entwicklungen (nach dem Entwurf auf Velur sub. 8)

VIII)sofern kann man jenes Etwas-Werden des Nichts als ein Sinken oder Fallen desselben ansehen doch sinkt es bloß in Bezug auf das was ihm das Seyn ist (in Bezug auf a=b) nicht schlechthin. Vergleicht man vielmehr das lautere Nichts mit dem, welches das Etwas ist (X mit €\frac{a=b}{X}€) so steht das letzte offenbar über dem ersten, und der ganze Prozeß (des Subject-Object Werdens) ist für das Nichts im Ganzen eine Erhebung in’s Seyende. Im ersten Moment war es also, aber es war – Etwas, dieß ist das Ohngefähre (nicht Gewollte) was ihm dabey begegnete. Diesem also widersprach die Natur des Nichts. Einmal seyend wollte es doch nur seyn als das was es ist, als das Nichts. Dahin zielte die ganze von 1 in 3 fortschreitende Zeugung, nämlich sich als das Nichts ganz zu erheben in’s Seyende, oder eben als das Nichts sich zu verwirklichen. Nun ist ihm dieß im dritten (a3) gewissermaßen gelungen. Das Ganze nämlich ist jetzt = €\frac{a^2 = a=b}{X}€. Jetzt hat es (X) sich als Nichts (als a3), als weder Seyendes noch nicht Seyendes. Es ist aus dem Etwas wieder in’s Nichts gelangt, aus dem Unterschied wieder in Gleichgültigkeit.

Denselben Weg gehet alles Leben. Denn weil alles Wirkliche ein aus dem Nichts in’s Seyende erhobenes ist, so ist alles Seyn sich sich selbst unleidlich bis es wieder zur Gleichgültigkeit gekommen, und der Proceß des Lebens in seiner größten Weite gehet doch nur dahin, daß in der höchsten Entfaltung alles wieder dem Nichts gleich und wie von dem Nichts gefaßt erscheine.

Insoweit also hat jetzt der Ungrund sich als das Nichts. Also, möchte man denken, kann er die Stufen wieder hinter sich abwerfen, über die er empor gestiegen ist, (so daß nur der Ungrund und das Dritte blieben). Aber eben dieß ist unmöglich. Das Dritte kann nur seyn, wenn das Erste und das Zweyte ist, auch das Dritte ist was es ist nur durch seine Zahl, hörte das Erste auf zu seyn, so sänken das Zweyte und das Dritte miteinander in’s Nichts.

Eben hieraus wird nun aber offenbar, daß keines von den dreyen für sich dem Ungrund gleich, daß sie nur alle zusammen dem Nichts gleich, also das ganze Wesen =X sind. Nun will aber der Ungrund eben als das Nichts seyn. Denn dieß war die Absicht der ganzen in 3 fortschreitenden Zeugung, da es ohne sein Wollen und Denken Etwas geworden, sich in’s Nichts wiederherzustellen. Also kann nun der Ungrund nichts anders wollen, als sich zumal und gleichsam mit einem Schlag als das Ganze zu setzen, also die drey Potenzen zum Zumalseyn (zur Simultaneität) zu bringen.

Aber eben dieß ist unmöglich. Also erhebt sich unmittelbar so wie der Proceß in die dritte Zahl fortgeschritten, der heftigste Streit, der (um ihn aufs Kürzeste auszudrücken) daß keine ohne die andre und doch auch keine mit der andern seyn kann. Keine ohne die andre, alle fodern sich gegenseitig. Denn dem Nichts eben weil es dieß ist, ist ist unmöglich die erste zu seyn, ohne die zweyte zu seyn, und unmöglich, die beyden ohne die dritte zu seyn. Aber auch die dritte, wie soeben gezeigt worden, kann es nur seyn, inwiefern es die beyden ersten ist. Jede für sich also und gerade dadurch, daß sie die Oberhand hätte, müßte zu Grunde gehen. Nur gegenseitig erhalten sie sich. Und doch können sie auch nicht mit einander seyn, denn jede ist das was sie ist nur durch ihre Zahl, d.h. dadurch daß sie der andern vorhergeht oder folgt. Indem also der Ungrund sie zusammenzufassen suchen muß, weil er keine, weil also auch keine gleichwohl seyn kann ohne die andre, dem aber ihre besondere Natur widerstrebt, so kann nichts anderes geschehen, als daß sie auf solche Art in Eins geschlossen sich gegenseitig treiben und immer die eine der andern ausweicht, also eine Art von umdrehender Bewegung entsteht, da jede für einen Augenblick die Oberhand hat, aber weil sie in diesem Zustand (für sich) nicht bestehen kann, augenblicklich wieder der andern weicht, welche gleichfalls wenn sie allein wäre dem Untergang ausgesetzt wäre, also unmittelbar wieder dem andern Platz macht. So ist also das ganze Leben dieser ersten nothwendigen Potenzen ein Streit, dessen Eigenes eben dieß ist, daß jede nur in diesem Streit ihr Daseyn erhält, weil sie nicht ohne die andern, mit ihnen aber nur im Streit leben kann, da abwechselnd die eine obsiegt die andre erliegt, um immer neu zu erstehen und wieder unterzuliegen; ein Leben also, das kein Leben zu nennen ist, weil es selbst nur durch beständig abwechselndes Leben und Sterben sich erhalten kann.

So bleibt also dieses Wesen, in dem sich das Nichts verwirlichen will, gleichsam immer vor der Pforte der Wirklichkeit stehen, ohne wirklich hereinzutreten.

IIImich mit diesem Ganzen lange genug beschäftigt und auch jeden Theil sorgfältigst und bis in’s Einzelste ausführen mich bemüht: so leuchtet doch von selbst ein, daß nur der Fleiß auf einanderfolgender Zeiten alle Theile ganz auszubilden und mit dem vollen Leben, dessen sie fähig sind, auszustatten vermöge. Wenn einst der höchsten Wissenschaft zu theil wird, dessen untergeordnete schon länger sich erfreuen, daß die Pfleger und Bearbeiter über den allgemeinen Umriß einverstanden sind, dann erst wird es möglich seyn, abzutheilen und der Ausbildung des Einzelnen im Geist des Ganzen ungestörten Fleiß zu weihen. Vorerst beabsichten wir nichts, als die Folge, das allgemeine System der Zeiten zu geben, das Gesetz der Bewegung, gleichsam die ewigen Zahlen jener großen Fortschreitung, in die alles eingeschlossen ist.

Es versteht sich von selbst, daß in einer solchen urkundlichen Untersuchung nicht irgend ein willkührlicher Anfang oder Ausgangspunct zu nehmen ist, wie diejenigen verlangen, die in der Wissenschaftsforschung nur ihrer Neigung folgen, und darum was ihnen am meisten angelegen ist, oder das höchste dünkt, gleich voransetzen in der Meynung, alles müsse sich nach dieser richten, wodurch sie aber nichts wahrhaft gewinnen, sondern nur aller Mittel der Entwicklung sich selbst berauben. Die Frage ist nicht, was nach unsrer Meynung oder Schätzung, sondern was der Natur der Sache nach das Erste ist. Nichts von dem Wirklichen darf stehen bleiben, das ganze Gebäude der Zeiten müssen wir in Gedanken abtragen um den Grund zu entblößen auf den alles errichtet ist. Wir müssen zurück bis an die Gränze, da sich zuerst Etwas von Nichts, Seyn von Nichtseyn scheidet, zuerst etwas in’s Seyn tritt.

Denn überhaupt nichts dürfen wir so gradezu und eh’ wir’s denken als seyend setzen. Zwar ist es gewöhnlich, von Einem (Gott) zu sagen: er sey seinem Begriff nach seyend, oder Gott könne gar nicht anders gedacht werden, als seyend. Damit ist allerdings ausgesprochen, Gott inwiefern Gott, sey nothwendig seyend. Aber dieser Satz ist ja nur bedingt, nämlich: Wenn das was Gott ist Gott ist, muß es seyend seyn, anders als seyend ist es nicht Gott. Aber ist es denn nothwendig Gott, d.h. Ist Gott nothwendig? Dieß war ja eben das bewiesen werden sollte. Der Begriff: seyend, ist nothwendig ververbunden mit dem Begriff Gott (dadurch unterscheidet er sich allerdings von jedem andern, denn z.B. für den Begriff des Menschen oder einer geometrischen Figur oder irgendeines andern Seyenden erscheint es als gleichgültig zu setzen, daß es sey oder daß es nicht sey; weder durch das eine noch durch das andre wird der Begriff aufgehoben, nehmen wir aber vom Begriff Gottes den Begriff: seyend hinweg, so wird nicht das Seyn bloß wie bey den andern, sondern es wird auch der Begriff aufgehoben). Also der Begriff seyend ist nothwendig verbunden mit dem Begriff: Gott aber nicht nothwendig mit dem Begriff dessen, was Gott ist, nur wenn es als solches auch seyend ist. Und so wird es denn grade darum, weil Gott seinem Begriffe nach seyend ist, immer bey dem bleiben, was von jeher angenommen worden, daß Gott als solcher, nicht Gegenstand eines unmittelbaren Wissens, sondern nur der Wissenschaft sey. Dieß war ja sogar die Meynung jener allein öffentlich geduldeten Metaphysik, wenn sie von Beweisen des Daseyns Gottes sprach; so wie an der Nothwendigkeit einer Vermittelung dieser Erkenntniß von den letzten Verortungen aller Begriffe überhaupt niemand gezweifelt.

Wir dürfen nichts als seyend voraussetzen. Aber was läßt sich denn jenseits alles Seyenden, und demnach vor und außer allem Seyn denken? Nun zunächst eben das bloße, nackte Subject des Seyns, das nicht seyend, sondern das Seyende selbst (αὐτὸ τὸ ὌΝ) ist, das Wesen inwiefern das Seyn ganz in es selbst zurückgenommen ist oder das Wesen, das kein andres Seyn hat, als eben das des Wesens oder Subjects selbst. Denn wir können das lautere, Subject, zwar nicht gerade als seyend, aber doch auch nicht als schlechthin nichtseyend, als eine Verneinung alles Seyns denken, sondern nur, daß es sich selbst das Seyn ist, (est ipse suum esse). Es hat also ein Seyn, nämlich eben das seiner selbst als Subjects und hat es auch nicht, nämlich als ein von sich weggebrachtes, ihm als Subject entgegenstehendes, d.h. als eines das es hat. Es hat das Seyn, vorerst wenigstens, nämlich in seiner Lauterkeit, nur sofern es dasselbe nicht hat sofern es ihm nicht Gegenstand ist. Bleibt es lautres Subject, so hat es ein Seyn, aber das es nicht ergründet, nicht erkundet, nicht weiß, nicht sich anzieht noch sich selbst zum Vorwurf macht; ein Seyn mit einem Wort, das Es selbst ist.

Nun haben wir doch dieses Subject gesetzt als weder seyend noch nichtseyend. Die Bedeutung des: nicht in dem Satz: es ist nicht seyend, hatte die bloße Bedeutung einer Beraubung nicht aber einer Verneinung, d.h. es hob nicht die Möglichkeit auf. Wollten wir aber den Satz so verstehen, daß es nicht nur nicht seyend sey, sondern auch – seyend nicht seyn könne so würden wir es zum ganz und gar Nichtseyenden machen. Also wir müssen dieses lautere Subject zwar setzen, als nicht seyend, aber das doch seyend seyn kann. Wodurch anders, als daß es eben dieses Seyn, das das Seyn seiner selbst als Subjects ist, gewahr wird, sich selbst anzieht, sich zum Vorwurf macht. Denn wodurch sollte doch dieses lautre Subject verhindert werden, in sich selbst zu gehen, das Seyn in sich zu finden erkunden, sofort es und damit sich selbst zu nehmen, sich sich selbst in diesem Seyn zu nehmen, und so als Eines und dasselbe Anziehendes und Angezogenes (Subject und Object) von sich selbst zu seyn?

Jenes lautre Subject ist also das aus und von sich selbst seyend seyn Könnende; es ist eine Freyheit, sich sich selbst anzuziehen, sich selber zu wollen, sich selbst zu erkunden oder zu wissen, sich zum Vorwurf seiner selbst zu machen; es ist mit einem Wort lauteres, unbedingtes Ich; und dieses: sich seiner selbst annehmen können, ist ein bejahender Begriff; bey dem müssen wir anfangen. Das erste, das sich vom Nichts scheidet ist das sich sich selbst zum Vorwurf macht. Ein Wesen das sich seiner selbst nicht annimmt ist als wäre es nicht. Ein Wesen das sich seiner selbst nicht annehmen kann ist nichts und bleibt in dem Nichts und unterscheidet sich nicht von dem Nichts. Es ist so zu reden gleich viel, was das Erste seyn möchte; weil es das Erste und bloß darum weil es das Erste ist, ist es, das sich seiner selbst annimmt. Richtiger aber würden wir gleich sagen: es ist gar Nichts etwas unabhängig von seiner Zahl, das Erste ist was es ist nur dadurch daß es das Erste ist. Es kann an dieser Stelle nichts anderes seyn, als das sich sich selbst anziehen kann.

Nun ist damit nicht gesagt, daß nichts anderes außer ihm seyn könne, es ist nur gesagt, daß an dieser Stelle nichts andres seyn möge. Aber an der zweyten Stelle, d.h. nachdem die erste genommen, kann gar wohl ein anderes seyn, aber auch nur Eines, nämlich was der gerade Gegensatz des Ersten ist; also, da dieses absolutes Ich, nur was absolutes Nicht-Ich ist, d.h. das sich seiner selbst anzunehmen, sich sich selbst anzuziehen, sich selber zu wollen schlechthin Unvermögende; das nie und nimmer sich nehmen, also des Gegensatzes wegen, nur sich geben Könnende; das niemals für sich, (als Vorwurf seiner selbst), also nur für ein anderes seyn Mögende, das gleichsam nothwendig Gegenständliche (objective); das, wenn es Ist, nicht durch Übergang von Können zu Seyn (a potentia ad actum), demnach als das seyn Könnende und darum an sich nicht Seyende, Ist, sondern nur als das seyn Müssende seiner Natur nach seyende (actus purus) und in dem gar nichts von Können, oder nicht Seyn ist, seyn kann; ähnlich jener seltenen aber doch auch in Menschen nicht unerhörten Lauterkeit der Liebe, die schlechterdings nicht widerstehen, noch sich versagen kann, sondern so wie sie aufgefodert ist, oder das findet, dem sie sich gebe durch die Nothwendigkeit ihrer Natur überfließt.

Die weniger Besonnenen möchten nun meynen, eben weil das seyn Müssende, sey es nothwendig auch gleich und uranfänglich seyend. Aber eben weil das seyn Müssende ist in ihm ja keine Kraft des eignen Seyns. Es sucht nicht das Seine, und kann darum auch von sich selbst nicht seyend seyn. Sollte es sich selbst verwirklichen, so müßte es erst aus dem lautern Seyn (ex actu puro) das es ist in’s Können (in potentiam) zurücktreten, was unmöglich ist; denn es ist das nimmer zurück, nur grad vorwärts, nicht auf sich, sondern von sich selbst weg Gehende. Es ist nichts als ein lautrer Wille sich zu geben, mitzutheilen, aber eben darum kann es nicht seyn, es sey denn Eins, dem es sich gebe, d.h. das ihm sich zum Gegenstande gemacht und gegen das es selbst also Subject sey. Aber ein solches ist ursprünglich nicht; der Ort des Subjects ist genommen durch das seyn Könnende, also ist es (das seyn Müssende) noch weiter entfernt vom Seyn, als selbst dieses, das doch wenigstens eine Freyheit ist, zu seyn und auch nicht zu seyn, ein Seyn anzunehmen oder nicht anzunehmen. Gleichwie wir also in dieser ganzen Sphäre mit nichts zu thun haben, das seyend wäre (im eigenschaftlichen Sinne nämlich), so ist auch das seyn Müssende nie das seyn Könnende, ja wenn man so sagen dürfte in noch höherem Grade ein nicht seyendes.

Aber – nicht um zu seyn, sondern um auch nur das zu seyn was es ist, setzte es das voraus, das die Macht ist zu seyn. Denn das Erste ist dadurch, daß es das seyn Könnende (=Ich) ist das Seyende selbst, das Selbst oder Subject des Seyns selber; das andere aber, als das völlig selbstlos ist, kann was es ist nur seyn nach jenem und setzt dieses als sein Vorgängliches (Prius) voraus. Denn das Erste ist ihm das Können oder das Selbst; darum allein ist es selbst frey von allem Können, und kann das seyn Müssende seyn. Denn ohne alles Können, da es auch nicht seyend ist, wäre es nichts. Das Erste nimmt also gleichsam für es das Können auf sich, dieses allein macht ihm möglich, lautres Seyn, ohne alles Können, (actus purus) zu seyn, und entbindet es aller Selbstheit. Also setzt es nicht im Seyn (wovon wir bis jetzt absehen) sondern schon im bloßen Begriff, bloß als das was es ist, das Erste voraus.

*) Das Erste hat kein Seyn, als den Begriff; kein Seyn als daß es Subject ist.
Das Zweyte hat keinen andern Begriff, als den: das Seyn zu seyn.
Das Dritte hat weder ein anderes Seyn, als den Begriff oder daß es Subj[ect] ist, noch einen andern Begriff als eben den: das Seyn zu seyn. Darum bedarf es sie zu setzen nichts außer dem lautern Denken.
*) Um das Verhältniß beyder dialektisch noch genauer zu bestimmen, sey folgendes bemerkt. Jenes Erste ist ein lauteres Ich, wo das Seyn im Wesen oder Subject aufgeht, oder das kein andres Seyn hat, als eben das seiner selbst, als Subjects. Das andre ist, in dem das Wesen oder Subject im Seyn untergeht, d.h. das kein ander Wesen hat als das Seyn selbst. Statt Subject können wir auch Begriff setzen und demnach sagen, das Erste sey das kein andres Seyn hat als das seines Begriffs (da es das Seyende selbst ist); das andre sey

IIIdas Einzelne will hier nichts seyn, nur das Ganze als Ganzes ist etwas, und wie im großen Lauf der Natur, alles nur von Ort und Zeit Eigenthümlichkeit und Bedeutung hat. Das Einzelne, hinweggerückt aus seiner Stelle, aus diesem Moment verliert in der Wissenschaft allen Sinn und ist also weder wahr noch falsch. Das ist die Art ächter Wissenschaft, daß nur entweder das Ganze oder nichts verstanden werden kann. Sodann erinnre dich an die Natur alles Geschehens, wie alles im Dunkel anfängt, da man nicht weiß, wo es hinaus und was sich darinn offenbaren will, daß das Vorhergehende meist nur durch lange nachher Folgendes, der Anfang nur durch das Ende vollkommen verständlich wird, und alles sich gegenseitig bedingt, daß im Fortgang jeder lebendigen Bewegung Widerstand und entgegenstrebende Dunkelheit nothwendig sind, daß sie aber weit entfernt den Fortschritt aufzuhalten nur zur Überwindung und zur größeren Verherrlichung des Lebens dienen; daß nur der den vollkommnen Genuß des Lebens hat, der es durchgekämpft, nicht der feig beym ersten Anblick sich von dem Widerstand gewendet. Das ist die Natur alles Geschehens. Ich kenne wohl die Vorstellungen, durch die ein großer Theil in dieser Sache gehindert ist, aber ich vermag nicht sogleich sie auf der Stelle zu heben, und jenen Zweifelsknoten zu lösen. Nur durch allmälige, aber ungestörte, Entwicklung kann der Geist aus Dunkel in’s Licht erhoben und die Finsterniß selbst in ihm in Klarheit verwandelt werden. Dieses, die Ungestörtheit der Entwicklung zu sichern, die zu jeder wie viel mehr zu geistiger Lebensannahme unumgänglich erfoderlich ist, war wohl der Hauptgrund jenes in der ersten bekannten Schule der Philosophie den Lehrlingen auferlegten langwierigen Stillschweigens. Wer verstehen will muß sich erst hingeben; also jenes pythagorische Schweigen, das in der Öffentlichkeit der Wissenschaft nicht mehr durch den Lehrenden gehandhabt werden kann, sich freywillig auferlegen, was sogar die gemeine Klugheit empfiehlt. Erst schweigen und dann reden bringt Ehre; erst reden und dann schweigen müssen Unehre.

Potenzenlehre

Begriffe: +A0, -A; drei Willen: der bloß Können ist, der bloß Wollen ist und Einheit: +A

Sonstiges: rechts abgeschnitten

Begriffe: +A0, das Überschwengliche, als die ewige Freyheit seyende, lauterer Geist

Fortführung Potenzenlehre

Fortführung Potenzenlehre

Begriffe: reines Können, reines Seyn (+A)

Inhalt: »was schlechterdings nichts voraussetzt«

Begriffe: A0, -A, +A

Inhalt: »Nach Ableitung der 3 Begriffe dann: daß jedes (z.B. -A) auch das Seyende«

Begriffe: das Seyende selbst

Auflistung (endet mit 14.)

Begriffe: Seyn Können, Freyheit, die nicht frey ist (reduplicative), +A

Auflistung

Begriffe: 1. Anfang der Zeit, die sich selbst nehmende Ewigkeit, lautere Freyheit

Fortsetzung Auflistung (weiter mit 5.

Begriffe: zufällig, Gesetz

Inhalt: »laß Dich nicht gelüsten nach dem Seyn«, »Gelangen zum Bewußtseyn seiner selbst als alles«

Fortsetzung Auflistung (weiter mit 12). Neuer »allererster« Anfang 1-5.

Potenzenlehre

Begriffe: (A0)1,2,3

Inhalt: »Ded. d. Nothwendigkeit der 3.«

Begriffe: Wissen, Seyn, unfürdenklich

Begriffe: Anfang, Freyheit zu seyn, A0, A=B

Potenzenlehre

Begriffe: A2, A3

Inhalt: »In jeder möglichen Rede wird dasjenige vorausgesetzt, wovon sie redet, oder das Subject«

Begriffe: das Erste, Freyheit zu seyn

Genannte Personen: Thales

Gestrichene Unterscheidung von drei Aspekten der Freyheit, Übergang in 4

Fortsetzung Potenenlehre

Titelblatt

Inhalt: »Trinitätslehre«, »Verhältniß zwischen Mythologie und Offenbarung«

Liste mit Einrichtungsgegenständen

Lateinübungen von Paul (oder Fritz?)

Genannte Orte: Erlangen, Nürtingen, Stuttgart

Sonstiges: 1823 oder später

Überlegungen zu Mono- und Polytheismus etc. bis 50v

Genannte Literatur: Diogenes Laertios über Pyrrhon IX § 65

XXIII)am Schluß dieser Beschreibung aber will es sich ziemen, uns umzusehen, wo, in Ansehung der Zeit, wir uns jetzt befinden. Dieß wird nicht besser geschehen können, als indem wir die ganze Genealogie des jetzt eingetretenen Zustands in einem Überblick, wie es erst jetzt möglich ist, darstellen. Denn wir konnten nur dem Gang der allmäligen Offenbarung und Enthüllung folgen, die Offenbarung fängt aber nicht in dem an, das geoffenbart werden soll, sondern im Äußeren; also konnten auch wir im Wissen nur von außen nach innen gelangen, und erst im Fortschritt schloß sich uns der Blick in die älteste Vergangenheit auf.

Das also, was wir vor allem Werden allein setzen können, ist, ein Seyendes und zwar das als solches sey – und damit es habe, wogegen es seyend werde, ein andres (uns erschien es als erstes) Seyendes was ihm zum Seyn werden könne, über beyden eine Einheit oder eines, das ihr Band ist. Diese drey, an sich oder dem Wesen nach sich völlig gleich und Eine Lauterkeit.

Dem angenommenen Verhältniß nach sollte das eine gleich gegen das andere zum Seyn (-A), dieses gegen jenes zum Seyenden (+A), beyde wieder gegen ihr gemeinsames Eins zum Seyn werden. Dieses Verhältniß kann aber nicht seyn, weil nichts gleich zuerst nicht Seyendes seyn kann. Also dieses Verhältniß, diese Einheit war gleich nur die seyn sollende, also die zukünftige.

Welches Verhältniß blieb daher allein übrig, anzunehmen als vor allem Werden seyend?

Kein anderes, als da eins das andere deckte, da alles nur Eine unnahbare Lauterkeit war, in der sich nichts unterscheiden ließ.

Dieses Verhältniß kann aber keinen Augenblick existirend gedacht werden, ohne einem anderen Platz zu machen. Hier ist die Ewigkeit einem Punct gleich, man mag darauf sehen, daß Anfang und Ende, oder darauf, daß Mittelpunct und Umkreis in Eins zusammenfallen.

Das ist die Ewigkeit die nie zur Zeit wird, weil sie keine Dauer hat; sie ist die ewige Vergangenheit, d.h. die nie seyend war sondern ewig war als die nämlich, die so wie sie nur gesetzt ist zur Vergangenheit wird.Wohl zu unterscheiden von der Einheit die seyn sollte. Diese wird nie zur Vergang[enheit].

Diese also könnten wir auch die überzeitliche Ewigkeit auch die Überewigkeit nennen, die eben darum nie (nullo tempore) ist, immer nur von Ewigk˖[eit] (nullo non temp[ore]) war.

Denn das erste Seyende, das nichts vor sich hat kann keinen Augenblick in seiner Überwirklichkeit bleiben, sondern geht nothwendig sogleich in Selbstwirkung und eigenes Leben über.

Hier, von Ewigkeit also, fängt jene schwer beschreibliche Bewegung an, die weil eine Rotation, also Anfang und Endlos, auch eine Ewigkeit ist, nicht wirkliche Zeit sondern die nur Zeit werden will, ohne dahin gelangen zu können.

Von dieser Ewigkeit reden wir also wenn wir sagen, irgendetwas sey von Ewigkeit gewesen. Denn ihr Anfang ist ein ewiger, auf den nie jemand kommen kann.

Diese Ewigkeit können wir auch die vorzeitliche Ewigkeit nennen.

Sie wird zur Zeit, lediglich dadurch daß sie als Vergangenheit gesetzt wird, welches nur durch ein Höheres und im Verhältniß zu diesem geschehen kann.

In ihrem Versinken als Ewigkeit, in ihrem zur-Vergangenheit-Werden ist der Anfang aller Zeit.

Das was nun entsteht und an die Stelle jener Vergangenheit als Gegenwart eintritt, was ist es?

Es ist die Ewigkeit, die immer nur seyn sollte, nie wirklich war*)*) Nein! Es ist doch nur ein Bild der Ewigkeit, die seyn sollte.; die gleich ### dem Anfang nur zukünftige Ewigkeit. Es ist diese, so weit sie nach einmal eingetretener Zweyung seyn kann. Aber eben diese Zweyung ist die Bedingung ihrer Verwirklichung. Es ist also die verwirklichte, oder nun in die Wirklichkeit eingetretne Ewigkeit.

Wir können sie auch die zeitliche Ewigkeit nennen, als die das, was Zeit ist (wenigstens dem Willen nach) nicht ausschließt, sondern bewältigt, überwunden, als Vergangenheit in sich trägt.

Also schritt die bis jetzt beschriebene Bewegung eigentlich durch drey Zeiten fort, nun ist zu bemerken, daß die Zeiten sich hier selbst als Ewigkeiten (Äonen) verhalten.

Die erste Ewigkeit ist die ewige Vergangenheit, die nie seyend war, also auch nicht zur Vergangenheit der Zeit wird.

Die zweyte ist, die ewig vorausgesetzte, die aber zur Vergangenheit also zur Zeit wird im Moment des großen Gerichts oder der großen Entscheidung.

Die dritte ist, in die alles eingeht und in der alles zu Bestand kommt. Diese ist’s, in der wir jetzt angekommen sind.

Es ist die Ewigkeit, in welcher man sich Gott unmittelbar vor der Entscheidung zur Welt-Schöpfung denkt. (Denn das All oder die ewige Natur ist überweltlich). Im gewöhnlichen Begriff heißt alles, was vor der Welt ist Ewigkeit. Aber wie Nebel am Himmel, die dem gewöhnlichen Aug als bloße Nebelschimmer sich darstellen, dem bewaffneten sich in einzelne Lichter zersetzen: so löst sich jener dunkle Begriff der überweltlichen Ewigkeit der tieferen Betrachtung in eine Folge von Ewigkeiten auf, die nicht in sich, aber im Verhältniß zu andern Ewigkeiten Zeiten heißen können.

Weitere Überlegungen zu Zeit und Bewegung

Fortsetzung

Mythologie/Offenbarung: Potenzenlehre

Begriffe: -A, +A, +-A; Gott, Rotation, Chaos, über 7

Fortsetzung über 7

Begriffe: Schöpfung, actus purus, Substanz/hypokeimenon

Fortsetzung Potenzenlehre

Begriffe: -A, A0, Vater, Sohn, Geist

Inhalt: »Vor 7 ist bloße abs. Persönlichkeit gesetzt« »d.h. Natur«

Fortsetzung Potenzenlehre

Potenzenlehre

Begriffe: Nichts, Etwas, Können, Müssen, Sollen

Fortsetzung

Potenzenlehre

Begriffe: Pantheismus

Genannte Personen: Parmenides

Fortsetzung bis 61v

Begriffe: Einheit in 7, -+A

Auflistung 1-14 mit Trinitätsüberlegungen

Inhalt: »Man kann 7 als Theog. betrachten, weil Gott aus sich (vor 7) durch sich (in 7) in sich (nach 7) geht«

Fortsetzung

Begriffe: Rotation, Krisis

Inhalt: »Warum von Anfang ein Anfang seyn muß«

Auflistung I.-VI

Begriffe: das Erste, allem Vorauszusetzende

Fortsetzung

Begriffe: bloßer Theismus

Fortsetzung

Einige zwar werden es dem Standpunct der gegenwärtigen Wissenschaft wenig gemäß finden, daß wir uns mit einem so vulgären Begriff, als den des Monotheismus, abgeben und eine Erörterung desselben unternehmen. Zunächst bitten wir aber zu bedenken, daß es hier keineswegs um Philosophie in ihrer absoluten Bedeutung sondern nur um die verständliche und einleuchtende Erklärung eines geschichtlichen Phänomens zu thun sey. Sodann will es uns scheinen, als ob es wenigstens manchen Verlegern, die sich mit so großer Anstrengung zu jenem würdigen Standpunct hinaufarbeiten, immerhin wohl angestanden hätte, ihre philosophische Kraft vorerst nur an einem solchen einfachen und jedem Kinde, das nur christlichen Religionsunterricht genossen, bekannten Begriff zu versuchen, ohne sie sich so hoch verstiegen...

Fortsetzung

Begriffe: Gott, Potenzen, Zeugung, Trinität

Fortsetzung

Fortsetzung

Sonstiges: Verweis auf Kalender 2. Jul.

VIII)weil er objektiv betrachtet und der Existenz nach zu Einem Wesen mit dem Geist gehört, ihm diese existentielle Gleichheit der Dignität nach zugestehen und ebenso nicht dem Geist zugeben, was die Seele verwirft, also objektiv zwischen diesen die größte Differenz statuiren; aber ebendarum weil Er es ist, der diese Differenz durch seinen Willen setzt, doch immer ihre subjektive Einheit

Auflistung Potenzenlehre

Inhalt: »1. das Verg. gewußt«

Begriffe: A=B, A+=B

Fortsetzung

Auflistung mit Potenzenlehre

Inhalt: »27. Es ist wohl klar, daß dieß Ganze«

Sonstiges: Potenzen auch mit Kleinbuchstaben

Fortsetzung bis 33.

Auflistung mit 4c, 4d

Inhalt: »Zur Einleitung Antw. d. miles. Thales«

Begriffe: Seyn, Seyendes

Begriffe: Seyendes, Etwas, Zweyung

Auflistung

Begriffe: das Älteste, Gott

Genannte Personen: Thales

Private Notizen

Begriffe: die Urmutterliche, Mutter

Auflistung

Begriffe: Wissen, Differenz, Indifferenz, Abfall von der Ewigkeit

Inhalt: »Übergang aus dem freyen Verh. zwischen A und B in das gebundene«

Auflistung Potenzenlehre

Begriffe: Seyendes, Setzen, Kraft

Sonstiges: Verweis auf Ult III,2

Auflistung

Inhalt: »1) Wie seyend«, »3) Begr. des nicht Sey.«

Begriffe: Freyheit Gottes vor der Natur, Zweyheit in der Einheit, Bewegung, Potential Wirklichkeit

Inhalt: »1. Das Ganze rotirt. 2. Nur A=B rotirt«

Begriffe: Umlauf, Gerade, Außerweltlichwerden Gottes, Abfall

Inhalt: »schreitet unaufhaltsam fort, bis er ganz außerhalb der Welt und dann in sich ist«, »Platonische Stelle: die Wege des Herrn sind gerecht«

Genannte Personen: Platon

Begriffe: außerweltlicher Gott

Inhalt: »A=B reißt sich dann los«

Begriffe: Zeit, das wahrhaft Älteste

Inhalt: »das Verg. gew.«

Begriffe: lautrer Wille, Gleichgültigkeit, ewige Freiheit

Begriffe: A0 könnender Wille, Wollen, Seyn

Auflistung 1-6

Begriffe: lautere Freyheit, Macht zu seyn, Können

Auflistung 1-17 bis 136v

Sonstiges: Aleph-Bogen

Auflistung 1-15

Begriffe: Zufälligkeit des Daseins und der Beschaffenheit der Dinge, Folge der Zeiten

Inhalt: »vorgesetzt zu beschreiben«

Begriffe: Weisheit, Philosophie, Vorauszusetzendes

Begriffe: künstliche und natürliche Wissenschaft

Sonstiges: Einleitung vgl. NL 95

Begriffe: Erzeugung von Wissenschaft

Inhalt: »Seit undenklichen Zeiten bestrebt sich der Menschengeist, schlechthin von vorn«

Auflistung 1-22

Begriffe: erstes Seyende, Freyheit zu sein

Neuer Einsatz: Auflistung 1-8

Inhalt: »1. Ein Laut«

Auflistung 1-8: mehrere Versionen

Kaum liegt von allen menschlichen Begriffen zu dieser Zeit irgend einer in größerer Geringschätzung noch ebendarum größerem Dunkel, als der der Zeit; ja man möchte sagen: die gewaltigste Zeit fand die thörichsten Begriffe von der Zeit. Schon immer waren einzelne die sich nicht wenig damit wußten Zeit und Folge für etwas bloß in unsern Gedanken vorhandenes auszugeben. Woher dennoch die Allgewalt der Zeit kommt, die ein jeder im eignen Thun und Leben, gegen sein Denken und Wollen empfindet, unterließen sie zu erklären. Als aber die Begriffe sich immer mehr zusammenzogen und verdünstigten, und zuletzt die Triebe und Springfedern des ganzen großen Schauspiels im bloß menschlichen Erkenntnißvermögen gesucht werden sollten, ward es zum Lehrsatz, daß die Zeit nichts sey als eine bloße Form unsrer Vorstellungen eine nothwendige zwar aber der in den Gegenständen selbst nichts entspreche. Dabey ist es dann fast geblieben bis diesen Tag. Denn gleichwie eine oft und lang gehörte Melodie nicht so gleich und ganz wieder aus unsrem Gehör verschwindet: so sind von einer im Ganzen abgeschätzten Lehre noch lange in einzelnen Tönen die Nachwirkungen zu spüren, und so mag es sich erklären, wie auch Männer, die von jener beengten Ansicht längst sich frey gemacht, dennoch um so lauterer und trefflicher sowohl zu denken als zu philosophiren glauben, je mehr sie ihre Begriffe weit von aller Zeit und sorgfältig von jeder Beymischung derselben frey zu halten suchen.

Wenn nun aber gefragt wird, wie es möglich gewesen, die Zeit so leicht und gleichsam als Nichts anzusehen: so wird dieß begreiflich, wenn wir bedenken, daß jene Herabsetzungen und Nichtigkeits-Erklärungen wirklich ein bloßes Scheinbild von Zeit trafen, da jeder lebendige Begriff, wie von andern Dingen, auch von der Zeit sich völlig verloren hatte. Die Zeit war wirklich nichts als eine Leere, sich durchaus gleiche und gegen ihren Inhalt gleichgültige Form, ohne wahren Anfang, eigentliches Mittel und rechtes Ende, ohne wahrhafte innere Unterschiede. Denn wenn diese erkannt wurden, so mußte man nicht von der Zeit schlechthin, sondern von Zeiten reden, oder wenn doch von Einer Zeit, so mußte diese als die alle Zeiten befassende Zeit, nicht als eine einfache, sondern als eine gesteigerte und mit Einem Wort: organische Einheit gedacht werden.

Wüßte man nicht, wie langsam in allgemeinen Gegenständen das Besinnen ist: so müßte noch unbegreiflicher scheinen, wie, nachdem der Begriff organisch Organismus, auf jedes natürliche und sittliche Verhältniß, ja zuletzt auf das Weltganze selbst ausgedehnt worden, dennoch das Wesen der Zeit so unbeachtet und unerkannt bleiben konnte. Denn eben dem Organischen ist die Zeit dergestalt wesentlich und eingeboren, daß sie nur die eigentlich organische Lebensform zu seyn scheint; ja gehen wir auf die allgemeine Frage zurück: warum ist überhaupt eine Zeit? So möchte sich schwerlich eine andre Antwort finden, als, weil alles werkzeuglich zusammenhangen und organisch vollendet werden soll.

Der Arzt, der getreuer Beobachter der Natur ist, erkennt die Gewalt und Bedeutung der Zeiten, nicht bloß der einzelnen Krankheit, sondern auch im Rhythmus des Kommens und Gehens ### die Krankheiten im einzelnen Menschenleben und in dem der Gattung beobachten. Der Naturforscher ahndet ein bestimmtes Gesetz in der gleichen Wiederkehr der Witterung und der allgemeinen Erscheinungen. Der Erdkundige schreibt der Erde eine Geschichte zu und unterscheidet mit Bestimmtheit die sich folgenden Zeiten durch die sie in ihre gegenwärtige Gestalt gelangt ist. Er erkennt, daß die spätere Zeit, z.B. die, welche zuerst organische Wesen hervorbrachte, nicht eine bloße Fortsetzung, sondern eine Überwindung der vorhergehenden ist; er sieht in der unorganischen Welt eine wahre und wirkliche Vergangenheit, und so in der ganzen Folge der Zeiten eine wahre Steigerung, ein fortgehendes Besiegen und als vergangen-Setzen eines erst gegenwärtigen Princips. Daß der eigentliche Geschichtsforscher einzelne, ganze, von den vorhergehenden und folgenden abgesetzte Zeiten erkennt, bedarf ohnedieß nicht der Erwähnung.

Wenn nun der Natur- und Geschichtforscher nicht umhin kann, eine organische Folge der Zeiten zu erkennen, ja wenn endlich jeder, der Dinge und Begebenheiten mit religiösem Sinn anzusehen gewohnt ist, einen in der Zeit tief verborgenen und bis in’s Kleinste gehenden Organismus ahndet, der jedem Ereigniß, jeder folgenden That den Tag, die Stunde, ja den Augenblick bestimmt: wie kommt es, daß der Philosoph sich die Zeit so fern hält, ja von der ihm eigenthümlichen, durch ihn zu erforschenden Welt, sie so gänzlich ausschließt.

Unter denen, die sich heutzutage Philosophen nennen, müssen wir zunächst zwey ganz gesonderte Arten unterscheiden. Die eine, welche meynt, daß alle Erkenntniß, auch philosophische, sich bloß auf die sogenannte Erfahrungswelt beziehen und höchstens auf die Bedingungen der Möglichkeit einer solchen, ja nicht einmal auf diese, sondern auf die bloßen Bedingungen der Möglichkeit, dieselben vorzustellen, sich erstrecken können; die andere welche glaubt, daß diese sogenannte Erfahrungs- oder was am Ende dasselbe ist Sinnenwelt in den Betrachtungen der Philosophen nur als ein sehr einzelner und untergeordneter Theil vorkomme.

Den ersten also ist die Zeit auch eine solche bloße Bedingung oder Form, unter der diese Welt vorstellbar ist; und wie diese sich in den Gegenständen oder die Gegenstände sich zu ihr finden, bekennen sie nicht zu wissen; daher sie es dem Natur- und Geschichtsforscher überlassen, wie sich jeder in seinem Theil die rhythmischen und organischen Verhältnisse der Zeit erklären möge.

Die anderen aber, welche sich von diesen gern auf’s Weiteste entfernen und darum ihre Geisteskraft vorzüglich dem Übersinnlichen zuwenden, befleißen sich um so mehr, das was jene als bloße Formen der Sinnenwelt und der Sinnlichkeit ansehen, von ihren Betrachtungen auszuschließen und glauben den ersten, wenn nicht, daß außer Sinnenwelt keine Erkenntniß, doch daß die Zeitform bloß dieser gegenwärtigen, in unsrer Erfahrung vorkommenden Welt angehöre. Sie lassen also ein System von Zeiten innerhalb dieser Welt etwa gelten, aber dieses System auch über die Gränzen der gegenwärtigen Welt auszudehnen, können sie weder sich selbst beygehen lassen noch an anderen gutheißen.

Und doch bedarf es um die Einschränkung der Zeit überhaupt auf diese gegenwärtige Welt als nichtig zu finden, nur der einfachen Betrachtung, daß das wodurch die Welt – Welt ist, eine bloße Form ist und zwar eine Form, die durchaus für keine erste und ursprüngliche gehalten werden kann. Denn die Welt ist eine Welt, inwiefern zum bloßen Werkzeug herabgesetzt. Aber nichts ist gleich ursprünglich und zuerst Werkzeug, sondern wie nichts Abbild, alles so viel möglich Urbild, so will auch nichts bloß Werkzeug seyn, und wenn die Welt nicht Wesen, sondern Werkzeug ist, so ist sie dazu geworden, und in dieß werkzeugliche Verhältniß erst gesetzt worden.

Eine Zeit kann wieder Zeiten unter sich begreifen wie z.b. Jahre

Die Zeit in einer Periode ist nur insofern nicht gehemmt, als sie immer dies˖[elbe] Zeit wieder hervorbringt - aber insofern gehemmt, als sie nicht über diese Zeit hinauskann - bis sie gesprengt wird.

Sobald eine Zeit gehemmt ist, daß sie nur immer s˖[ich] s˖[elbst] wiederholen kann, geht es aus dem qualit. in's arithmet˖[ische] über – diese bloß arithme˖[tische] Zeit ### welche d˖[er] Kantian˖[er] kennt. Man kann sagen, diese Zeit sey von der welche zwischen qualit˖[ativ] versch˖[iedenen] herrscht, verschieden.

I)Einige werden die Aufschrift dieses Werks tadeln, daß sie unbestimmt sey und nicht deutlich genug den Inhalt voraus bezeichne. Allein mir scheint, Titel wollen zunächst nur dienen, eine Schrift so kurz und einfach als möglich von andern zu unterscheiden; sie verhalten sich in dieser Hinsicht wie menschliche Eigennamen, von denen niemand fodert, daß sie ausdrücken, weß Geistes Kind ein jeder sey, obwohl manche nicht lassen können, sich nach dem Namen ein Bild der Person zu machen. Es könnte darum sicher verstattet seyn, den Namen eines Werks nicht einmal von dem Hauptinhalt, sondern von einer Zufälligkeit oder einer Nebensache herzunehmen, wenn er nur übrigens es bestimmt zu bezeichnen diente. Ich habe mich dieser Freyheit nicht einmal bedient; denn die Aufschrift Weltalter sollte, da manche andre und weit allgemeinere möglich waren, eben das Eigenthümliche dieses Werkes ausdrücken.

Um so billiger scheint die Forderung, daß gleich hier im Beginn erklärt werde, was unter jenen Weltaltern verstanden werde, da anzunehmen ist, daß nicht jeder mit diesem Wort denselben Begriff verbindet. Ich würde dieses auch sicher nicht unterlassen, wenn der Begriff, den ich mit dem Wort Weltalter sobald er nur angegeben ist verbinde, sich als einen übrigens bekannten und von selbst einleuchtenden voraussetzen ließe. Allein dieser Begriff soll durch die folgende Untersuchung selbst erst wissenschaftlich erzeugt und begründet werden. Wollte ich also die Bedeutung desselben zum voraus angeben, so wäre dieß schon an sich übelgethan, aber auch der ganzen Anlage dieses Werks zuwider.

Denn es muß von diesem Begriff gelten, was von jedem wissenschaftlichen, daß er nichts ist, sondern Werth und Gehalt erst erlangt durch die Fortschreitung, die ihn zu Stande bringt, und daß er denen unter den Händen abstirbt, die ihn für sich nehmen und betrachten wollen, wie Früchte vom lebendigen Baum getrennt. Dieser Weg ist allerdings der Bequemlichkeit zu lang, wie der frechen Gewohnheit des leeren Geredes, das sich bloß um die Wissenschaft herumtreibt und nur zu verhindern sucht, daß es nun und nimmer zu derselben komme, ebenso der Mißgunst die der Meynung ist, es könne und dürfe nichts unternommen werden, als das sie entweder auch schon unternommen, oder von dem sie doch voraus erkannt, daß es geleistet werden könne. Darum verlangt diese Art nach nichts so sehr als nach dem Resultat, weil dieses allerdings ein bloß leidender Stoff ist, über den sie nach ihrer Weise für und wider reden kann. Der wahre Forscher aber hat seine Freude nicht so sehr an dem Werk als an dem Thun durch das erzeugt wird, und folgt auch ohne Ankündigung des Zwecks, die, stelle man sich wie man wolle, bey größeren Unternehmungen stets etwas Prahlerisches hat, gern der Untersuchung, die er von einem bestimmten und festen Punct aus kunstmäßig fortschreiben sucht, gewiß daß sie zu einem Ziel führe, das um so mehr ihn erfreut, je weniger er es vielleicht geahndet.

Aber auch der ganzen Absicht dieses Werks würde eine solche vorläufige Erklärung widerstreben. Denn welches Ganze – von Ansicht oder Wissenschaft es enthalten möge, so ist der Vorsatz – des Verfassers, daß Ganze von den einfachen Anfängen und den ersten Begriffen stufenweis’ aufzubauen, also daß ein jeder klar sehe und beurtheilen möge, aus welchem Grund und in welcher Folge es erwachse, und jeder Theil, jedes Glied deutlich unterscheide, und wie sich endlich alles zur Einheit fügt, erkenne. Würde aber ein schon so sehr zusammengesetzter Begriff als der der Weltalter ist gleich vorangestellt, so wäre unvermeidlich, gar vieles auszusprechen, indeß die Absicht ist, davon auszugehen, daß unmittelbar sich nichts aussprechen lasse, und erst den Grund und Anfang alles möglichen Aussprechens zu suchen.

Begriffe: Wille, Rotation

gesetzt ist, obwohl sie die Einheit als ein Attribut der Gottheit, und demnach als etwas in ihr selbst zu denkendes angeben, so enthält dieser Satz eine rein überflüssige Versicherung. Denn ich könnte versucht seyn, außer einem Gott, den ich angenommen noch einen oder mehrere andre zu denken; aber nachdem ich einmal Gott gesetzt habe, ist schlechterdings nicht einzusehen, welche Veranlassung ich haben könnte, ja wie es nur möglich wäre, Gott noch einmal oder mehrmals zu setzen, es wäre eine reine Ungereimtheit. In dem Sinn, daß A nicht einen Gott sondern Gott bedeutete, und denn doch A+A+A... angenommen wurde, hat es niemals Polytheismus gegeben, also kann schon darum die entgegengesetzte Versicherung nicht Monotheismus seyn, und wenn ein Satz, dessen Gegentheil nicht ein möglicher Irrthum sondern eine klare Ungereimtheit ist,...

Begriffe: das Seyende, Object, A0, Anziehen

II3)Worinn nun der Grund der Verwirrung liege ist zwar mit Wenigem zu sagen, aber sie völlig aufzulösen und die rechte Ansicht vollkommmen klar zu entwickeln bedarf es genauerer Auseinandersetzung.

Um dieß zu erklären und zugleich nachzuweisen will ich bemerken, daß die Theologen zweyerley göttliche Attribute unterscheiden; solche nämlich die von Gott an sich und außer aller Beziehung gedacht werden, und die sie deßhalb absolute nennen und solche die bereits eine Beziehung auf etwas außer Gott (z.B. Liebe, Barmherzigkeit u.ä.) in sich schließen und die deßhalb auch relative genannt werden.

Unter die absoluten zählen sie nun aber auch die Einzigartigkeit Gottes, und nur gelegenheitlich dieses Attributs sprechen sie auch überhaupt von Monoth˖[eismus] und Polytheismus, woraus hinlänglich erhellt, daß sie als Inhalt des ersten dieser beiden Begriffe eben die absolute Einzigkeit ansehen.

Nun bestimmen sie aber dieselben Attribute, die als absolute und relative unterscheiden, auch als negative und positive, woraus erhellt, daß sie die absolute überhaupt nur negativistisch zu denken wissen oder gewohnt sind, wie denn auch alle die Sätze in welchen sie dieselben auszusprechen pflegen, alle bloß letztenendes verneinender Art sind.

Mythologie

Begriffe: 7, -Ap, actus purissimus

Inhalt: »Setzen des Sohns als absol. Persönlichkeit«

Auflistung I.-IX bis 168v (Ende)

Begriffe: theogonischer Process, Monotheismus als Begriff, Monotheismus als Dogma, die Schöpfung, die christliche Trinitätslehre