Nicht in dem Verstande sicher, wie es die Menge glaubt, ist der geordnete Zustand der Welt; zwar sicher genug, solange die ewige Liebe nicht stirbt und die herrschend obwaltende Macht ist, aber nicht so sicher, als wäre er durch blinde Nothwendigkeit, oder wie gemeynt wird, durch ewige Naturgesetze. Noch immer bleibt der alte Zustand im Grunde; nicht durch eiserne Bande der Nothwendigkeit, nur durch das Sanfteste was in der Milde und Güte wird er gehalten, daß er nicht wieder ausbricht.
Wenn Blitze zucken, wenn Sturm und Ungewitter Himmel und Erde zu vermischen drohen, alle Elemente entfesselt toben, oder wenn die Grundfesten der Erde erbeben; oder eine schreckliche Empörung in der menschlichen Gesellschaft entsteht, wenn alte Treue und Freundschaft sich löst, Gräuel von Gräueln verdrungen werden, und alle Bande sich lösen: dann fühlt der Mensch, daß jener Zustand noch immer vorhanden ist, dann wird er ihm unheimlich, wie in grauser Geisterstunde. Denn der Mensch ist hingestellt, die Macht der Liebe aufrecht zu erhalten; so muß die Menschheit im Wahn sich selbst zerfleischen, wie Ungeheuer der Tiefe. Darum erregt der Verbrecher nicht nur dem Menschen Entsetzen, sondern ist von der ganzen Natur verläugnet, und nach eigenem Gefühl ausgestoßen von ihr, überall verfolgt und flüchtig vor ihr, weil er das alte Chaos wieder hervorzurufen, den Bund zu brechen sucht, durch den er allein bewältiget worden.
Die erste Wirkung des Sohns in Ansehung der väterlichen Kraft ist, daß er die Einheit des Seyns und des Seyenden in ihr überwindet, welches nicht möglich ist, ohne auch in jedem von diesen für sich das Seyende oder Wesen in Freyheit zu setzen gegen das Seyn.
Denn sowohl im Seyn als im Seyenden war das Wesen, aber in beyden auf entgegengesetzte Art.
Im Seyenden war es dadurch unfrey, daß es als Subjekt der zusammenziehenden Kraft und dadurch selbst als zusammenziehend gesetzt wurde, da es seiner Natur nach ausfließende und mittheilende Kraft ist.
Im Seyn hingegen war es dadurch unfrey, daß es zusammengezogen und in so fern als Objekt gesetzt war.
Nun beruht die Einheit zwischen dem Seyenden und dem Seyn eben darauf, daß das Wesen im Seyenden als Subjekt, im Seyn als Objekt gesetzt ist. Mithin kann jene Einheit nicht aufgehoben werden, ohne daß zugleich im Seyenden und im Seyn das Wesen frey wird gegen das Seyn oder von der zusammenziehenden Kraft.
Das Verhältniß, in welchem sich das Wesen zur contrahirenden Kraft im Seyenden befindet, können wir uns nicht besser vorstellen, als durch das Verhältniß, worein das an sich freye und lautere Gemüth gegen einen bestimmten Willen gesetzt ist, der sich in ihm erzeugt: denn obwohl in ihm entsprungen, nimmt er doch bald das Gemüth selbst gefangen, so daß auch dieses in Bezug auf ihn seine Freyheit und Lauterkeit verliert. Frey von ihm wird es aber, wenn nun vielmehr dieser Wille nach innen, in die Verborgenheit zurücktritt, das Gemüth dagegen wieder frey ausfließen und sich mittheilen kann.
Eben also auch wird das Wesen im Seyenden nur in dem Verhältniß frey, als die contrahirende Kraft, der andre Wille, der es zum Subjekt von sich machte, überwunden und somit als Inneres, als latent und beziehungsweise als Subjekt gesetzt wird, indeß das Wesen als das Umfangende, Einschließende von ihm nach außen kommt und wieder frey ausfließende Liebe wird.
War das Wesen im Seyenden dadurch unfrey, daß es als Subjekt gesetzt war, da es an sich oder seiner Natur nach über allem Subjekt ist: so ist es im Seyn dadurch unfrey, daß es in Bezug auf die verneinende Kraft Objektives, Nichtseyendes ist, da es beziehungsweise auf diese vielmehr seyendes seyn sollte. Also wird die Befreyung des Wesens im Seyn darinn bestehen, daß hier vielmehr das Wesen immer mehr als seyendes oder gegenwärtiges (in so fern Subjektives), das Seyn oder die verneinende Urkraft dagegen immer mehr als beziehungsweise nichtseyendes, vergangenes (in so fern Objektives) gesetzt wird.
Denn nicht absolute Trennung der Kräfte soll die Scheidung seyn, nicht Zerreißung des anfänglichen Bandes der Einheit; wäre dieß, so würde die ewige Kraft des Vaters nicht überwunden in Liebe, sondern vernichtet. Nur Lösung soll die Scheidung seyn, durch welche jedes Princip unabhängig von dem andern oder in seine eigene Freyheit gestellt wird. Wir werden diese Lösung am richtigsten ansehen, wenn wir sie als Artikulation des erst stummen Bandes der Existenz betrachten, wodurch dieses in das vernehmliche, sprechende Wort verwandelt wird, in welchem Selbst- und Mitlauter nicht getrennt, sondern nur in das gehörige, aussprechliche Verhältniß zu einander gesetzt sind.
Nun verwirklicht sich der Sohn in dem Verhältniß, als er die dunkle Kraft der Indifferenz in dem Vater überwindet, d.h. in dem Verhältniß, als er das Band artikulirt. Daher ist der Sohn in seiner Verwirklichung nichts anders als das lebendige, artikulirende Wort selbst, und hinwiederum das lebendige Wort nichts anders als der Sohn in seiner Verwirklichung.
Dadurch, daß das Seyende die zusammenziehende Kraft als Innres oder Subjekt in sich hat, nach außen aber frey ausquellendes lauteres Wesen ist, wird es zum selbständigen, selbstbewußten, sich erkennenden Wesen, und mit einem Wort in’s Geistige erhöht. Es ist ein aus sich leuchtendes Feuer, das keines Seyns außer sich bedarf, sondern sich selbst genug ist.
Aber nur durch und in dem Sohn ist das Seyende vom Seyn geschieden und in’s Geistige erhöht; wie nur im Sohn der Vater wirklicher Vater ist. In sich selbst aber ist er noch immer was er zuvor war und könnte der Sohn vergehen, so ginge auch das Selbstbewußtseyn des Vaters zurück in jene tiefe Verschlossenheit, von der wir in uns selbst das schwache Bild finden, wenn sich unser Inneres im finstern, unfreyen, ungeschiedenen Zustand befindet.
In gleichem Verhältniß als das Seyende vom Seyn geschieden wird und in die ewige Selbstgegenwärtigkeit erhöht, wird nothwendig das Seyn als Vergangenheit gesetzt. Aber doch nur als das Seyn kann es als Vergangenheit gesetzt werden. Dieß kann nur geschehen, wenn in gleichem Verhältniß das, was in ihm seyendes oder Wesen ist, als gegenwärtig und als seyend gesetzt wird.
Also in jedem von beyden, im Seyenden wie im Seyn, werden die wirkenden Kräfte in das freye und ihrer Natur angemeßne Verhältniß gesetzt; in jedem von ihnen ist das lebendige Wort als das frey einende und schaffende Band; jedes von ihnen wird also zu einer Welt für sich entfaltet.
Die Welt, zu der das Seyn entfaltet wird, ist die Natur; die Welt, zu welcher das Seyende, die Geisterwelt.
Natur und Geisterwelt entspringen aus dem gemeinschaftlichen Mittelpunkt Einer und derselben Ureinheit immer gleichförmig, zumal mit einander, durch Einen Akt der ewigen Dualisirung.
Denn die väterliche Kraft hört nie auf zu wirken, so daß die beyden nicht etwa bloß im Anfang, sondern immerfort nur aus dem Vater, entstehen, der darum mit Recht die Einheit der Natur und der Geisterwelt heißt. Ohne die Zusammenziehung des Vaters hört die Natur ganz auf, als das Seyn, das von Anfang an nur in der Contraction und durch sie bestand, mit ihm aber auch das Geistige, das ewig nur wird, indem die contrahirende Kraft überwunden, und als Inneres gesetzt wird.
Aber nur durch den Sohn sind die beyden Welten geschieden; durch ihn sind im eigentlichen Verstand alle Dinge gemacht sowohl in der sichtbaren als unsichtbaren Welt. Könnte er je aufhören zu wirken, so ginge Natur und Geisterwelt wieder zusammen und in die Einheit zurück. Die Frage, durch welche Kraft beyde in der Gegenwart auseinandergehalten sind, ist zum mindesten ebenso wichtig, als die, durch welche sie ursprünglich oder in der Vergangenheit angesehen Eins sind?
Aber sind sie denn nun durch den Sohn schlechthin getrennt und ist überall kein Verhältniß mehr zwischen beyden, außer der väterlichen Einheit, die als tragende Vergangenheit noch immer dem Gegensatz zu Grunde liegt, in dem sie sich befinden? Entsteht nicht eben aus der Geschiedenheit selbst eine höhere Einheit und mußten sie nicht vielleicht bloß darum geschieden werden, damit jene höhere Einheit entfaltet werde? War die erste auf Ungeschiedenheit beruhende eine bewußtlose und nothwendige: so müßte diese andre aus der Scheidung hervorgehende eine freye und bewußte Einheit seyn.
Um zur Beantwortung dieser Frage zu gelangen, ist es nöthig, auf den ersten Sinn der Scheidung zurückzugehen. Damit aber nicht dasselbe auf die nämliche Weise wiederholt werde, wollen wir versuchen, das, was oben mehr in erzählender Form, hier mehr auf dialektische Art auszudrücken.
Da das Seyn oder Objektive sich zum Seyenden im Ganzen wieder als Nichtseyendes verhält: so können wir es als den Gegensatz, das Seyende aber als die Einheit ansehen. Das Existirende, da in ihm Seyendes und Seyn zu höchster Innigkeit verschmolzen, läßt sich als Einheit der Einheit und des Gegensatzes aussprechen, wie wir uns auch oft dieses Ausdruckes bedient haben.
Aber es ist diese noch keineswegs für sich selbst, nur in sich selbst oder verborgener Weise. Es kann in dieser Innigkeit nicht stehen bleiben; jede Existenz dringt weiter zu ihrer Entwickelung; ein jedes Gewächs verlangt nach seiner Fülle, will sprossen, treiben und endlich sich zur Blüthe entfalten. Die Einheit und der Gegensatz in Einem und demselben Wesen wollte das Ewige, das, was es war, auch wieder seyn, d.h. sich selbst offenbar werden als solches. Zu diesem Ende mußten Einheit und Gegensatz geschieden oder selbst entgegengesetzt werden, und bis zu diesem Punkt haben wir auch die Entwickelung geführt.
Aber diese Scheidung oder Entgegensetzung war nicht um ihrer selbst willen; sie war nur, damit das Ewige sich durch sie offenbare als Einheit der Einheit und des Gegensatzes.
Dieses wäre nun nicht dadurch möglich, daß jene in der Existenz eingewickelter Weise schon vorhandene Einheit (die Einheit der Einheit und des Gegensatzes) unmittelbar wieder als Band zwischen beyden einträte; denn da hörte sogleich alle Scheidung auf, es wäre im Grunde wieder, was zuvor war, eine eigentliche Entscheidung wäre nicht erfolgt, die alte Verschlossenheit träte auf’s Neu’ an die Stelle der Entwickelung.
Der Gegensatz also muß bleiben; Einheit und Gegensatz jedes muß für sich seyn, und – eben in diesem Für-sich-seyn eines jeden und ohne daß es aufgehoben wird muß die Einheit erscheinen.
Dieß läßt sich nun bloß gedenken, wenn im Verhältniß der Entgegensetzung beyder in jedem der Geschiedenen für sich die Einheit sich erzeugt, wenn sie also durch einen innern aus jedem besonders gezeugten Einklang und eben darum in der Geschiedenheit und durch sie Eins werden.
Nur so offenbart sich das höchste Wesen der Liebe: denn daß Principien einträchtig sind, die durch eine bindende Kraft dazu gezwungen sind, ist kein Wunder, aber Liebe ist, wenn bey existentieller Unabhängigkeit Freyes zu Freyem gezogen wird.
Aber die Anlage oder Möglichkeit einer solchen freywilligen Einheit muß doch schon in jedem für sich liegen, wann auch undeutlich und unentwickelt. Und in beyden sind ja wirklich dieselben Principien, dasselbe scheidende, und einende Wort. Nicht die Verschiedenheit, sondern nur das umgekehrte Verhältniß der Kräfte in beyden macht den Unterschied. In beyden wird durch den fortgehenden Prozeß die verneinende Urkraft immer mehr als latent gesetzt; aber im Seyenden dadurch, daß sie mehr und mehr Subjekt, im Seyn dadurch, daß sie mehr und mehr Objekt wird. In gleichem Verhältnis als die zusammenziehende Kraft im Seyenden innerlich gesetzt wird, kann die Liebe als frey sich mittheilende Wesenheit ausfließen; und ebenso, in gleichem Verhältniß, wie die zusammenziehende Kraft des Seyns äußerlich gesetzt wird, keimt ihr die Liebe im Herzen und überwindet von innen heraus das harte Aeußere. Dort ist die Liebe das wirkende Aeußere, die zusammenziehende Kraft das latente Innere, das nur ist, damit die Liebe etwas habe, wovon sie gehalten und durch das sie selbständig werde; hier dagegen ist die Liebe das wirkende Innere, die verneinende Kraft das wirkungslose Aeußere. Auf diese Weise ist die Möglichkeit gegeben, daß mit der höchsten äußeren Entgegensetzung die größte innere Einheit verbunden sey. So liegt der Tag in der Nacht, die Nacht im Tage verborgen, nur eins überwältigt durch das andre. So liegt im Guten das Böse, nur verborgen und unwirksam, aber als nothwendiger Halt des Guten selber; so hinwiederum im Bösen das Gute, ohne welches das erste gar nicht seyn könnte, nur niedergehalten von jenem.
Hier stellt sich also zuerst eine dritte Art der Einheit dar, die jedoch nur die in der Wirklichkeit offenbar gewordne erste, aber von der zweyten auf existentieller Gleichheit beruhenden ganz verschieden ist. Wir werden diese innere Einheit eine wesentliche und qualitative nennen können, da im Gegentheil die Verschiedenheit immer mehr eine bloß äußere, unwesentliche, quantitative wird.
Es ist dieser Begriff von bloß quantitativer Differenz des Seyns und des Seyenden häufig für die Behauptung einer unwesentlichen Differenz der Principien selber gehalten worden, wie denn in solchen Materien von der Mehrzahl schwerlich etwas andres als oberflächliches Ansehen und Beurtheilen erwartet werden kann. Wer nur einige Aufmerksamkeit hat, muß einsehen, daß gerade die bloß quantitative Differenz zwischen Seyendem und Seyn den entschiedensten qualitativen Gegensatz der Principien in ihrer Bloßheit oder für sich betrachtet voraussetzt.
Eben dieser Begriff ist durch den des bloßen Potenzunterschiedes erklärt worden. Denn in dem Seyn z.B. ist auch ein Seyendes; aber im Seyenden als solchen ist wieder das Seyende dieses Seyenden; und wenn jenes in der jetzigen Unterscheidbarkeit der Principien oder als artikulirte Differenz sich durch die Formel A=B bezeichnen läßt: so wäre das in’s Geistige und Bewußte erhöhte Seyende durch A2 auszudrücken.
Also schon durch ihre innere Natur sind sich Seyendes und Seyn, das Geistige von Gott und das von ihm geschiedne Leibliche, Natur und Geisterwelt verwandt. Doch ist dieß nur abstrakt gesprochen und als wären beyde stehende Begriffe. Das Wahre ist, daß diese innere Einheit eine mehr und mehr werdende und im Verhältniß der Scheidung sich entwickelnde ist. Denn Natur und Geisterwelt entspringen in stets gleichem Maß aus der ewigen Einheit. In dem Verhältniß als im Seyn die Liebe seyend und aus dem Nichtseyenden erhoben wird, in gleichem Verhältniß wird im Geistigen des Vaters der Zorn latent oder Inneres, die Liebe Aeußeres, Offenbares; und umgekehrt. Aber eben dadurch werden sie ja auch geschieden; denn untrennbar war das Seyn von dem Seyenden nur durch die wirkende Contraction des Vaters. Also werden sie durch eben das, was sie von einander scheidet, zu jener höchsten Einheit gebracht, in der sie als geschiedene sich wieder umfassen und mit dem ganzen Reichthum ihres Inhalts gegenseitig in einander auflösen. Wenn nämlich durch den stets fortgehenden Prozeß einer wahrhaft göttlichen Scheidekunst das jetzt noch so tief verborgene Wesen der uranfänglichen Lauterkeit in dem Seyn immer mehr erhoben und als seyend gesetzt wird: so ist die Natur in ihrer letzten Vollendung, obwohl von einer ganz andern Seite her, dem Wesen nach völlig eben das, was das Geistige in Gott zu gleicher Zeit seyn wird; denn in jener wie in diesem wird, obschon auf entgegengesetzte Art, die Liebe als das allein Seyende, das verneinende Princip aber als das Nichtseyende gesetzt.
So also werden die beyden Welten durch fortgehende Scheidung immer mehr zu der letzten Einheit vorbereitet, die nur aus dem Inneren einer jeden für sich entwickelt werden kann.
Nicht vorhanden soll diese Einheit seyn; denn die Gegenwart beruht auf dem Gegensatz, ist nur Uebergang von jener anfänglichen tiefverschloßnen Indifferenz zu der letzten und entfaltetsten Einheit. Nur eine immer werdende, sich stets erzeugende und, mit einem Wort, vom gegenwärtigen Standpunkt zukünftige, kann jene Einheit seyn.
Sie ist nicht vorhanden in dem Sinn, daß sie zwischen den beyden Geschiedenen oder objektiv schon gesetzt wäre; aber werden soll sie doch zwischen ihnen, d.h. sie soll der Potenz nach, also subjektiv schon seyn – verborgner Weise soll in den Tiefen der Gottheit die unsichtbare Kraft wohnen, die sich einst zu dieser aus innrem Einklang der geschiedenen entspringenden Einheit als Wesen oder Subjekt bekenne.
Dieses Wesen, in Ansehung dessen Natur und Geisterwelt, Einheit und Gegensatz, schon jetzt auf höhere obwohl noch nicht äußerlich sichtbare Weise, Eins sind, kann nicht der Vater seyn; denn der Vater ist noch immer die Kraft der ersten Einheit, durch welche Natur und Geisterwelt ineinander und ungeschieden sind; der Sohn aber ist die Persönlichkeit, welche sie scheidet und welche also nicht zugleich jene seyn kann, die sie als Subjekt wieder verbindet. Jene unsichtbare und in der Gegenwart verborgne Einheit muß also, da sie nur Gott seyn kann, eine von der Persönlichkeit des Vaters so wie des Sohns verschiedene, dritte Persönlichkeit seyn, welche zwar in der des Vaters, weil er in sich schon Einheit der Einheit und des Gegensatzes war, eingewickelt bereits vorhanden seyn mußte, die jedoch erst durch den Sohn wirklich entwickelt wird, der eben darum die Indifferenz des Vaters überwinden, die erste den Gegensatz noch einwickelnde Einheit scheiden mußte. Daher es ganz der Sache gemäß wäre zu sagen, daß diese dritte Persönlichkeit potentiell von dem Vater, aktuell von dem Sohne ausgehe.
Erst durch diese dritte Persönlichkeit ist Gott ein wahrhaft ganzes, geschlossenes in sich vollendetes Wesen; klar ist zugleich, wie nur in dieser Dreyheit von Persönlichkeiten die höchste Einigkeit des Wesens sich offenbaren kann. Auch diese Persönlichkeit ist kein einzelnes Princip, kein Theil der Gottheit, sondern der ganze Gott, aber im Zustand seiner höchsten, lebendigsten Entfaltung.
Da für diese dritte Persönlichkeit auch das zuvor subjektive, durch die Scheidung in’s Geistige erhöhte wieder mit dem Seyn oder Wirklichen Eins ist: so können wir ihr Wesen wohl nicht angemeßner ausdrücken, als wenn wir sagen, in ihr sey wieder die uranfängliche Lauterkeit, die absolute Einheit von Subjekt und Objekt, in der höchsten Verwirklichung: in so fern würde sie Geist zu nennen seyn, aber – nicht beziehungsweise, wie das in’s Geistige erhöhte, dem Seyn entgegengesetzte, Seyende, sondern, wegen ihrer Erhebung über das Seyende wie über das Seyn –, der Geist an sich oder der absolute Geist.
XVIII) a)in denen sich das künftige Leben vorbildet vergänglich sind, so kann auch jener selige Göttertraum nicht dauren; der Ernst ergreift das zarte stille Leben, und verwandelt es in ein wirkendes, thätiges, und persönliches Leben.
Der Übergang vom potentiellen, bloß möglichen Leben zur actuellen, wirkenden Existenz kann nämlich im Allgemeinen bloß darauf beruhen, daß sich zu jenem bloß objektiven Leben ein Subjekt finde das sich seiner annehme, es sich gleichsam anziehe, und erkenne als sich selbst; und so eben ist ja gezeigt worden, daß der Begriff dieses Subjekts d.h. das Subjekt selbst als Begriff durch das objektive Leben schon vorausgesetzt worden, oder genauer zu reden, daß sich beyde gegenseitig voraussetzen und eins das andere bedingt. Wäre nicht schon ein solches Subjekt als Begriff d.i. als Möglichkeit im Unsichtbaren, so könnte nicht ein solches Objektives seyn, welches ja nicht in Ansehung seiner selbst sondern ebendarum potentielles Leben heißt, weil es das Subjekt nur der Potenz nach enthält, und hinwiederum wäre kein solches Objektives, so könnte auch ein solches Subjektives nicht einmal der Potenz nach gesetzt seyn.
Aber ebendarum, weil dieses Subjekt durch das Objektive nur als Möglichkeit gesetzt ist, so kann es als wirklich nur durch sich selbst, nur durch seine eigene That gesetzt seyn. Hier ist also die Pforte des Eingangs zum wirklichen Daseyn; hier gilt That, Kraft und Entscheidung und zum Leben hindurchzudringen.
Die Meisten sind zwar gewohnt das Daseyn als etwas ganz Willenloses anzunehmen, und wenn sie darunter das bloß objektive Leben verstehen, worein sie mehr oder weniger versunken sind, so ist es ja wohl an dem, daß es ohne ihr Zuthun da ist. Wenn sie aber auf ihr wahres Daseyn, auf ihr Daseyn als Subject achtgeben wollten, so würden sie schon gewahr werden, daß ein jeder in der That nur insoweit da ist als er will und nur das ist, wozu er sich selbst macht.
Also jenes erste Objektive ruft zwar beständig das noch verborgene Subjektive an, es aus dem bloß heimlichen Zustand zum Wirklichen zu erheben, aber die Ursache seiner Wirklichkeit kann nur es selbst, nur eine unergründliche That seyn wodurch es das Objektive als sein eignes Seyn setzt und erkennt. Denn das Subjekt, das sich seiner selbst nicht annimmt, ist als wäre es nicht. Sich selber wollen, sich seiner annehmen, sich zusammenfassen, sich in seiner Ganzheit setzen ist alles Eins, ist allein die thätige wirkliche Existenz.
Dem zufolge, daß das Objektive nur der ewige Grund der Möglichkeit des Subjekts ist, müssen in diesem ebendieselben Principien liegen die wir im Objekt erkannten, Macht, Liebe und die beyde vereinigende Weisheit; oder anders ausgedrückt das Subjekt selbst muß jedes von diesen gleicherweise seyn. Nun konnten diese Principien im Objektiven einträchtig bey einander wohnen, denn das Objektive ist seiner Natur nach Totalität und kann daher ein Vieles seyn. Das Subjekt dagegen ist ebenso nothwendig und der Natur nach Identität, und zwar im genauesten Verstande, nämlich es nur kann nur Eines (ein einziges) seyn. Die drey Principien können aber subjektiv, d.h. als Potenzen gesetzt nicht Eines seyn, denn eben als Potenzen sind sie sich entgegengesetzt und verschieden. Also schließen sie sich subjektiv oder im Subjekt gegenseitig aus, da sie sich objektiv oder im Seyn fodern, (denn so werden wir jetzt ausschließlich das objective Seyn nennen, zum Unterschied des zugleich Subjektiven und Objektiven, welches wir die Existenz nennen).
Nun ist in dem potentiell schon vorhandnen Subjekt von Natur der höchste Drang zur Verwirklichung und zur Offenbarung. Also entsteht hier ein Waben und Ringen der Kräfte gegeneinander, da sie sich gleichsam nicht lassen und nicht fassen können; denn das Leben steht auf der Spitze; aber eben aus diesem Drang bricht die Freyheit wie ein Blitz hervor, und die That die das Leben wirklich ergreift.
Die drey Principien können nämlich nicht zusammen als Subjekt des Seyns hervortreten; denn d. das eine ist gegen das andre, und doch sollen sie es seyn, also können sie es nur getrennt seyn. Aber nicht so, daß die Einerleyheit des Subjekts dadurch aufgehoben würde. Dieß wäre dann der Fall, wenn sie getrennt außereinander und doch zumal wären. Daß sie geschieden sind und die Einerleyheit des Subjekts dennoch besteht, ist also nur dadurch möglich, daß sie getrennt, aber nicht zumal, sondern nacheinander hervortreten; indem es nur so möglich ist, daß sie als Potenzen Eines und desselben Subjekts erscheinen; also fodert der Widerspruch die Aufhebung der Simultaneität der Principien in bezug ###...###.