Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Thema Schöpfung – zweite Krisis

Erwähnungen in Dokumenten

  • in: Druck Schelling »Die Weltalter: Entwürfe und Fragmente zum Ersten Buch« (?). Text

    Nicht in dem Verstande sicher, wie es die Menge glaubt, ist der geordnete Zustand der Welt; zwar sicher genug, solange die ewige Liebe nicht stirbt und die herrschend obwaltende Macht ist, aber nicht so sicher, als wäre er durch blinde Nothwendigkeit, oder wie gemeynt wird, durch ewige Naturgesetze. Noch immer bleibt der alte Zustand im Grunde; nicht durch eiserne Bande der Nothwendigkeit, nur durch das Sanfteste was in der Milde und Güte wird er gehalten, daß er nicht wieder ausbricht.

    Wenn Blitze zucken, wenn Sturm und Ungewitter Himmel und Erde zu vermischen drohen, alle Elemente entfesselt toben, oder wenn die Grundfesten der Erde erbeben; oder eine schreckliche Empörung in der menschlichen Gesellschaft entsteht, wenn alte Treue und Freundschaft sich löst, Gräuel von Gräueln verdrungen werden, und alle Bande sich lösen: dann fühlt der Mensch, daß jener Zustand noch immer vorhanden ist, dann wird er ihm unheimlich, wie in grauser Geisterstunde. Denn der Mensch ist hingestellt, die Macht der Liebe aufrecht zu erhalten; so muß die Menschheit im Wahn sich selbst zerfleischen, wie Ungeheuer der Tiefe. Darum erregt der Verbrecher nicht nur dem Menschen Entsetzen, sondern ist von der ganzen Natur verläugnet, und nach eigenem Gefühl ausgestoßen von ihr, überall verfolgt und flüchtig vor ihr, weil er das alte Chaos wieder hervorzurufen, den Bund zu brechen sucht, durch den er allein bewältiget worden.

    O Vergangenheit, du Abgrund der Gedanken!

    Proben aus Ms ULT1

  • in: Druck Schelling »Die Weltalter (1811). Erstes Buch. Die Vergangenheit« (1811). Text

    Die erste Wirkung des Sohns in Ansehung der väterlichen Kraft ist, daß er die Einheit des Seyns und des Seyenden in ihr überwindet, welches nicht möglich ist, ohne auch in jedem von diesen für sich das Seyende oder Wesen in Freyheit zu setzen gegen das Seyn.

    Denn sowohl im Seyn als im Seyenden war das Wesen, aber in beyden auf entgegengesetzte Art.

    Im Seyenden war es dadurch unfrey, daß es als Subjekt der zusammenziehenden Kraft und dadurch selbst als zusammenziehend gesetzt wurde, da es seiner Natur nach ausfließende und mittheilende Kraft ist.

    Im Seyn hingegen war es dadurch unfrey, daß es zusammengezogen und in so fern als Objekt gesetzt war.

    Nun beruht die Einheit zwischen dem Seyenden und dem Seyn eben darauf, daß das Wesen im Seyenden als Subjekt, im Seyn als Objekt gesetzt ist. Mithin kann jene Einheit nicht aufgehoben werden, ohne daß zugleich im Seyenden und im Seyn das Wesen frey wird gegen das Seyn oder von der zusammenziehenden Kraft.

    Das Verhältniß, in welchem sich das Wesen zur contrahirenden Kraft im Seyenden befindet, können wir uns nicht besser vorstellen, als durch das Verhältniß, worein das an sich freye und lautere Gemüth gegen einen bestimmten Willen gesetzt ist, der sich in ihm erzeugt: denn obwohl in ihm entsprungen, nimmt er doch bald das Gemüth selbst gefangen, so daß auch dieses in Bezug auf ihn seine Freyheit und Lauterkeit verliert. Frey von ihm wird es aber, wenn nun vielmehr dieser Wille nach innen, in die Verborgenheit zurücktritt, das Gemüth dagegen wieder frey ausfließen und sich mittheilen kann.

    Eben also auch wird das Wesen im Seyenden nur in dem Verhältniß frey, als die contrahirende Kraft, der andre Wille, der es zum Subjekt von sich machte, überwunden und somit als Inneres, als latent und beziehungsweise als Subjekt gesetzt wird, indeß das Wesen als das Umfangende, Einschließende von ihm nach außen kommt und wieder frey ausfließende Liebe wird.

    War das Wesen im Seyenden dadurch unfrey, daß es als Subjekt gesetzt war, da es an sich oder seiner Natur nach über allem Subjekt ist: so ist es im Seyn dadurch unfrey, daß es in Bezug auf die verneinende Kraft Objektives, Nichtseyendes ist, da es beziehungsweise auf diese vielmehr seyendes seyn sollte. Also wird die Befreyung des Wesens im Seyn darinn bestehen, daß hier vielmehr das Wesen immer mehr als seyendes oder gegenwärtiges (in so fern Subjektives), das Seyn oder die verneinende Urkraft dagegen immer mehr als beziehungsweise nichtseyendes, vergangenes (in so fern Objektives) gesetzt wird.

    Denn nicht absolute Trennung der Kräfte soll die Scheidung seyn, nicht Zerreißung des anfänglichen Bandes der Einheit; wäre dieß, so würde die ewige Kraft des Vaters nicht überwunden in Liebe, sondern vernichtet. Nur Lösung soll die Scheidung seyn, durch welche jedes Princip unabhängig von dem andern oder in seine eigene Freyheit gestellt wird. Wir werden diese Lösung am richtigsten ansehen, wenn wir sie als Artikulation des erst stummen Bandes der Existenz betrachten, wodurch dieses in das vernehmliche, sprechende Wort verwandelt wird, in welchem Selbst- und Mitlauter nicht getrennt, sondern nur in das gehörige, aussprechliche Verhältniß zu einander gesetzt sind.

    Nun verwirklicht sich der Sohn in dem Verhältniß, als er die dunkle Kraft der Indifferenz in dem Vater überwindet, d.h. in dem Verhältniß, als er das Band artikulirt. Daher ist der Sohn in seiner Verwirklichung nichts anders als das lebendige, artikulirende Wort selbst, und hinwiederum das lebendige Wort nichts anders als der Sohn in seiner Verwirklichung.

    Dadurch, daß das Seyende die zusammenziehende Kraft als Innres oder Subjekt in sich hat, nach außen aber frey ausquellendes lauteres Wesen ist, wird es zum selbständigen, selbstbewußten, sich erkennenden Wesen, und mit einem Wort in’s Geistige erhöht. Es ist ein aus sich leuchtendes Feuer, das keines Seyns außer sich bedarf, sondern sich selbst genug ist.

    Aber nur durch und in dem Sohn ist das Seyende vom Seyn geschieden und in’s Geistige erhöht; wie nur im Sohn der Vater wirklicher Vater ist. In sich selbst aber ist er noch immer was er zuvor war und könnte der Sohn vergehen, so ginge auch das Selbstbewußtseyn des Vaters zurück in jene tiefe Verschlossenheit, von der wir in uns selbst das schwache Bild finden, wenn sich unser Inneres im finstern, unfreyen, ungeschiedenen Zustand befindet.

    In gleichem Verhältniß als das Seyende vom Seyn geschieden wird und in die ewige Selbstgegenwärtigkeit erhöht, wird nothwendig das Seyn als Vergangenheit gesetzt. Aber doch nur als das Seyn kann es als Vergangenheit gesetzt werden. Dieß kann nur geschehen, wenn in gleichem Verhältniß das, was in ihm seyendes oder Wesen ist, als gegenwärtig und als seyend gesetzt wird.

    Also in jedem von beyden, im Seyenden wie im Seyn, werden die wirkenden Kräfte in das freye und ihrer Natur angemeßne Verhältniß gesetzt; in jedem von ihnen ist das lebendige Wort als das frey einende und schaffende Band; jedes von ihnen wird also zu einer Welt für sich entfaltet.

    Die Welt, zu der das Seyn entfaltet wird, ist die Natur; die Welt, zu welcher das Seyende, die Geisterwelt.

    Natur und Geisterwelt entspringen aus dem gemeinschaftlichen Mittelpunkt Einer und derselben Ureinheit immer gleichförmig, zumal mit einander, durch Einen Akt der ewigen Dualisirung.

    Denn die väterliche Kraft hört nie auf zu wirken, so daß die beyden nicht etwa bloß im Anfang, sondern immerfort nur aus dem Vater, entstehen, der darum mit Recht die Einheit der Natur und der Geisterwelt heißt. Ohne die Zusammenziehung des Vaters hört die Natur ganz auf, als das Seyn, das von Anfang an nur in der Contraction und durch sie bestand, mit ihm aber auch das Geistige, das ewig nur wird, indem die contrahirende Kraft überwunden, und als Inneres gesetzt wird.

    Aber nur durch den Sohn sind die beyden Welten geschieden; durch ihn sind im eigentlichen Verstand alle Dinge gemacht sowohl in der sichtbaren als unsichtbaren Welt. Könnte er je aufhören zu wirken, so ginge Natur und Geisterwelt wieder zusammen und in die Einheit zurück. Die Frage, durch welche Kraft beyde in der Gegenwart auseinandergehalten sind, ist zum mindesten ebenso wichtig, als die, durch welche sie ursprünglich oder in der Vergangenheit angesehen Eins sind?

    Aber sind sie denn nun durch den Sohn schlechthin getrennt und ist überall kein Verhältniß mehr zwischen beyden, außer der väterlichen Einheit, die als tragende Vergangenheit noch immer dem Gegensatz zu Grunde liegt, in dem sie sich befinden? Entsteht nicht eben aus der Geschiedenheit selbst eine höhere Einheit und mußten sie nicht vielleicht bloß darum geschieden werden, damit jene höhere Einheit entfaltet werde? War die erste auf Ungeschiedenheit beruhende eine bewußtlose und nothwendige: so müßte diese andre aus der Scheidung hervorgehende eine freye und bewußte Einheit seyn.

    Um zur Beantwortung dieser Frage zu gelangen, ist es nöthig, auf den ersten Sinn der Scheidung zurückzugehen. Damit aber nicht dasselbe auf die nämliche Weise wiederholt werde, wollen wir versuchen, das, was oben mehr in erzählender Form, hier mehr auf dialektische Art auszudrücken.

    Da das Seyn oder Objektive sich zum Seyenden im Ganzen wieder als Nichtseyendes verhält: so können wir es als den Gegensatz, das Seyende aber als die Einheit ansehen. Das Existirende, da in ihm Seyendes und Seyn zu höchster Innigkeit verschmolzen, läßt sich als Einheit der Einheit und des Gegensatzes aussprechen, wie wir uns auch oft dieses Ausdruckes bedient haben.

    Aber es ist diese noch keineswegs für sich selbst, nur in sich selbst oder verborgener Weise. Es kann in dieser Innigkeit nicht stehen bleiben; jede Existenz dringt weiter zu ihrer Entwickelung; ein jedes Gewächs verlangt nach seiner Fülle, will sprossen, treiben und endlich sich zur Blüthe entfalten. Die Einheit und der Gegensatz in Einem und demselben Wesen wollte das Ewige, das, was es war, auch wieder seyn, d.h. sich selbst offenbar werden als solches. Zu diesem Ende mußten Einheit und Gegensatz geschieden oder selbst entgegengesetzt werden, und bis zu diesem Punkt haben wir auch die Entwickelung geführt.

    Aber diese Scheidung oder Entgegensetzung war nicht um ihrer selbst willen; sie war nur, damit das Ewige sich durch sie offenbare als Einheit der Einheit und des Gegensatzes.

    Dieses wäre nun nicht dadurch möglich, daß jene in der Existenz eingewickelter Weise schon vorhandene Einheit (die Einheit der Einheit und des Gegensatzes) unmittelbar wieder als Band zwischen beyden einträte; denn da hörte sogleich alle Scheidung auf, es wäre im Grunde wieder, was zuvor war, eine eigentliche Entscheidung wäre nicht erfolgt, die alte Verschlossenheit träte auf’s Neu’ an die Stelle der Entwickelung.

    Der Gegensatz also muß bleiben; Einheit und Gegensatz jedes muß für sich seyn, und – eben in diesem Für-sich-seyn eines jeden und ohne daß es aufgehoben wird muß die Einheit erscheinen.

    Dieß läßt sich nun bloß gedenken, wenn im Verhältniß der Entgegensetzung beyder in jedem der Geschiedenen für sich die Einheit sich erzeugt, wenn sie also durch einen innern aus jedem besonders gezeugten Einklang und eben darum in der Geschiedenheit und durch sie Eins werden.

    Nur so offenbart sich das höchste Wesen der Liebe: denn daß Principien einträchtig sind, die durch eine bindende Kraft dazu gezwungen sind, ist kein Wunder, aber Liebe ist, wenn bey existentieller Unabhängigkeit Freyes zu Freyem gezogen wird.

    Aber die Anlage oder Möglichkeit einer solchen freywilligen Einheit muß doch schon in jedem für sich liegen, wann auch undeutlich und unentwickelt. Und in beyden sind ja wirklich dieselben Principien, dasselbe scheidende, und einende Wort. Nicht die Verschiedenheit, sondern nur das umgekehrte Verhältniß der Kräfte in beyden macht den Unterschied. In beyden wird durch den fortgehenden Prozeß die verneinende Urkraft immer mehr als latent gesetzt; aber im Seyenden dadurch, daß sie mehr und mehr Subjekt, im Seyn dadurch, daß sie mehr und mehr Objekt wird. In gleichem Verhältnis als die zusammenziehende Kraft im Seyenden innerlich gesetzt wird, kann die Liebe als frey sich mittheilende Wesenheit ausfließen; und ebenso, in gleichem Verhältniß, wie die zusammenziehende Kraft des Seyns äußerlich gesetzt wird, keimt ihr die Liebe im Herzen und überwindet von innen heraus das harte Aeußere. Dort ist die Liebe das wirkende Aeußere, die zusammenziehende Kraft das latente Innere, das nur ist, damit die Liebe etwas habe, wovon sie gehalten und durch das sie selbständig werde; hier dagegen ist die Liebe das wirkende Innere, die verneinende Kraft das wirkungslose Aeußere. Auf diese Weise ist die Möglichkeit gegeben, daß mit der höchsten äußeren Entgegensetzung die größte innere Einheit verbunden sey. So liegt der Tag in der Nacht, die Nacht im Tage verborgen, nur eins überwältigt durch das andre. So liegt im Guten das Böse, nur verborgen und unwirksam, aber als nothwendiger Halt des Guten selber; so hinwiederum im Bösen das Gute, ohne welches das erste gar nicht seyn könnte, nur niedergehalten von jenem.

    Hier stellt sich also zuerst eine dritte Art der Einheit dar, die jedoch nur die in der Wirklichkeit offenbar gewordne erste, aber von der zweyten auf existentieller Gleichheit beruhenden ganz verschieden ist. Wir werden diese innere Einheit eine wesentliche und qualitative nennen können, da im Gegentheil die Verschiedenheit immer mehr eine bloß äußere, unwesentliche, quantitative wird.

    Es ist dieser Begriff von bloß quantitativer Differenz des Seyns und des Seyenden häufig für die Behauptung einer unwesentlichen Differenz der Principien selber gehalten worden, wie denn in solchen Materien von der Mehrzahl schwerlich etwas andres als oberflächliches Ansehen und Beurtheilen erwartet werden kann. Wer nur einige Aufmerksamkeit hat, muß einsehen, daß gerade die bloß quantitative Differenz zwischen Seyendem und Seyn den entschiedensten qualitativen Gegensatz der Principien in ihrer Bloßheit oder für sich betrachtet voraussetzt.

    Eben dieser Begriff ist durch den des bloßen Potenzunterschiedes erklärt worden. Denn in dem Seyn z.B. ist auch ein Seyendes; aber im Seyenden als solchen ist wieder das Seyende dieses Seyenden; und wenn jenes in der jetzigen Unterscheidbarkeit der Principien oder als artikulirte Differenz sich durch die Formel A=B bezeichnen läßt: so wäre das in’s Geistige und Bewußte erhöhte Seyende durch A2 auszudrücken.

    Also schon durch ihre innere Natur sind sich Seyendes und Seyn, das Geistige von Gott und das von ihm geschiedne Leibliche, Natur und Geisterwelt verwandt. Doch ist dieß nur abstrakt gesprochen und als wären beyde stehende Begriffe. Das Wahre ist, daß diese innere Einheit eine mehr und mehr werdende und im Verhältniß der Scheidung sich entwickelnde ist. Denn Natur und Geisterwelt entspringen in stets gleichem Maß aus der ewigen Einheit. In dem Verhältniß als im Seyn die Liebe seyend und aus dem Nichtseyenden erhoben wird, in gleichem Verhältniß wird im Geistigen des Vaters der Zorn latent oder Inneres, die Liebe Aeußeres, Offenbares; und umgekehrt. Aber eben dadurch werden sie ja auch geschieden; denn untrennbar war das Seyn von dem Seyenden nur durch die wirkende Contraction des Vaters. Also werden sie durch eben das, was sie von einander scheidet, zu jener höchsten Einheit gebracht, in der sie als geschiedene sich wieder umfassen und mit dem ganzen Reichthum ihres Inhalts gegenseitig in einander auflösen. Wenn nämlich durch den stets fortgehenden Prozeß einer wahrhaft göttlichen Scheidekunst das jetzt noch so tief verborgene Wesen der uranfänglichen Lauterkeit in dem Seyn immer mehr erhoben und als seyend gesetzt wird: so ist die Natur in ihrer letzten Vollendung, obwohl von einer ganz andern Seite her, dem Wesen nach völlig eben das, was das Geistige in Gott zu gleicher Zeit seyn wird; denn in jener wie in diesem wird, obschon auf entgegengesetzte Art, die Liebe als das allein Seyende, das verneinende Princip aber als das Nichtseyende gesetzt.

    So also werden die beyden Welten durch fortgehende Scheidung immer mehr zu der letzten Einheit vorbereitet, die nur aus dem Inneren einer jeden für sich entwickelt werden kann.

    Nicht vorhanden soll diese Einheit seyn; denn die Gegenwart beruht auf dem Gegensatz, ist nur Uebergang von jener anfänglichen tiefverschloßnen Indifferenz zu der letzten und entfaltetsten Einheit. Nur eine immer werdende, sich stets erzeugende und, mit einem Wort, vom gegenwärtigen Standpunkt zukünftige, kann jene Einheit seyn.

    Sie ist nicht vorhanden in dem Sinn, daß sie zwischen den beyden Geschiedenen oder objektiv schon gesetzt wäre; aber werden soll sie doch zwischen ihnen, d.h. sie soll der Potenz nach, also subjektiv schon seyn – verborgner Weise soll in den Tiefen der Gottheit die unsichtbare Kraft wohnen, die sich einst zu dieser aus innrem Einklang der geschiedenen entspringenden Einheit als Wesen oder Subjekt bekenne.

    Dieses Wesen, in Ansehung dessen Natur und Geisterwelt, Einheit und Gegensatz, schon jetzt auf höhere obwohl noch nicht äußerlich sichtbare Weise, Eins sind, kann nicht der Vater seyn; denn der Vater ist noch immer die Kraft der ersten Einheit, durch welche Natur und Geisterwelt ineinander und ungeschieden sind; der Sohn aber ist die Persönlichkeit, welche sie scheidet und welche also nicht zugleich jene seyn kann, die sie als Subjekt wieder verbindet. Jene unsichtbare und in der Gegenwart verborgne Einheit muß also, da sie nur Gott seyn kann, eine von der Persönlichkeit des Vaters so wie des Sohns verschiedene, dritte Persönlichkeit seyn, welche zwar in der des Vaters, weil er in sich schon Einheit der Einheit und des Gegensatzes war, eingewickelt bereits vorhanden seyn mußte, die jedoch erst durch den Sohn wirklich entwickelt wird, der eben darum die Indifferenz des Vaters überwinden, die erste den Gegensatz noch einwickelnde Einheit scheiden mußte. Daher es ganz der Sache gemäß wäre zu sagen, daß diese dritte Persönlichkeit potentiell von dem Vater, aktuell von dem Sohne ausgehe.

    Erst durch diese dritte Persönlichkeit ist Gott ein wahrhaft ganzes, geschlossenes in sich vollendetes Wesen; klar ist zugleich, wie nur in dieser Dreyheit von Persönlichkeiten die höchste Einigkeit des Wesens sich offenbaren kann. Auch diese Persönlichkeit ist kein einzelnes Princip, kein Theil der Gottheit, sondern der ganze Gott, aber im Zustand seiner höchsten, lebendigsten Entfaltung.

    Da für diese dritte Persönlichkeit auch das zuvor subjektive, durch die Scheidung in’s Geistige erhöhte wieder mit dem Seyn oder Wirklichen Eins ist: so können wir ihr Wesen wohl nicht angemeßner ausdrücken, als wenn wir sagen, in ihr sey wieder die uranfängliche Lauterkeit, die absolute Einheit von Subjekt und Objekt, in der höchsten Verwirklichung: in so fern würde sie Geist zu nennen seyn, aber – nicht beziehungsweise, wie das in’s Geistige erhöhte, dem Seyn entgegengesetzte, Seyende, sondern, wegen ihrer Erhebung über das Seyende wie über das Seyn –, der Geist an sich oder der absolute Geist.

  • in: Druck Schelling »Die Weltalter (SW). Erstes Buch. Die Vergangenheit« (1815). Text





    Von nun an beginnt die Geschichte der Verwirklichung oder der eigentlichen Offenbarungen Gottes. Das ewige Seyn, da Gott zuerst im Bezug zu der ewigen Natur seyend wird, nannten wir eine ewige Geburt. Aber Gott war in ihr gesetzt nicht als ein Seyendes, sondern als das an sich weder Seyende noch Nichtseyende, als das lautere Seynkönnen, als die ewige Freiheit gegen das Seyn, als der, wenn je wirklich, Grund und Anfang seiner Wirklichkeit nur in sich selbst haben würde, und wenn je anfangend, doch kein nothwendig und ewig, sondern frei beginnender seyn würde.

    Ohne einen freien Anfang gäbe es keine eigentliche Geschichte der Welt. Die jenen nicht begriffen, konnten auch nicht den Eingang in diese finden.

    Es ist jetzt ein gewöhnlicher Gedanke, die ganze Geschichte der Welt anzusehen als eine fortschreitende Offenbarung Gottes. Aber wie kam die Gottheit dazu, oder wie fing sie es an sich zu offenbaren?

    Die Antwort: Gott ist ein seiner Natur nach, also nothwendig, sich offenbarendes Wesen (ens manifestativum sui), ist kurz, aber nicht bündig. Hart ist, was nach gemeinsamem Gefühl immer als Werk des Wohlgefallens und der höchsten Freiwilligkeit angesehen worden, die Schöpfung der Welt als etwas Gezwungenes zu denken. Da wir aber schon im Menschen nur das überschwenglich Freie als sein eigentliches Selbst ansehen, werden wir nicht aus Gott ein bloß nothwendiges Wesen machen, und auch in ihm das unfaßlich Freie als sein eigentliches Selbst betrachten. Aber eben von der Offenbarung dieses höchsten Selbstes der Gottheit ist die Rede. Nun ist ein Freies eben darum frei, daß es sich nicht offenbaren muß. Sich offenbaren ist Wirken, wie alles Wirken ein sich Offenbaren. Dem Freien aber muß frei seyn, innerhalb des bloßen Könnens stehen zu bleiben, oder zur That überzugehen. Ginge es nothwendig über, so würde es nicht als das wirklich, das es ist, nämlich als das Freie.

    Die andern aber gehen davon aus, Gott sey Geist und das allerlauterste Wesen. Wie nun aber dieser Geist sich habe offenbaren können, darüber müssen sie freilich bekennen nichts zu wissen, nur daß sie, wie sonst aus der Noth, so aus der Unwissenheit eine Tugend machen. Der Grund dieses nicht Wissens ist klar. Denn wenn die Gottheit eine ewige Freiheit ist zu seyn, sich zu verwirklichen, zu offenbaren, so kann mit dem ewigen Seyn- oder sich-verwirklichen-Können doch nicht schon das wirkliche Seyn oder sich-Verwirklichen gesetzt seyn. Zwischen der Möglichkeit und der That muß etwas seyn, wenn sie freie That seyn soll; dieß begreift auch der gemeinste Verstand. Aber in der lautern Ewigkeit, worin sie Gott denken, ist keine Distanz, kein Vor und Nach, kein Früher und kein Später. Also verliert für sie, die nichts als die lautere Gottheit erkennen wollen, selbst der bloße Gedanke, daß etwas zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit seyn müsse, den Sinn.

    Wäre die Gottheit ewig wirklich (in dem hinlänglich bestimmten Sinn für äußerlich offenbar), so wäre sie nicht die Macht sich zu verwirklichen. Da sie aber doch nur aus ihrer freien Ewigkeit heraus sich verwirklichen kann, so muß, damit diese frei und unangetastet bleibe, zwischen der freien Ewigkeit und der That der Verwirklichung etwas seyn, das diese von jener scheidet. Dieses etwas kann nur Zeit seyn, aber nicht Zeit in der Ewigkeit selbst, sondern ihr coexistirende Zeit. Diese Zeit außer der Ewigkeit ist jene Bewegung der ewigen Natur, da sie vom Untersten aufsteigend immer ins Höchste gelangt, und von diesem aufs neue zurückgeht, um wieder aufzusteigen. Nur an dieser Bewegung erkennt sie sich selbst als Ewigkeit; an diesem Uhrwerk zählt und mißt die Gottheit — nicht die eigne Ewigkeit (denn diese ist immer ganz, vollkommen, untheilbar, über alle Zeit und in der Folge aller Zeiten nicht ewiger als auch im Augenblick), sondern nur die Momente der beständigen Wiederholung ihrer Ewigkeit, d.h. der Zeit selbst, welche, wie schon Pindaros sagt, nur das Scheinbild der Ewigkeit. Denn die Ewigkeit muß gedacht werden, nicht als jenen Momenten der Zeit zusammengenommen, sondern als jedem einzelnen coexistirend, so daß sie in jedem einzelnen wieder nur Sich (die ganze unmeßliche) sieht.

    Es ist eine Frage, die so natürlich ist, daß schon die Kindheit sie aufwirft: was denn Gott beschäftiget, eh’ er die Welt erschaffen; aber genau zugesehen, vergehen alle Gedanken bei dem, wenn die Schöpfung freie That seyn sollte, doch nothwendigen Begriff einer Dauer jenes unausgesprochenen Zustandes; da Ewigkeit in sich oder an sich keine, nur die Zeit gegen sie eine Dauer hat, so schwindet jene Ewigkeit vor der Welt unmittelbar zu Nichts, oder, was ebenso viel ist, zu einem bloßen Moment zusammen. Die Lehrer helfen sich gewöhnlich damit, dieser Frage aus dem Weg zu gehen. Aber eben das Unbeantwortetlassen solcher Fragen, die, wie gesagt, schon dem Kind auffallen, ist die Ursache des allgemeinen Unglaubens. Kennten sie die Schrift, sie würden wohl Antwort finden, da diese berichtet, in welch’ traulicher Nähe schon in jenen Urzeiten die Weisheit um und bei Gott gewesen, als sein Liebling selbst in dem süßesten Wonnegefühl sich befunden, aber auch ihm Ursache von Freude wurde, da er durch sie in jener Zeit die ganze künftige Geschichte, das große Bild der Welt und aller Ereignisse in Natur und Geisterreich voraus erblickte.

    Jene Entschließung Gottes, sein höchstes Selbst nach Zeiten zu offenbaren, kam aus der lautersten Freiheit. Eben darum behält Gott Macht, gleichsam Zeit und Stunde dieser Offenbarung zu bestimmen, und das, was ganz Werk seines freiesten Willens war, auch allein nach seinem Wohlgefallen zu beginnen. Die Lehre, daß Gott die Welt in der Zeit erschaffen, ist eine Stütze des ächten Glaubens; hinlänglich wäre die Arbeit dieses Werks belohnt, hätte es auch nur dieß eine begreiflich und verständlich gemacht. Denn da in Gott selbst keine Zeit ist, wie soll er sie in der Zeit erschaffen, wenn nicht eine außer ihm ist? Oder wie wäre eine Bestimmung dieser Zeit möglich, wenn nicht schon vor der Schöpfung eine Bewegung außer Gott ist, nach deren Wiederholung die Zeit abgemessen wird?

    Gott seinem höchsten Selbst nach ist nicht offenbar, er offenbart sich; er ist nicht wirklich, er wird wirklich, eben damit er als das allerfreieste Wesen erscheine. Darum tritt zwischen die freie Ewigkeit und die That ein anderes, das seine von jener unabhängige Wurzel hat und ein, obwohl ewig, Anfangendes (Endliches) ist, damit ewig etwas sey, dadurch sich Gott der Kreatur annähern und mittheilen könne, damit die lautere Ewigkeit immer frei bleibe gegen das Seyn, und dieses niemals als ein Ausfluß aus dem ewigen Seyn-Können erscheine, also immer ein Unterschied sey zwischen Gott und seinem Seyn.

    In der Wissenschaft werden, wie im Leben, die Menschen überall mehr von Worten als deutlichen Begriffen beherrscht. So erklären sie einerseits unbestimmter Weise Gott als ein nothwendiges Wesen, andererseits ereifern sie sich dagegen, daß Gott eine Natur zugeschrieben werde. Sie möchten sich das Ansehn geben, damit die Freiheit Gottes zu retten; wie wenig aber, oder vielmehr wie gar nichts sie davon verstehen, erhellt aus dem Bisherigen, da ohne eine Natur die Freiheit in Gott nicht von der That geschieden seyn könnte, also nicht wirkliche Freiheit wäre. So verwerfen sie, wie billig, das System einer allgemeinen Nothwendigkeit und zeigen sich doch ebenso eifrig gegen jede Folge in Gott, obschon, wenn keine Folge ist, nur Ein System übrig bleibt, nämlich daß mit dem göttlichen Wesen alles zumal, alles nothwendig ist. Auf diese Art stoßen sie, Blinden gleich, wie man auch im Leben bemerkt, gerade das zurück, was sie (ohne Verstand davon) aufs eifrigste suchen, und ziehen eben das an, was sie doch eigentlich fliehen wollten.

    Wer dem Bisherigen mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, muß von selbst wahrgenommen haben, wie in der Seyns- oder Lebens-Annehmung des Höchsten wiederum dieselbe Folge statthat, die zwischen den Principien in der ewigen Natur statthatte. Denn auch hier ist das erste in das Seyn Tretende (das Seyn-Annehmende) ein verneinender, streng nothwendiger Wille, der sich aber zum Grund eines höheren macht; dieser, obwohl nicht eigentlich frei (weil reiner Wille der Liebe), ist doch besonnener Wille; über beiden endlich geht der bewußte und freie auf, der im höchsten Sinne Geist ist, wie in der ewigen Natur das dritte Princip Seele war.

    Wir können daher auch diese Folge der Offenbarung als eine Folge von Potenzen ansehen, die das Seyn zu seiner Vollendung durchgeht; ja es wird nöthig seyn, von jetzt an folgenden Unterschied zu machen. Die Kräfte im Seyn, inwiefern sie aufgehört haben sich auszuschließen und aussprechlich geworden sind, haben auch aufgehört Potenzen zu seyn, und wir werden sie daher künftig Principien nennen. Als Potenzen schließen sich Entgegengesetzte nothwendig aus, und wie es unmöglich ist, daß eine Zahl in derselben Zeit in verschiedenen Potenzen sey, wohl möglich aber, daß sie in die zweite gesetzt, dann in einer weiteren Folge zur dritten erhoben werde: so kann auch das Seyende des Seyns in derselben Zeit nur Eines seyn, z.B. verneinende Kraft, was aber nicht verhindert, daß das Seyende desselben Seyns in einer folgenden Zeit ein anderes, ja das gerade Entgegengesetzte von jenem sey. Von nun an also werden wir nun das Seyende einer jeden Zeit mit dem Namen einer Potenz bezeichnen.

    Auffallend zwar kann schon im Allgemeinen jene Uebereinstimmung nicht seyn zwischen dem objektiven und dem subjektiven Leben eines Wesens. Was ein Wesen innerlich oder dem Seyn nach ist, muß es auch wieder offenbar oder dem Seyenden nach seyn. Dieselben Kräfte, die in der Simultaneität sein inneres Daseyn ausmachen, dieselben (nicht der Zahl, wohl aber der Natur nach) sind, in einer Folge hervortretend, auch wieder die Potenzen seines Lebens oder Werdens, das Bestimmende der Perioden oder Zeiten seiner Entwickelung.

    Das Innere jedes organischen Wesens ruht und besteht in drei Hauptkräften. Die erste (um im bloßen Beispiel kurz zu seyn), wodurch es in sich selbst ist, sich beständig hervorbringt; die zweite, durch die es nach außen strebt; die dritte, welche gewissermaßen die Natur beider vereiniget. Jede derselben ist zum inneren Seyn des Ganzen nothwendig; welche auch hinweggenommen würde, das Ganze wäre aufgehoben. Aber dieß Ganze ist kein stehenbleibendes Seyn; das Wesen als Seyn gesetzt, findet sich unmittelbar ein Seyendes ein. Da aber im Seyenden dieselben Kräfte, die im Seyn sind, und das Seyende jeder Zeit nur Eines seyn kann, so treten jetzt dieselben Kräfte, die im Inneren wirkten (dieselben der Natur nach) äußerlich mit Entscheidung hervor. So in der Succession werden sie die Potenzen seiner äußeren Lebens-Perioden, wie sie in der Simultaneität Principien seines beharrlichen Seyns waren. Dieß ist der Sinn, wenn z.B. gesagt wird, in der ersten Zeit des Lebens herrsche die wachsthümliche, in der folgenden die bewegende, endlich die empfindliche Seele. Dasselbe ist der Sinn, wenn z.B. gesagt wird (mit welchem Grund, untersuchen wir nicht), die Urzeit im Leben der Erde sey die magnetische gewesen, von der sie in die elektrische übergetreten, obschon bekannt ist, daß zum inneren Bestand der Erde in allen Zeiten alle diese Kräfte erfordert wurden.

    Die Folge der Potenzen (dieß Wort in dem einmal festgesetzten Sinne genommen) verhält sich also auch als eine Folge von Zeiten. Dieses Gesetz allein ist fähig, den Organismus der Zeiten aufzuschließen.

    Durch dieses erst stellt sich die rechte Hoheit des Gegensatzes dar, und wie er mit der Einheit gleich unbedingt ist. Diese bleibt (obwohl zum Zusammenhang gemildert) im Seyn herrschend, aber im Seyenden erscheint die unüberwindliche Freiheit des Gegensatzes und wie er die Einheit sich selbst wieder unterordnet.

    Nur durch seinen Willen existirt der Ewige, nur durch freie Entschließung macht er sich zum Seyenden des Seyns. Aber dieß vorausgesetzt, war er in Ansehung der Folge seiner Offenbarung gebunden, ob es gleich bei ihm stand sich nicht zu offenbaren. Der Entschluß Sich zu offenbaren und sich selbst als das ewige Nein überwindlich zu setzen war nur ein und derselbe Entschluß. Darum ist dieser wie ein Werk der höchsten Freiheit, so auch ein Werk der höchsten Liebe. Das in der Offenbarung Vorausgehende ist keineswegs das an sich Untergeordnete, wohl aber wird es als solches gesetzt; das ihm Folgende ist nicht an sich wirklicher, göttlicher, aber freiwillig als das Höhere gegen jenes erkannt. Die Priorität steht im umgekehrten Verhältniß mit der Superiorität, Begriffe, welche zu verwechseln nur der Blindheit im Urtheilen möglich ist, die unsere Zeiten auszeichnet.

    Hier schließen sich auch die gewöhnlichen Begriffe wieder an. Entäußerung, Herablassung ist nach allgemeiner Lehre die Schöpfung. Der Ewige macht nicht das an sich Ueberwindliche oder Geringere von sich selbst, sondern was er freiwillig als solches ansieht, ansehen will, das, worin er die allerstärkste und innerlichste Kraft ist, zum Anfang. Unüberwindlich, wenn sie innerlich blieb, wird sie überwindlich, indem er sich in ihr zum Seyenden des Seyns macht.

    Der verneinende, einschließende Wille muß in der Offenbarung vorausgehen, damit Etwas sey, das die Huld des göttlichen Wesens, die sich sonst nicht zu offenbaren vermöchte, stütze und emportrage. Stärke muß seyn eher denn Milde, die Strenge vor der Sanftmuth, der Zorn zuerst, dann die Liebe, in welcher selbst erst das Zornige eigentlich Gott wird.

    Wie in dem nächtlichen Gesicht, da der Herr vor dem Propheten überging, erst ein mächtiger Sturm kam, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, nach diesem ein Erdbeben, endlich ein Feuer, der Herr selbst aber in keinem von dem allem war, sondern ein stillsanftes Sausen folgte, darin Er war, so muß in der Offenbarung des Ewigen Macht, Gewalt und Strenge vorausgehen, bis im sanften Wehen der Liebe erst er selbst als Er Selbst erscheinen kann.

    Alle Entwickelung setzt Einwickelung voraus; in der Anziehung ist der Anfang und die contrahirende Kraft die eigentliche Original- und Wurzelkraft alles Lebens. Jedes Leben fängt von Zusammenziehung an; denn warum schreitet alles vom Kleinen ins Große, vom Engen ins Weite fort, da es auch umgekehrt seyn könnte, wenn es um das bloße Fortschreiten zu thun wäre.

    Dunkelheit und Verschlossenheit ist das Eigenthümliche der Urzeit. Je höher wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto mächtigere Zusammenziehung. So in den Gebirgen der Urwelt, so in den ältesten Bildungen auch des Menschengeistes. Derselbe Charakter von Verschlossenheit kommt uns in dem stummen Ernst des Aegypters, in den Riesendenkmälern Indiens, die für keine Zeit, für die Ewigkeit gebaut scheinen, ja selbst noch in der stillen Größe der erhabenen Ruhe der ältesten hellenischen Werke entgegen, die, obwohl gemildert, noch die Kraft jenes gediegenen Weltalters an sich tragen.

    Von jetzt an also betreten wir den Weg der Zeiten. Der Widerspruch ist entschieden durch überschwengliche That, ähnlich der, worin sich der Mensch entscheidet, das eine oder das andere ganz zu seyn. Von nun an ist Gott nur Eines; nur Verneinung gegen das Seyn. Als diese verneinende Kraft ist Gott ein das Seyn in sich ziehendes Feuer, das also das Angezogene ganz mit sich eins macht. Bis jetzt bestand noch Zweiheit; es war Allheit und Einheit, aber beide sind jetzt selbst zu Einem Wesen verschmolzen. Das An- oder Eingezogene ist die ewige Natur, das All; das An- oder Einziehende ist eins; das Ganze also, das wir zur Veranschaulichung durch (€\frac{A^3}{A^2=(A=B)}€) B bezeichnen können, ist das Eins und All (ἓν καὶ πᾶν) in inniger Verbindung. Hiebei darf aber nicht übersehen werden, daß das Eins oder die in sich ziehende Potenz gegen die Natur eine höchst geistige Kraft, ja lauterer Geist ist, obwohl nicht mit Freiheit und Besonnenheit wirkender; denn die verneinende Kraft, welche Gott seiner Lauterkeit wegen gegen das Seyn ist, ist er, wie gezeigt, nicht nach seiner Freiheit, sondern nach der Nothwendigkeit seiner Natur. In jener ursprünglichen Ungeschiedenheit, da ein und dasselbe als ein und dasselbe ewiges Ja und ewiges Nein war und über beiden besonnener Geist, da war auch jene Strenge und Nothwendigkeit des göttlichen Wesens mit zur Besonnenheit und zum Bewußtseyn erhoben. Nun sich Gott entschieden bloßes Nein zu seyn, tritt er in seine blinde, finstre Natur, die in ihm verborgen war und nur durch die Scheidung offenbar werden konnte. So ist also jetzt das Leben auf die Stufe blinder Nothwendigkeit zurückgetreten, das im vorhergehenden Moment zur Freiheit und Besonnenheit erhoben war? Wie reimt sich aber dieß Zurücksinken mit der behaupteten Unmöglichkeit jeder rückgängigen Bewegung? Wer sich diese Frage wohl löst, wird noch manche andere, auch in der Geschichte der Natur und der Menschheit, wohl zu lösen verstehen. Nothwendig ist, so oft das Leben in eine neue Epoche tritt, daß es wieder einen Anfang mache, wo denn unvermeidlich ist, daß dieser Anfang oder diese erste Stufe der neuen Epoche gegen die letzte und höchste der vorhergegangenen als ein Rückschritt erscheine: Potenz mit Potenz verglichen, steht die folgende tiefer als die vorhergehende, weil diese in ihrer Zeit nothwendig eine höhere Potenz als jene in der ihren; aber Zeit mit Zeit, Epoche mit Epoche verglichen, steht jene entschieden höher. Solche scheinbare Rückgänge sind also in der Geschichte des Lebens nothwendig.

    Es ist in der gegenwärtigen Einheit etwas mit der Natur verbunden, das in dem Vorhergehenden nicht mit ihr verbunden war, nämlich das Wesen jenes allerlautersten Geistes, obschon dieser nur als in sich ziehende Sucht und Begierde, d.h. als Natur, (doch mehr als innere blinde Naturkraft) wirkt und so für sich wieder den Anfang macht eines höheren Lebens.

    Wenn wir uns nun unter Gott nur die allerhöchste Freiheit und Besonnenheit denken können, so ist dieser, obschon lauterste, doch nur als Natur wirkende Geist allerdings nicht Gott zu nennen. Wäre er (B) Gott, so würde die ganze Einheit sich verhalten als der jetzt vollkommen verwirklichte Gott.

    Wenn sie denn nicht Gott ist, was ist sie denn?

    Wir haben gezeigt, wie die lautere Gottheit untheilbarer Weise ewiges Ja und ewiges Nein ist und die freie Einheit beider, woraus von selbst folgte, daß sie ewiges Nein =B seyn kann, nur inwiefern sie als solches zugleich Grund von Sich als ewigem Ja ist. Daraus ergibt sich dann nothwendig auch das Umgekehrte, daß sie als B oder ewiges Nein nur insofern Gottheit ist, als sie zugleich A, d.h. Sich selbst als ewiges Ja setzt. Es ist hier ganz dasselbe Verhältniß, das auch nach der christlichen Lehre in Gott ist; da die erste Persönlichkeit nur Gott ist als Vater, oder inwiefern sie Vater, d.h. inwiefern zugleich der Sohn ist, und so hinwiederum die zweite Persönlichkeit nur Gott, inwiefern sie Sohn, d.h. inwiefern auch der Vater ist.

    Nun ist aber jetzt, d.h. in dem eben festzuhaltenden Moment, die verneinende Kraft =B noch keineswegs das Setzende von A. Wir freilich, in Folge der früher gewonnenen Einsicht, wissen, daß Gott gegen das Seyn nur verneinende Kraft ist, um Sich Selbst, als ewiger Liebe, Grund zu machen. Aber diese verneinende Kraft kennt sich selbst, also auch ihr eigen Verhältniß nicht; nicht die Freiheit des Entschlusses, kraft welches sie das allein Wirkende ist. So mußte es seyn; dieß höhere Leben wieder in Bewußtlosigkeit seiner selbst versinken, damit ein wahrer Anfang sey. Denn gleichwie es im Menschen Gesetz ist, daß jene allen einzelnen Handlungen vorausgehende, nie aufhörende Ur-That, durch die er eigentlich Er Selbst ist, gegen das über ihr sich erhebende Bewußtseyn in unergründliche Tiefe hinabsinkt, damit ein nie aufzuhebender Anfang, eine durch nichts erreichbare Wurzel der Realität sey: so tilgt auch jene Urthat des göttlichen Lebens in der Entscheidung das Bewußtseyn von ihr selbst, das dem, welches in ihr zum Grund gesetzt worden, nur in der Folge wieder durch höhere Offenbarung eröffnet werden kann. Nur so ist wahrer Anfang, Anfang, der nicht aufhört Anfang zu seyn. Der Entschluß, der in irgend einem Akt einen wahren Anfang machen soll, darf nicht vors Bewußtseyn gebracht, zurückgerufen werden, welches mit Recht schon so viel bedeutet als zurückgenommen werden. Wer sich vorbehält, einen Entschluß immer wieder ans Licht zu ziehen, macht nie einen Anfang. Darum ist Charakter Grundbedingung aller Sittlichkeit; Charakterlosigkeit schon an sich Unsittlichkeit.

    Auch hier gilt: der Anfang darf sich selbst nicht kennen; welches so viel heißt: er darf sich selbst nicht kennen als Anfang. Nichts ist oder erkennt sich gleich anfänglich bloß für Grund oder Anfang. Was Anfang ist, muß sich nicht als Anfang, sondern als Wesen (um seiner selbst willen Seyendes) ansehen, um wahrer Anfang zu seyn.

    Also erkennt sich auch jene Verneinungskraft, als die Gott jetzt allein wirkend ist, nicht als Grund, als Setzendes des ewigen Ja. Nicht nur, daß sie dieses nicht setzt, sie muß A (folglich auch die höhere Einheit, die Geist ist) bestimmt verneinen, ausschließen und völlig verdrängen aus der Gegenwart. Es ist in ihr jene nichts duldende Zornes-Kraft, die der eifernde jüdische Gott gegen andere Götter äußert. In dieser Ausschließung und Einsamkeit muß sie auch bleiben, bis ihre Zeit erfüllt ist, und mit voller Macht darauf halten, damit eben das Leben zur höchsten Herrlichkeit erhöht werde.

    Sie verdrängt, sagten wir, den Willen der Liebe und den des Geistes, doch nur aus der Gegenwart. Sie setzt diese als nicht seyend, darum eben keineswegs als nichtseyend, sondern als zukünftig und als solche allerdings auch als (nur im Verborgenen) seyend.

    Diese Verneinungskraft ist also nur der Möglichkeit, aber noch nicht der Wirklichkeit nach das Setzende des ewigen Ja, d.h. sie ist auch nur der Möglichkeit, nicht der Wirklichkeit nach Gott. Mithin ist auch die ganze Einheit noch nicht der wirkliche oder verwirklichte Gott.

    Was ist sie denn also? Antwort: Sie ist der ewige Keim Gottes, der noch nicht ein wirklicher Gott, sondern nur ein Gott den Kräften nach ist; sie ist also der Stand der Möglichkeit (der Potentialität), in den sich Gott selbst freiwillig gesetzt hat, und der nothwendig vor dem wirklichen (in der Wirklichkeit geoffenbarten) Gott hergehen muß, wenn anders in dieser Offenbarung oder Geburt Gottes in die Wirklichkeit ein Werden, eine Folge, eine Stufenmäßigkeit seyn soll.

    Also, werden vielleicht einige sagen, ist so lange gar kein Gott. Mit nichten! Denn der Möglichkeit nach (offenbar zu werden) ist ja schon der ganze Gott. Die jetzt wirkende verneinende Potenz ist die Kraft (d.h. die Möglichkeit) die bejahende zu setzen; diese, so wie die höhere Einheit, ist zwar nicht als seyend, aber als nicht seyend (als zukünftig) allerdings gesetzt. Nun wird niemand behaupten wollen, was als ein Mögliches oder nach der bloßen Möglichkeit ist, sey darum überall nicht; es ist ja, nur eben im Stande der Möglichkeit. Auch hier muß der früher dargestellte Unterschied zwischen nicht-seyend-Seyn und zwischen Nichtseyn nur im höheren Fall geltend gemacht werden. »Also ist Gott nicht«, kann zweierlei heißen. Gott ist nichtexistirend; dieses wird zugestanden und behauptet. Gott ist überall nicht, oder er ist schlechthin nichtexistirend; dieses wird geleugnet; denn Gott ist ja eben auch darin, daß er nicht seyend ist, er ist nur als nicht seyend, im Stand der Einwickelung (implicite, in statu involutionis), welchen, als Uebergang (Mittel) der eigentlichen Offenbarung, der Gottheit unwürdig wenigstens die nicht ansehen dürften, welche nach den Worten der Schrift Gott die Macht zuschreiben, auch noch im geordneten Lauf der Dinge sich zurückzuziehen, sein Angesicht, d.h. sein eigentliches Selbst, zu verbergen, also wieder für eine Zeitlang in einen Zustand von Involution zurückzutreten, in gewissen Fällen als bloße Natur, nicht nach seinem innersten Selbst und Herzen zu wirken.

    Zu wiederholen, daß hier überall nicht von dem wesentlichen Seyn Gottes (von seinem Seyn außer und über der Natur), sondern nur von der Existenz, d.h. nach unserem Sprachgebrauch äußeren Offenbarung, der ja schon durch ihren Bezug zur ewigen Natur als seyend gesetzten Gottheit die Rede ist, will uns, da es ja durch den Lauf der ganzen Geschichte bis hieher ohnehin klar genug und auch ausdrücklich erklärt ist, fast unnöthig dünken.

    Ueberhaupt kann in dieser ganzen Sache nichts Schwieriges noch Verfängliches selbst für den Aengstlichsten liegen, der nur diese Begriffe und die jedesmal hinzugefügten Bestimmungen in ihrer Schärfe faßt und sich völlig verdeutlicht. Dazu gehört freilich reine Absicht, ernstliches Wollen und redliche Bemühung, die freilich in Zeiten schwer zu erwarten ist, wo einerseits die bequeme Lehre, daß man nichts wissen könne, die meisten alles schärferen Denkens entwöhnt hat, andererseits die nach Höherem streben, in einer Sache, die zum Theil auf den leisesten und zartesten Einschränkungen beruht, mit dem bloßen Materiellen der überall her zusammengerafften Ideen sich begnügen zu können glauben, aber freilich darüber zum Theil in solche Ungeheuerlichkeiten gerathen sind.

    Je wichtiger indeß die ganze oben vorgetragene Ansicht ist, desto mehr versuchen wir, sie auch noch von einer andern Seite ins Licht zu setzen.

    Es kann nämlich die Frage entstehen, was denn nun durch jene verneinende Kraft eigentlich verneint werde. Unstreitig doch nur, was durch den vorhergehenden Moment gesetzt war, die Unabhängigkeit des Seyns, das Außereinander und die Abgezogenheit der Kräfte. Nun kann doch durch dieses Verneinen jene freie Bewegung der Natur nicht rückgängig gemacht werden. Also wird durch die anziehende Kraft nur verneint, was in anderer Hinsicht schon gesetzt ist. Es ist auch hier Indifferenz, Ungeschiedenheit, aber wirkende, nicht eine von aller Differenz freie, sondern eine sie verneinende. Aber verneint wird doch nur die Geschiedenheit und gegenseitige Freiheit, also werden die, deren Geschiedenheit verneint ist, als Ungeschiedene bejaht, und jene Kraft, die das Neue aller Freiheit, ist das Bejahende des Ganzen in der Nichtfreiheit; da sie jedoch nur verneinen kann, was da ist, so erkennt sie durch die Verneinung die Geschiedenheit an und bejaht sie im Verneinen.

    Hiedurch ist zuvörderst klar, wie die verneinende Kraft eben durch das Verneinen sich des Seyns annehme, es eben im Verneinen setze als das ihre.

    Wie nun durch das Verneinen der Geschiedenheit doch aber diese auch wieder gesetzt ist, so muß alles, was ohne die Verneinung wirklich oder ausgewickelter Weise (explicite) gesetzt seyn würde, durch die Verneinung doch ebenfalls nur eingewickelter Weise (implicite) gesetzt seyn.

    Unstreitig nun, wenn die Gottheit sich des Seyns annähme und zugleich die Geschiedenheit bestände, wäre dieß die entwickeltste, ausgesprochenste Existenz. Denn alsdann gelangt ein Geist zur Fülle seiner Existenz, wenn er eine lebendige Seele (A3) zum unmittelbaren Subjekt hat, diese aber wieder in einem äußeren geistig-leiblichen Wesen ihr Gegenbild hat. Nun ist dieß freie Verhältniß nicht bejaht, sondern verneint, aber es ist eben damit verneinter oder eingewickelter Weise gesetzt. Wir können daher sagen, die oben bezeichnete Einheit sey wenigstens eingewickelter Weise das erste wirkliche Daseyn Gottes. Aber setzt nicht jede Existenz, eben weil sie dieß ist, Einschließung voraus? Gibt es irgend ein Daseyn, das nicht erst in Einwickelung war, irgend ein freies Leben, das nicht aus einem verneinten Zustand erlöst worden? Hiernach dürfen wir denn wohl behaupten, daß jene ganze Einheit, wie nur ein neuer und zweiter Anfang, so nur eine neue und höhere Natur sey, die jedoch von der ersten der Art noch ganz (toto genere) verschieden ist. Es ist jetzt wirklich nur Ein Wesen, von dem die anziehende Potenz das Geistige, das An- oder Eingezogene beziehungsweise Leibliche ist. Jene geistige Potenz durchdringt, einer wirkenden Sucht oder Begierde gleich, die ganze ewige Natur, und einmal auf diese Weise vernaturt, ist sie von sich selbst nicht mehr trennbar von ihr. Die Kräfte der ewigen Natur sind ihre Kräfte, in denen sie Sich als in ihren Werkzeugen empfindet. Das Ganze ist ein wahrhaft Untrennliches (Individuum). Doch dürfen wir über dieser Einheit den ursprünglichen Unterschied nicht vergessen, da jene verneinende Potenz an sich lauterer Geist ist und zu der ewigen Natur sich immer wie Seyendes zum Seyn verhält. Dieser Geist wirkt zwar als Natur, weil bewußtlos, und kann darum auch nicht im eigentlichen Sinn intelligent heißen, obwohl darum keineswegs nicht intelligent, schlechthin verstandlos. Es ist ein substantieller, zu Substanz gewordener Geist, der nicht Verstand hat, sondern selber und wesentlich Verstand ist, nur kein bewußter, in sich selbst zurücktretender (reflektirter), sondern ein blinder, bewußtloser, nothwendiger, gleichsam instinktartiger Verstand.

    Eine solche Kraft also und von solcher Unabhängigkeit und Allmacht zieht der verneinende Wille das bisher stumme Wesen in allen seinen Principien und Kräften zusammen. Hiedurch wird er aber unmittelbar aus der leidenden Einheit in die wirkende erhoben, und zuerst sind alle Kräfte des Seyns nicht nur in eins gebracht, sondern auch in einem und demselben Wesen gleichwirkend. Denn unter eine und dieselbe Potenz gesetzt, werden die Principien nothwendig unter sich gleichnamig (äquipotent); jene Unterordnung des einen unter das andere ist aufgehoben; jedes fällt dem eignen Leben anheim, und an die Stelle der bisherigen freiwilligen Zuneigung tritt eine bindende zwingende Einheit.

    Nun waren sie nur in jener Unterordnung des einen unter das andere sich gegenseitig annehmlich, da eins dem andern gleichsam Arznei wurde; so war auch jedes Princip in sich selbst nur durch jene Gliederung beruhigt, da eine Kraft sich zu der andern als Grund oder nicht Seyendes verhielt. Da nun sowohl die Principien, als jede Kraft zur gleichen Wirksamkeit mit der andern erhoben wird, so entsteht zwischen allen nothwendig eine gegenseitige Unleidlichkeit und der Widerwille, daß sie kaum zusammengebracht wieder auseinander wollen.

    Wie wir sahen, daß im Menschen, je nachdem sich eine Stimmung seiner bemächtigt, alles die Farbe derselben annimmt, auch die Süßigkeit in Bitterkeit, Sanftmuth in Grimm, Liebe in Haß verkehrt wird, weil auch in der Süßigkeit eine Wurzel der Bitterkeit, in der Liebe eine Wurzel des Hasses liegt, die nur verborgen aber zu ihrem Halt nothwendig ist: so wird hier, indem die Strenge die herrschende Potenz ist, auch in dem mild ausfließenden Princip (A2) die verneinende Kraft herausgekehrt und in dem ursprünglich sich verschließenden (A=B) aus ihrer Tiefe und Verborgenheit erhoben, daß also in beiden sich nur feindliche Kräfte begegnen; die Einheit aber, da sie den Gegensatz nicht mehr außer sich hat, sondern mit ihm in eins gebracht ist, und nicht mehr als die freie stille Einheit aufgehen kann, fühlt sich gleichsam sterben.

    Hier ist der erste Quell der Bitterkeit, die das Innere alles Lebens ist, ja seyn muß und sofort ausbricht, wenn sie nicht immer besänftigt wird, da die Liebe selbst gezwungen ist Haß zu seyn, und der stille sanfte Geist nicht wirken kann, sondern von der Feindseligkeit unterdrückt ist, in welche durch die Nothwendigkeit des Lebens alle Kräfte versetzt sind. Von hier kommt der tiefe, in allem Leben liegende Unmuth, ohne den keine Wirklichkeit ist; dieses Gift des Lebens, das überwunden seyn will, und ohne das es einschlummern würde.

    Denn so wie die jetzt zum thätlichen Seyn zusammengezogenen Kräfte den Schmack ihrer Bitterkeit empfunden, verlangen sie wieder im Ganzen wie in den einzelnen Principien auszugehen von der strengen Einheit und für sich jede in ihrer eignen Natur zu seyn. Dieß ist das Verhängniß alles Lebens, daß es erst nach der Einschränkung und aus der Weite in die Enge verlangt, um sich selbst fühlbar zu werden; hernach, wenn es in der Enge ist und sie empfunden hat, wieder zurückverlangt in die Weite und gleich wiederkehren möchte in das stille Nichts, darin es zuvor war, und doch nicht kann, weil es sein sich selbst zugezogenes Leben wieder aufgeben müßte, und sobald es zurück wäre, sich aus dem Zustand wieder heraus sehnte und durch dieß Sehnen sich aufs neue ein Seyendes zuzöge.

    Also wirkt das Zusammennehmen durch jenen in sich ziehenden Geist unmittelbar, im Ganzen und im Einzelnen, das Auseinanderwollen der Kräfte, und zwar treten sie um so mehr auseinander, je wirkender jede geworden, d.h. je mehr in die Enge gebracht. Die Zusammenziehung ruft also ihr gerades Gegentheil hervor, und bewirkt nichts anderes als die unaufhörliche Spannung, den Orgasmus aller Kräfte. Aber kaum nähern sie sich wieder dem keimlichen Zustand und fühlen das gemeinschaftliche Leben sterben, erwacht aufs neue die Sehnsucht, und können sie das Verlangen nach Wirklichkeit doch nicht lassen und fallen wieder der zusammenziehenden Potenz anheim.

    Also ist hier kein bestehendes Leben, vielmehr ein steter Wechsel von Ausdehnung und Zusammenziehung, und ist die oben bezeichnete Einheit (das Ganze dieses Moments) nichts als der erste klopfende Punkt, gleichsam das schlagende Herz der Gottheit, das in nie aufhörender Systole und Diastole Ruhe sucht und nicht findet. Es ist aufs neu’ eine unwillkürliche Bewegung, die immer von selbst sich wieder macht und von sich selbst nicht aufhören kann, denn durch jede Zusammenziehung werden die Kräfte wieder wirkend, und der zusammenziehende Wille gibt ihrer Ausbreitungslust nach; kaum aber fühlt er die Scheidung und die anfangende Wirkungslosigkeit, so erschrickt er und fürchtet daß die Existenz verloren gehe und zieht also aufs neue zusammen.

    Zum zweitenmal also ist das Leben in den Moment der unwillkürlichen Bewegung gesetzt, durch einen ganz anderen und höheren als jener erste.

    Hiemit begreifen wir, daß das Seyende mit seinem Seyn in diesem Moment zusammen das widerspruchvollste Wesen ist. Wir begreifen, daß die erste Existenz der Widerspruch selber ist, und umgekehrt nur in Widerspruch die erste Wirklichkeit bestehen kann, von dem einige sagen, daß er nun und nimmer wirklich seyn könne. Alles Leben muß durchs Feuer des Widerspruchs gehen; Widerspruch ist des Lebens Triebwerk und Innerstes. Davon kommt’s, daß, wie ein altes Buch sagt, alles Thun unter der Sonne so voll Mühe ist und alles sich in Arbeit verzehrt und doch nicht müde wird, und alle Kräfte unaufhörlich gegeneinander ringen. Wäre nur Einheit und alles im Frieden, dann fürwahr würde sich nichts rühren wollen, und alles in Verdrossenheit versinken, da es jetzt eifrig hervor strebt, um aus der Unruhe in die Ruhe zu gelangen.

    Der Widerspruch, den wir hier begriffen, ist der Quellbronn des ewigen Lebens; die Construktion dieses Widerspruchs die höchste Aufgabe der Wissenschaft. Daher der Vorwurf, er fange die Wissenschaft mit einem Widerspruch an, dem Philosophen gerade so viel bedeutet, als dem Tragödiendichter, nach Anhörung der Einleitung des Werks, die Erinnerung bedeuten möchte, nach solchem Anfang könne es nur auf ein schreckliches Ende, auf grausame Thaten und blutige Ereignisse hinauslaufen, da es eben seine Meinung ist, daß es darauf hinausgehe.

    Auch wir also scheuen den Widerspruch nicht, und suchen vielmehr, soweit wir dessen vermögend sind, ihn auch im einzelnen recht zu begreifen.

    Durch die anziehende Potenz wird auch das Ganze oder System von Kräften, welches die anfängliche Natur (A=B) ausmacht, ein Zusammengenommenes, das aber als solches nicht beschrieben werden kann, weil es im Zusammennehmen zum Widerspruch in sich selbst wird, also keinen Augenblick in Ruhe besteht. Denn durch die begeistende Potenz werden auch die beiden entgegengesetzten Kräfte in ihr zur Gleichnamigkeit gebracht. Die ruhender Grund seyn sollte, aus dem das Wesen (A) aufginge, wird eine aus ihrer Tiefe erhobene, das nicht Seyende (B) zum Seyenden gesteigert. Kaum also, daß das Zusammengenommene die Gleichnamigkeit und den Widerstreit der Kräfte empfunden, will es auseinander, da sie in diesem Verhältniß sich gegenseitig unleidlich sind. Aber weil es von der Stärke der anziehenden Potenz zusammengehalten wird, und diese immerfort die verneinende Kraft aus der Tiefe erhebt, indeß das bejahende Wesen (A) sie sich unterzuordnen, in die Potentialität zurückzusetzen sucht, so bleibt es bei dem bloßen Bestreben (nisus) des Auseinanderwollens, wodurch denn eine rotatorische Bewegung entstehen muß. Aber die anziehende Kraft hört nicht auf zu wirken; so geschieht es endlich, wenn die Kräfte mehr und mehr vergeistet worden, im höchsten Grade des Widerwillens, da sie nicht schlechthin auseinander und doch auch nicht bleiben können, daß etwas Mittleres sich ereignet und die Materie wie in sich selbst zerreißende Wuth gesetzt in einzelne selbständige Mittelpunkte zerspringt, die, weil auch sie noch gehalten und von widerwärtigen Kräften getrieben sind, sich ebenfalls um ihre eigne Axe bewegenDas Ganze, B, weil eins mit dem Seyn, zerreißt sich selber, wie man im Unmuth sagt: ich möchte mich selbst zerreißen. (Randbemerkung.).

    Es ist vergebliches Bemühen, aus friedlicher Ineinsbildung verschiedener Kräfte die Mannichfaltigkeit in der Natur zu erklären. Alles, was wird, kann nur im Unmuth werden, und wie Angst die Grundempfindung jedes lebenden Geschöpfs, so ist alles, was lebt, nur im heftigen Streit empfangen und geboren. Wer möchte glauben, daß die Natur so vielerlei wunderliche Produkte in dieser schrecklichen äußern Verwirrung und chaotischen innern Mischung, da nicht leicht eines für sich, sondern durchdrungen und durchwachsen von andern angetroffen wird, in Ruhe und Frieden oder anders als im heftigsten Widerwillen der Kräfte habe erschaffen können? Sind nicht die meisten Produkte der unorganischen Natur offenbar Kinder der Angst, des Schreckens, ja der VerzweiflungVgl. hier Philosophie der Mythologie, 2te Abth., Bd. II, S. 582. D. H.? Und so sehen wir auch in dem einzigen Falle, der uns gewissermaßen verstattet ist, Zeugen einer ursprünglichen Erschaffung zu seyn, daß die erste Grundlage des künftigen Menschen nur in tödtlichem Streit, schrecklichem Unmuth und oft bis zur Verzweiflung gehender Angst ausgebildet wird. Wenn nun dieses im Einzelnen und Kleinen geschieht, sollte es im Großen, bei Hervorbringung der ersten Theile des Weltsystems, anders seyn?

    Es ist auffallend, daß in der ganzen Natur jedes eigne, besondere Leben von der Umdrehung um die eigne Axe anfängt, also offenbar von einem Zustand inneren Widerwillens. Im Größten wie im Kleinsten, im Rad der Planeten wie in den zum Theil rotatorischen Bewegungen jener nur dem bewaffneten Aug’ erkennbaren Welt, die Linné ahndungsvoll das Chaos des Thierreichs nennt, zeigt sich Umtrieb als die erste Form des eignen gesonderten Lebens, gleich als müßte alles, was sich in sich und also vom Ganzen abschließt, unmittelbar dadurch innerem Widerstreit anheimfallen. Wenigstens würde aus dieser Bemerkung schon erhellen, daß die Kräfte des Umtriebs zu den ältesten, bei der ersten Erschaffung selbst thätig gewesenen Potenzen gehören, nicht aber, wie jetzt die herrschende Meinung ist, erst zu dem Gewordenen äußerlich, zufällig hinzugekommene Kräfte sind.

    Inwiefern nun die Existenz solcher einzelnen rotatorischen Ganzen lediglich auf der Erhebung und Begeistung der verneinenden Kraft beruht, insofern sind jene als Werke einer wahrhaft emporhebenden, schöpfenden, aus dem Nichtseyenden ins Seyende versetzenden Kraft, also als die ersten Geschöpfe anzusehen.

    Könnte jene Begeistung der verneinenden Kraft in ihnen nachlassen, so sänken sie unmittelbar zurück ins allgemeine Seyn. Jene Begeistung ist also für sie eine Erhebung zur Selbstheit, jene begeistete Kraft von nun an die Wurzel ihrer Eigenheit, indem sie daran ihren eignen, von dem allgemeinen der Natur unabhängigen Grund (ihr eignes B oder selbstisches Princip) haben.

    Aber auch jetzt, bis zur Selbstheit (zum in-sich-Seyn) gesteigert, sind sie von der anziehenden Kraft noch gehalten. Aber, eben weil jetzt selbstisch und solche, die ihren eignen Punkt des Beruhens (Schwerpunkt) in sich haben, streben sie vermöge eben dieser Selbstheit dem Druck der anziehenden Kraft auszuweichen, und indem sie sich nach allen Seiten vom Mittelpunkt derselben entfernen, ihr selbst zu entwerden. Hier entsteht also erst der höchste Turgor des Ganzen, da jedes Einzelne sich dem allgemeinen Centrum zu entziehen und excentrisch seinen eignen Schwer- oder Ruhepunkt sucht.

    Bei jener ersten Scheidung der Urkräfte, da sie gegen das Höhere zum Seyn ersanken, wurde zuerst bemerkt, wie alles mehr und mehr aus dem Unfigürlichen ins Figürliche trete. Dort zuerst war ein Oben und Unten; doch gab jene Auseinandersetzung der Kräfte bloß ein geistiges Außereinander (Expansum), aber ein kraftloses, das eigentlich die bloße Abwesenheit einer zusammennehmenden, wirklichen (reellen), Bezug gebenden Kraft ausdrückte. Raum entsteht erst, wenn jene einschränkende, Ort oder Stelle, die eigentlich jeder Potenz schon durch ihre Natur, aber bloß möglicher Weise zustehen, wirklich machende Kraft hinzukommt. Ausdehnung (Extensio) setzt die den Raum setzende Kraft schon voraus, und erklärt sich am besten durch jene Erscheinung, die wir an Gliedern organischer Wesen Turgescenz nennen.

    Nach der jetzt herrschenden Vorstellung ist der Raum eine gleichgültig nach allen Seiten ins Unbestimmte ausgegossene Leere, in welche die einzelnen Dinge nur hineingestellt werden. Aber das wahre Wesen des Raums, oder bestimmter ausgedrückt die den Raum eigentlich setzende Kraft, ist jene allgemeine, das Ganze contrahirende Urkraft. Wäre diese nicht, oder könnte sie aufhören, so wäre weder Ort noch Raum. Darum kann auch der Raum nicht gleichgültig, sondern nur im Ganzen und Einzelnen organisch seyn. Wer diese Indifferenz des Raums nach innen behaupten könnte, daß ein Punkt wäre wie der andere, und weder ein wahres Oben und Unten, noch ein Rechts und Links, oder Hinten und Vorn, der müßte das Wunder jener ordnenden und stellenden Kraft im Organischen, da die Lage jedes wesentlichen Theils eine nothwendige ist, jeder in diesem Ganzen nur an diesem Ort seyn kann, so wenig betrachtet haben, als wie z.B. in der Stufenfolge organischer Wesen jeder Theil mit der Bedeutung und Würde, die er im höheren Geschöpf gewinnt oder verliert, auch seine Stelle ändert. Sollte eine solche Kraft nur im einzelnen organischen Leib, im großen Ganzen aber nicht wohnen? Unmöglich! Der Raum ist nicht gleichgültig, es gibt ein wahres Oben und Unten, einen Himmel, der wahrhaft über der Erde, eine Geisterwelt, die im eigentlichen Verstand über der Natur ist, Vorstellungen, die uns dieß Weltganze wieder gleichwie unsern Vätern werther machen, als eine gleichgültige Ausbreitung ohne ein letztes Ziel der Vollkommenheit, ohne wahren Schluß und bedeutendes Ende. Denn überall ist Unbeschlossenheit auch Unvollkommenheit; Beschlossenheit die eigentliche Vollkommenheit jedes Werks. Nicht, wie man denken könnte, durch die Lehre des lautern Copernicus, nur durch das geistlose Gravitations-System der späteren Zeiten gingen jene Vorstellungen verloren.

    Jene das Ganze zusammennehmende göttliche Kraft schließt nicht bloß die Natur ein, auch die Geisterwelt und die über beiden wohnende Seele. Also erhalten auch diese durch die Zusammenfassung räumlichen Bezug, der alte Glaube von einem Ort, einer Wohnstätte der Geister erhält auch wieder Bedeutung und Wahrheit.

    Das ist die Endabsicht, daß alles so viel möglich figürlich und in sichtbare leibliche Form gebracht werde; Leiblichkeit ist, wie die Alten sich ausgedrückt, Ziel der Wege Gottes (finis viarum Dei), der selbst auch räumlich oder an einem Ort wie zeitlich sich offenbaren will.

    Die Beschlossenheit, Endlichkeit nach außenDarum aber nicht im Raum endlich. Denn der Raum ist eben die von innen heraus geschehene Erweiterung der einschließenden Kraft. (Am Rand beigeschrieben). nicht nur der sichtbaren Natur, sondern des Weltalls, folgt schon allein daraus, daß es eine es von außen nach innen zusammenziehende Kraft ist, durch die es erst räumlich geworden. Diese also, da sie das Ganze um- und einschließt, ist auch die eigentlich Ziel und Grenzen setzende, wie es in der schon angeführten StelleSprüche, Kap. 8, V. 27. ausgedrückt wird: »Da er die Tiefen mit seinem Zirkel umschrieb«, und auch der Ausdruck: Himmel und Erde sey’n die Ausbreitung der göttlichen Stärke, doch wohl nicht bloß auf die in der Natur liegende anziehende Kraft, sondern auf die das Ganze zusammennehmende Verneinungskraft geht. Aber nur Sich Selbst kann der Ewige endlich seyn, nur Er Selbst kann das eigne Seyn fassen und umschreiben; also schließt die Endlichkeit der Welt nach außen eine vollendete Unendlichkeit nach innen in sich.

    Das ganze räumlich ausgedehnte Weltall ist nichts anderes als das schwellende Herz der Gottheit, das durch unsichtbare Kräfte gehalten in beständigem Pulsschlag oder Wechsel von Ausdehnung und Zusammenziehung fortdauert.

    Durch die Erhebung des nicht Seyenden sind zuerst einzelne Dinge erschaffen, die vermöge der in ihnen erregten Selbstheit nun nothwendig der anziehenden Kraft, dem allgemeinen Mittelpunkt entstreben. Daher also der Turgor, das excentrische Ausweichen nach allen Seiten, das um so gewaltsamer ist, je mehr in ihnen das Princip der Selbstheit entzündet worden. Aber in dem Verhältniß, als sie der anziehenden Kraft entwerden, fühlen sie auch das in ihnen erweckte Princip der Selbstheit und ihr eignes Leben, das nur auf beständiger Solicitation (Hervorrufung) eben desselben beruhte, vergehen. Also fallen sie wieder der verneinenden Kraft anheim, gerathen aufs neue in die Schärfe der anziehenden Potenz, werden aber durch jede Anziehung auch zu immer höherer Selbstheit entflammt. Denn jene dunkle Kraft in ihnen selbst kann, eben weil Kraft (Intensum), zu immer höheren Graden der Spannung gebracht werden.

    So muß dieser Proceß fortschreiten bis zu dem Punkt, da die Kräfte des Seyns anfangen dem Seyenden das Gleichgewicht zu halten. Durch fortwährende Steigerung muß endlich Aequipollenz des Angezogenen mit dem Anziehenden hervorgebracht werden. Dieß ist das Ziel und Ende des Processes. Gott selbst muß die ganze Tiefe und die schrecklichen Kräfte des eignen Seyns empfinden. Es ist selbst dialektisch einleuchtend, daß demjenigen, worin die lautere Gottheit selber nur als Natur wirkt, die ewige Natur gleichwichtig sey. Hier ist also der Moment, wo, nach Platon, Gott im Kampf mit einer wilden unbotmäßigen Materie oder Natur gedacht werden kann. Aber der Gott, von dem dieß gesagt werden kann, ist nur der mögliche Gott, oder Gott, sofern er bloß Natur, also nicht wirklich Gott ist.

    Das Ziel des Processes von dieser Seite ist also nur eine abwechselnde Bewegung (motus alternus), ewiges Ein- und Wiederausathmen. Systole und Diastole, die, wie der erste Moment alles natürlichen Lebens, so auch der Anfang des geistigen Lebens seyn muß. Denn wenn in dem gegenwärtigen Moment das an sich Natürliche zuerst natürlich geworden, so ist auch umgekehrt eben dieser Moment für die ewige Natur die erste Staffel eines geistigen Lebens, zu dem sie erhoben werden soll. Hier also liegt gleichsam noch bloß und offen das Herz der Natur, wie im thierischen Leben das Herz (das in seiner höchsten Ausbildung nur jenes Quadrat = ◊ zur Grundform hat, das auch die Urgestalt jedes Weltkörpers ausdrückt) erst äußerlich sichtbar da liegt, bis es schon in den nächsten Bildungsstufen überkleidet, mehr und mehr nach innen zurückgebracht wird; wie es in der ganzen Thier-Reihe von der rechten Seite mehr und mehr gegen die Mitte vorrückt, zuletzt ganz auf die linke Seite gebracht, d.h. als Vergangenheit gesetzt wird. Noch bewahrt jene uralte Bewegung im thierischen Leben das Blut, diese wilde, unbändige auch in Kugeln zerrissene Materie (mehreren Naturforschern schon däuchte wahrscheinlich, daß jede im Fortschreiten sich zugleich um ihre Axe bewege), mit welcher Geist und besserer Wille nur zu oft im Kampfe liegen. Nichts scheint die nach Ruhe sich sehnende Natur eifriger zu suchen als aus jener nothwendigen, abwechselnden Bewegung zu entkommen, die aus einer gegenseitigen Unleidlichkeit miteinander verbundener Principia entsteht, ein Zweck, den sie erst durch das unaussprechlich hohe Wunder der Articulation erreicht, durch die Auseinanderhaltung der widerwärtigen Kräfte im System der ausstreckenden und beugenden Muskeln, die zwar immer noch Eine Seite der rotatorischen Bewegung bewahren, aber, dem Willen folgsame Wünschelruthen, nur entweder nach innen oder nach außen schlagen.

    In diesem steten Wechsel von Ausgehen und Zurückgehen, Ausbreitung und Anziehung wird die Materie mehr und mehr zum äußern Typus des inwohnenden Geistes zubereitet, der, da er die gänzliche Einheit (die Negation aller Vielheit) nicht hervorbringen kann, die Einheit in dieser Vielheit zu behaupten, also ein System hervorzubringen, architektonisch zu wirken versucht. Der Weltbau zeigt deutlich genug die Gegenwart einer inneren geistigen Potenz bei seiner ersten Entstehung; aber ebenso unverkennbar ist der Antheil, der Miteinfluß eines vernunftlosen (irrationalen) Princips, das nur beschränkt, nicht völlig überwältigt werden konnte, daher die organischen Gesetze des Weltbaus schwerlich nach so einfachen Verhältnissen, als bisher versucht worden, ergründlich sind, und auf keinen Fall aus bloßen Begriffen, sondern nur an der Wirklichkeit selbst entwickelt werden können.

    Aber eine bleibende Gestaltung ist in dem gegenwärtigen Moment überhaupt nicht möglich. Denn eben in dem Verhältniß, als das Ganze bis zur höchsten Entfaltung gebracht wird, nimmt der Orgasmus der Kräfte in allen Gliedern zu, daß endlich jene anziehende Potenz selbst für ihr Daseyn zittert und das Chaos, das schon im Einzelnen vorhanden ist, im Ganzen fürchtet.

    Denn mit Erhebung des zur Ruhe und Potentialität bestimmten Princips der Selbstheit werden auch mehr und mehr die leidsamen Eigenschaften der Materie aufgehoben, welche, wie gezeigt, eben auf der Dämpfung und Niederhaltung jener Kraft beruhten, die bethätigt (aktivirt) oder vergeistet ein verzehrendes Feuer ist. Wie ein organisches Glied, wenn das, was in ihm nur ruhendes Feuer seyn sollte, sich in Wirkung erhebt, augenblicklich entzündet wird; wie wir noch aus jeder heftig zusammengedrückten Materie Feuer hervorbrechen sehen; wie unstreitig selbst das elektrische Feuer im Blitz nur ein durch heftigen Druck entbundenes ist; wie compressible Materien (Luftarten), die zusammen Flamme zu erzeugen fähig sind, durch bloßen Druck sich entzünden; wie jeder, auch der leiseste Druck das elektrische Feuer hervorruft, und kaum zu zweifeln ist, daß durch verhältnißmäßige Zusammendrückung alle Materie in Feuer aufzugehen fähig wäre: so muß in jenem Ur-Zustand mit zunehmendem Orgasmus die Materie mehr und mehr in den Zustand einer feurigen Auflösung versetzt werden.

    Von jeher glaubten alle Naturforscher ihren Erklärungen der allmählichen Ausbildung der Erde, ja der ganzen sichtbaren Natur einen Zustand von Auflösung voraussetzen zu müssen. Aber in unserer Zeit, da alle Gleichnisse und Bilder von der Chemie hergenommen wurden, begnügte man sich mit einer flüssigen Auflösung, der der Metalle in Säuren ähnlich. Als wäre überhaupt das Flüssige ein Letztes, bei dem man stehen bleiben könnte, ein unbedingter nicht weiter zu erklärender Zustand. Wir aber glauben auch noch auf anderem Weg den Beweis führen zu können, daß der älteste Zustand aller Materie und aller Weltkörper insbesondere der einer elektrischen Auflösung ist. Denn in der Elektricität erscheint wirklich jenes doppelte Feuer, das eigentlich das Innere aller Materie ist, das ausstrahlende (+E) und das verneinende, in sich ziehende, das jenem zum Grund dient (-E). Denn so irrig als es war, den Grund dieser Elektricität in einem bloßen Mangel zu suchen, ebenso irrig ist es, nach der jetzigen dualistisch genannten Ansicht zwei gleich positive, nur sich entgegengesetzte Elektricitäten anzunehmen. Die eine davon ist wirklich verneinender, in sich ziehender Natur, darum aber freilich ebenso wenig gar nichts (bloße Privation), als die attrahirende Grundkraft in der Natur bloßer Mangel ist. Die schon erwähnten, aber von dem großen Haufen der Naturforscher viel zu wenig beachteten Ueberleitungsversuche mit der elektrischen Säule geben den entschiedensten Beweis, daß die Materie einer elektrischen Vergeistung und Auflösung fähig ist, in der sie nicht bloß für die natürlichen chemischen Verwandtschaften unempfänglich ist, sondern auch alle andern körperlichen Eigenschaften ablegt.

    In diesem Zustand feuriger elektrischer Auflösung sehen wir noch jetzt jene räthselhaften Glieder ihres planetarischen Ganzen, die Kometen, werdende, wie ich mich früher ausdrückte, aber wie ich jetzt sagen möchte, noch unversöhnte Weltkörper, gleichsam lebendige Zeugen jener Urzeit, da nichts verhindert, daß die frühere Zeit in einzelnen Erscheinungen sich noch durch die spätere fortziehe, oder umgekehrt die spätere früher in einigen Theilen des Weltganzen als in andern eingetreten ist. Zu allen Zeiten hat sie das menschliche Gefühl nur mit Schauer betrachtet, gleichsam als Vorboten einer Wiederkehr der vergangenen Zeit, allgemeiner Zerrüttung, Wiederauflösung der Dinge ins Chaos. Offenbar ist in ihnen der besondere Schwerpunkt (das eigne Leben) dem allgemeinen nicht versöhnt; dieß beweisen die von denen der beruhigten Planeten abweichenden Richtungen und Stellungen ihrer Bahnen, die, wenn auch ihre Bewegung auf keinen Fall, wie Kepler vermuthete, in gerader Linie vor- und zurückgehen, doch so wenig gekrümmt, in solchem Grade excentrisch sind, daß ihre Bewegung in denselben für bloße Systole und Diastole gelten kann. Aber eben diese zeigen in ihrer Annäherung zu und Wieder-Entfernung von der Sonne solche Veränderungen und Abwechselungen, die sich schlechterdings nur durch abwechselnde Ausbreitungen und Zusammenziehungen erklären lassen. An allen bedeutenden Kometen ist bis jetzt wahrgenommen worden, wie bei der Annäherung zur Sonne, also in der höchsten Brunst aller Kräfte, auf der jener zugewandten Seite die Umrisse des Kerns mehr und mehr verschwinden, der Kern endlich sich ganz auflöst, in gleichem Verhältniß, was man seinen Dunstkreis nennt, aufschwillt und der Schweif sich verlängert. An dem merkwürdigen Haarstern des Jahrs war nach der Rückkehr von der Sonne (im ) der Dunstkreis durchsichtiger, der Kern deutlicher zu sehen, übrigens aber das Ansehn des Ganzen so verändert, daß einer der BeobachterLambert’s Beiträge, Theil III, S. 234. 207. auf ihn jene Verse des Virgil von Hektor anwendet:

    — — — quantum mutatus ab illo!
    Squalentem barbam et concretos sanguine crines,
    Vulneraque illa gerens, quae circum plurima — solem
    Accepit —

    (Aen. II, 274 sq.)

    Dieses Zusammengehen und Erschlaffen bei der Wiederkehr von der Sonne kann nur Wirkung der schon wieder anfangenden Diastole und Annäherung zum Zustande der Materialität seyn. Seit dieß zuerst niedergeschrieben worden (im Jahr ), sind die genaueren Beobachtungen über den damals eben am Himmel befindlichen Kometen bekannt geworden, der durch vieles, wie durch den doppelten Schweif, durch die größere Helle der nördlichen (begeisteteren) Seite, aber besonders durch die ungeheure Schnelligkeit seiner Veränderungen merkwürdig war, die beinahe zu dem Schluß nöthigen, daß er auch in der Annäherung zur Sonne sich in einem Wechsel von Ausbreitung und Zusammenziehung befand. In der kurzen Zeit von einer Sekunde konnte sich das Licht im Sehfeld des Kometensuchers um 2½ Grade ausdehnen, welches nach der wahren Ausdehnung fast eine Million geographischer Meilen betragen mußte; eine Erscheinung, durch welche der treffliche Beobachter (Schröter) selbst auf eine ungeheure, der elektrischen oder galvanischen ähnliche Urkraft zu schließen sich gedrungen fühlt.

    Wir haben durch die bisherige Darstellung erreicht, was bei dem Bestreben, die Zeiten, nach und in welchen alles allmählich geworden, genau zu bestimmen, immer unser Hauptabsehen seyn muß; wir erkennen, daß diese erste Zeit in Ansehung der Natur eigentlich die Zeit der Schöpfung der Gestirne als solcher war. Wer aber, der je dieß unfaßliche Ganze mit richtigen Sinnen angesehen, hat nicht immer gefühlt, daß die großen und schrecklichen Kräfte, durch die es zuerst geworden, und die es noch jetzt im Daseyn erhalten, weit über alle Kräfte der späteren Zeit hinausgehen? Eine viel mildere Kraft, der Wille einer sanfteren Zeit ist es, welche Pflanzen, welche Thiere erzeugt hat. Diese mögen Werke der Natur heißen, inwiefern unter dieser jene im All selbst wohnende künstlerische Weisheit verstanden wird. Aber die Gestirne übertreffen weit alle Kräfte der bildenden Natur. Sie sind Werke Gottes, für sich genommen (ohne die folgende Zeit) Werke des Zorns, der väterlichen, der allerältesten Kraft.

    Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; in diesen einfachen Worten drückt sich das älteste Buch der Welt über diese Zeit aus, die es dadurch bestimmt von der folgenden abschließt und unterscheidet. So oft auch mißdeutet, ja absichtlich verkannt, sind sie dem Verstehenden unschätzbar. »Im Anfang« kann in jenen Worten nicht wohl etwas anderes bedeuten als in der ersten, in der allerältesten Zeit. Daß diese von den folgenden scharf unterschieden werden soll, zeigen schon die nächsten Worte: Und die Erde war — doch wohl nicht vor der Schöpfung, also genau genommen, sie ward im Schöpfen oder nach der Schöpfung — wüste und leer. Deutlich ist, daß die Erzählung dieß Wüste und Leere der Erde als etwas bezeichnen will, das zwischen jener im Anfang geschehenen Schöpfung und der nachfolgenden in der Mitte gelegen.

    Wie dadurch scheidet er diese Zeit von der folgenden auch durch das Wort ab. Warum, wenn die in diesen Worten mehr angedeutete als beschriebene Schöpfung mit der folgenden einerlei ist, warum steht hier: Elohim (das Seyende, das Elohim oder All der Kräfte war) schuf (bara); warum nicht gleich hier, wie im Folgenden immer: Im Anfang sprach Elohim: es werden Himmel und Erde. Oder warum nicht: Er machte, wie (V. 16.) von den zwei großen Lichtern, Sonne und Mond, die er ja nicht mehr zu machen brauchte, wenn das Schöpfen V. 1 schon ein Machen war. Alle Auslegung ist trüglich, oder diese Hervorbringung im Anfang, die ein Schöpfen genannt wird, ist eine andere als die spätere, die ein Sprechen ist. Dieß eine Wort gerade nur im Anfang gebraucht, ist der entscheidende Beweis, daß das heilige Buch die allererste Schöpfung, deren Geschichte es mit diesen wenigen Worten abschließt, deren ersten Erfolg es nur mit den nächsten andeutet, als eine für sich bestehende (als die Schöpfung einer eignen Zeit) von der folgenden absondern wollte.

    Unbegreiflich ist die Mühe, so die Neueren angewendet, die Kraft jenes Worts (bara) wo möglich zur Bedeutung des bloßen Ausbildens herabzusetzen (einer braucht, es zu erklären, das Wort exasciare). Auch die Etymologie des Wortes ist durch solche seichte Erklärung verdunkelt worden. Wir wollen keine der möglichen Vergleichungen ausschließen; nicht mit bar Sohn, selbst nicht mit dem altdeutschen Wort bären (gebären), dem griechischen βαρέω, dem lateinischen parare und parere; auch nicht mit der Bedeutung von außer, auswärts, äußerlich, fremd, die dem Wort bar und den davon abgeleiteten, in den meisten morgenländischen Mundarten zukommt; in der letzteren Beziehung hieße das Zeitwort bara überhaupt außer sich wirken oder wirken mit von-sich- (bewußtlos) Seyn. Aber für alle diese verschiedenen Bedeutungen findet sich vielleicht das gemeinschaftliche Band, wenn man, nach der ursprünglichen Einerleiheit und beständigen Verwechselung der Zeitwörter in a und in ah, die Grundbedeutung von bara in barah aufsucht, wovon berith herkommt. Wie im Deutschen Bund, Bündniß von Binden, im Lateinischen contractus von contrahere herkommt: so berith von barah, das sonach ebenfalls zusammenziehen, anziehen, (daher auch verzehren, essen, 2. Sam. 12, 17) bedeuteteNB. Num. 16, 30: Jm beriah jifra Jehovah, d.h. wenn der Herr die Urkräfte bewegt.. Jedes äußere Verhältniß Gottes zu dem Menschen, ja zu der ganzen Natur (s. Gen. 9, 12.) ist ein Bund (berith), die Natur-Einrichtung der wechselnden Tage und Nächte ein Bund Jehovahs mit dem Tag und der Nacht (Jer. 33, 20), das Verhältniß des Vaters zu seinem Sohn (bar ist ein Bund; und der neue Bund (ἡ καινὴ διαθήκη) bedeutet ebenso viel als eine neue Schöpfung (καινὴ κτίσις).

    Doch wer die Kraft des Worts ganz erkennen will, lese die Stelle: »Ich Jehovah, der das Licht formirt und die Finsterniß schafft, das Gute macht und das Böse schafft (beidemal bore)«Jes. 45,7. Es wird an sich niemand behaupten, daß Gott die Finsterniß und das Böse nach seiner Freiheit und Bewußtheit schaffe; aber da die andern, ein bewußtes Hervorbringen bezeichnenden Worte im offenbaren Gegensatz mit dem Schöpfen (bara) stehen, so kann dieß Wort nur das unfreie, bewußtlose Schaffen bedeuten, bei welchem, wie bei einem Hervorbringen der Substanz, kein Verstand, bloß Macht und Stärke ist. (Doch beweist dieß eben, daß jenes Schaffen (V.1) nicht das ganz fertig Schaffen war). Man erinnere sich, den Gedanken zu verdeutlichen, an die alte Unterscheidung: Gott sey Ursache des Substantiellen (Materiellen), aber nicht Formellen der Sünde. Daß das Wort auch hier den untersten Grad des Schaffens (eben den des unwillkürlichen) bedeutet, ist ganz offenbar aus der andern Stelle desselben Buchs (Jes. 43, 7), wo zwischen Schöpfen, Formiren, Machen, mit denselben Worten, unverkennbar eine Stufenfolge bezeichnet wird.

    Wenn also der Begriff von einem ersten, unfreien und zugleich chaotischen Schaffen den herrschenden Vorstellungen nicht zusagt, so findet er in der Bedeutung des Worts bara und den gleichfolgenden Worten der Schrift seine Beglaubigung, da die Erde (auf welche sich gleich nach den ersten Worten der Bericht zurückzieht) nach jener Schöpfung »wüst und leer ward«. So übersetzt Luther; aber ich weiß nicht, ob nicht in den Wörtern der Grundsprache, gleichbedeutend in der einen Beziehung, beide nämlich ihrer Herkunft nach Ausdrücke des Verwunderns und Erstaunens, eben darum eine Andeutung jener entgegengesetzten Zustände liegt, die wir noch an den Kometen wahrnehmen, da eine ungeheure Ausbreitung sowohl Gegenstand des Erstaunens ist, als ein plötzliches Ersinken oder Zusammengehen des Ausgebreiteten.

    Wenn übrigens in dieser Darstellung nicht allen alles ganz verständlich seyn möchte, so wollen sie bedenken, daß der geschilderte Zustand ein vergangener, von dem gegenwärtigen, den sie unwillkürlich der Betrachtung zu Grund gelegt, völlig verschiedener, nicht aus ihm begreiflicher, vielmehr ihm zu Grunde liegender ist.

    Nun sollten vielleicht auch die Vorgänge in der Geisterwelt beschrieben werden; aber löblicher scheint, die Schranken menschlicher Kräfte anzuerkennen. Wir begnügen uns zu bemerken, daß der Hergang im Allgemeinen nur derselbe wie in der Natur seyn kann, mit dem einzigen Unterschied, der dadurch entsteht, daß die verneinende Kraft, welche in der Natur äußerlich, in dem geistigen Wesen innerlich ist. Man kann daher sagen, in der Natur werde die verneinende Kraft erhoben und nach innen geführt, in der Geisterwelt werde sie nach außen gezogen und herabgesetzt. Wie die Natur in der Anziehung vergeistet werde, so das Princip der Geisterwelt verleiblicht. Was in jenem Contraktion, sey in dieser Expansion und umgekehrt. Auch hier werde in den aus dem Streit der feurigen Kräfte gleichsam als einzelne Wirbel sich losreißenden Geistern durch die fortwirkende Anziehung das Princip der Selbstheit so gesteigert, daß sie endlich der anziehenden Potenz das Gleichgewicht halten; auch hier bleibe der Proceß in einer abwechselnden Bewegung von Systole und Diastole stehen, da die zusammenhaltende Kraft die erweckten Kräfte des Seyns nicht mehr bewältigen kann und abwechselnd siegt und besiegt wird. In Ansehung der Geisterwelt sey diese Zeit die Zeit der ersten, obwohl noch chaotischen, im bloßen Anfang stehen bleibenden Schöpfung jener Urgeister, die in jener eben das sind, was in der Natur die Gestirne.

    Doch es ist jetzt Zeit den Blick auf das eigentlich Seyende zu wenden, dessen Inneres nicht weniger als sein Aeußeres leiden und von Widerspruch zerrissen seyn muß, wie bei heftigen und gesetzlosen Bewegungen eines organischen Wesens auch sein Inneres mit leidet.

    Wir bemerken vorläufig nur, daß das eigentlich Seyende eben jener an- oder in sich ziehende Geist ist, der sich des ganzen Wesens bemächtigt. Was daher das höchste Seyende der ewigen Natur war (A3), ist für jenen nun das Band seines Zusammenhangs mit dem Untergeordneten. Beide sind also in dem gegenwärtigen Proceß als Eins, und jene allgemeine Seele nur als das unmittelbare Subjekt (oder, in der jetzt gewöhnlichen Sprache, nur als die objektive Seite jenes Geistes) zu betrachten.

    Schmerz ist etwas Allgemeines und Nothwendiges in allem Leben, der unvermeidliche Durchgangspunkt zur Freiheit. Wir erinnern an die Entwicklungsschmerzen des menschlichen Lebens im physischen wie im moralischen Verstand. Wir werden uns nicht scheuen, auch jenes Urwesen (die erste Möglichkeit des äußerlich offenbaren Gottes), so wie es die Entwickelung mit sich bringt, im leidenden Zustand darzustellen. Leiden ist allgemein, nicht nur in Ansehung des Menschen, auch in Ansehung des Schöpfers, der Weg zur Herrlichkeit. Er führt die menschliche Natur keinen andern Weg als durch den auch die seinige hindurchgehen muß. Die Theilnehmung an allem Blinden, Dunkeln, Leidenden seiner Natur ist nothwendig, um ihn ins höchste Bewußtseyn zu erhöhen. Ein jedes Wesen muß seine eigne Tiefe kennen lernen; dieß ist ohne Leiden unmöglich. Aller Schmerz kommt nur von dem Seyn, und weil alles Lebendige sich erst in das Seyn einschließen muß und aus der Dunkelheit desselben durchbrechen zur Verklärung, so muß auch das an sich göttliche Wesen in seiner Offenbarung erst Natur annehmen und insofern leiden, eh’ es den Triumph seiner Befreiung feiert.

    Doch um alles so natürlich als möglich vorzustellen, müssen auch hier Momente unterschieden werden. Die wirkende Potenz äußert sich nicht gleich mit voller Gewalt, sondern als ein leises Anziehen, wie das, was dem Erwachen aus tiefem Schlummer vorangeht; mit zunehmender Stärke werden die Kräfte im Seyn schon zu dumpfem, blindem Wirken erregt, mächtige, und weil ihm die sanfte Einheit des Geistes fremd ist, formlose Geburten steigen auf; nicht mehr in jenem Zustand der Innigkeit oder des Hellsehens, noch von seligen, die Zukunft vorbedeutenden Visionen verzuckt, ringt das in diesem Widerstreit existirende Wesen wie in schweren, aus der Vergangenheit, weil aus dem Seyn, aufsteigenden Träumen; bald mit wachsendem Streit ziehen jene Geburten der Nacht wie wilde Phantasien durch sein Inneres, in denen es zuerst alle Schrecknisse seines eignen Wesens empfindet. Die herrschende und dem Streit der Richtungen im Seyn, da es nicht aus noch ein weiß, entsprechende Empfindung ist die der Angst. Inzwischen nimmt der Orgasmus der Kräfte immer mehr zu und läßt die zusammenziehende Kraft die gänzliche Scheidung, die völlige Auflösung fürchten. Indem sie aber ihr Leben frei gibt, sich gleichsam als schon vergangen erkennt, geht ihr selbst die höhere Gestalt ihres Wesens und die stille Lauterkeit des Geistes wie im Blitz auf. Nun ist diese Lauterkeit im Gegensatz mit dem blinden zusammenziehenden Willen wesentliche Einheit, in der Freiheit, Verstand und Unterscheidung wohnt. Also möchte der Wille im Zusammenziehen den Blitz der Freiheit wohl fassen und sich zu eigen machen, um dadurch frei schaffender und bewußter Wille zu werden, der ausginge aus der Widerwärtigkeit, und den Streit der Kräfte überwindend, auch seinen Schöpfungen die wesentliche Einheit, die Verstand, Geist und Schönheit ist, mitzutheilen. Aber der blinde Wille kann die sanfte Freiheit nicht fassen, sondern es ist für ihn ein übermächtiger und unfaßlicher Geist, daher er bei dessen Erscheinungen erschrickt, weil er wohl fühlt, daß er sein wahres Wesen und seiner Sanftmuth ohnerachtet stärker ist, denn er in seiner Strenge, und durch den Anblick jenes Geistes wie besinnungslos wird und ihn blindlings zu ergreifen und in dem, was er hervorbringt, innerlich nachzubilden sucht, ob er ihn etwa festhalten könne. Aber es ist nur wie ein fremder Verstand, mit dem er wirkt, dessen er selbst nicht mächtig, ein Mittleres zwischen völliger Nacht des Bewußtseyns und besonnenem Geist.

    Von diesen Erleuchtungen des Geistes rührt alles her, was z.B. in dem Weltbau Verständiges und Geordnetes ist, wornach er wirklich der äußere Typus eines inwohnenden Geistes erscheint. Die Grundkraft alles anfänglichen und ursprünglichen Schaffens muß eine bewußtlose und nothwendige seyn, da eigentlich keine Persönlichkeit einfließt; wie in menschlichen Werken desto höhere Kraft der Wirklichkeit erkannt wird, je unpersönlicher sie entstanden. Wenn in dichterischen oder andern Werken eine Eingebung erscheint, so muß auch eine blinde Kraft darin erscheinen; denn nur diese ist der Eingebung fähig. Alles bewußte Schaffen setzt ein bewußtloses schon voraus, und ist nur Entfaltung, Auseinandersetzung desselben.

    Nicht umsonst haben die Alten von einem göttlichen und heiligen Wahnsinn gesprochen. So sehen wir ja auch die schon in freier Entfaltung begriffene Natur in dem Verhältniß, als sie dem Geist sich annähert, gleichsam immer taumelnder werden. Denn es befinden sich zwar alle Dinge der Natur in einem besinnungslosen Zustand; jene Geschöpfe aber, die der Zeit des letzten Kampfes zwischen Scheidung und Einung, Bewußtseyn und Bewußtlosigkeit angehören und in den Schöpfungen der Natur unmittelbar dem Menschen vorangehen, erblicken wir in einem der Trunkenheit ähnlichen Zustande dahinwandelnVgl. Philosophie der Mythologie, S. 427. D. H.. Nicht umsonst wird der Wagen des Dionysos von Panthern oder Tigern gezogen; denn es war dieser wilde Taumel der Begeisterung, in welchen die Natur vom Anblick des Wesens geräth, den der uralte Naturdienst ahndender Völker in den trunkenen Festen bacchischer Orgien gefeiert. Wogegen jene innere Selbstzerreißung der Natur, jenes wie wahnsinnig in sich selbst laufende Rad der anfänglichen Geburt und die darin wirkenden furchtbaren Kräfte des Umtriebs in anderem schrecklicherem Gepräng uralter götterdienstlicher Gebräuche, durch Handlungen einer sich selbst zerfleischenden Wuth, wie Selbstentmannung (es sey um die Unerträglichkeit der drückenden Kraft oder ihr Aufhören als zeugender Potenz auszudrücken), durch Herumtragen der zerstückelten Glieder eines zerrissenen Gottes, durch besinnungslose rasende Tänze, durch den erschütternden Zug der Mutter aller Götter, auf dem Wagen mit ehernen Rädern, begleitet von dem Getöse einer rauhen, theils betäubenden theils zerreißenden Musik, abgebildet. Denn nichts ist jenem inneren Wahnsinn ähnlicher als die Musik, die durch das beständige excentrische Ausweichen und Wiederanziehen der Töne am deutlichsten jene Urbewegung nachahmt und selbst ein drehendes Rad ist, das, von Einem Punkt ausgehend, durch alle Ausschweifungen immer wieder in den Anfang zurückläuft.

    Die größte Bestätigung dieser Beschreibung ist, daß jener sich selbst zerreißende Wahnsinn noch jetzt das Innerste aller Dinge, und nur beherrscht und gleichsam zugutgesprochen durch das Licht eines höheren Verstandes, die eigentliche Kraft der Natur und aller ihrer Hervorbringungen ist. Seit Aristoteles ist ja sogar ein vom Menschen gewöhnlich Wort, daß ohne einen Zusatz von Wahnsinn keiner etwas Großes vollbringe. Wir möchten statt dessen sagen: ohne eine beständige Sollicitation zum Wahnsinn, der nur überwunden werden, nie ganz fehlen darf. Man könnte sich mit einer Eintheilung der Menschen in dieser Hinsicht etwas zu Gute thun. Die eine Art, könnte man sagen, ist die, in der gar kein Wahnsinn ist. Diese wären die unschöpferischen, zeugungsunkräftigen, sich selbst nüchtern nennenden Geister, oder die sogenannten Verstandesmenschen, deren Werke und Thaten nichts als kalte Verstandes-Werke und -Thaten sind. Diesen Ausdruck haben einige in der Philosophie gar wunderlich mißverstanden; denn weil sie von Verstandesmenschen als gleichsam geringeren oder schlechteren reden hörten, also selbst dergleichen nicht seyn wollten, setzten sie gutmüthig dem Verstand, anstatt dem Wahnsinn, die Vernunft entgegen. Wo aber kein Wahnsinn, ist freilich auch kein rechter, wirkender, lebendiger Verstand (daher auch der todte Verstand, todte Verstandes-Menschen); denn worin soll sich der Verstand beweisen als in der Bewältigung, Beherrschung und Regelung des Wahnsinns? Weßhalb denn der gänzliche Mangel des Wahnsinns zu einem andern Aeußersten führt, zum Blödsinn (Idiotismus), welcher eine absolute Abwesenheit alles Wahnsinns ist. Von der andern aber, in denen wirklich Wahnsinn ist, gibt es zwei Arten. Die eine, die ihn beherrscht und eben in dieser Ueberwältigung die höchste Kraft des Verstandes zeigt; die andere, die von ihm beherrscht wird, die eigentlich Wahnsinnigen. Man kann streng genommen nicht sagen, daß der Wahnsinn bei ihnen entstehe; er tritt nur hervor als etwas, das immer da ist (denn ohne beständige Sollicitation dazu wäre kein Bewußtseyn), und das jetzt nur nicht niedergehalten und beherrscht ist von einer höheren Kraft.

    In der Beschreibung jenes Urzustandes hatten wir nur das allgemeine Schicksal einer sich aus eignen Kräften und ganz für sich selbst entwickelnden Natur vor Augen. Denn dem Menschen hilft der Mensch, hilft auch Gott; der ersten Natur aber in ihrer schrecklichen Einsamkeit kann nichst helfen, sie muß diesen Zustand allein und für sich durchkämpfen.





  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 79)« (?). Text

    XVIII) a)in denen sich das künftige Leben vorbildet vergänglich sind, so kann auch jener selige Göttertraum nicht dauren; der Ernst ergreift das zarte stille Leben, und verwandelt es in ein wirkendes, thätiges, und persönliches Leben.

    Der Übergang vom potentiellen, bloß möglichen Leben zur actuellen, wirkenden Existenz kann nämlich im Allgemeinen bloß darauf beruhen, daß sich zu jenem bloß objektiven Leben ein Subjekt finde das sich seiner annehme, es sich gleichsam anziehe, und erkenne als sich selbst; und so eben ist ja gezeigt worden, daß der Begriff dieses Subjekts d.h. das Subjekt selbst als Begriff durch das objektive Leben schon vorausgesetzt worden, oder genauer zu reden, daß sich beyde gegenseitig voraussetzen und eins das andere bedingt. Wäre nicht schon ein solches Subjekt als Begriff d.i. als Möglichkeit im Unsichtbaren, so könnte nicht ein solches Objektives seyn, welches ja nicht in Ansehung seiner selbst sondern ebendarum potentielles Leben heißt, weil es das Subjekt nur der Potenz nach enthält, und hinwiederum wäre kein solches Objektives, so könnte auch ein solches Subjektives nicht einmal der Potenz nach gesetzt seyn.

    Aber ebendarum, weil dieses Subjekt durch das Objektive nur als Möglichkeit gesetzt ist, so kann es als wirklich nur durch sich selbst, nur durch seine eigene That gesetzt seyn. Hier ist also die Pforte des Eingangs zum wirklichen Daseyn; hier gilt That, Kraft und Entscheidung und zum Leben hindurchzudringen.

    Die Meisten sind zwar gewohnt das Daseyn als etwas ganz Willenloses anzunehmen, und wenn sie darunter das bloß objektive Leben verstehen, worein sie mehr oder weniger versunken sind, so ist es ja wohl an dem, daß es ohne ihr Zuthun da ist. Wenn sie aber auf ihr wahres Daseyn, auf ihr Daseyn als Subject achtgeben wollten, so würden sie schon gewahr werden, daß ein jeder in der That nur insoweit da ist als er will und nur das ist, wozu er sich selbst macht.

    Also jenes erste Objektive ruft zwar beständig das noch verborgene Subjektive an, es aus dem bloß heimlichen Zustand zum Wirklichen zu erheben, aber die Ursache seiner Wirklichkeit kann nur es selbst, nur eine unergründliche That seyn wodurch es das Objektive als sein eignes Seyn setzt und erkennt. Denn das Subjekt, das sich seiner selbst nicht annimmt, ist als wäre es nicht. Sich selber wollen, sich seiner annehmen, sich zusammenfassen, sich in seiner Ganzheit setzen ist alles Eins, ist allein die thätige wirkliche Existenz.

    Dem zufolge, daß das Objektive nur der ewige Grund der Möglichkeit des Subjekts ist, müssen in diesem ebendieselben Principien liegen die wir im Objekt erkannten, Macht, Liebe und die beyde vereinigende Weisheit; oder anders ausgedrückt das Subjekt selbst muß jedes von diesen gleicherweise seyn. Nun konnten diese Principien im Objektiven einträchtig bey einander wohnen, denn das Objektive ist seiner Natur nach Totalität und kann daher ein Vieles seyn. Das Subjekt dagegen ist ebenso nothwendig und der Natur nach Identität, und zwar im genauesten Verstande, nämlich es nur kann nur Eines (ein einziges) seyn. Die drey Principien können aber subjektiv, d.h. als Potenzen gesetzt nicht Eines seyn, denn eben als Potenzen sind sie sich entgegengesetzt und verschieden. Also schließen sie sich subjektiv oder im Subjekt gegenseitig aus, da sie sich objektiv oder im Seyn fodern, (denn so werden wir jetzt ausschließlich das objective Seyn nennen, zum Unterschied des zugleich Subjektiven und Objektiven, welches wir die Existenz nennen).

    Nun ist in dem potentiell schon vorhandnen Subjekt von Natur der höchste Drang zur Verwirklichung und zur Offenbarung. Also entsteht hier ein Waben und Ringen der Kräfte gegeneinander, da sie sich gleichsam nicht lassen und nicht fassen können; denn das Leben steht auf der Spitze; aber eben aus diesem Drang bricht die Freyheit wie ein Blitz hervor, und die That die das Leben wirklich ergreift.

    Die drey Principien können nämlich nicht zusammen als Subjekt des Seyns hervortreten; denn d. das eine ist gegen das andre, und doch sollen sie es seyn, also können sie es nur getrennt seyn. Aber nicht so, daß die Einerleyheit des Subjekts dadurch aufgehoben würde. Dieß wäre dann der Fall, wenn sie getrennt außereinander und doch zumal wären. Daß sie geschieden sind und die Einerleyheit des Subjekts dennoch besteht, ist also nur dadurch möglich, daß sie getrennt, aber nicht zumal, sondern nacheinander hervortreten; indem es nur so möglich ist, daß sie als Potenzen Eines und desselben Subjekts erscheinen; also fodert der Widerspruch die Aufhebung der Simultaneität der Principien in bezug ###...###.

  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 82)« (?). Text

    Begriffe: Freyheit der Natur gegen Gott, Zweyheit in der Einheit

    Auflistung (Fortsetzung) 14-19

    Begriffe: Leben, Nothwendigkeit, Begierde

  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 87)« (?). Text


    22. Nicht der Vater wird als Vergang˖[enheit] gesetzt sondern das Product wird als Verg˖[angenheit] gesetzt in Bezug auf den fortschreitenden Vater.

    23. Alles Gewordene ist wie Töne in der Musik – ein unabläßiges Ziehen »wo immer der folg˖[ende] Mom˖[ent] den vorherg˖[ehenden] aufzehrt.

    24. Allerdings will der Vater in 6 sich herstellen in das was er in vor 1 war ohne ohne alle Rücksicht auf Figürlichkeit.

    25. Der Raum zwischen den Weltkörpern – die gelöste Cohäsion – setzt das Brechen einer anziehenden Kraft voraus.

    2)26. Der Vater hört nicht auf in dem Sohn, so auch der Sohn nicht in dem Geist und doch ist er dieser seyend nicht der Geist etc.

    27. Am Ende höchste Innigkeit der drey – In einander, nun erst recht Eins

    28. Weil auch nach der Scheidung; daher die Contingenz in den Bildungen.

    29. Am jüngsten Tag geht mit der Welt vor, was mit Gott am ersten.

    30. Umlauf deutet auf jene zweyte Periode darinn Gott war.

    31. Quellende Kraft.

    32. In der Welt leben wir im Reich des Vaters.

    33. Wenn auf eine freye Weise die Principien wieder recht innig werden (im Organ˖[ismus]) so entsteht wieder ein Schein und Glanz ### Oel-###

    34. Die Person oder Potenz deckt die Princ˖[ipien] gleichsam zu.

    35. Die Engel im Moment der Scheidung in A2 geschaffen

    36. Auch in uns s˖[elbst] die Gewalt der Zeit. Wir fühlen innig das Wahre und Rechte und können es doch nicht von uns geben – uns nicht aufschließen.


  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 89)« (?). Text














    B)Über den großen ersten Schöpfungsproceß

    Das Leidende (die Mat˖[erie]) wirkend zu machen und das Wirkende (Geistige) leidend ist eigentlich die Endabsicht. Daher der ewige Lebenscirkel, Rad der Geburt. A2 an dem einen Ende will hinauf, A=B herab. Daher Umdrehung.

    Das Geistige zurück nach oben; dagegen die Natur ersinken in sich s˖[elbst], in ihren Potenzzustand. (Schwere)

    Das Gehobenwerden beym Umlauf ist eine Wirkung des B. (exp) Der innre Zwiespalt entweder zwischen A3 und A2 = A=B oder zwischen A2 und A=B = AxendrehungDa aber in dem A2=(A=B) die Natur s˖[elbst] ein A2 ist, das nach oben will, und ein A=B, das nach unten; so der Streit in beyden; (daher Circularbewegung und bey gegenseitiger Bekämpfung alternirende Erhebung und Senkung wie in Cometen) hernach bey aufgehobnem Streit (Articulation) wenn A2 das A=B als sein tragendes betrachtet, geordneter Umlauf.

    NB.Jede Kraft verlangt wirklich wieder in ihr eignes Seyn. Könnten sie auseinander und doch zugleich wirkend bleiben, so wär’ es wohl gut. Dieß geht aber nicht. Daher kehren sie immer selber wieder zurück.

    Die Materie empört sich, daß ein Subj˖[ect] in sie gesetzt ist. Der Geist darüber, daß er an Materie gebunden wird. Die vom Gegens˖[atz] freye Einheit.

    Als die ewige Natur (Geburt) Gottes muß das Ganze anges˖[ehen] werden, also auch B mit. Nur so wahrhaft = Natur

    Die Materien bekommen einen Geschmack aus dem Geisterreich; die Geister einen Geschmack aus der Natur. Dieß ihre Eigenthümlichkeit.

    Die Kräfte Gottes sind auch in dem Sey˖[enden] und werden in Wirkung gesetzt.

    Auseinandersprengung –

    Gott wird sein eignes Seyn unfaßlich – so unendlichNein! es sehnt sich in den Ungrund zurück*) tritt zurück, darinn Illuminationen.
    *) Wird es vielleicht bey der Versöhnung durch den Sohn (Überwindung) auch in den Ungrund zurückgesetzt? Unstreitig! Gott bewahre! Aber damit in’s Innere und Vergangene – in die Ruhe gebracht. Sehnt sich nach der Freyheit – Wirkt nun mit Freyheit Nein!
    Dadurch daß in den Ungrund zurückgeh˖[end] ist es nicht mehr verzehrendes Feuer nach außen. Wird Geist selbst. Wesen, weil vom Seyn befreyt, das B in’s Innere zurück. Nicht das ganze Unaussprechliche wird in sich Geist – sondern das ganze A das vorher B war; d.h. der Vater.
    Geister entstehen, indem sie eben jenes B auch in den Ungrund (Centrum) relativ auf sich setzen denn in Bezug auf sie ist es noch äußerlich – mit ihrem eignen A besiegen. So entsteht auch die ganze Natur durch ein Zurücktreten (Wasserwerden) desselben. – In beyden in’s Verborgene A dagegen in’s Äußere. Weltkörper setzen es auch in’s Verborgene. Dann das Princip wodurch sie in sich s˖[elbst] sind. Es wirkt immer noch, dadurch werden sie gehoben (also in Bewegung gesetzt). Es wird aber immer noch bewältigt, dadurch bleiben sie an ihrem Ort, machen es zu ihrer ortbeh˖[auptenden] Kraft. (Vorher immer aus ihrem Ort gerissen). Es gibt einen locum unter der Erde (Hölle) wobey A=B (Schwere) nur frey nach unten wirken kann? Daß sie gehoben wird ist Ursache daß sie sich nicht weiter entfernt, daß das hebende Princ˖[ip] bewältigt wird Ursache, daß sie der Sonne nicht immer näher kommt. Nein! Sondern weil das heb˖[ende] bewältigt (in’s Innre zurückges˖[etzt]) kann die ortbeh˖[auptende] frey wirken. So ists wohl

    In Ansehung des B (exp.), da es eig˖[entlich] = Gott ist, muß bemerkt werden. »In der Scheidung geht es zurück, wird wieder auf einen Augenbl˖[ick] bewußtkommt zur Erk˖[enntniß], worinn es zuvor war.. Mittleres von Bew˖[ußt] und Bew˖[ußt]los. Hier beruht vielleicht der Wahnsinn auf. Cfr. quoque A) 4. linken Rand +Das B wird vielleicht auch in der Überwindung durch den Sohn wieder in die Total˖[ität] (in’s Unausspr˖[echliche]) in die Geistigkeit zurückvers˖[etzt] und nimmt nur so an dem Geiste Theil, ob es gleich in sich ohne den Sohn immer nur B bleibt.

    Wenn das B selber als Wahnsinn vorgestellt wird, so muß vorher außerord˖[entlich] eingeschärft werden, daß es nicht Gott, sondern nur eine Kraft v˖[on] Gott ist; und nicht B ist der Vater sondern das ganze Wesen inwief˖[ern] es unter der Potenz von B steht. Auch ist es so noch keineswegs der Vater, sondern Vater wird es erst durch den Sohn.

    Vorsichtiger ist jedoch diesen Wahnsinn bloß auf die Natur zu beziehen. Allein dieß ist unmöglich. Denn das was in der Natur schafft ist doch immer B (exp.)

    Also könnte es von dem B gesagt werden, sofern es in der Natur schaffend ist.

    Die Natur ist der erste Wille Gottes in’s Äußeres – verlangt daher immerfort zurück in dieses; daher Renitenz gegen Erhebung, welche aber erst durch die Erhebung activirt wird.

    Das in die Natur gezeugte A2 ist der Himmel.

    Licht ist der Naturversöhner.

    Der Vater (Natur) machte von Ewigkeit den Anf[a]ng den Sohn zu zeugen und macht ihn noch immer

    Es ist etwas Anfängliches von Ewigkeit in der Gottheit. Dieß ist das Sehnen nach sich s[elbst]. Aber es ist ein ewig Anfängliches d.h. das von Ewigkeit angefangen hat, und ewig anf[ä]ngt, und nie aufhören wird anzufangen.

    Von Ewigkeit konnte es für Gott k[ein]e˖ Größere Seligkeit geben als s[ei]n˖ eigenes Wesen zu haben, zu genießen. Also eines das das Wesen haben erkennen wollte, das also nicht das Wesen selber war; das von Ewigkeit angefangen – das Sehnen. Und das ebendarum, weil es Gott haben konnte Mittel für Gott wurde, sich s˖[elbst] in ihm zu haben zu empfinden und zu genießen. Dieses setzt das Wesen. Dieses Sehnen, das von Ew˖[igkeit] immer angefangen, hat also das Wesen, und hinwiederum das Wesen hat sich in ihm – aber es muß noch außerdem Eines seyn, das den Genuß und das Bewußts˖[eyn] hat dieses gegenseitigen Habens und Gehabtseyns – und dieses ist das eig˖[entliche] Ich der Gottheit.

    Diese drey zusammen in höchster Beschaulichkeit ewiger Klarheit.

    Dieß Ganze zusammen, was wir insgemein die Ewigkeit nennen.

    Aber nur durch eine neue Progression die eigentliche Zeitlichkeit.

    Macht sich dieß ganze wieder zum Vater? Oder unmitt˖[elbar] nur das Ich?

    Es muß so werden daß es auch noch Ewigkeit ist; jedoch reale, woraus dann Zeit entspringt. Eine andre Progression läßt sich nicht denken. Ein B etwa das zugleich A3 an A2 = A B und diese untereinander bindet. Dann ist alles klar. C.3)

    Nichts. Inspiration Expiration

    Erster Wille (der scheidet – schon Anfang zur Geburt.

    Scheidung.

    Wirkliche Geburt.

    2185,7–34

    Zuerst zieht sich das Ganze in sich – findet sich als herb, und finster – setzt also ein anderes Licht – und die beyden sind sich gegenseitig Arzney, und ist nun das dritte der eigentliche Geist das Ich der Gottheit und gehet von nun an (durch Vermittlung der Weisheit, welche dadurch entstehet daß beyde sich Arzney werden) die Geburt unaufhaltsam und unwiderstreblich fort.

    Die zwey sind die ewige Natur. Das Eins hat sie noch nicht angenommen; nimmt sie aber an.

    Es ist nicht ein Theil, sondern der ganze Gott zieht sich zusammen und ist jetzt nichts außer ihm – aber durch eben dieses zeugt er den Sohn oder sich als Sohn – und nun den Geist. Vorher war nichts von all’ diesem, sondern, was war, war eben das Nichts.

    p. 799 7. folg.

    Es steht alles nur im Willen.

    Das Unzug˖[ängliche] setzt nun seinen Willen drein. Gut und Bös (Pos˖[itiv] und Neg˖[ativ]) wollen das nicht leiden; und ist dieß zwar die Existenz des Vaters; aber nicht des Sohnes. Das Gute leidet zu sehr dabey; so auch das (Natur) B, das gern frey seyn wollte. Es werden beyde in Ein Wesen gesetzt; das Geistige will immer entfliehen und kann doch das ewige Sehnen – nämlich das Natur-B nicht lassen weil sie sich in sich s˖[elbst] nicht finden kann ohne Schärfe oder Qual. Diese begehrt die Offenbarung; dagegen der erste anz˖[iehende] Wille begehrt die Freyheit. Begehren also gegeneinander; Widerspruch. Verte C) und so entsteht erst die höchste Bewegung und Axendrehung.

    C)Der erste Wille (d.h. schon der Vater der sich dazwischen gesetzt hat) will von der Herbigkeit frey seyn, und doch begehrt er zugleich der Offenbarung denn er kann sich in sich s˖[elbst] ohne Schärfe und Qual nicht finden. Also ist in ihm selber der Widerspruch.

    Der erste Wille, welcher der Vater heißt und selber die Freyheit ist, begehret der Natur, und die Natur begehret mit großem Sehnen der Freyheit

    Nicht auch so

    Freyheit begehrt der Natur
    Ideales Reales
    Geisterw˖[elt] Nothwendigkeit

    und

    Das abs˖[olute] Ich der Gottheit ist erst allein. Zu ihm hinzu kommt die Sehnsucht (nicht aus ihm) – magisch, es zu umfangen) Ist Zweyheit. Setzt außer sich das Andere (das auch wohl schon vorher könnte gewesen seyn.) Beydes sind nicht Gott, sondern Principien der Gottheit. Gott aber ist kein Princip, sondern das, was sich durch diese Principien offenbart.

    Nachher in der Schöpfung (ברא) ist der Widerspruch nicht in den beyden Principien, sondern in dem B (exp.) selber zu suchen, das jetzt zwey Willen hat – Wille des Grundes (Natur) und Wille der Liebe (Geisterwelt) und B die Mitte davon. Hier dann der Widerspruch: Es (B.) würde nicht zur Geisterw˖[elt], wenn nicht in die Natur einges[e]tzt. Die Natur nicht zur Natur, wenn nicht unter B gesetzt.
    NB. Der Widerspruch dazwischen, daß es sich als Natur in B setzt und doch auch wieder der Freyheit begehrt und fühlt, daß es sich der Freyheit nicht bewußt werden kann es habe sich denn erst in die Nothwendigkeit eingeschlossen.
    »je heftiger es der Freyheit begehrt (fühlend die Nothwendigkeit im Grund der Natur) desto stärker wird deren Anziehen, und wieder umgekehrt; so daß er also nach der Scheidung verlangt, und doch auch die Einheit nicht lassen will.

    Verte.

    Das ist ganz sicher. Naturwille und Sey˖[endes] sind Werkzeuge. Sind nicht von Gott erschaffen; warum weil A3 erst selber in dieser Entscheidung wird. Ist vorher nicht A3 nicht A2 und A=B.

    Versöhnung – der Vater ruht, in dem B nach innen gesetzt, wogegen das A nach außen kommt. Bleibt aber ewiger Schöpfer. Der Geist kommt nachher durch den Sohn und bleibt jede Person in ihrer Art.

    Gott steigt immer höher – die materielle Natur immer abwärts

    Gott ist in einem steten Beginnen seiner Erzeugung von Ewigkeit. Es gibt daher einen Anfang, der s˖[elbst] nicht angefangen hat, ewiger Anf[a]ng ist. S[ain]t˖ M˖[artin] p. 226. I

    Gott war ewig, d.h. er ist ewiger Weise die Vergangenheit – so wird er auch ewig seyn, d.h. er ist ewig die Zukunft. Dieß ist explicite Ewigkeit

    Das ewige Bleiben

    Ohne die emporhalt˖[ende] Kraft stürzte die ganze Natur in Unordn[u]ng zusammen. Sie ist eben durch die emporhaltende Kraft aus dem Chaos gerissen.

    Je freyer von einander unabh[ä]ng[i]ger die Kr[ä]fte desto wirksamer.

    (Im ברא wird auch B durch A, A durch B geb[u]nden; weil sie nicht im geh[ö]rigen Verh˖[ältniß] sind)

    Im Zerspringen bilden sich unzählige einzelne Attractivkräfte.

    Drey Möglichkeiten.

    1) Ein von A3, A2 und A=B gleich unabhängiges Verwirklichendes. (Dann müßte man a) entw˖[eder] zeigen, daß dieß Ganze doch wieder bloß obj˖[ectiv] sey,*)*) Die Weisheit müßte etwa das A3 zur Erkenntniß bringen, daß es zusammt ihr ein bloß obj˖[ectives] Daseyn habe. Oder bringt sie in dem ganzen Wesen die Unruhe und das Gefühl hervor daß nur obj[ectiv]. – Ist doch das ganze Wesen Weisheit – d.h. nur ideal.
    Gott s˖[elbst] ist hier nur noch Weisheit, noch nicht Wirklichkeit, nicht Macht.
    sich nicht als Ganzes, in seiner Total˖[ität] habe; daß also weil es seiner Natur nach das ewige Sich-s˖[elbst] Wollen – Haben (Subject – Obj˖[ect] sey) es auch wieder suche als dieses Ganze sich zu haben – also gleichsam schon an sich auch wieder das Subject oder das Aussprechende dieses Ganzen gefodert wird; daher man eigentlich das Abs˖[olute] oder Gott nicht definiren kann, es wäre denn als ein ewiges nie aufhörendes NB.(nicht stillstehendes – dogmatisch zu fassendes Leben – ewiges Sich-Objectiviren.

    b) oder noch abstracter, daß drey Verh˖[ältnisse] möglich seyen. Die gänzliche Einheit der Geschiedenheit, und die Ident˖[ität] beyder

    2) daß in dem A3 selber die aussprechende Potenz läge, daß dieses selber =B =A und = Ident˖[ität] beyder wäre.

    3) daß es weder in dem A3 läge (2), sondern wirklich eine von ihm unabh˖[ängige] Potenz sey, aber auch nicht außer dem Ganzen (1a), sondern in dem Ganzen selbst verborg˖[ener] Weise die aussprechende Potenz liege, welches doch aber NB nur wieder so zu denken wäre, daß dieß vermöge der ersten Idee – eines ewigen Subject-Objectivirens – geschehe.

    Also die Gottheit gleich anfangs in diesem Acte eines ewigen, nie stillstehenden Objectivirens, so daß sie selber nicht wäre, als eben dieser Act – bis sie durch diesen Act zu Etwas (nämlich zu Gott im gewöhnlichen Sinn geworden.) Auch hier aber müßte der Anfang wieder vom Obj˖[ect] ausgehen. Daß es sich als Obj˖[ect] erst setzt, um dann das Subj˖[ect]

    Traurige Blindheit, die hier etwas Stehendes sucht, und ist doch nicht zu finden.

    Das Aussprechende kann nicht außer, nicht über – es kann nur als das allerinnerste Centrum von dem allem gedacht werden, als der Punkt im Dreyeck.

    Da aber eine Progression vom Innerlichen in’s Äußerliche und wieder von diesem in’s Innerliche ist, wobey A3 als das Innerste erscheint, so eben jenes Aussprechende noch innerlicher als A3 noch tiefer drinn (nachher wieder in die Tiefe? nicht A3 scheidet sich aus als das allgemein Geistige von Gott (dem göttlichen Wesen) und endlich tritt an die Stelle da zuerst B war, der Geist (das aussprechende A3) das erst Äußerste wird das Innerste, das Innerste das Äußerlichste.

    D)Das Band kommt aus dem Innersten.

    Es ist aber nicht über dem A3, sondern das Mittel zwischen diesem und dem Unteren (A2 = A=B) wodurch es eben als Subj˖[ect] von diesem gesetzt wird.

    Vielleicht ebenso das Mittel zwischen A2 und A=B, so daß durch dieß B, A3 an A2, und A2 an A=B gebunden wird. Letzteres ist jedoch noch zweifelhaft.

    Zu lesen! Aber gilt nicht. Erst wiederBesteht überhaupt die Verkettung darinn daß A3 an A2, und dieses an A=B und so nur alle mittelbar an einander gebunden werden.

    Gleichsam ein B dieses A=B’s, wodurch dieses wieder in einer höheren Potenz sehnend und activirt, das A2 auch gleichsam in einer höheren Potenz als wirklich setzte und so auch A3.Sind die Geister Partikeln des aus A2 entfliehenden A3.

    Die Organismen und der größte Theil der Dinge Partikeln des aus A=B entfliehenden A2.


    Dadurch daß sie zusammengefaßt werden, kommt es zur Geburt. Der Streit ist wirklich nur da zwischen der Expansion und Contraction (Arrêtirung) das B arrêtirt.

    Hier fangen die großen, schaffenden, gebährenden Kräfte zu wirken an, aber blindlings.

    Es kommt nicht zur vollendeten Geburt, weil die Contr˖[action] nicht aufhören darf.

    Der Sohn ist des Vaters Geburtshelfer.

    Die Ewigkeit ist schwanger der Zeit und kann so doch nicht gebähren.

    Ewiges Ausathmen – Expansion und ewiges Zurücknehmen.

    In der Materie werden zuerst die beyden Kräfte A und B verneinende und bejahende Widerstand und Ausbreitung gegen einander (durch das Zusammennehmen in Wirkung gesetzt). Es kommt zwischen sie eine bindende Einheit die zuvor nicht war. Weil nämlich jetzt das ganze Wesen das vorher freye Totalität war Eins wird in allen seinen Gliedern.

    Hiedurch innrer Widerwille innre rotatorische Bewegung aller Materie geht in’s Unendliche, die nur gehemmt ist in der jetzigen Natur, aber überall wo Lebensanfang ist hervortritt. Dadurch Absonderung in einzelne Centra. – Axendrehung

    Diese im ewigen Ausgehen, aber zugleich im beständigen Zurücknehmen. (wie die Cometen). Jenes Centrifugenz, dieses Attraction, (ob Schwere?Nein; nicht Fallen. Schwere, das Behaupten eines Orts in der Distanz vom Centro und also Centrifugenz.) – Umlauf.

    Producte des Streits, der Angst der Verzweifelung.

    A2 wirkt doch aber blindlings mit rein.

    Daher alle Dinge ein Gepräge (einen Geschmack) gleichsam ihre innre Mitgift aus der Geisterwelt.

    Allmäliges Aufsteigen der Natur in’s A2 und dadurch Einheit mit diesem – ist gegründet. A2 das Ziel der Terminus ad quem, wohin alles sein Haupt erheben will – der Himmel.

    So ist dagegen in der Geisterwelt das Ziel, wohin sich alles erheben will, die höhere Region A3, und wie sich aus dem Stoff der Natur – aus den Banden des verneinenden Princips das A zu erheben sucht, um in A2 zu gehen, oder vielmehr Band zwischen ihm und dem B zu werden, so strebt aus dem A2 ein noch Höheres empor, das in A3 wohnen will und dieß sind Geister.

    NB.

    Man könnte gleich anfangs bey den Potenzen die Bemerkung machen, daß immer in der früheren das potentialiter enthalten ist, was in der höheren actualiter. So hätte denn auch A2 etwas das eigentlich das Untere in ihm wäre und etwas das nach oben (gegen A3) ginge. Jenes wäre sein Zug gegen die Natur. Alle Schöpfung geht durch eine beständige Elevation, ein wahres Schöpfen. Ein anderes Mittel hatte Gott nicht, von sich unabh[ä]ngige Creaturen zu bereiten. Das Schöpfen im ersten Zustande (der wirkenden gebährenden Ewigkeit macht eben ein Rad (wie ein Wasserrad) weil immerfort – in der Expansion das A aufsteigt, in der Contraction aber (daß es nicht flüchtig wird, sich von seiner Wurzel nicht losreiße, ein Gout du terroir behalte) in B zurückgesetzt wird. –

    (auf der einen Seite aus der Tiefe aufsteigt, von der andern wieder in die Tiefe zurückgeführt wird)

    So also in der Geisterschöpfung sucht sich das, was in dem A2 dem A3 angehört, sich von dem was in demselben gleichsam B ist, oder die Tendenz nach unten hat, loszureißen, wird aber immer wieder zurückgeführt in das B, bis es (in der nachherigen Versöhnung) zwar auf diesem (und mittelbar dem contrahirenden B) als seiner Basis stehen bleibt, aber durch den Sohn unaufhörlich in A3 elevirt wird. (Die Geister müssen dann, mit dem was in ihnen selber A3 ist dieß B überwinden; wie der Körper mit dem himmlischen in sich das irdische überwinden muß)

    Sollte man denn vielleicht sagen können, daß in Gott s˖[elbst] (dem A3) auch ein solches Unteres ist, über das er sich erhebt, und dadurch vergeistigt wird? Oder ist es bloß das Aussprechende selber, das ja relativ auf ihn (s. oben) ein Unteres ist. (Es kann nämlich über die dritte Potenz nichts geben und B ist bloß Ich; Band.

    Dieses muß nun noch untersucht werden.

    Es muß doch in dem ersten bleiben. Das aussprechende B macht wirklich das B in allen Potenzen offenbar. Auch im A3. So wie dagegen dann der Sohn das A offenbar macht. – Dann würde aber doch, weil in’s Äußere Offenbare geführt worden, die Versöhnung (im A2 und A3 im wieder-Innerlich Werden bestehen. Nicht auch im A=B? Unstreitig. Inneres der Körper =(-E.).

    E)Vor dem ausgesprochnen B sind alle Kräfte schon da. B kann nur anregen, ist wirklich nur anregend. Alles was entsteht entsteht aus den innern Kräften des Wesens. Wenn also B herrschende Potenz wird, wird auch in allen Einzelnen A3 bis A=B eigentlich B activirt und dadurch mittelbar A.Der Vater wäre also blinde Einheit beyder durch sein eigenes B durch das B das aus ihm (A3) selbst kommt; und das äußere B wäre gleichsam nur der Ausdruck von der Bestimmung, daß B in allen Potenzen herrschend ist.

    Vorher kam weder das eine noch das andre in Anregung. Die Kräfte wirkten aber sie waren nicht als wirkend wieder gesetzt. Alles war nur Anlage. Auch im A=B war es zwar das Nichtseyn aber nicht als das Nichtseyn.

    Das B ist im A3 wie im A=B das Nichtseyende; bloß zusammennehmende Kraft.


    Wie man vom Anfang aufs Ende kommt kann man von diesem auch auf jenes zurückschließen.

    Dasselbe Wesen, das im Vater bew[ußt]lose, blinde Einheit beyder ist, ist im Geist bewußte beyder und das ganze Wesen in allen seinen Theilen zum Allerhöchsten Bew˖[ußtseyn] verklärt, der Vater wird zwar in der Versöhnung auch in’s geistige Bew˖[ußtseyn] verklärt, aber da ist er in der Scheidung – es ist gleichsam bloß sein persönliches Bewußtseyn, sofern er Vater ist, nicht das Bew˖[ußtseyn] des ganzen Wesen. Eben in der Scheidung des Vaters, da doch keine abs˖[olute] Trennung seyn kann geht diese dritte Persönlichkeit auf. Daher sie freylich der Möglichkeit nach (potentiell) schon in dem Vater lag, ob sie gleich nicht der Vater ist – denn der Vater ist Einheit, aber blinde, und diese muß bleiben, eben damit der Geist s˖[elbst] möglich sey.

    NB. Der Geist geht also doch aus dem Vater auf, oder gleichsam an der Stelle, da zuvor der Vater als blinde Einheit war.

    Das Ganze muß doch höher, A3 nämlich als die ewige Freyheit vorgestellt werden, die aber seyn kann =B =A2 = und =A3
    Indem es alsdenn B ist auf B sich einschr[ä]nkt, ist dieses B oder die einschr[ä]nkende Kraft? das zusammenziehende anf[a]ngende (gleichsam Form gebende) nicht allein von A2 und A=B, sondern des ganzen Wesens, und ebensogut von A3, welches dadurch an A2 und A=B, so wie dieses an es gefesselt wird.
    Das Beste ist doch: es kann B, es kann A2 und A3 zum Aussprechenden seines ganzen Wesens machen.
    Es A3? oder der Punct das noch höhere, die ewige Freyheit, das höchste Wesen nämlich dieß Ganze €\frac{A^3}{A^2 A=B}€ ist s˖[elbst] nach seinem H[ö]hern nichts andres als die ewige Freyheit sich auszusprechen; sonst über ihm nichts kein Seyendes, Stabiles. Wenn es sich nun als B ausspr˖[icht] contrah˖[irt] es sich und ist doch dieß B etwas von ihm Verschiednes. S. F 1) oben
    Dieses alles zu begreifen kann man nichts anders gut annehmen als daß das ganze A3 =B wird. Denn jetzt ist es an ihm sich obj˖[ectiv] zu machen; als Einheit von A2 und A=B. Diese sind schon objectiv. Da es nun nach dem ewigen Gesetz des Subj˖[ect]-Objectivirens auch als dieses wieder sich s˖[elbst] haben will, muß es erst anfangen als dieses obj˖[ectiv] zu werden – zur realen wirkenden Ewigkeit werden.

    Es konnte dieß aber nur als A3 werden; d.h. es wäre in sich oder innerlich immer noch =A, und nach außen? =B

    Das A3 selbst will sich auch wieder evolviren

    Es ist unthätige, nichts thuende ruhende Einheit. Es will aber auch wieder wirkend werden; und das A2 = A=B stellt ihm vor, was es seyn könnte wenn es wirkende Einheit würde. (ob es gleich dadurch beschränkte Einheit würde.)

    Der Vater ist =B, das aber insgeheim und im Verborgnen an sich =A3. Aber dieß muß vorgestellt werden als eine völlige Ident[ität]. Es muß sich wirklich contrahiren auf B nichts Anders seyn – ob es gleich freywillig was ist.

    Da schon die Totalität mit dem €A^3 \atop A^2 = A=B€ da ist, so kann nichts außer diesem seyn(es kann ja nichts außer der Ewigkeit seyn – nicht jener Punct außer dem ∆ wovon oben, und wenn es sich offenbar werden will, muß es wieder aufhören, Totalität zu seyn, d.i. sich aufs neue beschränken wieder Objectivität zu seyn. Dem widerspricht aber doch das unendliche Wesen =A3 und er kann in diesem Zustand nicht ruhen; sondern in dieser Contraction eben erwacht die Sehnsucht nach der Freyheit und in sofern die Scheidung zu der es aber doch nicht kommen kann, weil es (das gemeinsame Wesen aus A3 und B) sein Sehnen nach Offenbarung, Wirklichkeit, d.h. sein B nicht lassen kann. Die Doppelheit von A3 das B ist muß also doch beybehalten werden; und hiedurch wird auch das B, welches A3 ist, zum Band zwischen A3 und A2 = A=B. Durch dieses Zusammennehmen aber kommt es alsdenn zur Geburt. s. unten hac ipsa.

    Dadurch daß A3 =B wird, wird im ganzen Wesen das B herrschend. Z.B. das urspr[ü]ngliche A=B wird gewißermaßen (A=B)2.

    Die Möglichkeit und der Stoff zu diesem Subjectobjectiviren liegt freylich schon in dem A3 für sich, weil es in sich Macht, Liebe, Weisheit ist.

    Alles Objectiviren – der ganze Proceß dieser S˖[ubject-]Objectivirung beruht ja nicht darauf, daß ein Subj˖[ect] schon ist, sondern darauf, daß das was vorher als ein Subj˖[ect] war oder wenigst˖[ens] nicht als ein Obj˖[ect] war sich zu einem Obj˖[ect] macht

    Wie sich dann dieß A3 auf B contrahirt, so contrahiren sich alle Potenzen – und es ist das Ganze überhaupt der Zustand der höchsten Contraction.

    Die Ewigkeit hat nichts hinter sich und vor sich – und will sie weiter schreiten – nach der oben gefoderten Progression – so muß sie in sich s˖[elbst] den Grund dazu legen.

    – Hiermit hätten wir eigentlich erst gewonnen zu wissen, was der Grund des Prozesses der ersten Zeit ist.

    Das Herrschende ist ein B das aber noch immer =A3 oder richtiger zu reden ein A3 das =B ist, (nicht daß A3 und B einerley wären – dieß der Dummen wegen – sondern daß die Gottheit wirklich (synthetice) =B ist.

    So ist also jetzt B das Band zwischen A3 (welches unsichtbar) und dem Sichtbaren. Und jetzt kommt es zur Geburt. (A3 hat sich als B gesetzt.)

    Die Geburt selbst nach D) p. 1. ss.

    F)Das ganze Wesen €A^3 \atop A^2 A=B€ wird in A3 Bewußtseyn und findet sich also als ein Wesen das nichts vor noch außer sich hat, als die ewige Freyheit sich auszuspr˖[echen] und sich nicht auszusprechen; und sich auszuprechen als jenes und als dieses. Erkennt diese ewige Freyheit, die doch an sich Nichts, nämlich kein Wesen oder Seyendes ist, als das Höhere von sich s[elbst].

    Nun spricht es sich aus als B – aber nun sinkt die Handlung in Vergessenheit, und das Wesen findet sich nicht eher, als schon ausgesprochen durch B oder B als das Ausgesprochne von sich, so daß es also exoterisch oder äußerlich nichts anders mehr ist denn B, d.h. B als Potenz von sich, als Band zwischen sich als A3 und A2 A=B.


    Oder das B am Ende doch ein äußeres das Ganze Zusammenziehendes? – dann so –

    B ist nicht der Vater, sondern das A3 in dem das B überwunden ist, der geschieden wird von dem A2 und A=B; oder inwiefern er aus dem B aufgeht. NB.Und wenn der Vater die durch B gebundene, d.i. blinde Einheit von A2 und A=B war, die nur immerfort von dem Sohne befreyt wird, so ist (weil der Vater nur entw˖[eder] blinde oder vom Gegensatz geschiedne Einheit der Geist die freye die an seine Stelle tritt.


    Der Vater ist A3 in wiefern es ganz B gleichsam in B verwandelt ist. B das wirkende dabey A das leidende. Denn A3 als A ist so gut leidend, als das andere; und nur in sofern ist das B die gemeinschaftliche Potenz von allen; und an die Stelle dieses B’sEs kann sich einen Willen fassen und faßt sich den Willen B., das durch den Sohn nie aufhörend in A zurückgesetzt versöhnt wird, obgleich in sich noch immer das Wirkende, tritt endlich der Geist.

    Die Art wie es zugeht.

    Es nämlich A3 inwiefern es zugleich A2 und A=B und einstweilen nur ein idealisches Ganzes ist findet außer sich nichts, als die abs˖[olute] Einheit seines Wesens, die es selbst ist, und die an sich nichts ist (kein Wesen, denn es selber ist das Wesen), sondern nur die ewige Freyheit, und findet sich also in dieser Freyheit. Da aber diese ewige Freyheit Nichts, nämlich kein Wesen außer ihm, ist findet es sich als diese Freyheit, sich auszusprechen, d.h. B, A2 oder A3 zu seyn. Und kraft dieser Freyheit die es ist, spricht es sich aus, setzt sich als B; d.h. es setzt B als das Wirkende als das Offenbare von sich. – Kann dieß aber nicht zumal seyn. Also Entscheidung, Entschluß.

    Es sucht gewissermaßen etwas außer sich, findet aber Nichts nämlich kein Seyendes über sich, sondern nur die ewige Freyheit sich auszuspr˖[echen] und erblickt sich s˖[elbst] in dieser Freyheit, d.h. sich selber als frey und spricht sich nun aus.

    Muß nicht das A3 selber das Nichts seyn, weil es sich aussprechen kann (einen Willen fassen) welchen es will?

    Es kommt im A3 zum Bewußtseyn (ist als Ganzes Weisheit) sucht aber außer sich und findet nichts als die absol˖[ute] Einheit seines Wesens, die kein Wesen, sondern nur die überschwengliche Freyheit oder die bejahende Potenz des ganzen Wesens ist ist, zu seyn was es will. Es begegnet also dieser Freyheit, erblickt sie, und erkennt sich s˖[elbst] als diese ewige Freyheit zu seyn und zu thun was es will.

    Nun entscheidet es sich B zu seyn, der Ausdruck des Ganzen also A3=B, A3, welches B ist, wobey A3 sich leidend verhält.

    Man könnte sagen dieß ganze Wesen (A3 mit) ist Weisheit gegen sich s˖[elbst] als die Einheit; diese Einheit hat aber in der Weisheit doch nur sich s˖[elbst] allein es ist alsdann nicht zu erklären, wie B das Band von A3 und dem andern wird; außer in wiefern natürlich die Einheit des Wesens die Mitte ist von A3 und A2 = A=B.

    Ist nun das wahre Ich dieses Wesens €\frac{A^3}{A^2 = A=B}€ und dieses Ich hat auch alles in sich (was obj˖[ectiv] ein Wesen ist) die drey Princ˖[ipien] a) vernein˖[endes] b) bejahendes c) Ident[ität]. Die aber nicht zugleich offenbar werden k[ö]nnen.

    NB. Macht jetzt mit der Freyheit als dem Centrum Ein Wesen aus und fasset sich aus ihr den Willen zur ferneren Offenbarung (Objectivirung B) das ganze Wesen, die Freyheit mit eingeschlossen, schränkt sich auf B ein.

    Der Einheitspunct ist kein Wesen – ist überhaupt nichts anders als der gem. Wille dieses Wesens, d.h. es ist dieses Wesen in potentia. Dann müßte aber ein doppelter Potentialzustand angenommen werden einmal im (gleichsam) Subj˖[ect] (dem Willen) und dann im Obj˖[ect] – active, passive Potentialität?

    Das ganze Wesen hat in der Einheit seinen Mittelp˖[unct] und dieß ist die ewige Freyheit aus der der Entschluß kommt, und ist doch nur der eigne Entschluß des Wesens, weil es s˖[elbst] nur seine absol˖[ute] Einheit, und seine abs˖[olute] Einheit es s˖[elbst] ist, wie im Menschen, da die Entscheidung des Char˖[akters] nicht aus dem Wesen folgen kann, das erst dadurch ein bestimmtes wird, und doch auch das Wesen darinn nicht gezwungen sondern frey. So ist also nach dem Willen des Wesens B das Active, Herrschende, Wirkende.

    »Ist uns zu verstehen von dem göttlichen Wesen, wie sich der ewige Verstand des Ungrundes im Grund und Wesen einführe, als ein ewig Gebähren und Verzehren und ein ewiges Liebesspiel, daß der Ungrund mit seinem gefaßten Grunde also mit sich selber ringe und spiele. Er gibt sich in Etwas, und nimmt wieder das Etwas in sich und gibet ein Anders daraus. – und führet je einen Gradum aus dem anderen und durch den andern daß es also in sich ein ewig Spiel sey.«

    NB. Nicht das Existirende ist das Höchste, sondern das was das Existirende setzt, und dieß ist jenes Ich. A3 ist das Existirende, X ist das eig˖[entliche] Absolute.

    A=B das Nichtseyende, A2 nicht das schlechthin Sey˖[ende], sondern das Seyende in Bezug auf das Nichtseyende. A3 das schlechthin Seyende. €A^3 \choose A^2=(A B)€B das Existirende. Dieses steht mit dem Seyn nur in Verb˖[indung] durch Willen. (Nur durch seinen Willen existirt der Ewige. Oder das das G) Exist˖[irende] als das Exist˖[irende] setzende ist der Wille.

    Im €\frac{A^3}{A^2 = A=B}€ ist eig˖[entlich] das Höchste gesetzt, weil das gesetzt ist, wodurch sich Gott setzt.

    Das erste A2 ist ein gleichsam gezeugtes Ebenbild von A3. Im A2 allein kann sich das A3 unm˖[ittelbar] obj˖[ectiv] werden, so wie das A2 nur im A=B. Alles f[ä]ngt vom Obj˖[ect] an. Das Obj˖[ect] ist vor dem Subj[ect].

    Gott ist in einem ewigen Beginnen sich s˖[elbst] zu erzeugen, aber weil er eig˖[entlich] un˖[mittelbar] sich s˖[elbst] Obj˖[ect] ist – sich auch in dieser Selbstobj˖[ectivirung] wieder zu haben und zu erkennen. Das sich s˖[elbst] als S˖[ubject]O˖[bject] erkennende ist das eig˖[entliche] Subj[ect].

    Gleich die Potenzen dieses bestimmt

    Das ewige Sehnen oder der ewige Grund (Anfang) erzeugt das WesenEin Hauptpunct ist daß beyde sich gegenseitig ### sind 2185,7–34., und wieder das, was die Einheit von ihm s˖[elbst] und dem Wesen ist, d.h. das schlechthin SeyendeNB. gegeneinanderlauf˖[endes] Begehren. Anziehung begehrt Freyheit, Freyheit will Schärfe.. Aber es ist nur ein Erzeugen der Wirklichkeit nach; ein Erzeugen, das nur offenbar macht, nicht hervorbringt

    Das B ist ein allg˖[emeiner] Wille der in allem erweckt werden kann.

    Es ist ein ewig Anfangendes. Sehnen, sich s˖[elbst] zu gebähren.

    Aber Stuffenweise.

    Sehnen seines eignen Wesens inne zu werden.

    Erstes Princip = Sehnen = Nichtsey˖[endes] (Sich vom Wesen abziehendes? Dem Höchsten sich versagendes Princip. – Nur innerlich Sehnsucht*)Dieß A=B setzt das Wesen negirt, d.h. latent, innerlich

    Zweytes Princip = Wesen, eben jenes Wesen Gottes

    Aber über beyden, frey von beyden, Gott selbst, oder das göttliche Selbst.

    Auch vorher alles nur imaginär; es stand alles nur im Willen.

    Jenes noch nicht Geburt Gottes, jetzt erst eigentlich Geb˖[urt] Gottes, die aber rein aus ihm s˖[elbst] kommt. Macht sich s˖[elbst] Grundlage indem er sein B als Einheit in die Entgegengesetzten setzt. (Das einzige Offenbare von Gott

    Dadurch geschiehts, daß B in allen erweckt, activ gesetzt wird.

    Das B in der Geisterwelt (A2) ist ein durch das (exp.) B best[ä]ndig erwecktes B und muß erweckt seyn, ebendamit das A gegen es frey werde und aufsteigen könne, und muß ihm als seiner Basis bleiben. Würde es nicht solic˖[itiren], so wär es von dem A nicht unterscheiden wäre unthätig in ihm. Nur dadurch wird auch A activirt, so wie A3 nur durch das B sich wirklich als A3 erhebt, als geistiges Wesen verwirklicht wird. – Ebenso in der Natur. Das B muß best[ä]ndig erweckt werden. Das B in der Körperwelt muß eben auch etwas gleichsam böses seyn, vielleicht das ewige περιφερές das wodurch sich ein jedes beständig abbrechen will von der Einheit, sich der Erhebung in’s Höhere (in’s Licht) widersetzt. Es muß eben beydes seyn. Das A soll auch hier aus dem A=B aufgehen, aber eben damit es aufgehen kann, muß B dagegen wirken. Zöge B nicht, so würde A nicht elevirt, elevirte sich A nicht, so hätte B nichts zu ziehen. Sie müßen gegen einander gehen. Nachher wird A durch den Sohn immer elevirt, B beschwichtigt, weil es in der Vergangenheit wirken darf dadurch daß es immer der Anfang und das Erste bleibt, in seine Pot˖[enz] gesetzt wird bleibt es ruhig. Geht nicht auseinander, ruhig tragendes wird.

    Beruht der Widerspruch nicht eben darauf, daß in gleicher Zeit wirken, daß nicht jedes in seine Potenz d.i. Zeit gesetzt wird. Vorher, vor der Heraussetzung des B war das B in A=B wirklich Vorhergehendes, und in sofern Latentes durch A Zugedecktes. Ebenso in A2.

    Gott s˖[elbst] ist nichts anders als das ewige Leben, die un˖[mittelbare] Kraft und Möglichkeit sich darzust˖[ellen] – und was er dadurch wird, das ist er von sich s[elbst].– Und Gott selber nur die höchste Evolution des ewigen Lebens ist, das er selber ist.

    Wenn auch hinter diesem ewigen Subj˖[ect]-Obj˖[ectiviren] etwas ist, das sich obj˖[ectiv] werden will, so besteht doch eben die Natur dess˖[elben] in diesem ewigen S˖[ubject]O˖[bjectiviren] und k[ö]nnen wir also nichts andres von ihm sagen und wenn etwas andres, so erst durch dieses ewige Subjectobj[ectiviren].
    Daraus daß nicht manifestus ex non manifesto und doch auch nicht nothwendig offenbar muß das Anf[ä]ngliche abgel. werden. (Da ja Gott s˖[elbst] nichts ist getrennt von seinem ewigen Leben so ja wohl nichts vor dem ewigen Leben und Gott nicht vor oder außer ihm sondern in ihm, sondern in ihm
    – Ist der Geist des ewigen Lebens, das aber nur in der vollendeten Evolution dieses Lebens verwirklicht werden kann. (zuvor nicht verwirklicht)

    ein stetiges Werden – continua manifestatio

    Weil Gott das ewige Lebens ist kann man auch nicht sagen, daß er ex non manifesto manifestus werde – denn er ist eben in der ewigen Manifestation (Elevation, Steigerung seiner selbst.

    Das ewige Leben hat ewig angefangen. Nun führt es bis zum A3, aber halte jetzt nicht dieses für den eig˖[entlichen] Vorwurf deiner Betr[a]chtung sondern noch immer nur das ewige Leben als s[olches].

    Es ist mit Gott s˖[elbst] wie mit den causis finalibus. Gott als Anfang ist auch das Ende. Als Anfang ist er causa (des ganzen Prozesses) aber nur finalis (nur Willen). Als Wille ist er immer und von jeher ganz, Eins, und unveränderlich. Aber in den Mediis ist Succession.










  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 93)« (?). Text

    XIb. Was das zweyte A0 ist?

    XIIa. Was B exp. ist?

    XIIb. Was B exp. thut oder was in 6 geschieht?

    XIIc. Was in 6 der Natur geschieht

    XIId. Was der Geisterwelt

    XIIe Was A3

    XIIf Unterschied der Materie in 6 und in 4,5

  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 81)« (1813 - 1815). Text

    Auflistung (Fortsetzung) 25-31

  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 86)« (1817 - 1819). Text

    Schwere, Vater

    Sonstiges: Verweis auf WA 1811, 58ff.

    Begriffe: Weltkörper, Rotation, Planeten Sonne, Erde

    Inhalt: »wenn dieß auseinandergehen Schöpfung heißen kann«

    Begriffe: Rotation, B exp.

  • in: Wissenschaftliche Arbeit Schelling »Weltalter-Fragmente (NL 80)« (1820). Text

    VI. Zweyte Κρισις.

    1. Hergang

    Nach der zuletzt gewonnenen Ansicht, wo A3 im Grunde = €יי \atopי€, nämlich das durch B exp. sich mit A=B und A2 in Eins schließende Wesen ist, war in 6 A3 innerlich verborgen gegen A2 und A=B. Die Κρισις besteht daher darinn, daß es (A3) sich mitsammt B äußerlich macht, wobey es nur noch relativ gegen A2 und A=B innerlich ist (auch seine Beziehung wie zuvor continuirt), absol˖[ut] betrachtet aber äußerlich. Die fortwährende Wirkung während 7 besteht aber darinn nun auch äußerlich jene relative Innerlichkeit dadurch aufzuheben, daß A=B und A2 innerlich wird

    Statt äußerlich kann man auch sagen Object-werden daß nun das Ganze wenn A die subj˖[ective] B die obj˖[ective] Seite bezeichnet, objectiv wird – gegen A2 exp. Etwas andres bed˖[eutet] auch das vergangen setzen von B nicht.

    €A\atop A^2 exp.€ €B\atop \frac{A^3=B exp.}{A^2=A=B}€

    Dieß (Κρισις in 7) wäre das große AusathmenZersprengung, da jedes in seine Potenz geht – A=B das Tiefste wird – und nun erst das regelmäßig abwechs˖[elnde] Aus- und Einathmen beginnt

    Der Fehler früherer (auch zum Theil noch der gegenw˖[ärtigen]) Darstellung, daß man die contrah˖[irende] Kraft im Anfang von 7 gleich überwunden – das Weltsystem gleich fertig annimmt – dieß nicht – nur die Massen entstehen in 6 – und im Anfang von 7 ist nur das oben gesetzte äußerlich werden – erst successiv während 7 geschieht die Überwindung, und das letzte Result˖[at] ist die g[än]zliche Vergangensetzung von B exp. und der geordn˖[ete] Umlauf.

    Organische Wesen, was in der Gegenw˖[art] stehen bleibt oder in Gegenw˖[art] erhoben wird, während alles andre in Vergang˖[enheit] zurücksinkt. Es ist hier eine Dualisirung, da in gleichem Verh[ältniß] als das eine gehoben, das andre herabgesetzt wird – zugleich mit Erhebung der org˖[anischen] Natur sinkt die unorg˖[anische] nieder.