An
Herrn Director von Schelling
in
fr˖[ey] Grenze.
No. 11
No. 21.
Sontag den .
Das Wetter erholt sich immer wieder, wenn man auch alles Zutrauen verloren hat, es ist wirklich ein unvergleichliches Frühjahr und ich kann mich nicht zufrieden geben, daß Du liebster bester Freund die schöne Zeit nicht auch benutzt hast Deine Gesundheit zu stärken, der Sprudel hätte gewiß in solchen warmen heitern Tagen besonders wohlthätig auf Dich gewirkt. Die Morgen sind immer recht frisch, aber das ist eben angenehm bey dem warmen Frühstük auch ist es eine Kühle, in der man gleich die Vorboten eines heitern Tages erkennt. Abend waren wir wieder mit den Kindern in Findlaters Tempel in Gesellschaft der Minna Mitterb˖[acher] und Buchs die zugleich Abschied von uns nehmen wollten. Heute früh sind sie abgereist. Wenn man schon so manche der ersten Bekannten wegfahren sieht, merkt man wie lange man schon selbst da ist, doch will ich mein Entschluß nicht ändern, (wenn Du nicht etwas dagegen einwendest) 8 Wochen im Ganzen hier zu bleiben also ohngefähr abzureisen; denn Carlsb˖[ad] scheint erst jetzt bey mir zu würken, wenigstens nach den Absonderungen in Urin zu schließen die erst entschieden nach 4 Wöchentlichen Gebrauch sich zeigten und nun regelmäßig fortdauren. Auch fühle ich mich jetzt so frey von jeden Körperdruck so federleicht, wie es nur einen Vogel auf dem Zweig zu Muthe seyn muß.
Montag den
waren wir in Gesellschaft der beyden Jenaer Herrn nebst ihren Frauen zum Mittagessen beym Doctor geladen, die Kinder erschienen nach Tisch und ärndeten viel Beyfall; Nach dem brillanten Diner gingen wir sämtlich bis nach dem Posthof, und die Kleine machte hin und her den Weg ohne sich tragen zu lassen, was jetzt immer viel Überredung bey ihr kostet, weil sie viel lieber auf eigenen Füßen steht und auch so gut damit bestellt ist wie Paulchen in dem Alter, am dem sie mich beständig erinnert, nie müde wird, und selbst wenn sie nach der Promenade nach Hause kömmt sich nicht setzt, sondern immer fort herum hüpft. Wie wirst Du Deine Freude haben, wenn Du sie wieder siehst, den kleinen Schaz! Heute früh erhielte ich statt eines Briefes von Dir liebstes Leben! wie ich mir schmeichelte, einige Zeilen von der Köhler aus M˖[ünchen] die mir unter andern auch meldet, daß Strauch wieder heyrathe eine Frau von Müffling aus Gera. Die gute Seele ist nun sehr besorgt, daß sie ihre einzige Freude den kleinen Franz nun verlieren wird und schreibt sehr wehmüthig darüber. Ich bedaure von ganzen Herzen daß der Wunsch der Geschwister nicht in Erfüllung gegangen, und St˖[rauch] die Köhler gewählt hat, aus Liebe zum Franz hätte sie sich gewiß dazu entschloßen und da wäre die gute Fritze doch aus den Wiebekingschen Hause erlößt worden. Ihr Bruder und Toni Schlichtegroll haben beyde nun Söhne, letzerer hat den König als Taufpathen gebethen, das könne den alten Schl˖[ichtegroll] noch unter der Erde freuen. Herzlich habe ich gelacht daß Martius der Köhler erzählt hat, unsre Kinder gingen ins Liederkronische Institut. Wie ist er nur zu dieser Erfindung gekommen? –
ist ein schöner Tag für mich, den ich in der Stille mit Freude und Dank gegen den Himmel feyern werde, möchtest Du auch seiner eingedenk seyn und die innigen und herzlichen Empfindungen theilen die mein Herz bewegen. Drey mal habe ich ihn schon getrennt von Dir erleben müssen, o daß ich ihn nun immer und noch oft an Deiner Seite zu bringen darf!
Julchen grüßt Dich herzlich, wir sind wegen der guten Mutter noch nicht beruhigt da wir noch vergebens auf Briefe hoffen. Lina küßt den Papa die Hände und die Kleine ruft aus freyen Stücken mir zu »Papa, bam! Er! Grüße und küße die lieben Buben von mir, ich sehne mich oft nach ihnen. Dich theurer lieber Freund drücke ich mit zärtlicher Liebe an mein Herz, bald werde ich es nicht blos im Geiste blos thun dürfen
Mit treuer Liebe
Deine
Pauline.