Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Ich danke Ihnen recht sehr, Verehrter Freund, für die baldige Übersendung der Süßkindschen Abh˖[andlung]. Nur hat Ihr Schreiber das Ungeschick begangen auf die Addresse zu setzen: An d˖[as] Gen˖[eral] Sekretariat der K˖[öniglichen] Ak˖[ademie] der b˖[ildenden] Künste und Wissenschaften; dadurch kam das Paket in Schlichtegrolls Hände. Zu gutem Glück hatte er es nicht erbrochen, sondern sich erst erkundigt; ich könnte sonst in Ungelegenheit kommen. Bedienen Sie sich künftig dieser Addresse, so befehlen Sie strengstens, daß die Wissenschaften wegbleiben.

Es ist mir lieb, daß unser Freund in R˖[egensburg] eine Anzeige von der S˖[üßkind]’schen Schrift verfassen soll. Ich hatte ihm eben heute geschrieben , als er mir meldete, bald fertig zu seyn. Er hat die Beschaffenheit dieser Schrift, wie mir scheint, recht wohl gefaßt. Es ist in der That eine erbärmliche Art, eine wahre Schneider-Arbeit von Polemik, wie sie Klein in einem Brief an mich nennt. Dabei voll Anmaßung und widerlicher breiter Selbstgefälligkeit. Klein fodert mich auf, doch etwas darüber zu sagen; und in der That hatte ich schon vorher beschlossen, diese Anmaßung öffentlich zu rügen. Der Mann bildet sich wirklich ein, etwas zu vermögen oder geleistet zu haben. Er hat aber keine Ahndung davon, was Philosophie und was ein wissenschaftliches Ganzes ist.

Über die akad˖[emischen] Veränderungen nächstens!

Von den Weltaltern war das 1ste Buch schon gedruckt. Da ich es so lange liegen lassen, ist es begreiflich daß es mir nicht mehr Genüge thut. Ich werde es daher auf meine eignen Kosten umdrucken lassen. Die Aushängebogen des neuen Drucks erhalten Sie regelmäßig, jedoch unter der Bedingung daß Sie niemanden, wer es auch sey, und wär’ es mein eigner Bruder, ein Blatt davon lesen lassen.

Leben Sie recht wohl, gel˖[iebter] Freund, und entschuldigen Sie das Geeilte dieses Briefs.
Ihr Treu ergebenster

Schelling.