Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling

in

Erlangen

fr˖[ey] Grenze.

No. 5.

No. 8.

wurde das Fest des h˖[eiligen] St. Nepomuks hier feyerlich begangen was ich in meinen gestrigen Briefe aus lauter Begierde Dich zum hier Herkommen zu bewegen ganz vergaß zu bemerken. Früh hörte eine ziemlich schlecht vorgetragene Verherrlichung dieses Heiligen von einen jungen Geistlichen in der Kirche. Abend war sein Bild auf der Brücke erleuchtet, was 8 Tage dauert, immer in veränderten Situationen. Nun habe ich mich auch endlich zu 8 Becher Sprudel entschloßen und er geht mir so glatt über die Zunge als wäre es Wein, doch nein, da sagte ich eine Unwahrheit, der Wein behagt mir entfernt von Dir niemals, er schmeckt mir nur in Deiner Gesellschaft, nun sind wir schon über 14 Tage in C˖[arlsbad] und ich bin noch immer an der ersten Bouteille. Auch des wegen ist es schon unumgänglich nothwendig daß Du kömmst, damit der köstliche Steinwein doch sein Ende hier findet. Bist Du aber hier, so helfe ich brav mit, denn dann sollen Deine Küße mir den Wein würzen, beym Sprudeltrinken müssen sie gar zu süß schmecken. Nun lebe wohl ich eile ins Bad.

Noch eine freundliche Gute Nacht lasse Dir bieten, mein Geliebter! Den ganzen Nachmittag waren wir mit den Kinderchen im Freyen. Im Walde geschüzt vom Wind fühlt man eine Sommer Gluth und die ganze Atmosphäre duftet von Blüthen und jungen Laub der Birken, es ist wirklich ganz köstlich hier. Linchen und Julchen waren auch ganz glücklich. Nachdem wir die Kinderchen zu Hause gebracht, liefen Julchen und ich noch geschwinde auf die Lorenz Capelle noch etwas frischere Luft zu schöpfen, und hätten beynah’ beym herunter klettern wo wir den steilsten Weg wählten Babu gemacht. Dann kam der Doctor und trank den Thee mit uns.

Heute muß ich aussetzen und kann mich nur am Anblick des geliebten Sprudels laben, ich bin nicht zufrieden damit, daß es gerade in die lieben Feyertage fällt, doch freue ich mich des schönen Wetters und wünsche es besonders für der lieben Erlanger wegen. Laß nur den guten Kindern die Kirchweihe fleißig besuchen. Erlaube ihnen auch manchemal ein Bratwürstchen. Mir ist es leid, in meinen vorigen Briefe vergeßen zu haben, daß ich jedem der Knaben 6 kr. schenke. Wenn die Kirchweihe noch nicht zu Ende ist so gieb es ihnen doch von mir. Von Paulchen habe ich schon längst ein Briefchen erwartet. Mich dauerst Du aber vom Herzen liebster Freund! wenn vielleicht die ganze Woche über Ferien seyn sollten. Der Brasilianer wird nun sein schönes zahmes Fränzchen der Welt zur Schau führen und ich rechne, daß Du mir genau beschreibst wie sie sich als junge Frau ausgenommen, nur bitte ich, ihr nicht zu sehr die Cour zu machen, ich glaube auch Martius wird darüber keinen Spas verstehn.

Die Feyertage sollen mir nicht vergnügt verfließen – Deine lieben Zeilen sind heute wieder ausgeblieben. Gewiß hast Du am statt am geschrieben? Thue es doch nicht wieder. Aus Verzweiflung keinen Brief zu erhalten auf dem ich so gewiß rechnete bin ich den ganzen Morgen spazieren gelaufen nach den Sauerbrunnen und auf den DorotheensTempel. In der Morgensonne und weil das Laub jetzt noch durchsichtig ist, war es herrlich dort. und ob ich gleich ein wenig über Dein Schweigen zürnte, habe ich Dich doch unzählige mal zu uns gewünscht. Es ist wieder ein himmlischer Tag und ich möchte nur das Gedräng heute auf dem Schießhaus in Erlangen mit ansehn! Du wirst doch auch mit draußen seyn, hoffe ich? – Heute sind es , daß ich Dich in Streitberg abhohlte, da war das Wetter bey Weitem nicht so günstig.

In diesen Tagen habe ich wieder eine vorjährige Bekannte aus Freyberg in Erstaunen und Freude versetzt wie sie mich unerwartet auf einer Promenade zu Gesichte bekam, sie konnte sich gar nicht genug über die Veränderung die mit mir vorgegangen wäre auslassen und kam immer wieder drauf zurück. Die Menschen finden mich auch alle so viel jugendlicher; wenn Du ### auch finden wolltest! Aber Du böser Mann machst Dir glaube ich gar nichts mehr aus mir, sonst würdest Du mich nicht so allein fortgeschickt haben und wärst hübsch mit gereist.

Eben lassen uns Altenhahns zu einer Spazierfarth auffodern, ich bin recht froh darüber, da mich der lange Morgenspaziergang etwas ermüdet hat. Den Abend kömmt Mitterb˖[acher] jetzt immer seit seine Tochter verreist ist und bleibt einige Stunden bey uns. Mir scheint er hat noch nicht viel zu thun auch geht es ihm in Kopfe herum, daß noch wenige Bestellungen für den gemacht sind. Wir haben seit Hausgenoßen bekommen den preußischen General L’Éstoque nebst seiner Familie, bis jetzt habe ich noch niemand von ihnen zu Gesicht bekommen. Meine Neugierde ist aber auch gar nicht groß. Lina läßt ihren Brüdern sagen, die Mutter hätte einen großen Kuchen zu den Feyertagen backen lassen, und für Fritz hätte sie einen kleinen Ballen mit zu bringen! Sie und Julchen sind wohl und recht artig. Möchtest Du mir dasselbe von Paul und Fritz schreiben können, ich küße sie herzlich in Gedanken.

Julchen grüßt Dich bestens. Alle guten Freunde und bekannte versichere immer meines Andenkens wenn ich sie auch nicht mit Nahmen immer bezeichne. Leb wohl lieber theurer bester Freund! sey recht wohl vergnügt und heiter und erhalte mir Dein Herz. Von ganzer Seele die Deinige

Den Brief von Jänisch hast Du doch gefunden? –