Sr. Hochwohlgebohrn
Herrn Director von Schelling
in
frey Gr˖[enze]
Theüerster Liebster Friz!
ich habe dismal daß Schreiben so lang anstehen lassen, weil ich immer dachte ich werde meinem liebsten Sohn gratuliren dörfen, zwar mir selber am meisten, aber nun gebe die Hoffnung auf, es ist zwar noch kein Kanzler gemacht, aber die stelle in so viel Theillen vertheilt worden, daß nichts mehr Übrig bleibt, man hätte eben doch dem Herrn von w˖[angenheim] ein gutes Wort darum geben sollen, denn der wird so angebetten weil alles durch Ihn geht, weil Du Lieber Friz anfänglich so gewehrt hast, keinen Schritt zu thun, so war ich nicht so kek, oncle Prälat hat mich so gebetten hin zu gehen, zu dem Herrn von wangenheim Er hat gehoft, durch Seine versprechen bei dem König es abzuwenden daß Er nicht auf pension gesezt würde, und Schrieb mir ich solle im Nahmen Seiner den Herrn Minister bitten daß Er Sich doch Verwenden möchte bei dem König, Er Sagte mir aber es helfe nichts mehr den König habe es erzürnen müssen, daß der Prälat bei Seinem seligen Herrn Vatter Immer vor Ihn daß Wort gesprochen habe, wo jezt der gegenwärtige König viel ein milderes Regiement geführt, und Er dannach von Ihm abgesprungen Seie, so habe Er gar kein Vertrauen mehr, jezt habe ich eben nicht gemeint daß ich nicht sagen solle, ob der Herr Minister nicht davor wolten die gnade Haben, und bei dem Kancellariat an meinen Sohn Denken, Er Sagte nehmlich wenn Er mir sonst dienen könne, so werde Er Sich ein Vergnügen daraus machen, jezt denke eben es habe müssen so gehen, und vieleicht geschieht es doch noch spätterhin, es wird jezt nächstens Herr von Neurath nach München kommen der ist ein guter Freünd von Karl, und auch ist der Karl Sein Arzt, jezt wenn Du Gelegenheit Hättest mit dem zu sprechen, ist ein rechtschafener und gilt alles beim W˖[angenheim] der Karl wird Dir es Selber Schreiben man vermuthet wenn der Schn˖[urrer] mit Tod abgehe denn werde erst ein Kanzler gemacht, damit nicht doppelt besoldung es koste; ist Schnurrer jezt hier ankomen, und logirt im Hopfengärtnerischen Hauß gibt 700 fl Haußzinß, der weiß sich gut darin zu schiken, und wil noch zu Seiner Pension auch den Haußzinß bezahlt haben, mit dem oncle Prälat ist es ein rechter Jammer der wil Seine pension nicht, und Sagt wenn man Ihn nichts zu arbeiten gebe, so wolle Er auch die besoldung nicht, und komt auf allerhand Gedanken so gar der König solle Ihm jezt eine Pfarrei geben, Er könne unmöglich so müde stehen am Markt, nun komt ein wirthschaftliches Seminarium nach Denkendorf. Jezt hat Er gebetten den König Er möchte Ihm nur 2 Zimmer auf der Prälatur zur wohnung überlassen, und Ihm Erlaubniß geben daß Er auch im Französischen und Geographie dörfte den Zögling unterricht geben daß hat Ihm der König denn zugesagt, ich höre aber daß die Herrn der Geheimdte rath Harttman der chef von der Anstalt ist, den Prälaten nicht gern dabei habe nun ist es auch noch nicht so nahe dabei, daß es schon zu stande so nahe kommen wird, ist ein wahrer Jammer mit dem Mann Er meint eben Er müsse wieder angestelt sein, und ich besorge, es werde auch da wieder allerhand sezen, Seine Herrschsucht ist gar zu groß, Aber man mag Ihm vorstellen, was man wil so sagt Er Er Könne nicht so am Markt müssig stehen und man solle Sich doch Seiner annehmen, Er Schrieb mir lezthin Seine Freünde sehen von ferne und scheüen Seine Plage, kein Mensch nehme Sich Seiner an; ich weiß nicht was ich mit Ihm anfangen solle wenn Er Sich doch nur zur ruhe begebte ich habe Ihm vorgeschlagen nach Ludwigsburg zu ziehen, wo alles still hergeht, der König komt nicht hinaus mehr man kan leben wie man wil, und sind so benachbarte Herrn Pfarrer die Vetter sind wo Er Könnte Predigen vor Sie wenn Er wolte, aber Er wil nicht, hieher wil Er durchaus nicht, jezt wenn es nur gut thut daß Er in Denkendorf absterben kan in etlich Tagen Tritt Er daß 77 Jahr an ich besorge nur, Er werde noch Kindisch werden, lezthin besuchte ich den Herrn Schnurrer Er gab mir viele Empfehlungen an Dich auf, und es hätte Ihn so gefreüt wenn Er Dir Sein Amt und Hauß hätte abtretten dörfen, jezt komt Professor Bengel hinein und dieser hat Ihn so betrieben mit dem abziehen und Er hat eben nicht so schnell können weil er so eine grosse Bibliothek besizt Er hat gehoft Sie sollen sie vor die Universitet kaufen Sie besorgten aber der König nehme es Ihnen übel jezt hat Schnurrer Hoffnung daß der König Selber die meiste Ihm abkauft, an einen Engelländer hat Er Seine arabische bibliothek um schweres Geldt verkauft, Er hat Sich sehr beschwert über die Tübinger Professor, daß Sie Ihm sehr unhöflich begegnet, besonders die, die Ihm den größten Dank schuldig gewessen wären, der Profesor Stäüdel und Ephorus Jäger, dennen Er zu Ihrem Glük verholfen die meisten haben Ihn nicht mehr besehen, wo sonst alles gelofen seie, übrigens sagt Er wenn man Ihm auf dem Teller es brächte daß Er wieder Seine stelle annehmen solle, so bedankte Er Sich davor, aber daß hätte Ihn so gefreüt, wenn Du Sein Nachfolger geworden Er habe es den Herrn öfters gesagt lassen Sie nur Herr Schelling ein Jahr hier sein, so haben Sie an Ihm den besten Theologen, die besoldung Seie recht gut Du Hättest gewiß Profitirt, allein 24 Eimer Wein habe Er, und so seie es durch alle Rubriken durch, vom wangenheim komme alles her Du Seiest mit Plank und Bengel im Vorschlag gewesen vom Konsistorium, und es seie nicht an Plank geschrieben worden, sondern W˖[angenheim] habe es bloß so ausgemacht, was der vor gut hält muß geschehen kein Kanzler ist zwar nicht gemacht, aber doch so alles vertheilt nun Tröste ich mich doch noch, ob es dem W˖[angenheim] nicht noch einfallen Könnte Dich zu berufen, und ist es nicht, so glaube ich es seie nicht der wille Gottes gewessen, und Du Hättest vieleicht einen schweren Gang durchzumachen gehabt, aber freüde wäre es für mich gewessen und für die ganze Famili, Karl hätte gewiß in dieser rüksicht und auch der August viel davon Sich versprechen dörfen, Karl macht mir oft bang mit Seinem rothlaufen im Kopf es hat sich eben doch auch nach Seiner reisse von der Er sich so viel versprochen, doch schon wieder eingestelt wo nicht so stark ich meine als, Er solte etwas zum Ableiten brauchen, aber Er will nicht und glaubt es genire Ihn der leibmedicus Jäger hat Ihm es auch gerathen eine Zeitlang
wie befindt Sich dann die gute Frau von Köhler denken Sie auch noch jezuweillen an mich, bitte mich Ihre, und des Herrn von Gärttners und Herr Hoffrath Breiers aufs beste zu empfehlen, so besonders auch Deiner Theüren Frau Schwäger Mamma und beeden J[un]gfr[auen] Schwägerin, Deine Liebe Frau und Kinderle grüsse und küsse ich zärtlichst, und so bald gute Trauben noch zeitig werden wil Ihnen schiken, lebe wohl Liebster bester Friz, Gott Seie mit Dir, und den lieben Deinigen, ich bin mit zärtlichster liebe,
Deine
Treü verbundenste
Sch.
Stuttgardt den
an dem brief habe schon 8tag geschrieben verzeihe daß er so confuß ist