Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling

in

Erlangen.

frey Grenze.

No. 22

No. 41.

Wohl hat es mir einen Stich ins Herz gegeben, daß Du lieber bester Freund! die schöne Gelegenheit mit Freudel wenigstens bis Eger zu fahren so unbenutzt gelassen. Ein kleiner Ausflug und Erheiterung thäte Dir gewiß diesen Noth und auf kurze Zeit wüßtest Du ja die Buben im Hause versorgt. Ich möchte Dir deshalb vorschlagen ob Du nicht Lust hast mich abzuhohlen, entweder auf kurze Zeit wo Du 2 Tage in Eger verweilen könntest bis der Wagen mich hier abhohlt, dort fändest Du Goethe wie mir Schütz heute erzählte und das wäre doch eine kleine Zerstreuung für Dich, oder Du nehmst einen Einspänner der wieder leer zurük führe und kömmst die 14 Tage die ich noch hier bleibe hier her. Überlege Dir doch die Sache genau, die wenigen Tage die Du Deiner Arbeit entziehst werden gewiß durch eine Erfrischung des Geistes schnell ersetzt. In meinen Befinden hat sich weiter nicht viel verändert seit meinem letzten Berichten ich bade nun mehr mit den Blasen mit Sprudel gefüllt; noch läßt sich aber natürlich von der Wirkung nichts sagen.

Seit hat sich das Wetter wieder zum Beßern gewandt, wir waren den Mittag zum Diner bey Mitterb˖[acher] wo es nicht an guter Unterhaltung und vortrefflichen Speisen fehlte. Nach Tische stellten sich auch die Kinder ein und wir machten dann mit Ihnen einen Spaziergang von des Egerthor auf die Wiesen bis zu dem Punkt wo die Töpel und Eger sich vereinigen. Heute ließ sich der Morgen auch recht heiter an, nun ziehn sich aber schon finstre Wolken zusammen, und wir werden uns wohl nicht weit wagen dürfen. Die kleine Julie leistet uns überall Gesellschaft.

Hoffentlich wird der gewünscht Zuschuß von Deiner Seite nicht lange mehr ausbleiben in Silber oder in Pappier, es ist gleichgültig. Ich befinde mich in gleicher Lage mit der Herzogin von Cumberland die auch wie die bösen Leute sagen auf ein Schiff wartet um Karlsbad verlassen zu können.

Leb nun wohl lieber, geliebter Freund! Behalte mich lieb und laße mich bald vernehmen daß Du meinen Vorschlägen ein geneigtes Ohr schenkst. Julchen und die Kinder (wenigstens die Lina) grüßen bestens. Die beyden lieben Buben küße ich tausendmal in Gedanken, wie wird mir doch die Zeit so lang bis ich Dich und sie wiedersehe!! noch mals adieu
Mit treuer Liebe die Deinige

P.