Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Über die äginetischen Figuren im Besitz des Kronprinzen

Genannte Personen: Johann Martin Wagner

Brief von Ouvaroff vom (St. Petersburg)

Begriffe: Realismus, Idealismus, Wissenschaft

Inhalt: »Es wäre ein Wissen, das selbst nicht gewußt werden könnte«

Begriffe: Wissen, Wissenschaft, Philosophie, Nichts, Seyendes

Auflistung 1-15/16

Begriffe: Weisheit, Ewigkeit, Zeit

Inhalt: »Das Vergangene wird gewußt«

Begriffe: Zeiten, ewige Bewegung, Ewigkeit

Begriffe: Bewegung, objective Wissenschaft, Erzählung

Begriffe: Ewiges Bewußtseyn, Wirklichkeit, Freyheit zu seyn

Einleitung WA bis zur ewigen Freyheit (8v)

ZEin alter Spruch ist: Nichts Neues geschieht unter der Sonne. Was ist’s das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist’s, das man thun wird? Eben das was zuvor auch geschah. Viele trösten sich mit dem Wort über die eigne Lebens-Leerheit und Gleichgültigkeit, aber der Sinn liegt tiefer, in einer nicht sehr genauen uralten Ansicht der Zeit, welche dieser Zeit fremd ist. In sich habe die Welt (diese, versteht sich) keine wahre Vergangenheit noch eigentliche Zukunft: es sey alles nur Eine Zeit, ob vergangen, ob gegenwärtig ob zukünftig sey gleichviel, die Welt komme damit doch nicht über sich selbst hinaus, über die Eine Zeit, in die sie eingeschlossen, oder die sie vielleicht selbst ist. Dieses möchte der wahre Sinn jenes Worts seyn, welchem ganz gemäß in der ältesten Sprache Zeit und Welt Ein Wort ist, wie ja selbst das deutsche Wort soviel als Währung oder Dauer ausdrückt. Was weiter aus der Ansicht folgt, verschweigt die Rede. Ist diese Welt mit allem was in ihr geschehen ist, geschieht oder noch geschehen wird, nur Eine sich selbst immer wiederholende Zeit: nämlich die gegenwärtige Zeit,Das Seyende kann nur von dems˖[elben] Stoff seyn von dem das Wissende so setzt diese Zeit die sie ergänzenden Zeiten außer ihr voraus. Die wahre Vergangenheit ist die, die dieser Welt vorangegangen, ihr selbst zu Grunde gelegte Zeit. Die wahre Zukunft ist, durch welche die gegenwärtige überwunden und als Verg˖[angenheit] gesetzt wird wird, die nachweltliche Zeit.

Nach dieser Ansicht erhält auch ein andres Wort eine tiefere Bedeutung. Wir sind von gestern, und wissen nicht! Denn auch das Wissen, welches wir unser Wissen nennen können, ist nur ein Bild dieser Einen Zeit; des großen Heute, nicht in Ansehung der Gegenstände, als welche mit andern als diesen Bestimmungen, oder in andern als diesen Verhältnissen zu erkennen, die gegenwärtige Verfassung nicht erlaubt, sondern auch in Ansehung seiner selbst. Denn wir werden gleich zum Voraus wegwerfen die Meynung, die nur bestehen kann so lang man sich ihrer nicht deutlich bewußt ist, daß nämlich dieses geistige, welches sich als Wissendes verhält, erst später zu dem schon fertigen Seyn, als ein ihm Fremdes und Zufälliges hinzugetreten sey; das Verhältniß, dieses müssen wir zum voraus möglich finden, daß das Verhältniß, in welchem dieses oder jenes zu ihm als ein Gewußtes steht, erst geworden und nur die Folge einer Umkehrung geworden sey, durch die es aus dem Erkannten zum Erkennenden geworden.

gestrichene Auflistung links, rechts Aufzählung 1-5

Begriffe: das Wissende

Inhalt: »Alles Wissen kommt aus dem Leben und mit dem Leben«

Begriffe: A0=B, Hypothesis, Antithesis, Nichtseyn, Vorwurf (Object), lauterer Wille, seyn Müssendes

Begriffe: Leben im Streit, Wille, lauteres Können, Anziehen, erste Spannung, ewige Freyheit

Begriffe: -A, +A, -+A und A0, ewige Freyheit, Seyn und Können

Begriffe: ursprüngliche Freyheit, Entscheidung, Widerspruch

Inhalt: »Hierauf 3ter Anfang«

Auflistung 1-12

Begriffe: A0=B, +-A, (rechts) Aseität, absolute Selbstheit, Total, seyn Sollendes

Begriffe: a3, lautere Freyheit als solche, Ens und Non-Ens, Nichts

Begriffe: A0, Totalität, Müssen/Können

Auflistung 4-14

Begriffe: absolutes Subject, das Wirkliche, Lehre von der Magie, Möglichkeit/Wirklichkeit

Begriffe: Monotheismus, Einzigkeit Gottes, Pantheismus, theogonischer Prozeß

(Bogenzählung A)

Begriffe: Monotheismus, Theogonie

Begriffe: Monotheismus

Begriffe: Zeugung, Geburt des Sohnes, Monotheismus, theogonische Potenzen

Inhalt: »Vor 7 ist Gott nicht als Gott Eins«

Auflistung (9)-15 (danach nur Text)

Begriffe: A0=B, seyend/nichtseyiend, ewige Freyheit

B)wir das Überseyende nennen ist wirklich weder seyend als solches, denn es ist auch nicht seyend; noch nicht seyend (denn es ist auch seyend). (Oder: es ist sowohl seyend) als nicht seyend.(NB. Freyheit zu seyn muß als der bloße Begriff deduc˖[irt] werden)

Hiernach scheint vom nicht seyend nicht die Rede, und dieses das Ausgeschlossene zu seyn, daß das also das Überseyende weder I wäre noch Ib.

Vom Überseyenden fiele also ganz weg (d. h. es käme gar nicht mehr in ###-###

a. das nichtseyendseyn – denn dieß ist schon dadurch aufgehoben, daß es seyend ist

b. das nicht-seyend-Seyn – dieß dadurch daß nicht seyend als nicht seyend wäre es aber doch im Repelliren seyend und dieß müßte schon vorher beraubt werden, daß nicht seyend bereits etwa Positives in Ansehung des Subj˖[ects] aussagt.

Auflistung (Fortsetzung von 25v) 5-6

Begriffe: Monotheismus, Begriff der Theogonie

Auflistung 1-4

Begriffe: Gott

Begriffe: Gott, Persönlichkeit

Mythologie und Monotheismus

Monotheismus

Monotheismus bis 32v

Auflistung 1-14

Begriffe: Zeugung, Rad, Scheidung

Inhalt: »Gott ist in einem ewigen Actus seiner Selbstverwirklichung«

Auflistung 1-7 (rechts)

Begriffe: Ungrund (links), (rechts) Nichtwissen, Wissen, Nichts, Unerforschlichkeit Gottes

Inhalt: »Von den göttlichen Dingen«

Wissenschaft, die auf’s Wesentliche geht und Weisheit sucht, kann nicht Wissenschaft seyn des bloß zufällig Seyenden das seiner Nat˖[ur] nach seyn konnte und nicht seyn konnte, dem aber steht das schlechterdings nicht nicht seyn Könnende, seyn Müssende entgegen. Indem wir nun dieses setzen, setzen wir nichts als eben das nothwendig-Seyende. Allein daß es das Seyende ist – ist immer nur eine Aussage von ihm das bloß Obj˖[ective] und nicht das Subj˖[ective] in ihm, wir wissen damit, daß es seyend und zwar das nothwendig Seyende ist, aber wir wissen darum nicht, was dieses nothwendig Seyende ist, und wir sehen, daß dem Begr[iff] des nothwendig Sey˖[enden] noch ein andrer vorgesetzt werden muß.

Die Frage ist: was das ist, das schlechterdings nicht nicht seyn kann. Da das nicht nicht seyn Können oder seyn Müssen hier an der Stelle des Ausgesagten oder des Prädicats steht, so das, was seyn Müss. ist, sich als das Subj˖[ect] verh[ält]. Dieses nun kann nicht wieder das nicht nicht seyn Könn˖[ende] also nur das seyn-Könn˖[ende] als solches also: das was schlechthin nicht nicht seyn kann Seyn K˖[önnen] und umgekehrt das was nicht seyn K˖[önnen] eben das seyn Müßen als s[olches].

Nun müßten wir aber wieder sagen, daß das Seyn Könn˖[ende] welches als s˖[olches] das seyn Müss˖[ende] ist weder das seyn K˖[önnende] noch das seyn Müss˖[ende] insbesondere ist, es bedarf eines dritten Begriffs das Ganze auszusprechen. Außer dem aber was seyn kann und dem was seyn muß, läßt sich nur das seyn Sollende denken.

Nun wenn es das ist, was seyn soll, so scheint die Wissensch˖[aft] in ihm ihr Ziel erreicht zu haben, das Ende = dem Anfang. Warum dieß nicht, gleich zu erklären.

Also: es ist das seyn Soll˖[ende], aber es ist nicht als das seyn Soll˖[ende] weil auch das seyn Könn˖[ende] und insofern das nicht seyn Soll[ende]. Denn das seyn Könn˖[ende] wenn seyend, eben das seyn konnte und nicht seyn k˖[onnte] d.h. das nicht seyn soll. Aber wie es zwar das seyn Soll˖[ende] aber nicht als s˖[olches], so auch das seyn K˖[önnende] zwar, aber nicht als solches weil zugleich das seyn Müss˖[ende] und so das nicht nicht seyn K˖[önnende] zwar – aber nicht daß es nicht aufhören könnte es zu seyn – denn es ist das seyn K[önnende].

Da es also zwar das seyn K˖[önnende], das seyn Müss˖[ende] und das seyn Soll˖[ende] aber weder als jenes noch als dieses ist, so ist es als – Nichts, d.h. es ist gar nichts Objectives ### es ist – bloßes absolutes Subject, im strengsten Sinne an sich – irreflexiv. Man könnte dagegen einwenden, daß es doch sofern das seyn Könn˖[ende], Subj˖[ect] sofern das nicht nicht seyn K˖[önnende] Obj˖[ect] sey –. Allein, wenn auch Subj˖[ect] ist es doch nicht als Subject, denn dasselbe, welches das Subj˖[ect], ist auch ganz das Obj˖[ect] – und umgekehrt – dasselbe welches Obj˖[ect] ist auch Subj˖[ect] d.h. es sind nur drey Begriffe, die Ein Subj˖[ect] haben, das sich betrachten läßt als wär es Einem Subj˖[ect] eben darum nicht wieder Obj[ect]. Die beyden sind nicht außer einander – es sind nicht drey, sondern nur Eines, aber dieses Eine ist das seyn K˖[önnende] und ist das seyn-M˖[üssende] und ist das seyn-Sollende. Oder auch: es ist weder das seyn K˖[önnende] als s˖[olches] noch p sondern es ist Eines, das statt des seyn K˖[önnenden], statt des seyn Müss˖[enden] und statt des seyn Soll˖[enden] ist.

Nun in dem seyn K˖[önnenden], seyn M˖[üssenden] und seyn Soll˖[enden] alles erschöpft oder sie sind die abs˖[olute] Allheit. Also ist die abs˖[olute] Allheit hier als Eins gesetzt. (Ἑν τὸ πᾶν – nicht πᾶν τὸ ἑν) Ferner ist klar, daß vor jener absol˖[uten] Einheit nichts seyn kann.

Nun darf und kann es dabey nicht bleiben. Warum? Wie aber sich ändern.

Es könnte sich wohl ändern, wenn es als das seyn Kön˖[nende] in’s wirkliche Seyn übergienge. Dann nothwendig aus Einheit – Allheit. Denn das seyn Müss˖[ende] kann nicht aufhören zu seyn (natura sua) nur das seyn K˖[önnende] ### ###.

Aber jenes scheint unm˖[öglich] eben weil es abs˖[olutes] Subj˖[ect] ist. Denn es weiß sich nicht als das seyn K[önnende]. Es ists – wo ### ### irreflexive.

Von der andern Seite aber dieß d. bloße ###. Wenn es sich inne würde als solches, so – in Total˖[ität] übergehen.

Wie inne werden? – Nicht durch sich s˖[elbst] – Nur durch eine Macht außer ihm.

Diese Nemesis

Aber wie diese es ihm zeigen -hier Seyn=Können

Hier nun fragen: worinn das Seyn=Können bestehe.

Das seyn hier (im seyn K˖[önnen]) anders gemeynt, als im seyn-Müssen. Andres Seyn, von dem es das Können, und von dem es das Müssen ist. Dieses eben das Können s˖[elbst] jenes Seyn über das Können hinaus.

(Wir bringen nachher die drey großen Pot˖[enzen] außer einander eben dadurch daß die erste sich opfert – bloß das Eine nämlich seyn Könn˖[endes] zu seyn, das seyn Müss˖[ende] und seyn Soll˖[ende] außer sich zwar setzt – aber doch wie Eines ist – das Subj˖[ect] in der Natur ist immer nur = a=b und die ganze Total˖[ität] als s˖[olche] ist das nur seyn konnte und nicht seyn konnte.)

NB. a3 oder A3 ist Spontaneität – lautre Freyheit, die Freyheit ist. Es ist frey von seinem Seyn wie A2, weil Eins mit ihm – weil unfähig sich mit ihm zu zweyen, und es ist doch auch nicht das seyn Müssende – sich nothwendig gebende – sondern es ist das sich geben und nicht geben-Könnende. Also es ist auch weder das sich nehmen Könn˖[ende] noch das sich geben Müssende – sondern Indiff˖[erenz] von beyden. Es ist im seyn Können das nicht seyn Könn˖[ende] nämlich nicht sich nehmen Könnende, und im nicht sich-nehmen-Können, im nicht=seyn=Können – – nicht das seyn Müssen, sondern das seyn Können. Man könnte auch sagen: 1. sey Wille oder Können das im Gegens˖[atz] mit dem (lautern) Seyn seyn kann. 2. sey Seyn im Gegens˖[atz] mit dem Willen oder Können, d.h. ohne alles Können. 3. sey Können oder Wollen das = Seyn (unentstelltem) ist.

Wie aber von €יי \atopי€ unterschieden? Dadurch daß es wieder ist, was (A0)1 vor 1 war – Prototyp des Seyns – Allheit = Einheit, aber als solche und so daß es nicht wieder = Allheit werden kann.

€יי \atopי€ weil von allem Seyn ausgeschloßen bloßer Wille und als bloßer Wille =(.) Bey €יי \atopי€ ist eigentlich bloß Rechenschaft zu geben warum es nicht A3 ist sondern nur dem ganzen gegenüber ### – €\frac{A^3}{A^2 = A=B}€ im Realen was €יי \atopי€ im Idealen.

Wenn man zuerst nur A0=B oder €\frac{a^3}{a^2=(a=b)}€ in Einheit gedacht als Prototyp des Daseyns setzt – außer dem nichts ist, weil nichts seyn kann (also nur qua seynkönnend nichts ist), so ist klar, daß €יי \atopי€ nur in eine Totalität eingeht, weder vor 1 noch nach 1. Denn in 1 ist es ausgeschlossen – es nur als ein ausgeschlossener da – und in 4 ist es wieder ausgeschlossen. Nähme man hingegen an, entweder ein absol˖[utes] A0 vor 1 was sowohl €\frac{a^3}{etc.}€ als A2, A3, und +A0 begriffe,

In 7 Über-Gottheit.

I)Es ist Ein Laut in den ersten und ältesten aller Lehren, daß, was jetzt erscheint – als ein Seyendes zwar aber das nicht frey ist gegen das Seyn, sondern behaftet mit ihm und unfähig, vergeblich ringend, dieser Gebundenheit loszuwerden, daß eben dieses, aus uranfänglicher Freyheit und Herrlichkeit erst herabgesunken sey in diese Befangenheit des seyend Seyns. Womit sich von selbst und fast nothwendig ### die Vorstellung einer unfürdenklichen Schuld wodurch das jetzt Seyende der ursprünglichen Freyheit verlustig geworden, denn nicht nur die nat˖[ürliche] Geschichte lehrt daß das seyend Seyn nichts ist, das einem Wesen bloß äußerlich angethan werden kann, daß es aus der eignen innern, ### ### und durch eigne freywillige Bewegung, geboren werden muß; sondern es wäre auch nur durch eine völlig undenkbare Tyranney möglich, daß irgend Etwas ohne Antheil des eignen Willens verstoßen würde in jenes mit sich selbst streitende Seyn und nichts kann ausdrücklich erschaffen werden, um das das zu seyn, das nicht eigentlich sey sollte. Wenn dieser Lehren an sich tiefe ja nicht wohl abzuweisende Gedanken in nachf[o]lg˖[enden] Lehren mit den Fabeln viel späterer Zeiten vermengt worden: so ist daran nur eine Vermischung der Zeiten Schuld und daß wenige fähig sind, bis in jene Vergangenheit zurückzugehen, von der sich die ersten Anfänge des Daseyns herschreiben.

Wie dem aber auch sey, so ist gewiß, daß nur Wissen, das den Namen der Weisheit verdient, sich nicht an das bloß Seyende halten kann, das nichts für sich hat als daß es eben seyend ist und das vielleicht besser überall nicht wäre; dieses Wissen vielmehr, welches ein Suchen des Wesentlichen ist, geht auf das was vor aller Existenz ist, auf das Urbild, Original, oder absolute Subject aller Existenz. Dieser Prototyp des seyend-Seyns kann zunächst nichts seyn, als die schlechthin ursprüngliche, lebendige und innre Möglichkeit der Existenz. Ich sage die innre, lebendige, freye, um sie von der bloß äußern, todten, abgeleiteten zu unterscheiden, die insgemein allein für Möglichkeit gehalten wird. Diese Möglichkeit, weil bloße Möglichkeit ist darum nicht Nichts wie ein Wille, der nicht will, darum nicht Nichts, sondern eben das lauterste Wesen, ja das Vorausgesetzte aller Wirklichkeit ist.

Dieses ist jedoch nur ein sehr allgemeiner Begriff des Urbildes. Um zu wissen, worinn jene ursprüngliche Möglichkeit selbst bestehe, müssen wir in die Natur des seyend-Seyns eindringen.

Unter dem seyend-Seyn oder der Existenz verstehe ich also ein solches Seyn, welches das Seyn eines Seyenden ist. Ein Seyendes aber ist verschieden von dem Seyenden, von dem, das das Seyende selbst ist; es ist, das nur Theil hat an dem Seyn, dem das Seyn nur zugeeignet ist, da aber das Seyn keinem Subject bloß äußerlich angefügt werden kann, eine Zueignung, wobey es selbst sich ganz leidend verhält, undenkbar ist, so ist ein Seyendes nur das sich das Seyn selbst zueignet, es sich anzieht und es dadurch zu dem seinen macht. Insofern ist also jene ursprüngliche Möglichkeit des seyend-Seyns nichts anders als die ursprüngliche Anziehungs-Möglichkeit des Seyns.

Diese Möglichkeit nun wäre nur bedingte, wenn sie nur die anziehende Kraft zwar nicht aber auch das Seyn, welches angezogen wird, in sich begriffe. Unbedingte Anziehungs-Möglichkeit des Seyns ist offenbar nur, was sowohl das Anziehende als das Anzuziehende in sich selbst ist. Damit werde nicht behauptet, es sey überall unmöglich, daß auch auf jene Art, durch Anziehung eines ursprünglich, in Bezug auf das Anziehende, äußeren Seyns Existenz gesetzt werde. Im Gegentheil scheint ein Wesen, je lebendiger, je freyer, destoweniger das Seyn aus sich selbst zu nehmen, wie die organischen Wesen sich in ihrer Existenz nur behaupten, indem sie von ihnen selbst unabhängiges Seyn an sich ziehen und in das ihre verwandeln. Nun ist klar, daß das auf solche Weise Existirende nicht das seyn könnte, welches zu seiner Existenz nichts als sich selbst voraussetzt; klar daß ein solches Anziehendes, das das Seyn außer sich nimmt, auch nur relativ seyend ist, weil es ein Anderes schon voraussetzt, klar also auch, daß der Prototyp der Existenz bloß als solcher oder schlechthin betrachtet d.h. inwiefern er nicht schon ein Seyn voraus setzt, die vollständige Möglichkeit des seyend-Seyns, also auch das Seyn selbst in sich enthalten muß. Wie aber dieses auch in andrer Beziehung nothwendig sey zu denken, wird aus folgenden Betrachtungen erhellen.

Wir halten uns zuerst an den allgemeinen Begriff des Könnens. Das Können also, inwiefern es im Gegensatz des Seyns wirkt, ist allerdings bloß Können; an sich betrachtet aber und schlechthin ist es doch auch nicht Nichts, ist es eben auch ein Seyn. Alles ursprüngliche Können ist Wille, nicht Wille sofern er schon wirklich will, sondern Wille, sofern er nichts will. Nun ist der Wille im Wollen freylich unwesentlich und bekennt sich als Leere als Mangel, als der Erfüllung bedürftig, eben indem er will. Abgesehen aber von dem Wollen und an sich ist ist der Wille selbst auch Wesen, nicht wollender d.h. zufälliger, und auch nicht seyn könnender, sondern wesentlicher, substantieller Wille. Also ist sowohl das Können als das Wollen an sich selbst gleich dem Seyn, und selber das Seyn.

Noch genauer wird dieß eingeseh’n durch den bestimmten Begriff des Könnens und des Wollens. Alles Können ist ursprünglich nur Anziehen-Können, d.h. eine verzehrende Kraft, wie in der hebräischen Sprache das Wort ackal welches verzehren, und jackol welches Können bedeutet unmittelbar auf einander anspielen. Ebenso ist alles Wollen ursprünglich nur ein Anziehen. Nun aber nichts an sich anziehend, sondern nur im Acte der Anziehung selbst, oder alles Anziehen ist nur in seiner Wirkung Etwas, unabhängig von der Wirkung aber nichts. Also ist das Anziehende das ewig nur Entstehende, nicht Seyende; da es aber doch nur als das Anziehende das Entstehende ist, und vor der Anziehung doch nicht Nichts seyn kann, so ist es vor der Anziehung oder unabhängig von derselben das Seyende; es macht sich erst in der Anziehung zum nicht Seyenden, d.h. zum Gegensatz des Seyns. Als das bloße Können, d.h. als Können das noch nicht in Wirkung ist, war es demnach Seyn, die Macht war ihm als das Seyn (potentia = actus), darinn war es vollendet (absolut); um als das Könnende und demnach im Gegensatz des Seyns zu seyn muß es erst aus dem Seyn, das es ist, (ex actu) in’s nicht-Seyn, in’s Können zurücktreten, sich abziehen vom Seyn. Ebenso das Seyn – wird ihm erst in dieser Abziehung und der darauf folgenden Anziehung zum Seyn, d.h. zu etwas außer ihm; zieht es aber das Seyn nicht an oder läßt es das Seyn, so ist das Seyn in ihm, ja es selbst ist das Seyn. Im Wollen, im Begehren entleert es sich erst der Substanz, setzt außer sich und macht sich gegenständlich was eigentlich Es selbst, oder das Wesen ist. Es war erst voll von sich selbst, weil nichts begehrend (vivo me plenus nihil appetendo), nun es begehrt wird es leer von Sich selbst und muß nun natürlich das, deß es sich leer gemacht anzieh’n, sich wieder zu erfüllen, als ein ewiger und unersättlicher Hunger nach Seyn; könnt’ es aber das Wollen lassen, so kehrte es unmittelbar zurück in die lautre Wesentlichkeit. Es hat ein Seyn, nur sofern es dasselbe nicht hat, nämlich es nicht will, noch begehrt. Es hat ein Seyn, aber ein unergründliches und das nicht zu erkunden ist, es ist was es ist nur inwiefern es der Wille nicht erkunden nicht sich anziehen will. Es ist nur Seyn im gänzlichen Lassen, wenn es aber der Wille sich zum Vorwurf macht ist es nur noch der Schein und der Schatten des ursprünglichen Seyns, dessen das das Wesen selbst ist. Von diesem Seyn ist das alte Wort geredet: nur wenn es nicht gesucht nicht gewollt werde, sey es da, werde es aber gesucht oder wolle es der Wille zum Wissen bringen, so verschwinde es. Denn auch das Wissen ist ursprünglich nur ein Anziehen; Wissen könnte als der dritte Begriff gesetzt werden zu Können und Wollen, wie ja in vielen Redensarten Können soviel ist als Wissen, und selbst unser Können soviel ist als Wissen, und selbst unser Kennen nur durch spätere Aussprache geschieden von Können.

Es ist nur Ein Gefühl in allen lautern Menschen von der Unlauterkeit des Seyns zunächst des eigenen, aber auch alles andern das mit dem Seyn verfangen ist. Worauf diese Unlauterkeit beruhe, sagt ebenfalls jedem ein unmittelbares Gefühl, nämlich allein auf der Theilnahme und gleichsam der Mitschuld des Willens an dem Seyn, darauf daß der Wille das Seyn nicht läßt, sondern sich dessen annimmt. Darum glauben wir das lauterste Seyn in der Unschuld des Kindes zu erblicken das in sich ist, ohne Unterscheidung und ohne Annehmlichkeit seiner selbst, in der reinen Frohheit, die sich selbst nicht kennt, der gelassenen Wonne die ganz erfüllt ist von sich selbst und an nichts denket, der stillen Innigkeit die sich freut ihres nicht Seyns – in der Einfalt mit einem Wort, denn selbst jener besondre Reiz, mit dem die stille Schönheit mancher Gegenstände der Natur einer Blume z.B. den Empfindsamen fesselt, beruht bloß auf dem dunklen Bewußtseyn, daß sie ihrer Schönheit sich nicht bewußt ist, sich dieselbe nicht anzieht.

Alles Seyn, dessen der Wille sich unterfängt, betrachten wir insofern als ein aufgehobenes, in seinem Wesen unsicher, zweifelhaft

Auflistung 1-8

Begriffe: Können/Sollen, Freyheit

Bogenzählung Aleph

Begriffe: A0=B, +A, Anziehen Können, völlige Gleichgültigkeit des Könnens gegen das Sein

Begriffe: Princip des Wissens, Subject

Inhalt: »In der letzten Vorlesung ..., daß Philosophie ein strenges System des Wissens, oder eig. das Wissen selbst im System sey«

Begriffe: Anziehen, (Un)lauterkeit, Gleichgültigkeit

Begriffe: mit Seyn behaftet, Nichts, lautere Freyheit

Begriffe: Freyheit zu seyn, Anfang seyn können, Magie

Inhalt: »Zurückgehen auf die allererste Ansicht«

Begriffe: Niederlage, Umstürze, Abstufungen, Wissen und Seyn, Substanz des Wissens ist Nichtwissen, Weisheit

Genannte Personen: Sokrates

Begriffe: A=B, Anfang, Wissen, Bewegung, Wissen des Wissens, Identität, Subject, Nichts, Vergangenheit, Daurbarkeit der Erde

Begriffe: Wissen, Gewußtes, Object/Subject, Ich/Nicht-Ich, lauteres Selbst, Imagination, exhelkesthai, Rotation

Gleich alt mit dem frühesten System menschlicher Wissenschaft scheint die Frage, was das Erste und in der ganzen Natur der Dinge Älteste sey, worunter unstreitig verstanden worden: was das erste Wirkliche sey. Wir berufen uns nicht auf die Erzählung vom milesischen , deren vollkommne Glaubwürdigkeit wir nicht hoch anschlagen. Aber unter den Trümmern des ältesten Ganzen menschlicher Erkenntniß finden wir den Begriff des ersten Seyenden deutlich bezeichnet, und ebenso wie es selbst der Anfang und Ausgang alles Seyns ist, so gehen von diesem Begriff alle Fäden und das ganze Gewebe der ältesten Vorstellungen, Lehren und Überlieferungen aus.

Daß in späterer Zeit dieser Frage nicht mehr gedacht worden, so kann dieß den nicht wundern, der die vergebliche Arbeit des menschlichen Geistes seit Jahrtausenden kennt, die Beweises genug ist, daß auch der Anfang verloren war und nicht mehr zu finden wurde. Denn die Forschung, die nur einmal auf dem rechten Wege ist, muß früher oder später, wenn auch nach manchen Abirrungen zum Ziel gelangen, aber die Rede, welche den Anfang nicht gefunden, kann auch kein Ende finden.

Jene Frage hing mit der, dem ganzen Alterthum gemeinschaftlichen, tiefsinnigen Ansicht des Seyns zusammen, nach welcher dieses der Anfang alles Gegensatzes, Streites und Unheils ist. Das erste Seyende also, das nothwendig der Anlaß zu allem Seyn wurde, war daher auch das Anhebende aller Unseligkeit und selbst das erste Unselige. Kein Wunder, wenn es nicht bloß mit ausdrücklichen Worten, sondern durch die ihm beygelegte Namen selbst als der Unfall und das Unglück bezeichnen.

Diese Ansicht muß denen höchst wunderlich scheinen, die für das Höchste halten: ein Seyendes seyn und die zwischen diesem und dem völligen Nichts kein Mittleres kennen. Nicht daß nicht jede, wenn sie nur aufmerket, fühlen sollte, daß alles Beschränkende und Betrübende, jedes Entweder-Oder nur von dem Seyn kommt, daß alles was seyend seyn will sich augenblicklich entscheiden und bestimmen muß und fortan diesem besondern Seyn pflichtig ist, ja daß selbst dem, was frey von aller Form aber eben als dieses seyend ist, das Seyn die Freyheit selbst in Gebundenheit verwandelt, da es ihm verwehrt und unmöglich macht, irgend eine besondre Art des Seyns anzunehmen. Aber selbst versunken im Seyn können sie sich über dem Seyn nichts denken und daher auch nicht, daß irgend einmal das völlig Gegensatzlose war, sondern vor und über allem müssen sie den einen der Gegensätze setzen, den sie dann in den Fall bringen, seinen Gegensatz selbst hervorzurufen oder hervorzubringen, oder um diesem zu entgehen gleich die beyden Gegensätze. Wenn aber schon das, was sie den Anfang voraussetzen wankt, und stillschweigend oder ausdrücklich im Zwiespalt sich befindet, was kann im Fortgang werden und muß nicht jedes versuchte Gebäude gleich sinnlos übereinanderstürzen?

Keine Art der Gebundenheit (und jeder Gegensatz schließt Gebundenheit ein) läßt sich als ursprünglich denken, sondern nothwendig ist alles Ursprüngliche frey, frey wie der Wind der weht wo er will, und du hörest sein Sausen wohl, aber du weißt nicht von wannen er kommt und wohin er führet, unfaßlich (incoercibel) unbeweißlich und in keine bestimmten Gränzen einzuschließen. Darum nun, wo wir solche Freyheit und Unbefangenheit erblicken, glauben wir eine Kraft des Ursprünglichen zu sehen, ja das Höchste überall allein Gewollte ist das Können um des Könnens willen, das Absichtslose, dem es gleichgültig ist (perinde est), was es wirkt, und dem sein eignes Wirken nur Spiel ist.

Die solche Freyheit nie empfinden, fragen: was über dem Seyn ist und antworten sich selbst: das Nichts, worunter sie nicht verstehen was nur nicht Etwas (ein Seyendes) ist, sondern das ganz und völlig Nichtseyende.

Ja wohl ist es ein Nichts aber wie die lautre Freyheit ein Nichts ist, wie der Wille, der nicht will, der nichts anzieht und nichts abstößt, sondern in Gleichgültigkeit (Indifferenz) ist. Ein solcher Wille ist Alles und ist Nichts. Alles, nicht in der Auseinandersetzung (in extenso) sondern in der Innigkeit (in intenso) als der statt alles (instar omnium) ist. Nichts weil nicht Etwas, weil nichts einzeln oder insbesondre. Allem gleich und nichts gleich, allem gleich, da es nichts ausschließt oder zurückläßt, und doch auch wieder nichts gleich, weil er nichts anzieht oder begehret. Es ist nichts von ihm zu bejahen und nichts von ihm zu verneinen; nichts so zu bejahen daß es dieß wäre, nichts so zu verneinen daß es das Gegentheil davon wäre. So, um dieß anzuführen, weil es am nächsten liegt, es ist nicht Gott, und ist doch auch nicht nicht Gott. Es ist nicht Gott, sondern die Übergottheit, der Glanz des unzugänglichen Lichts; aus dem Gott selbst erst hervortritt, und es ist doch auch nicht nicht Gott, denn es ist eben das oder dieselbe Lauterkeit, die Gott ist.

Dieses ist die älteste Erinnrung, daß alles, was jetzt durch das Seyn gebunden erscheint, einst über dem Seyn war und aus ursprünglicher Freyheit erst herabgekommen in das Seyn: dieses, der Verlust der uranfänglichen Freyheit, der Gegenstand der ältesten Trauer, die sich in allen götterdienstlichen Gebräuchen findet. Diese lautere Freyheit ist das Unvordenkliche, schlechthin allem Vorauszusetzende; wer verlangt, daß sie ihm wie andres Seyendes bewiesen werde und also voraussetzt, daß sie gleich wie andrem Seyenden zu wissen sey, zeigt, daß er selbst aus dem Seyn nicht aufzutauchen vermöge, denn es ist ja nicht etwa ein Freyes, sondern die ewige Freyheit selbst, in der völligen Lauterkeit das alles Übertreffende, das darum alles erfüllend, für das Wissen keinen Raum läßt. Der das Überschwengliche erkennt, verzichtet in dem auf sich als Setzendes oder Erkennendes und er ist außer sich gesetzt, und befindet sich im Zustande der höchsten Expansion da weder Zweifel noch Glaube stattfinden kann, der eigentliche Ausdruck wäre Ekstasis, wenn die Meisten damit den wahren, ursprünglichen Begriff, nicht den eines widernatürlich aufgeregten Zustandes verbänden; die frühere intellectuelle Anschauung ist zu gering, nachdem neuerer Zeit das Wort gemein geworden und der Begriff der Verzückung, des sich selbst Aufgebens im Angeschauten daraus verschwunden. Wenn das Unendliche in das menschliche Gemüth tritt, dehnt es alle Werkzeuge und Gefäße des Denkens und Vorstellens bis zum Verschwinden aus daß das Betrachtende dagegen um das eigene Daseyn streitet. Aber eben im Unterliegen wird es zuerst erfüllt mit der Vorstellung und erhält den Eindruck des vollkommnen Ganzen und vollendeten Seyns von dem allein man sagen kann, daß es Ist, während alles andre (nämlich was nur Seyendes aber nicht das lautre Seyn ist nur erscheint, nämlich nur zum Theil Ist, zum Theil aber nicht Ist. Da aber eben in dieser Überwältigung des Subjects die unmittelbarste, innerste Gewißheit und also auch Wissen ist, so werden wir sagen, das Betrachtende sey im Zustand des nicht wissenden Wissens, d.h. des völlig objectiven, aus dem alle Subjectivität verschwunden ist.

Mit dem Wissen auf diesen Punct zurückzugehen, dieses höchsten Moments geistiger Beschaulichkeit sich zu versichern, ist ganz nothwendig, der völligen Befreyung gewiß zu seyn, nur in dieser Bewegung des Durchbruchs in die ewige Freyheit zerreißt er alle Bande der Subjectivität, wie ein vom Stapel laufendes Schiff Seile und Thaue die es noch am Ufer halten und gelangt in das freye offne Meer der Wissenschaft. Oder, um unbildlich zu reden, nur wer dorthin gelangt, befindet sich auf dem Standpunct völlig objectiver Wissenschaft.

Ein jedes natürliche oder sittliche Ganze bedarf zu seiner Entfaltung von Zeit zu Zeit der Wiedereinlaufung in den innersten Anfang. Auch der Mensch verjüngt sich immer wieder und wird neu in der Tiefe des Einheitsgefühls; in ihm schöpft der Wissenschaftsuchende stets frische Kraft und nicht der Dichter allein auch der Philosoph hat seine Entzückungen. Er bedarf ihrer um durch die unbeschreibliche Realität der höchsten Erkenntniß gegen die erzwungenen schwächlichen Begriffe einer kleinmüthigen und begeisterungslosen Dialektik verwahrt zu werden. Ein andres aber ist, in diesem Zustand verweilen wollen, welches ganz gegen die Natur des

Begriffe: ewige Freyheit, in sich selbst Darstellung, Hemmung, Bewegung, Zwey und doch Eins, Anfang, Geist, Können, nicht wissendes Wissen, die bloß ideale Wiederholung, Weisheit

Inhalt: »daß alles Seyn – ebenso das nothwendige Wissen aus einer bloßem Hemmung beruht«

Genannte Personen: Sokrates

Begriffe: A, Lauterkeit, Indifferenz, A0=B, 3 Potenzen als Eins, Geist

Begriffe: -A, das realtiv äußerste +-A, Seyn Können

Inhalt: »Das Bew. fängt im Innern an«

Auflistung 1-6

Begriffe: Können, hen kai pan, das sich seiner selbst annehmende, +A0

Inhalt: »Die Meisten von denen, welche auf den Anfang allen Seyns in der Forschung zurückgehen«

Übergang ins Endliche

Monotheismus

Begriffe: kein Anderes außer Gott, Freyheit zu sein, Negation, ewige Freyheit, -A, +A, +-A, Persönlichkeit, 7

Inhalt: »wie Gott außer Gott«

Monotheismus

Inhalt: -A, +A, +-A, Gott, Einziges

Monotheismus

Begriffe: Einzigkeit Gottes, Polytheismus, Pantheismus

Inhalt: VII. Theogonie

Auflistung I-

Begriffe: »Quelle aller Mythologie«, Urbewußtseyn, Polytheismus, Sterngötter

Begriffe: Polytheismus, Monotheismus

III.nicht, daß nicht der Ausführung auch des Theils bis in’s Einzelne alle Sorgfalt gewidmet worden, aber nur der Fleiß aufeinanderfolgender Zeiten und Menschen vermag jeden Theil mit dem ganzen und vollen Leben auszustatten, dessen er fähig ist. Wenn einst der höchsten Wissenschaft zu Theil wird, dessen untergeordnete schon länger sich erfreu’n, daß die die in derschselben Forschenden über den allgemeinen Umriß einig und verstanden sind, dann erst wird es möglich seyn, abzutheilen und der Ausbildung des Einzelnen im Geist des Ganzen ungestörten Fleiß zu widmen. Vorerst beabsichten wir nichts als die Folge, das allgemeine System der Zeiten zu geben, das Gesetz der Bewegung, gleichsam die ewigen Zahlen jener großen Fortschreitung, in die alles eingeschlossen ist.

Die Meisten nun erwarten vielleicht, daß zuerst gefragt werde: Warum ist überhaupt eine Zeit? Nothwendig allerdings für die, welche das Gegentheil unbedingt voraussetzen. Allein wir haben freylich einleitungsweis’ und um die besondere Richtung unsrer Untersuchung zu erklären von der Zeit gesprochen. Aber im Anfang der Untersuchung selbst dürfen wir von Zeit so wenig wissen, als von Ewigkeit. Weder von dem einen noch von dem andern ist auszugehen. Über Ewigkeit und Zeit müssen wir hinausgehn bis zu dem Punct, da beyde noch auf der Wage stehen. Wäre die Ewigkeit schon, wie sollte ein Übergang in Zeit geschehen? Es ist nur eine Meynung bey allen, die einigermaßen in diesen Forschungen erfahren sind, daß von der Ewigkeit kein Weg in die Zeit gehe. Ewigkeit verhält sich als vollendetes Seyn d.h. als Seyn ohne Werden; Zeit kann nur werden und ist selbst nichts als das ewige Werden. Wie soll nun das Werden der Zeit in der Ewigkeit erklärt werden, die als schon seyend vorausgesetzt wird.

Aber auch von dem Begriffe der Gleichwichtigkeit (Indifferenz) des Seyns und des Werdens, der Ewigkeit und Zeit können wir eigentlich nicht ausgehen, weil dieser nur das Nichtseyn des Gegensatzes ausdrückt, doch in eben diesem ihn setzt. Aber von Ewigkeit und von Zeit sollen wir überhaupt nicht wissen.

Wie können wir anfangen von dem was allein unmittelbar und gradezu zu setzen ist, was selbst nichts voraussetzt und von allem vorausgesetzt wird. Dieses also nennen wir das Unbedingte.

Zum Begriff des Unbedingten gehört nun nicht nothwendig, daß es seyend ist, sondern nur daß es zu seinem Seyn nichts außer sich bedarf, daß es die lautere Macht ist zu seyn, oder das im höchsten Sinn seyn Könnende, welches also niemand verwechseln wird mit dem bloß im leidenden Sinn seyn Könnenden, dergleichen z.B. die Pflanze ist, so lang’ sie sich noch im Samen befindet. Wir verstehen darunter, was ganz aus eigner Macht aus Nichtsey˖[endem] in Sey˖[endes] geht, als Etwas von Nichts sich scheidet.

Mit jener Bestimmung, zum Begriff des Unbedingten gehöre nicht: seyend seyn wollen wir nicht sagen, daß das Unbedingte nicht als solches auch seyend seyn könne ja vielleicht seyn solle. Allein alsdann ist es aber das seyende Unbedingte, zum Begriff des Unbedingten ist eine Bestimmung hinzugekommen, nämlich die des seyend Seyns; es ist also ein gesteigerter Begriff, d.h. ein solcher, zu dem wir schon nur noch mittelbar gelangen können.

Wir also können unmittelbar und gradezu nichts setzen, als das lautre bloße Unbedingte d.h. das Unbedingte, das das seyn Könnende ist, absolutes Ich, Freyheit zu seyn, Freyheit nämlich, das Seyn, das es selbst ist, das inwohnende, wesentliche, ungegenständliche sich zum Gegenstand zu machen, sich anzuziehen, und so erst seyend, Subject und Object in Einem zu seyn. Darinn, im seyend-seyn-Können besteht seine Macht; das sich seiner selbst annehmen Können ist der bejahende Begriff von ihm. Denn ein Wesen, das sich seiner selbst nicht annimmt ist als wäre es nicht. Ein Wesen aber das sich seiner selbst nicht annehmen kann ist in soweit ein völliges Nichts und unterscheidet sich in Nichts von dem Nichts. Das Erste, das aus dem Nichts heraustritt, ist das Sich sich selbst zum Vorwurf macht; bey dem müssen wir anfangen. Dadurch, daß es sich selbst nehmen, sich sich selbst anziehen kann ist es das An sich alles Seyns, nicht seyend sondern das Seyende selbst (αὐτὸ τὸ ὌΝ), und das bey dem alle Macht ist.

Dieses lautre, bloße Unbedingte also hat kein andres Mittel zum Seyn, als sich das Seyn anzuziehen. Dann aber, wenn es sich das Seyn angezogen, d.h. wenn es seyend ist, ist es nicht mehr die Freyheit zu seyn, das seyn Könnende d.h. das Unbedingte, und hier zuerst zeigt sich die wunderliche Natur dieses Unbedingten, wie wir es allein zuerst und unmittelbar setzen können.

Es ist das seyn Könnende, nur sofern es nicht seyend ist. Ist es aber das seyn Könnende nur, sofern nicht seyend, so ist es ja im seyn Können nicht seyn könnend, vielmehr das Gegentheil, absolute Unannehmlichkeit seiner selbst.

Dieses nun, weil es in der größten Schärfe gedacht werden muß, dem Ungeübten aber nicht sogleich klar seyn möchte, wollen wir auf verschiedne Weise und von allen möglichen Seiten vorzustellen suchen.

Wir machen zuerst aufmerksam auf den unmittelbaren Widerspruch zwischen den Begriffen des seyn Könnens und des Seyns. Das seyn Können deutet ein Zukünftiges an, das seyn Könnende seyn Gegenwart. Ist also seyn Könnendes, so gibt es darüber die Zukunft auf, d.h. das seyn Können; ist es seyn Könnendes wirklich, nämlich ### so, daß es sich als solches nimmt, so hebt es sich in der Gegenwart auf, d.h. es ist nicht seyn Könnendes.

Um seyn Könnendes zu seyn, muß es sich aufführen oder seyn, als das nicht seyn kann. Dieser Begriff des nicht seyn Könnenden bedarf besonderer Erläuterung. Offenbar ist damit der grade Gegensatz des seyn Könnenden gemeynt, d.h. nicht das, dem es nur nicht möglich ist zu seyn, sondern das dem es unmöglich; also das sich seiner selbst anzunehmen, sich sich selbst anzuziehen, sich selber zu wollen schlechthin Unfähige; das gänzlich Selbstlose; das nie und nimmer sich nehmen, also wenn es so seyend ist, nur sich geben kann; das niemals für sich, als Vorwurf seiner selbst, also nur für ein anderes seyn kann, das gleichsam nothwendig Gegenständliche (objective), nicht absolutes Ich, sondern absolutes Nicht-Ich, das wenn es ist, nicht durch Übergang vom Können zum Seyn (a potentia ad actum), also auch nicht als das seyn Könnende, sondern, dem Gegensatz zufolge, nur als das seyn Müssende seyn kann, in dem gar nichts von einem Können ist, sondern lauter Seyn (actus purus).

Dieser Erklärung gemäß können wir sagen: das seyn Könnende, um das seyn Könnende zu seyn, muß als das seyn Müssende seyn. Daß also überhaupt ein Unterschied, ja ein Gegensatz ist zwischen dem, was es ist und als was es ist. Es muß, daß wir so sagen, ein anderes seyn und ein anderes scheinen (aliud in vultu aliud in pectore gerere).

Es muß das seyn Könnende seyn, als wär’ es dasselbe nicht. Es darf sich’s nicht anziehen, sich nicht wissen als solches. Es ist das seyn Könnende, aber nicht sofern es das seyn Könnende ist, oder in der Verdoppelung (reduplicative) sondern nur in der Einfalt. Es ist die lautere Freybeit zu seyn, aber nicht von sich selbst wieder oder bezüglich auf selbst, vielmehr nur in der Selbstunannehmlichkeit. Es ist die Freyheit, aber die nicht wieder frey ist von und gegen sich selbst, also die Freyheit durch die es gleich Nothwendigkeit (d.h. dem seyn Müssenden) ist. Es ist die nicht von sich selbst weg könnende, sich sich selbst zum Vorwurf machen könnende Freyheit. Es ist die von sich selbst behaftete, gefangene Freyheit; das seyn Könnende hat diese Freyheit an sich in dem Sinn wie man dieß von einem Übel sagt, das jemand hat, ohne es von sich wegbringen zu können. Es ist das seyn Könnende an sich, oder für uns, die Zusehenden, aber nicht für sich selbst, nur bleibender nicht übergehender Weise.

Weil es also das seyn Könnende ist, nur sofern es dasselbe nicht ist, so ist es auch nicht das seyn Könnende schlechthin und ohne die Möglichkeit eines Umsturzes. Es ist das seyn Könnende und also das Unbedingte selbst, nur bedingter und hypothetischer Weise, wie der erste Mensch im Paradies Gott gleich war, nämlich nur sofern er nicht als Gott seyn wollte (man vergleiche das als I. B˖[uch] M˖[ose] I, 22.). Es ist die zweydeutige Natur (natura anceps) die Zweyzahl (dyas) der Pythagoraner, fortuna, das an sich selbst Unbestimmte aber ebendarum Bestimmbare. Der Entscheidung aber geht nothwendig Unentschiedenheit vorher, und davon reden wir jetzt. Vor der Entscheidung also ist das seyn Könnende als das nicht seyn kann, es ist als das seyn Müssende. Indem wir daher (und dieses ist die Betrachtung welche uns jetzt zunächst liegt) indem wir das seyn Könnende setzten, setzten wir doch nicht dieses allein, sondern wir setzten das seyn Könnende, das als das nicht seyn Könnende das seyn Müssende ist, d.h. wir setzten ein doppeltes und demnach auch im Unbedingten – dem Unbedingten das es noch ist – nicht das bloß seyn Könnende, sondern das seyn Könnende, das als das seyn Müssende ist.

Wenn das seyn Könnende nicht als solches sondern als das seyn Müssende ist, so ist also dieses (das nicht seyn Könnende) das Offenbare (Exponirte), welches äußerlich- und offenbar-Seyn eben durch das als ausgedrückt wird, das seyn Könnende ist das Nichtoffenbare, nur Voraus-Gesetzte nicht Gesetzte, was sozusagen gar nicht zur Sprache kommt. Gegen jenes, das seyn Müssende also ist das seyn Könnende die Unterlage, der Unterstand, das Subject, aber auch nicht so daß es sich als Subject wüßte, nur im gänzlichen Nichtwissen seiner selbst, in völligem sich Lassen; so wie es sich wissen wollte als Subject, hörte es auf Subject zu seyn.

Nun aber ist es äußerlich oder offenbarer Weise das seyn Müssende doch nicht ohne an sich oder im Verborgenen das seyn Könnende zu seyn; im Gegentheil erst dadurch daß es das seyn Könnende selbst wieder nur nicht seyender, also bloß seyn könnender Weise ist, hebt es das Können wieder auf und setzt das Seyn. Denn das Können als solches

Bogenzählung I

Inhalt: »Daß nicht allem Werden voraus ein wirkliches Seyn sich annehmen lasse, zeigt die einfache Betrachtung«

(links) Auflistung 1-5, (rechts) Auflistung (Fortsetzung) 22-24

Begriffe: Bewegung, Wissen, +A0, Object

Begriffe: das erste Seiende

Genannte Personen: Der milesische Thales

Bogenzählung Alpha 1-9

Begriffe: Seyn, Können, Subject, Seyn Müssendes

Inhalt: »Es ist nur ein Laut«

Begriffe: Seyn Können, Müssen, Sollen

Auflistung 1-13 (danach §§ ohne Ziffer)

Begriffe: Bewegung, Weisheit, Ein Laut, Überwirkliches, A, B, A=B, A2, Gott über der Zeit

Inhalt: »das Vergangene wird gewußt«

Sonstiges: Verweis auf Schledorf (75v)

Begriffe: Freyheit, Sollen, Unvordenklichkeit

Inhalt: »Es ist Ein Laut«

Genannte Personen: Thales

Sonstiges: Metrikübungen griechisch

Begriffe: Wesen und Seyn, Freyheit, Gebundenheit, das Seyende selbst