Wien den .
Sie schrieben mir nach der Schweiz, theuerster Freund, und aus Österreich, erfolgt die Antwort. Dieß wird Sie in einige Verwunderung setzen: jedoch war der Entwurf zu dieser Reise lange gemacht, nur fand man es nicht gerathen, im voraus viel davon zu reden. Die Umstände erlaubten nicht sie länger zu verschieben, wir traten sie daher, sobald die Gesundheit meiner Freundin zuließ sie zu unternehmen, und bis jetzt ist die Bewegung und freye Luft ihr sehr vortheilhaft gewesen. Ich begleite sie nach Schweden, wo ihr jüngerer Sohn Dienste nehmen wird. Der Weg bis dahin ist niemals von unbedeutender Länge, jetzt aber kann man vollends nicht den kürzesten wählen. Indessen dürfen Sie darum nicht glauben, ich wolle mich dem deutschen Vaterlande für immer entfremden. Vielmehr hoffe ich vielleicht noch in diesem , gewiß aber im nächsten zurück zu seyn, und dann ununterbrochener als je meinen schriftstellerischen Arbeiten leben zu können.
Da der Briefwechsel sehr gehemmt werden dürfte, so versäume ich nicht, wiewohl unter vielen Zerstreuungen noch alles nothwendige mit Ihnen zu verabreden.
Ich danke Ihnen für die mitgetheilte Berechnung der Zinsen, und werde die nöthigen Anstalten treffen, damit ungeachtet meiner Abwesenheit die endliche Berichtigung der noch rückständigen 412 fl. Rhein., entweder durch Herrn Buchhändler Zimmer in Heidelberg oder auf einem andern Wege baldmöglichst erfolge.
Ihre Bemerkungen über das Brustbild der seligen Augusta sind in jeder Hinsicht billig, nur wünschte ich daß Sie die Zahlung dessen, was Tieck für die Verfertigung der Originalbüste zu fodern hat, selbst übernähmen. Er ist jetzt wirklich in Carrara , seine nähere Adresse weiß ich noch nicht, da sein letzter Brief aus Mailand war; doch wird es wohl keiner andern bedürfen, als: Mr Frederic Tieck, professeur et sculpteur allemand à Carrara, ich weiß nicht gleich in welchem Dep[artemen]t˖ des französischen Reichs. Dieß ist immer gut hinzuzusetzen. Es dürfte ihm gerade jetzt mit einer kleinen Summe sehr gedient seyn, Sie würden mich daher verbinden, wenn Sie die Zahlung sogleich erfolgen ließen, da es ja gleichgültig ist, ob sie von dem Capital oder den Zinsen geschieht. Sie können gewiß seyn, daß durch Abtrag eines Theils der letzteren der daraufgewandte Vorschuß binnen einiger Monaten gedeckt seyn wird. Die Schätzung der Arbeit bleibt Ihnen ganz überlassen; er pflegte in der letzten Zeit für eine solche Büste 10 Carolin zu bekommen, wie sein Preis damals war, weiß ich nicht genau, ich glaube eben so viele Friedrichs d’or. Billig scheint es mir, ihm nicht zu wenig zu zahlen, da ihm die so lange gehegte Erwartung der größeren Arbeit fehl geschlagen. Doch wie gesagt, hierüber habe ich nichts zu bestimmen, aber für beschleunigte Zahlung dessen, was Sie angemessen finden, werde ich Ihnen dankbar seyn.
Wollten Sie gütigst Herrn Docen wegen der versprochnen Vergleichung der Hohen-Emser Handschrift von neuem mahnen. Es ist mir sehr unangenehm sie noch nicht zu haben, da ich jetzt reisen muß, und alles zu den Nibelungen gehörige mich begleitet, weil ich diese Arbeit nie aus den Augen verliere. Dieses einzige fehlt mir nun zur Vollständigkeit. Ich wünsche, daß die Collation, sobald sie fertig ist, mit der Adresse meines Bruders an die Camesina’sche Buchhandlung nach Wien geschickt werde. Ihr Anerbieten, die Auslage für Herrn Docens Bemühung zu machen, nehme ich mit Dank an, und werde für unverzügliche Wiedererstattung sorgen.
Was Sie mir von Ernennung meines Bruders zum Mitgliede Ihrer Akademie melden, ist mir ungemein angenehm; bis jetzt aber ist noch keine offizielle Mittheilung erfolgt.
Wenn Sie mich mit einem Briefe erfreuen wollen, so bitte ich nur ihn an die Adresse meines Bruders (Hofsecretär Fr. Schlegel, Neuthor-Bastey Nr. 1244) zu senden, so wird er mir am sichersten zukommen.
Leben Sie recht wohl, gesund und glücklich, und gönnen Sie mir auch bey der weiten Entfernung einen Platz in Ihrem Andenken.
AW S.
Ich hatte mir vorgenommen Sie zur Theilnahme an unserm Museum einzuladen. Als ich aber nachher in den öffentlichen Blättern die Ankündigung Ihrer Zeitschrift fand, so fürchtete ich daß eine solche Einladung nur überflüßig und überdrüßig erscheinen möchte. Da indessen der Plan zu Ihrer Zeitschrift vielleicht von der Art ist, daß es die Theilnahme an der unsrigen nicht ausschließt, so ergreife ich die sich darbietende Gelegenheit Ihre Theilnahme noch jetzt in Anspruch zu nehmen. Sobald ich Ihre Zusage erhalte, werde ich das nähere der äußeren Einrichtung Ihnen vorlegen Auch Nachrichten (beurtheilend würdigende) von dem was in der bildenden Kunst bey Ihnen, wo Sie so viele Reichthümer der Art besitzen, neues geschieht oder sich kund giebt, würden uns sehr willkommen seyn.
Die Absicht und gütige Gesinnung der Herren Mitglieder der kön[iglich] Bayrischen Akademie ist mir auf jeden Fall sehr werth und schmeichelhaft, sollte auch diese Absicht – nicht – zur Ausführung gekommen und andererseits her verhindert worden seyn, wie es wohl zu vermuthen steht, da mir außer Ihrer Aeußerung darüber gar nichts zugekommen ist.
Ich bin jetzt – mit Ihrer Schrift gegen Jacobi beschäftigt, sowie mit der frühren über die Freyheit. Ich finde im Einzelnen bey aller Verschiedenheit mehr Annäherungen als ich vorausgesetzt hatte. Das Wesentliche Ihrer Theorie in der Schrift gegen Jacobi ist mir besonders anziehend; aber freylich wäre es uns andern erwünschter gewesen Sie hätten sich ohne jene polemische Umkleidung und rein mitgetheilt.
Ihr ergebner
Friedr. Schlegel