München .
Nach der Rückkehr von einem fast dreymonatlichen Aufenthalt auf dem Lande komme ich dazu auch Ihnen, Werthester Freund, wieder zu schreiben.
S[ein]˖e Kön˖[igliche] Hoheit unser Kronprinz haben mich ersucht, einen von dem Historien-Maler Martin Wagner verfaßten Bericht über die von S[eine]r˖ K˖[öniglichen] H˖[oheit] gekauften, noch in Rom befindlichen, Aeginetischen Kunstwerke zu überarbeiten und mit Anmerkungen zu begleiten.
Ich wollte diesem Antrag um so weniger mich entziehen, als diese Bildwerke für die Geschichte der Kunst entschieden wichtiger als die Elgin’schen Marmors sind, und ein mit soviel Verstand und Einsicht abgefaßter Bericht, als der Wagner’sche ist, sobald er die gehörige Bearbeitung und die nöthigen gelehrten Zusätze erhalten hat, mit dem allgemeinsten Interesse wird aufgenommen werden.
Aus diesem Grund zweifle ich auch nicht, daß Sie Verehrter Freund, zur Bekanntmachung des Berichts gern die Hände bieten werden, und habe in dieser Hinsicht auf der zweyten Seite eine Ankündigung entworfen, die ich bald bekannt gemacht wünschte.
Der Bericht kann höchstens 6–8 Bogen betragen. Bey dem Honorar müßte darauf Rücksicht genommen werden, daß auch Wagner eine verhältnißmäßige Belohnung für seine Arbeit erhielte.
Von demselben Historien Maler Wagner habe ich ein Duzend Ex˖[emplare] von seinen Umrissen der jetzt in England befindlichen Basreliefs von Phigalia erhalten, mit dem Ersuchen, dieselben einem vorzüglichen Buch- oder Kunsthändler zu empfehlen. Der Titel ist:
Die Zahl der Blätter ist 25, auch befindet sich eine historische Einleitung und Erklärung dabey. Dieses Werk ist in Deutschland bis jetzt so gut wie nicht bekannt. Das einzige Morgenblatt enthielt eine Anzeige desselben, welche von einem hiesigen Mitarbeiter (Herrn Docen) nach dem mir gehörigen Exemplar verfaßt worden. Dannecker hat eben dieses bey mir gesehen und sich sehr daran erfreut. Wollten Sie den Betrieb dieses Werks für Deutschland nicht übernehmen? Das Duzend Ex˖[emplare] ist bereits hier und könnte ohne weitere Kosten, das Exemplar zu 5 fl, überlassen werden. Bey Abnahme einer größeren Anzahl, die aber, natürlich auf Kosten und Risico der Buchhandlung, erst von Rom geschickt werden müßte, würde der Künstler sich verhältnißmäßigen Rabatt gern gefallen lassen.
Bey dieser Gelegenheit erinnere ich mich, daß Anfang , oder Ende , im Morgenblatt der Auszug eines Schreibens der Herrn Linkg und Cockerell, Entdecker jener Basreliefs, gestanden hat, worinn sich diese über die Bekanntmachung jener Umrisse, als einer unrechtmäßigen, beschwerten. Dürfte ich Sie bitten, das Blatt, worinn dieser Briefauszug steht, durch irgend jemand auffinden zu lassen, und dasselbe mir zuzuschicken? Herr Wagner hat in der Ferne davon gehört und wünscht diese Anklage kennen zu lernen, um sich nöthigenfalls vertheidigen zu können. Ich bin speciell von den dabey stattgehabten Verhältnissen unterrichtet und kenne seine Biederkeit und Rechtlichkeit zu genau, um einen Augenblick zu glauben, daß er sich bey dieser Bekanntmachung einen gerechten Vorwurf zugezogen habe. Sie würden mich daher sehr verbinden, wenn Sie jenes Blatt mir könnten zukommen lassen.
Daß die Überarbeitung jenes Wagner’schen Berichts meine Hauptarbeit nicht stören werde, brauche ich nicht zu versichern: die Weltalter sollen gewiß zu fertig werden.
Wie steht es denn im lieben Vaterland? Nach
Herzlichen Gruß und Versichrung beständiger Ergebenheit
Schelling.
Anzeige.
Im Verlag der unterzeichneten Buchhandlung wird demnächst erscheinen:
Johann Martin Wagners, Königlich Baier’schen Historien Malers, correspondirenden Mitgliedes der Königlichen Akademie der bildenden Künste zu München, Bericht über die Aeginetischen Kunstwerke im Besitz Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Baiern; herausgegeben von Fr. Wilh. Jos. Schelling. 8.