München, den .
Ich kann meinen Alfred nicht nach Erlangen abreisen lassen, ohne ihm ein Blatt für meinen dortigen verehrten Freund mitzugeben. Er überreicht Ihnen die Abhandlung des Herrn von Fink, mit welcher die letzte öffentliche Sitzung der Akad˖[emie] gefeyert wurde. Sie sehen, daß wir uns alle Mühe geben, so bayrisch als möglich zu seyn; aber das verhindert nicht, daß der erbärmliche Herr von Weinbach vor einigen Tagen doch wieder die alte Litaney in der StändeKammer anstimmte über die Unnützlichkeit der Akad˖[emie] p Er hat es so bey den Haaren herbey gezogen und so grob gemacht, daß, so viel ich merke, es allgemeine Indignation erregt hat. – Ich lege Ihnen auch die Blätter der hies˖[igen] Zeitung bey, wo die paar Worte, die ich unglücklicher secretair éternel zur Eröffnung abermals zu sprechen hatte, und der Auszug aus Herrn Heintz’es Vorlesung , die in ihrer Art recht passend war, abgedruckt sind. Vielleicht laufen Sie diese Blätter durch; dann bitte ich sie gelegentlich dem Alfred wieder zuzustellen, der sie mir zurücksenden wird, da sie zur akademischen Registratur gehören. Eine Resolution auf unsere eingegebene Revision des akad˖[emischen] Statuts haben wir noch nicht; Sie sehen, daß ich dieß in meinem Vorworte am erwähnt habe. Es ist klar, daß Herr von Z˖[entner] nie daran kommen wird; denn so wie die Stände auseinander gegangen seyn werden, will er nach Gastein p Er hat die gesamten Acten, die Ak˖[ademie] bet[re]f˖[en]d, dem Herrn von Hartmann übergeben. Dieser ist den ganzen über und bis daher unpaß und Stubenarrestant gewesen, hat aber doch gearbeitet und ist bey seinem hellen Kopf oft von den Herren am Ruder, namentlich von F˖[ürst] Wrede und Herrn von Z˖[entner] besucht und zu Rath gezogen worden, wenn sich die Affairen verwickelten. Was mich freut, ist, daß unser Moll seine sonstige Besuchscheu vis-à-vis von ihm abgelegt und ihn regelmäßig einigemal die Woche in s˖[einer] Einsamkeit besucht hat. Moll, der die vorige StändeVersammlung nicht ein einziges Mahl besuchte, versäumt bey dieser nicht leicht eine Sitzung und gab dann seinem Freunde H˖[artmann] von den Vorgängen frische Nachricht, was diesem natürlich angenehm war. Bey diesen Besuchen wurde nun auch der Ak˖[ademie] oft Erwähnung gethan, und durch H˖[artmann] mit dem fast inaccessibeln Herrn von Z˖[entner] communicirt. Da steht es nun so, daß H˖[artmann] versprochen hat, künftige Woche die Sache vorzunehmen, da auch er eine Reise anzutreten denkt. Was ich Ihnen hier mitgetheilt habe, geschieht im Vertrauen. Wie es sich weiter ergeben wird, melde ich Ihnen so bald, als sich etwas davon sagen läßt. Wäre H˖[artmann] plenipotentiaire, so würde es schon gut gehen, da er wohl unter uns˖[eren] Geschäftsmännern die liberalsten Ansichten hat; aber aus den Bruchstücken, die ich vernommen, fürchte ich ein verschnitzeltes Ding, das keinem bene cordato Freude machen wird. Die Länge des Wartens hat mich so abgestumpft, daß ich mich kaum noch erzürnen werde, wenn auch eine Fehlgeburt erscheint. Herr von Z˖[entner] ist ganz eingeschüchtert durch die Schwätzereyen über Nützlichkeit, und will in der That nur eine bayrische literarische Gesellschaft zur Administration der Sammlungen. Ich habe, wenn nun doch einmal mit der gegentheiligen Meynung nicht gehört werde, den Wunsch, das G˖[eneral]Secretariat einem Nachfolger zu übergeben und als administratives Amt nur noch die Direction der Bibliothek zu behalten, wozu meine Kräfte noch hinreichen werden und wo ich mich für nöthig erkennen muß, wenn ich ihr mit meiner Neigung zum Detail ohne weitere Stöhrung obliegen könnte.
Ich glaube, Ihnen schon geschrieben zu haben, daß jetzt Soldners Beobachtungen mit dem Merid˖[ian]Kreise aus und gedruckt werden, und daß nach unseres zuverläßigen Frauenhofers Urtheil dieß die vollkommensten Beobachtungen unter den vorhandenen seyn und der hies˖[igen] Sternwarte zur Ehre gereichen werden. Das ist eine von den wenigen akademischen Dingen, die mir Vergnügen macht.
Meine Frau und ich grüßen Sie, Ihre verehrte
Mit innigster Hochachtung und Freundschaft
auf immer
Ihr
ganz ergebenster
Schlichtegroll
hatte ich einen Brief von Hammer