Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling.

in

Erlangen.

frey Grenze.

No. 47.

Mit großem Verlangen, mein geliebtes Leben erwarte ich den Tag, der mir gewiß Briefe von Dir bringt, und wie ich von ganzer Seele wünsche – die erfreulichsten Nachrichten. Uns geht es auch Gott sey Dank, fortwährend gut, ich benutze die wenigen Tage die mir noch bleiben die Kur recht gewißenhaft zu endigen und da mir die Bäder so besonders wohl thun, habe ich die vergangene Woche keinen Tag ausgesetzt und will auch diese so fort fahren. Nach Tisch habe ich bisher etwas weitere Spaziergänge versucht und so gar mein Probestük abgelegt und mich bis auf dem Dreykreutzberg verstiegen, mit Julchen den Kindern und der Anne, das kleine Mäuschen ist überhaupt beständig mit mir und bey allem voraus voran, Du kennst ja ihr gescheutes Thriumphirendes Minchen, wenn sie mit in Fleischmanns Garten durfte, wo möglich drückt sie ihr Vergnügen jetzt noch deutlicher aus. Nun denke ich werde ich mit Dir auch auf dem Ratzberg gehn können da nehmen wir dann alle lieben Kinder mit, das soll eine Herrlichkeit werden.

Bey der festgesetzten Abreise bleibt es unwiderruflich wenn nicht von Deiner Seite morgen Einwendungen anlangen, triffst Du uns Mittag in Streitberg [näch]sten schreibe ich dann zum letzten mal.

Lebe bis dahin recht wohl und vergnügt und freue Dich nur halb so sehr als ich auf das endliche Wiedersehn. Die Buben sollen fleißig lernen und sich wohl halten daß der Papa sie auch mitnimmt.
Deine treue

P.