Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling

in

Erlangen.

fr˖[ey] Gr˖[enze]

No. 44.

Sehr bin ich begierig, liebster Freund! ob Du meinen Vorschlägen in Rüksicht meiner Reise Gehör giebst, auf jedem Fall darf ich mir doch schmeicheln wenn das Wetter nicht besonders ungünstig sich zeigt Dich und die Kinderchen in Streitberg zu treffen? – Meine Kur setze ich noch immer gewißenhaft fort nur habe ich in der Becherzahl schon abgenommen, vorige Woche nur 6 getrunken diese soll ich bey 5 bleiben und die letzte mich auf 4 beschränken. Die Kinder sind frisch und wohl, die Kleine wirst Du wohl geistig sehr fortgeschritten finden, mit dem Entgegenlaufen, was ich so sehr gewünscht hatte wird es aber nichts, das schnelle Zahnen muß ihr die Lust dran ###, und ich hüte mich wohl sie damit zu treiben, auch ist es ja ganz gleichgültig ob sie 2 Wochen früher oder später laufen lernt. Die Abnahme der Badegäste ist schon recht fühlbar, die Wiese ist wenig mehr belebt, und man vernimmt meist nur Laute die für Golugovskis Ohr Musick wären. Schütz ist heute früh fort. Nun kenne ich auch keine Seele mehr von den Sprudeltrinkern, ¾ auf 7 bin ich auch dort immer schon fertig, zur großen Verwunderung einiger Berliner Damen die mit uns im Hause wohnen und jederzeit erst halb 8 an Brunnen gelangen. Seit ich aber die Wonne des frühen Aufstehens kenne und das erquikliche der frischen Morgenluft selbst an kühlen ja kalten Morgen empfunden, hält mich nichts im Bette zurük, und ich gedenke auch zuhause zu Deiner Freude darinne fort zu fahren nur muß ich freylich auch nie hier um 9 zu Bette gehn.

Lebe nun wohl geliebtester! Tausend Küße den Kinderchen bleibe gesund und mir geneigt – Deine

P.