Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling

in

Erlangen

fr˖[ey] Grenze.

No. 21

No. 39.

Gar nichts Neues weiß ich Dir heute zu melden, geliebtes Leben! mit meiner Gesundheit ist es so ziemlich auf dem alten Fleck, d.h. seit 14 Tage habe ich keine merkliche Veränderung weder in Guten noch in Bösen verspürt, das bestimmt mich auch nun endlich den Termin meines Hierseyns fest zu setzen, da ohne dem immer M˖[itterbacher] Angst hat der längere Gebrauch des Wassers könne mich zu sehr schwächen. Tritt also nicht eine Crisis in meinen Befinden ein, so gedenke ich heute über von hier auf zu brechen und wäre dann Mittewoch den Mittags in Streitberg wo ich bey gutem Wetter Dich liebster Freund und die guten Kinder zu finden hofte. Der bloße Gedanke des Wiedersehns bewegt mir schon jetzt das Herz, wie wird es erst in der Wirklichkeit seyn, o es muß ein himmlischer Augenblick seyn und welche süße Stunden sollen dann folgen! Auch Lina freut sich lebhaft und die Kleine lächelt und deutet auf ihr Bilderbuch worin der Papa und die Brüder eine große Rolle spielen. Die Kinder sind prächtig, es thut ihnen kein Finger weh. Wie vortreflich sich das Mäuschen an die neue Kost gewöhnt hat ist wirklich zu bewundern, es ist mir auch nicht vor der Reise bange, da sie in allen Stücken verständig und anstellig sich beträgt. Das Baden mit den Sprudelblasen habe ich schon einige mal probirt und gedenke es so fort zu setzen, natürlich läßt sich noch nichts von der Wirkung sagen, ohne dem ist mir der Leib immer jedes mal angespannter wenn ich bade.

Lebe nun wohl liebste Seele! küße Deine Pfleglinge zärtlichst und laße Dich von ihnen in meinen Nahmen herzen bis ich es selbst thun kann. Julchen grüßt bestens. Deine treue

P.