Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Frau Directorin von Schelling

gegenw˖[ärtig] in

Carlsbad
Böhmen
Im weißen Hirsch auf dem Markt.

fr˖[ey] Gr[än]ze.

No. 3.

No. 4.

Der Himmel meynt es recht gut mir Dir, Du Liebste, und sendet Dir das wärmste und erfreulichste Wetter, wie Du es bedarfst. Seit haben wir nicht Frühling, sondern Sommerwärme, war das Thermometer im Schatten auf 21°. Alle Bäume sind nun mit Blüthen bedeckt und selbst die Wälder grün. Abend war ich mit Paul (Friz war mit Schuberts) auf dem Altstädter Berg, und freute mich sehr, ihn wieder jenes reinen, kindlichen Entzückens fähig zu finden, das uns so oft sonst an ihm erfreute. Sein ganzer Spaziergang war ein unaufhörlicher Jubel über die Fülle und Schönheit der Blüthen, die an manchen Bäumen dichte, unabgesetzte Kränze bilden, und von denen er was an Hecken und Stauden zu erreichen war sich reichlich zueignete. Nachm˖[ittag] war ich mit den beyden in Azelsberg, wo der schöne Buchenhain oben im frischesten Grün steht, und nach Rathsberg zu alles nur Ein Meer von Blüthen ist. Auf dem Rückweg sprachen wir noch bey Wels ein, wo gestern Abend das 1ste Concert und eine große Menschenmenge, unter andern auch Pfaff mit seiner Familie war. Für das Egerwasser bin ich Dir sehr dankbar: ich habe es gestern und heute vor 5 Uhr getrunken, darauf mich in der Luft ergangen und mich sehr wohl darauf befunden. Es hat wenigstens die gute Wirkung, mich aufzuheitern, und etwas höher zu stimmen, als ich sonst im Frühling gestimmt zu seyn pflege. Ich hoffe, es soll mir ferner gut thun und würde Dich in diesem Fall bitten, mir vom Carlsbad aus noch eine zweyte Sendung in Eger zu bestellen, da es dann doch selbst ### viel wohlfeiler als durch Kaufleute zu stehen kommt. Buchers reisen ### ### nach Wirtemberg, weil die Frau den Wilhelm zu sehn verlangt, den Planck nur ungern jetzt zu entlassen erklärt hat. Sie will sich auch mehrere Tage in Stuttg˖[art] aufhalten. Fast hätt’ ich Lust Clärchen mit dieser Gelegenheit kommen zu lassen. Diese (Buchers), so wie Pfaffen’s und alle andern Bekannten überhäufen mich mit Wünschen für Dein Wohlergehn und den vollständigen Erfolg Deiner Kur. Freund Häcker ist nach München berufen – vor jetzt nicht zu bleibender Anstellung, sondern so wie auch der hiesige Landrichter und wohl noch mehrere andre, um an einer Commission über die neue Proceßordnung theilzunehmen. Ob er bey dieser Gelegenheit seinen bleibenden Platz dort finden wird steht zu erwarten. – Unsre allerhöchsten Herrschaften waren bis jetzt in Dresden, wo sie also doch den Frühling noch erlebt, die Umgegend besucht, und unter andern ein Mittagsmahl auf dem mahlerischen Königsstein eingenommen haben. Wie mag es Ihnen in München nur wieder gefallen! Hier hat man sich vergeblich geschmeichelt, den König auf der Durchfahrt zu sehen, Er wird in Wirzburg bestimmt erwartet. – Der Herzog von Leuchtenb˖[erg] scheint jetzt ganz außer Gefahr. – Die Dissidien in München sollen durch eine Art von Vergleich beygelegt seyn. Nun hab’ ich Dir alles, was Dich etwa intressiren könnte mitgetheilt; Du weißt: in Erlangen ist nie viel Neues. –

Nun schreib’ auch mir fein bald und recht ausführlich. Küsse die guten Kinderchen statt meiner und sage Linchen, sie soll mich nicht vergessen. Du lässest sie doch auch wieder trinken? Grüße auf’s Beste Julchen - , und fahre so glücklich fort, wie Du (ich zweifle nicht) angefangen hast!
Dein

Sg