An
Frau Directorin von Schelling
in
über Bayreuth.
fr˖[ey] b˖[is] z˖[ur] Gränze
No. 3
No. 4
.
Erst heute, mein liebstes Herz, erhalte ich Deinen Brief vom . Das kann doch unmöglich mit rechten Dingen zugehen, fünf Tage braucht doch ein Brief nicht von Erl˖[angen] hieher! Sieh’ also immer noch einmal den dortigen Postbericht nach, und wähle künftig lieber einen andern Tag zum Schreiben, wo die Briefe dann wahrscheinlich kürzere Zeit unterwegs sind. Indeß freue ich mich sehr über die guten Nachrichten, besonders daß die kleine Reise Dir nicht geschadet zu haben scheint, und daß Du so gute Geschäfte in Streitberg gemacht hast. Sage Paul, ich freue mich sehr über seine vernünftige Aufführung, und daß er in der Schule nun doch schon fast in der Mitte seiner Abtheilung sey. Sorge indeß immer, daß er auch körperlich sich wieder erholt. Hier genießen wir leider nicht der besten Badewitterung; beständig wiederkehrender Regen, alles naß und die Luft kühl. Doch geht es mir gut, ich befinde mich am Ende der ersten Woche besser als sonst jemals, und hoffe, wenn es so fortgeht, mit 4 Wochen fertig zu werden. Die Zahl der Badegäste hat sich noch nicht sonderlich vermehrt; in meiner Nachbarschaft ist eine Gräfin Hohenthal in dem Hause eingezogen, die mich gern wie es scheint zu ihrem Ehrencavalier machte – sey außer Sorgen, sie ist nicht jung und mit starken Leberflecken im Gesicht heimgesucht, die das Carlsbad vertreiben soll, und ihre kleine Nichte ist ein Kind von höchstens 15, indeß unterhält man sich gut mit ihr und ich suche daher gute Nachbarschaft zu halten. Ein Bischoff der Brüdergemeinde zu Herrenhut hat auch meine Bekanntschaft gesucht – sonst ist es was die Gesellschaft betrifft ziemlich bey’m alten. Dr. Pöschmann hat zu großem Verdruß der hiesigen Ärzte, besonders M[itterbacher]’s, durchgesetzt, als Brunnarzt von Staatswegen, und daher mit einer Art von Superiorität über die anderen hier angestellt zu werden. So sehr es dem armen P˖[öschmann] in andrer Hinsicht zu gönnen ist, kann man doch den andern Ärzten nicht Unrecht geben, offenbar findet eine ganz willkührliche Begünstigung dabey Statt, und was das Schlimmste ist, hat man sich von des guten P˖[öschmanns] Einwirken wenig Vortheil zu versprechen, wenn er es hier macht, wie in Franzensbrunn, oder im hier, wo er aller Welt Molkenkur verschrieb, als ob man diese nicht zu Hause ebenso gut und besser haben könnte als hier – auch ist die Art wie er sich darum beworben, wenn die Erzählungen richtig sind nicht eben lobenswerth. – Da die Briefe so lange unterwegs bleiben, will ich Dich lieber gleich fragen, wie Du mir räthst die Rückreise anzustellen. Für 26 fl. holt mich ein Baireuther und bringt mich bis Erlangen. Kannst Du’s in Erlangen wohlfeiler haben, so schreib’ es mir bald, auch ob Du mir mit den Kindern entgegenkommen willst, damit ich in Zeiten alles einrichte und bestelle. Noch will ich Dir ein Bekenntniß ablegen, daß ich nicht ohne eine Art Schauer an meine beyden Gemächer in Erlangen denken kann; wenn Du also nicht die ganze Wohnung nach Deinem Wunsch einrichten kannst, so wende nicht viel an meine Zimmer, die doch kaum erträglich zu machen sind. Am besten wäre wohl das Eckzimmer (außer der nothwendigen Verändrung des Ofens) zu lassen wie es ist, dagegen das andre, wo ich arbeite, hellgelb oder grün so heiter und hell als möglich anstreichen zu lassen, daß es doch einigen Reiz erhielte und nicht gar zu sehr einem Stall gleiche. – Auch was ich Dir, Julchen und den Kindern etwa von hier mitbringe, laß mich bald wissen. Wenn Julchen Dich jetzt verläßt, so ist es, hoffe ich, um desto eher wieder bey Dir zu seyn. Grüße und herze die Kinder auf’s zärtlichste, sage zu jedem etwas Liebes und Gutes von mir. Den Brief von Seutter bewahre auf. – Was erzählt denn Platen von seiner Reise? – Auf meinem Sopha (den ich Dich bitte, einfassen zu lassen, damit er ganz wieder der alte werde) hast Du vielleicht ein ungebundnes Buch bemerkt. Schick’ es nicht etwa dem Buchhändler zurück, sondern vielmehr dem Buchbinder, denn ich behalte es. Die besten Grüße an alle Freunde, unsrer lieben Nachbarin sage, daß ich nie an dem eisernen Mann vorbeygehe, ohne zu denken, wie hübsch es wäre dort einzusprechen, und sich wohl auch auf eine Tasse Thee und ein Stück guten Kuchen einzuladen. Den Herrn Rentamtmann tröste, und mache nebst meiner Entschuldigung recht viele Empfehlungen von mir. –
Gott mit Dir, Du Liebste, und unsern Kindern!
D˖[ein] tr˖[euester]
Sch