Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Frau Directorin Schelling

in

München

d[urc]h Güte

No. 8.

Ich melde Dir noch, liebes Kind, daß ich mich mit Gott entschlossen habe, endlich von hier abzugehen. Es ist doch einige Hoffnung, daß das Wetter sich bessere. Ich habe aber meinen Plan in sofern verändert, als ich grade nach Murnau fahre. Für ein Schiff in Possenhofen hätte ich doch auch einige Gulden zahlen müssen, zudem konnt’ ich nicht wissen, wie bey dem kalten Wetter eine Seefahrt von 3–4 Stunden mir bekommen und ob ich in einem Tag nach Schlehdorf kommen würde. als am Sonntag fährt mich der Schweizer für 4 fl. bis Murnau, es ist der beste Weg, so hoffe ich spätestens Mittags dort zu seyn und noch bey guter Zeit in Schlehdorf einzutreffen. Es versteht sich, daß ich von dort zu Fuß gehe. Deine guten Wünsche begleiten mich, ich weiß es. Möge ich nur auch bald mit guten Nachrichten von Dir und unsern lieben Kindern erfreut werden. Deine letzte Sendung hab’ ich erhalten; nur den Rest Tobak nicht und so werde ich, wenn ich so lange bleibe als meine Absicht ist, nicht ausreichen. Noch eine Bitte! Ich bin überzeugt, daß Niethammer’s Dich zu der Taufe einladen werden, wo Du das ganze saubre Kränzchen findest, ich bin aber auch überzeugt, daß es Dir nicht an irgend einem schicklichen Vorwand fehlen wird nicht dahin zu gehen, denn Du fühlst gewiß, daß Du dergleichen, zumal in meiner Abwesenheit, nicht annehmen kannst. – Du wirst mir also von nun an Deine Briefe über Murnau zukommen lassen; sobald der Bote dort geht, schreib’ ich Dir gewiß. Gott wache über Dir und unsern lieben Kindern.

Behalte mich lieb, thue für Deine Gesundheit, was möglich sey, außer Sorgen wegen meiner und setze Dein Vertrauen in allen Stücken auf Gott, so kannst Du nicht betrübt werden.
Dein
tr˖[euer] Fr˖[eund]

Schg.

Kerstorfs haben bis zu Ende alle mögliche Freundschaft für mich gehabt. Dank’ ihm auch wenn Du ihn siehst. Leb’ wohl.
Den Brief von Wächter etc. erhältst Du von Schlehdorf.