Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Es freut mich sehr daß ich der Anfrage wegen dem Bildniß Kays˖[ers] Friedr˖[ich] Barbarossa’s auch einige freundliche Zeilen von Ihnen werthester Herr zu verdanken habe.

Ich war eben im Begriff dem Bildhauer Tieck wegen der selbigen Sache zu schreiben als Ihr Brief ankam.

Zu der Zeit wo ich Ihnen von dem Bildniß Friedrichs Barbarossas in Gelnhausen sprach, hatte ich es noch nicht selbst gesehen, im überzeugte ich mich aber an Ort und Stelle, daß es im höchsten Grade unzuverläßig und zweifelhaft; es ist wie Sie aus beiligendem kleinen Kupferstich sehen, ein Tragstein und ganz als Verzierung behandelt, und man kann eben so wenig vermuthen, daß der Kayser seinen Kopf in einem Tragstein habe darstellen laßen, als daß der Baumeister es aus eigener Willkühr und Muthwillen gethan, dagegen scheint es natürlich, daß die GelnHäuser diesen einzigen menschlichen Kopf, der an den Bruchstücken der alten Burg übrig geblieben zum Bildniß des mächtigen Bewohners erhoben haben; und endlich ist es auch keine seltene Sache aus jener Zeit Köpfe als Tragsteine zu finden; Tieck urtheilt obwohl blos nach dem Kupferstich ganz mit mir einstimmig, er wünscht Nachricht von anderen Bildnißen. Das Gemählde in der Kirche zu Lorch wo die Begräbniße der Hohenstaufen, nennt er zu neu auch sey es ganz zerstöhrt, ich weiß aber nicht ob er selbst die Sache genau untersucht hat, wenigstens sagt man mir, in Crusius Schwäbischer Cronick Th[eil]˖ III B[uc]h 12. K[apitel] 35. sey eine merkwürdige Nachweisung über diese Gemälde in Lorch, woraus zu schließen, daß sie nach älteren gleichzeitigen Bildnißen gemacht worden, ich konnte die Stelle nicht nachsehen da ich den Crusius nicht zur Hand habe, das Jahr wo jene Gemälde verfertigt scheint aber nach den von Baumeister herausgeg[ebenen] Abbildungen der Hohenstauffen das auf dem Grabmal bemerkte zu seyn; – vielleicht finden Sie Gelegenheit dieses durch Ihre Bekannten in Schwaben ins Klare zu bringen. –

Die Bildniße der Kayser auf dem Römer zu Frankfurt könnten in Betracht kommen, wenn Sie nicht gar zu neu und noch obendrein mit Schränken und Repositoria verdeckt wären, sie sollen gemacht worden seyn.

Wegen den Bildern zu Burg Trifels müßte man sich nach Landau wenden, aber es ist wenig zu hoffen, denn schon längst waren dort nur sehr geringe Bruchstüke übrig.

In Pavia der Lieblings Stadt des Kaysers möchte vielleicht mehr zu finden seyn, Fiorillo G[e]sch[ich]te der Künste II p 381 erwähnt ein Basrelief an der Porta Romana zu Mailand

Ob von Münzen viel Aufschluß zu erwarten bezweifle ich, es müßen dann spätere Medaillen seyn, die nach Gemälden oder Büsten gegoßen worden.

Bei Gunther Ligurinus de rebus gestis Imp˖[eratoris] Frid˖[erici] recens˖[uit] Rittershusius Tubing[ae] 1598. 8°. ist ein Bild welches nicht ganz übel, viel empfehlenswerther scheint aber das beiligende aus den Icones heroum elogiis illustr˖[atae] a V˖[alentino] Thilone Ligio Basil˖[eae] Conr[ad]˖ Waldkirch 1589. fol. welche ich selber besitze. In dem Imper˖[atorum] Romanor˖[um] Libellus c˖[um] imag˖[inibus] Argentor˖[atum] 1526 (Beschrieben bei Panzer Annal˖[es] Typograp˖[ici] Tom VI p III N 737) mag vielleicht noch ein beßeres vorkommen.

Das erste Heft von meinem Werk über den Kölln˖[er] Dom wird wohl nicht eher als über ein Jahr erscheinen können, die Platte von Duttenhofer wird im fertig und der bisherigen Anlage nach sehr befriedigend.

Ich habe einen großen Theil des und den ganzen der Vollendung der noch fehlenden Zeichnungen vom Dom widmen müßen, die Reihe ist dadurch um 6 oder 7 Blätter vermehrt die Sie nicht kennen; auch bei dieser Arbeit die meist auf die einzelnen Theile gieng, habe ich mich noch immer mehr überzeugt, daß dies Denkmal am besten geeignet ist, als das Bild seiner ganzen Art aufgestellt zu werden.

Von nun an beschäftige ich mich sehr eifrig mit den Arbeiten zur Geschichte der teutschen Baukunst und Mahlerei, überhaupt der ganzen Kristlichen Kunst, nur immer mit besonderer Rücksicht auf Deutschland –

Bei so langwierigen Unternehmen ist mir die Theilnahme von Männern wie Sie, doppelt erfreulich und aufmunternd, bleiben Sie mir darum ferner in freundlichem Andenken gewogen und leben Sie wohl
Ihr ergebenster

Sulpitz Boisserée