Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Liebster Friz!

Wir kamen am Abends 7 Uhr, Gottlob recht wohl hier an, ausser des Kraussen Schimmel den brachten wir hinkend hier an, unerachtet man daß Pferdt so viel als nur immer möglich war geschont hat, der gute Karl, und Seine liebe Frau, stiegen bei jedem Bächle aus, und giengen zu Fuß um es dem Pferdt zu erleichtern, auch that man ihn alle Nacht mit Kräütter und wein waschen, in Augsburg wurde mit aller möglichen Sorgfalt dem Pferdt gewartet, und der Wirth machte dem Karl für die 2 Pferdte, und dem Johann eine Zeche mit 62 fl, ohne was die Frau Hoffmedicussin dem Johann zurückgelassen an Geldt mit 22 fl wo der den Vieharzt, und alles was Er aus der Apothek und von Mehl und Salz gebraucht, davon besonders noch bezahlte, ist eine böse geschichte die uns der Schimmel gemacht hat, des Karls sein Schimmel verhielte sich vortreflich der zog so gut, und hielte sich auch sonst so gut, daß er gar nicht scheüte, und immer ganz heiter war, wir reisten über Blaubeyren von Ulm aus, weil Karl Sich Seines aufenthalts da noch einmal erinnern wolte, und auch Seiner lieben Frau, eine andere Gegend noch zu zeigen wir waren auch recht vergnügt in Blaubeyren, sahen den blau Topf, daß gewessene Kloster, und die Kirche und den schönen altar, und reisten denn nach Feldstetten wo wir wieder futterten, und wo es hieß, jezt hätten wir noch 2 stunde nach Guttenberg, da haben wir gedacht daß können wir noch recht gut machen, weil es erst halb 5 Uhr war, jezt aber verfehlte der Johann den Weg, und wir kamen statt Guttenberg, nach Böhringen, wo man uns sagte, daß wir noch 3 stunden hätten, wir entschlossen uns dann da zu bleiben, um dem Pferdt keinen schaden, wegen dem weiteren weg zuzuziehen, es war aber ein ekelhaftes wirthshauß, wo wir gar nichts zu Nacht speissen konnten, sondern uns nur etlich aier weich sieden liessen und so gieng es uns auch mit den betten wir legten uns ohne uns auszukleiden nur darauf hin, und fuhren Morgens 7 Uhr nachdem der wirth 8 fl und 30 x Zech uns forderte wieder weiter, und zwar über Urach weil man uns sagte dieses seie der nächste weg, so gab der Hoffmedicus Seinen Plan über Kirchheim zu reißen auf, und es ist auch eine schöne Gegend, man glaubte wir führen in einem Garten nach Mezingen in Urach haben wir nicht eingekehrt, ich hatte nicht daß Herz, weil ich besorgte ich möchte gleich gefragt werden wegen dem Advocaten, und möchte dann den guten Leuten keine Unwahrheit sagen, und blieb lieber weg, heüte kam schon Herr Special und gratulirte mir zur glüklichen Ankunft, ich schwieg aber ganz stille vor meiner wenigen, wir speisten dann zu Mezingen über Mittag und fuhren denn als gemach vollends nach Stuttgardt, oncle Prälatt, der seie ganz böß, über unser langes ausbleiben geworden, und habe gesagt es seie Ihm unbegreiflich wie Karl wegen Seiner Praxin, so lange sich noch verweillen köne ich habe Ihn noch nicht gesprochen, und werde aber auf den Nachmittag hingehen um zu hören wie Karl mit dem Krauß wegen dem Pferdt zurecht gekomen die Beata traf ich gottlob wieder besser an, hingegen der Adolf ist übel auf, Er hat ein fieber, und bössen Krampfhusten, Karl hat Ihn schon besucht, und Ihm eine andere Arznei verschrieben, doctor Cleß, hat Ihm schon 3 recepten verschrieben dessen Seine Frau ist indessen niedergekomen mit einem Söhnlein welches aber sehr klein und schwächlich ist, es solle um 6 wochen zu bald auf die Welt gekomen sein, Sie befindet sich aber wohl, die Hoffmedicussin hat doch mit recht eine Ahndung gehabt, daß Ihre Frau Mutter möchte krank geworden sein, den Tag nach unsrer Abreisse legte Sie Sich an einem verstekten Catharr wo Sie Sich es durch verkältung zugezogen hatte, und bekam denn den Brustkrampf wo Sie recht gefährlich krank wurde, Herr Leibmedicus Jäger bediente Sie, denn wurde auch nachher die Groß Mamma an einem Catharrfieber krank diese hat den Doctor Cleß berufen, der Sie auch glüklich wieder curirt so daß die beede Frauen wieder ausser bett sind, man hat es der Hoffmedicussin verschweigen wollen, oncle Prälatt wuste es aber nicht und der erzehle es Ihr am Abendessen da lammentirte Sie sehr, gottlob daß doch die gute Frau Ministerin nicht übeler geworden sonst wäre die arme Doctorin nicht zu Trösten gewessen des Grossen geben mir viele Empfehlungen auch an Dich und Deine liebste Frau und Sie lassen gehorsamst danken für daß Ihren Kindern überschikte, und daß Gustele hat gar eine grosse Freüde gehabt, daß Ihre Theüreste Frau Tante auch an Sie dachte Sie lasse Sich gehorsamst empfehlen und gehorsamst danken Sie ist gegenwärtig auch nicht wohl, und liegt im bett, da ist der kleine Theodor immer bei Ihr und wil haben Sie solle aufstehen bringt Ihr, Ihre Kleider und Schuhe, ich wünsche von ganzem Herzen, daß Deine Maladie sich indessen möge verlohren haben, und Dich, der liebe Gott möge mit deiner Theüersten Frau und niedligem Paul recht lange Zeit möge gesund erhalten, mich freüt es ausserordentlich, daß mir Gott die freüde beschert hat, noch in meinem leben Sie zu sehen, ich hätte es nicht mehr geglaubt, und es ist mir auch wohl auf die reiße so daß ich dem lieben Gott für Seine Bewahrung recht herzlich danke, von dem lieben Paul haben wir uns recht Viel unterhalten das liebe Kind hat uns Viel freüde gemacht, ich möchte Ihn nur des Tags auch ein stündlein um mich haben in unserem Land herscht eine grosse Traurigkeit, über der Frost die eben alles genommen hat, und die weingärttner fast in Verzweiflung bringt, nun ist alles wieder theüer, und die leüte haben keinen Credit mehr, daß sie ### bekommen, und sollen jezt bei 4 oder 5 Monath daß harte Geschäft mit dem weingartten besorgen, und gar keinen Segen bekomen. Gott wolle Sich doch der armen Menschheit erbarmen, und denn weiß man eben nicht, wie es noch dazu mit dem Krieg gehen kan, es sieht gewiß fürchterlich aus in Frankreich sie leben ganz zügelloß, plündern die gutgesinnten Pflanzen wieder Freiheitsbäume, und sagen sie bekümmern sich um nichts als um den Kaisser, um den Teüfel, und um die Hölle, sie haben lezthin 2 Mönchen von der gut gesinnten für dem Altar in der Kirche ermordet, Gott wolle uns doch in gnaden für diesen Unmenschen bewahren, und nur die erste Schlacht nicht mißlingen lassen, deren erbarm sich Gott, unsere Truppen sind noch nicht marchirt, und es ist gut, da man nicht wissen kan, ob nicht die leüte einen schnellen überfall in unser land machen könnten, wo wir doch hernach, daß Militär wohl brauchen könnten, lezten ist daß Kind in Ludwigsburg vorgetragen worden, der Helfer war hier, und batte des Grossen so dringend daß Sie doch möchten hinaus komen Beata solle für mich stehen, und Groß für den Karl, Sie konnten aber nicht, weil die Beata noch krank und Ihr Adolf auch nicht wohl war, jezt haben Sie gewiß sehr lammentirt Sie glaubten wir würden um diese Zeit doch wieder nach Hauß komen, und da dieses nicht geschehen, und auch des Grossen nicht gekomen, so seien Sie ganz betrübt gewessen, weil Sie jezt so in nähe seien, und niemand von des Augusts Seitten dabei gewessen seie, wo Sie doch zu Herrenberg dazu gekomen seien Er hat es nicht weiter hinaus geschoben, weil der Sinodus zu Ende geht, wo Prälat Dapp, der auch zu Gevatter stund zurük reißete, die Helferin seie doch wohl geblieben, und Ihr Kleiner lege auch ordentlich zu, ich werde Ihnen jezt heüte schreiben daß ich glüklich angekommen seie, aber wünsche jezt noch einige Tage auszuruhen und denn wollen wir Sie gemeinschaftlich besuchen, ich denke aber, bei der Beata jezt wieder ruhig zu bleiben, indem Sie durch Ihr langes nicht Wohlsein in Ihrer Haußhaltung auch im nähen und striken bei einer einigen Magdt zurük geblieben ist, und die Helferin wieder zimlich wohl ist, Gaupp war bei der Taufe in Ludwigsburg, darf ich bitten, uns den lieben Münchner Freünde bestens zu empfehlen, ich weiß nicht ob Karl noch dazu komen kan, Selbst zu schreiben Seine Patientin haben Ihn aber so sehnsuschtsvoll erwartet, daß Er diesen Morgen mit des Herrn Ministers Seinen Pferdten Herum fährt, weil Er Seinen Schimmel gerne ein Tag ausruhen läßt, und Sie ist gleich in die academie um die Kranken zu besuchen, Karl ist gottlob recht gesund und wohl, der angenehme Besuch hat Ihm recht wohl gethan, Er ist so kraftvoll die Berge Gestiegen, und es ist alles so gut abgegangen wenn nur die dume Geschichte mit dem Pferdt nicht dazwischen gekomen wäre, und wenn Er jezt nur von dem Groben Mezger Kraussen der alles auf sein Pferdt gehalten nicht noch unannehmlichkeiten erfahren muß,

nun wünsche recht gute Nachrichten von Eüch Lieben zu erhalten und danke nochmals recht verbindlichst für so viele liebe und Güte, die ich abermallen genossen habe. Gott Segne Eüch Lieben reichlich davor, Deinen lieben Paul, grüsse und küsse ich zärtlich, ich bin mit wahrer liebe
Deine
Treüe Dich liebende Mutter

Sch.