An
Frau von Schelling
aus Erlangen
gegenw˖[ärtig]
in
im goldnen Fasan.
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 22.
No. 42.
E˖[rlangen] den .
Ich danke Dir herzlich, liebes Herz, für Deine so wohlgemeynten und liebevollen Wünsche. Nach Eger hätte man schon mit Freudel (der zurückgekommen, ohne in C[arlsba]d gewesen zu seyn) fahren können um Goethe zu seh’n, was ich jedoch damals nicht wußte. Aber dieses sowohl als der Vorschlag noch die letzten 14 Tage dort mit Dir zuzubringen verbietet schon Eines gänzlich, die Nothwendigkeit meine versprochne Vorlesung noch zu halten, die sich bis heute verzögert hat, die ich erst anfange, aber eben nur zur Noth bis zum dem gehofften Tag Deiner Ankunft werde beendigen können. Das Letzte wäre auch wegen der Umstände, die es mit dem Urlaub hat unmöglich, darüber und mit der Hinreise würden die 14 Tage wohl hingehen, Du müsstest Dich also nun entschließen noch 14 Tage zu bleiben. Daß es mir höchst erfreulich gewesen seyn würde, 14 Tage früher wieder mit Dir zu seyn, brauche ich nicht zu sagen, daß mir die Reise, vielleicht auch ein kurzer Gebrauch des Brunnens ganz wohlgethan hätten zweifle ich nicht, und besonders hätte ich für’s Leben gern Goethe noch einmal gesehen. Aber es kann nun nicht seyn, wie Du wohl begreifst, also ergib Dich darein, liebes Herz. Hätte es nicht die oben angegebne Bewandniß mit meinem Collegium, so würde ich Dich sogar bitten, etwas früher zu kommen, als Du Willens bist, da Du doch nun seit längerer Zeit weiter keinen Erfolg spürst. Bleibe jetzt nur bey dem Vorsatz wenigstens gewiß Ende August’s hier zu seyn. Ich bedaure recht sehr, wenn Dich der Geldmangel auch nur einen Augenblick in Verlegenheit gesetzt hat. Ich habe es mit dem ersten Posttag, nachdem ich die bestimmte Ordre dazu erhalten, abgeh’n lassen. Hoffentlich ist es wohlbehalten in Deine Hände gelangt und Du in soweit außer allen Sorgen. Sollte es nicht angekommen seyn, so muß es doch in den nächsten Tagen Dir zukommen. Ängste Dich in diesem Fall nicht, doch wird es immer gut seyn, wenn Du Dich auf der Post erkundigst. – Die Jungens sind voll Freude über der Mama nahe Rückkehr, sie zählen die Tage, und machen Projecte über Projecte, wie sie die liebe Mama in Streitberg feyerlichst empfangen wollen. Für mich ist es recht gut, daß ich die Zerstreuung des Collegiums habe; ich gestehe, daß mir ohne diese die 14 Tage entsetzlich lang dünken würden.
Leb’ recht wohl, genieße recht die schöne Zeit und warme Witterung, die sich doch immer wieder herstellt. Grüße Julchen und küsse die Kinder. Gott segne Dich und erhalte Dich. – Dein tr˖[euer]
Sch.