Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An Seine Hochwohlgebohrn

Herrn geheimen Hofrath von Schelling
Ritter des Civ˖[il]Verd˖[ienst]Ordens der bayerischen Krone,
General-Conservator der wissenschaftlichen Sammlungen
des Staats
, z. Vorstand der Akademie der Wissen-
schaften
, und öffentlich ord˖[entlicher] Professor an
der Universität zu München

in

Carlsbad

Frey

No. 6

No. 8.

Deine lieben Briefe, geliebter Freund! mit der Versicherung Deines Wohlseyns sind wahre Sonnenblicke für uns bey dieser abscheulichen Witterung, – würden Dir nur auch einige Sonnenstrahlen und wären sie wirklich auch von der Art, wie sie mir eigentlich nicht gerade angenehm sind so sollte es mich in Deine Seele doch freuen. Seit ist es nun auch so kalt dabey, daß Du Dir gewiß wirst einheitzen lassen. Mit meiner Gesundheit geht es wieder halbweg, ich kann nehmlich auf seyn, aber die kleinste Bewegung greifft mich dergestalt an, daß es mich gleich um meinen Schlaf bringt. Die Kinderchen sind desto munterer und beweglicher, und Fritz immer lustig und guter Dinge – das Reiten macht ihn besonders glücklich. In der Nachbarschaft hat alles seinen erwünschten Fortgang, das Kindl ### trinkt und schreit gehörig. Er wird bald mit Cornelius eine Fußtour ins ### unternehmen, wozu sie ihn antreibt, indem er jetzt statt aller Erheiterung, ### ihrem nicht geringen Leidwesen zum Dritten mal Deine Vorlesungen durch studiere. Der Schluß Deiner akad˖[emischen] Rede erfährt unterschiedliche Schicksale wie Du aus den beygelegten Blättern der Eos ersehn wirst, ein resumé davon zu machen, war mir nicht wohl möglich, und doch denke ich es wird dir im Bad eine kleine Unterhaltung gewähren. H˖[ormayr] soll jetzt so weit herunter seyn daß er für den Landbothen arbeitet.

Die armen Schuberts treffen es auch schlecht, seit 14 Tagen sind sie ins Gebirge, auch Scherers sind auf der Salzburger reise nicht glücklicher gewesen. Niethammers sind gestern wieder in die Heymath gelangt; aber S˖[ulpiz] B˖[oisserée] (der Bruder nebst Bertram war gestern Abend bey uns und empfiehlt sich) gedenkt erst einzutreffen. Der Carl hat mir einen Brief für Lichtenthaler gesandt und mit wenig Worten die Aufnahme von Fr˖[itz] in Blaub˖[euren] gemeldet, der Einlieferungs-Tag ist der . Er bittet daß wir sie bey dieser Gelegenheit in N˖[ürtingen] besuchen möchten.

An Trinkgeldern hast Du zu bezahlen wenn Du splendit seyn willst:
Der Brunen Frau 5 fl papier nehmlich 6 vierundzwanzier (so viel haben wir beyde zusammen gegeben.)
in Haus 15 fl papier 18 Zwanzieger.
balbier 3 ––––––––.

Lebe nun wohl, liebes Leben! bleibe ferner gesund bey dem erbärmlichen Wetter, wir empfinden es doppelt und dreyfach, ja was sage ich, hundert fach – ein mal für uns und 99 mal in Deine Seele.
Ob es mir möglich seyn wird Dich in Regensburg abzuhohlen kann ich noch nicht mit Gewißheit bestimmen. Adieu Gott sey mit Dir und uns.
Deine treue

P.

Wenn Du den Kindern etwas mitbringen willst, so kaufe doch jeden ein einfaches Henkelglas, wo unten der Boden nur buntgeschliffen ist (Du erhälst sie sehr hübsch und billig, eins kostet 36er papier in der Glaskart. der schönen Königinen gegenüber) und laß den Namen drauf schleifen. Julchen und mir bringst Du die bestellten Locken mit, bey Fritz wirst Du Dich am meisten mit klingender Münze empfehlen und für die Helz und für Sophie will ich lieber hier Etwas kaufen damit Du keine Mühe damit hast, und auch Deine Caße nicht zu sehr erschöpfst.