An
Frau Directorin von Schelling.
aus Erlangen
in
Carlsbad
im weißen Hirsch.
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 27.
Montag .
Ich kann es doch nicht über’s Herz bringen, mein Herzchen, Dich heute ohne allen Brief zu lassen ob ich gleich fast nichts zu schreiben habe. Abends war ich von Pfaffs auf ein Nachtessen geladen, um ein Glas Wirtemberger Wein, wovon sie erhalten hatten, zu trinken, da kam auch Raumer dazu – Mittag in gleicher Gesellschaft bey Schuberts. Heute Nachm˖[ittag] denke ich einmal den lang versprochnen Besuch in Schallertshofen zu machen; Herr von Masson sagte mir ohnlängst, doch wie es schien mehr mit wehmüthigem (wie natürlich) als gnädigem Gefühl, daß er demnächst seine Gemahlin erwartet – ob für immer oder nur für diesen weiß ich nicht. Unsere gute Nachbarin wußte sich gestern nicht erfreut genut zu bezeugen über die guten Nachrichten von Dir, überhaupt ist die Theilnahme allgemein, und alle meynen, da die Wirkung sich dießmal schon während der Cur zeige, so werde das Übel diesen vollends von selbst verschwinden und sich völlig auflösen.
So eben (nach Tisch) hat Paul ein Capitel im Cornelius mit soviel Geist, Verstand und Intresse gelesen, daß ich davon ganz erbaut bin. Ich bin überhaupt zufrieden mit ihm. Er ist im Grunde ein äußerst guter, lenksamer und höchst fähiger Junge. Es wäre ewig Schade, wenn er durch Umstände und Umgebung verderben sollte.
Alles schreitet hier bey der günstigen Witterung ungemein schnell fort, Du wirst keine Rosen mehr finden. Recht innig wünsche ich daß Du, mit Julchen, inzwischen durch Briefe von Gotha beruhigt seyn magst.
Grüße Julchen, und meine 2 kleine Mädchen, die ich mich beyde recht freue, bald wieder zu sehen. Die Kleinste wird sehr zugenommen habn; hoffentlich wird sie mich noch kennen. Sag’ ihr aber nicht vorher, daß sie den Papa sehen werde. Heute schwankt das Wetter ein wenig, es wird aber gewiß bald wieder schön.
Leb’ recht wohl, ich wünsche Dir fröhliches Gedeihn und alles Heil für Dich und die Kinderchen
Dein tr˖[euer]
Sch