Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Frau von Schelling

aus Erlangen

gegenw˖[ärtig]

in

Karlsbad

im goldnen Fasan.

fr˖[ey] Gr˖[än]ze.

No. 20.

No. 38.

Mein liebes, gutes Herzchen, obgleich ich Dir eigentlich nichts zu melden habe, als, Gott sey Dank! das Gewöhnliche, daß wir alle wohl sind, will ich doch nicht unterlassen Dir zu schreiben, damit auch nicht ein Augenblick Sorge den günstigen Verlauf Deiner Kur stören möge. Leider will sich die Witterung noch immer nicht wieder fassen; und den gestrigen ausgenommen, den ich benutzte mit den Kindern einmal nach Buckenhof zu gehen, wo sie bey einem Glas Milch sehr glücklich waren, sind jetzt schon längere Zeit regnerische und kühle Tage, was ich nach der schönen Wärme recht unangenehm empfinde. Auch Dir wird es in Carlsbad nicht besser ergehen. Lasse Dir ja nöthigenfalls einheizen und sorge auf’s Ängstlichste, jeder Erkältung zu begegnen. Je mehr die schöne Jahreszeit abklingt und die Vorbothen des Herbstes sich zeigen, desto mehr nimmt auch unser aller Sehnsucht zu, die liebe Mama wieder bey uns zu haben. Wir ergeben uns aber willig in die Nothwendigkeit und wünschen nur daß Du mit der größten Gemüthsruhe, ohne alle innre und äußre Störung Deine Kur so lange fortsetzest als es Deine Gesundheit fordert und die Umstände nur immer erlauben.

Lebe recht wohl, grüße Julchen herzlich und küsse die lieben Kinder statt meiner. Gott erhalte Dich und schenke Dir immer zunehmendes, mehr und mehr sichtbares Wohlseyn.
Dein
tr˖[euer]

Sch