Heute habe ich Dir auch nicht das geringste Neue zu melden. Wir sind alle wohl und haben nur einen einzigen Wunsch, daß es Dir gut und immer besser gehen möge. Wahrscheinlich hast Du heute Deinen Brunnen wieder angefangen; der Himmel gebe, mit dem besten Erfolg! Doch muß ich Dich heute einmal mit einer Häuslichkeit behelligen. Spintisire nicht darüber und nimm’ es nicht zu ernst, wie zu Hause. Das Holz verlangt schlechterdings, geschlichtet zu werden. Die Frau Nachbarin, die ganz von demselben hat, versichert, daß wenn man hineingehauen, das Wasser davon gelaufen. Nun liegt es schon so lange Zeit ungemacht; bleibt es noch länger, so ist zu erwarten, daß es ganz verderbe, verschimmle und verspore und alle Brennkraft verliere. Da die Frau Nachbarin mich dessen versichert hat, so hätte ich mich wohl unterstanden, es auf meine Hand schlichten zu lassen; da Du es aber so höchst sever verboten, frage ich erst bey Dir an. Meinetwegen möcht’ es noch im grünen Walde seyn, da es aber einmal da ist, muß man doch sorgen, daß es nicht verdirbt, gesetzt auch daß die Aufsicht in Deiner Abwesenheit nicht so genau seyn könne – immer besser etwas als das Ganze verlieren! Der Bauer dringt nun auch auf seine Bezahlung, da er gehofft hatte, Du würdest zurück seyn. Er selbst wird gedrängt, denn es ist Herrschaftholz, ich bitte Dich also nun, mir zu melden, wie Du mit ihm accordirt hast. Es sind 13 Maß, das Maß wie er behauptet zu 6 fl. 24 x. Davon sind 33 fl. von der Frau Nachbarin ohne mein Wissen schon bezahlt – diese (wozu noch 1 fl. 24 x für Messerlohn pp) habe ich natürlich nöthig gefunden, sogleich zu berichtigen –. Unter diesen Umständen wird wohl von der Juli-Einnahme nicht viel übrig bleiben. Für vorausnehmen ist auch nur Palliativ, zudem thu’ ich es ungern, um dem Herrn R. nicht eine zu große Meynung seiner Wichtigkeit und besondern Gefälligkeit beyzubringen. Du wirst auch der Meynung seyn, daß es besser seyn wird, ehe ich mir auf irgend eine Weise Verdruß mache, 1–200 fl. zu entlehnen, was ich ganz leicht kann. Daß dieß nur im äußersten Fall geschieht, versteht sich. Doch bitte ich Dich, mir zum Voraus für diesen Zweck anzuzeigen, wo die Münchner Obligation à 600 fl. liegt, um diese nöthigenfalls als Unterpfand zu geben. Bemühe Dich nicht etwa mit andrem Rath, es ist alles schon überlegt, und 2 x 2 wie Du weißt kann nie = 5 werden. Besonders aber ziehe Dir die Sache nicht auf die gewöhnliche Art zu Gemüthe, versündige Dich nicht an Gott, und denke, daß das Leben haben besser als Geld ist, und die schlechteste Ersparniß durch Sorgen der Gesundheit schade. Zürne weder den Umständen noch mir, daß ich Dir so offen die Lage der Sache schreibe und nicht weniger offen Dich ermahne; es kommt alles, wie Du wohl weißt, aus der besten Gesinnung. Antworte mir also kurz und gut und schlage Dir alles weitere aus dem Sinn, damit nicht auch nur einen Augenblick die wohlthätige Wirkung des heilsamen Brunnens gestört werde.
Gott sey mit Dir und unsern lieben Kindern. Die Knaben grüßen Dich und mit mir Tante Julchen aufs zärtlichste und Beste.