No. 12.
No. 24.
K˖[arlsbad] den
Du wirst nun wohl erwarten, geliebter Freund! jeden Posttag beßere Nachrichten von meinen Befinden zu hören? ich meynte allerdings auch, daß es so seyn müßte. Die Beßerung, wenn wirklich eine entschiedene eingetreten ist, zeigt sich aber so unmerklich und macht so langsame Fortschritte, das wenig oder gar nichts davon zu sagen ist, und ich werde oft zaghaft und kleinmüthig, daß es nur etwas Vorübergehendes ist wie damals nach den ersten Gebrauch des Kreutzbr[u]nnens. Das hindert mich aber nicht die Kur mit aller Gewißenhaftigkeit und Strenge wie früher fort zu setzen, wenn ich auch nicht immer meiner Seele, den freudigen Schwung zu geben vermag, den die nun auflebende Hofnung vielleicht noch heitere und gesunde Jahre, mit Dir und den Kindern zu verleben, ihr so leicht verlieh! Gott wird am besten wissen was uns Allen gut ist. Den Morgen punkt 6 Uhr trinke ich den ersten Becher am Brunnen nach dem schon einer im Bett eingenommen ist, das dauert denn bis ¼ nach 8 wo ich dann, wenn ich nicht sehr erschöpft bin noch ein wenig gehe. Um 9 wird dann auf der Wiese gefrühstückt, sich dann etwas ausgeruht und nach 10 Uhr einen Tag um andren gebadet, worauf ich nach Deinem Rath immer einen kleinen Spaziergang folgen lasse. Der Nachmittag wird in der Regel angewendet das Karlsbader-pater noster die Promenade von dem Posthof nach Bade Diät herunter zu beten, und halb 7 Uhr bin ich regelmäßig vor Hauptmanns Quartier. Da hättest Du meine ganze Tages Ordnung, die so zimlich wohl auch die Deinige hier war. Einige mal bin ich gefahren, auf anrathen von Buddeus, der diese Bewegung zuträglich und anregend für die einsaugenden Gefäße hielt auf die man bey mir besonders Rücksicht nehmen müsse. Am Sprudel ist es jetzt sehr brillant, die höchsten Herschaften findet man meistens dort, doch erscheinen sie erst wie Du weißt wenn die kranken Leute fort sind. Die ganze Schwarzenbergische Familie ist nun auch seit 8 Tagen auf der Wiese unter ihnen ist die famöse Prinzessin vom Hohnloh geheilt. Weißt du denn daß Hohnloh in Wien eine große Rolle spielt? –
Nun lebe wohl, theurer, lieber Freund! Dem will ich hier noch standhaft ausharren, dann hoffe ich aber soll die Prüfungszeit vorüber seyn. Küße die Buben herzlich und schreibe mir doch einmal etwas Bestimmtes wie es um Deine Gesundheit steht? und ob Du noch zu lesen gesonnen bist, im Fall es nicht wäre, wollte ich Dir vorschlagen dem Neubrunnen noch einige Wochen zu trinken. Die Kinderchen küßen Dir die Hände, sie sind frisch und wohl auf, es wird Mühe kosten, das Kleinste wieder mit zu nehmen alle Welt will sie uns abspenstisch machen; es ist aber auch ein allerliebstes Engelchen. Noch mals das zärtlichste Lebewohl. Die Meinigen grüßen herzlich, ich hoffe Du thust ein Gleiches bey den Erlanger guten Freunden.
P.