Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling

in

Erlangen

fr˖[ey] Gr˖[enze]

No. 10.

No. 21.

Theurer Freund!

Auf einige kühlere Tage die wir wohl entfernten Gewittern verdankten, ist wieder seit eine drückende Hitze eingetreten, die ein fast unfähig macht das geringste vorzunehmen und so gern ich Dir auf Deine zwei letzten lieben Briefe No. 9 und 10 ausführlich etwas erwiederte, bin ich es nicht im Stande. Also bis auf weiteres nur den innigsten Dank dafür. Es sind entschieden die angenehmsten Augenblicke für mich in K˖[arlsbad] wenn ich am Posttag den Briefträger auf der Straße glücklich auffange und er schon vom Weiten stehn bleibt den Brief für mich heraussuchend; also laß Dir theurer Freund die Augenblicke nicht reuen die Du für mich von Deinen Arbeiten Dir abkaufst. Mein Befinden ist immer gleich gut; aber das Hauptübel macht freylich so unmerklich Fortschritte, daß ich nichts Entschiedenes davon schreiben kann, der Umfang ist noch bis jetzt derselbe dem Maase nach, doch scheint mir der Leib etwas leichter wenigstens empfinde ich seine Schwere nicht mehr so drückend. Von der Länge der Zeit des Gebrauchs erwartet M˖[itterbacher] einen Erfolg, da man mich nicht wohl stärker angreifen kann, schon einige mal versuchte ich Abends einen Becher Sprudel zu trinken bekam aber alle mal des Nachts die ängstlichsten Träume, die mich nicht ruhen ließen, auch früh versuchte ich schon bis 8 zu steigen, der Kopf wurde mir aber jedesmal so eingenommen und betäubt, daß es M˖[itterbacher] wiederrieth. Eine harte Prüfung ist es freylich für mich wenn ich vielleicht noch mehrere Wochen von Dir getrennt seyn soll! Abend war ich ganz nieder geschlagen es bedurfte Deiner liebevollen Worte, Deiner unendlichen Güte, worinn Du mir in allem so zuvorkommst mich wieder auf zu richten. Sey versichert daß ich alles aufs gewißenhafteste brauche und thue; denn ich habe nur einen Gedanken – wieder gesund zu werden, um bald bey Dir und den Kindern zu seyn. Küße sie herzlich. Karls Brief hat mich sehr erfreut. Das liebe Klärchen! Mitterbacher, der unsern Kindern große Zuneigung zeigt pflegt auch immer zu sagen »was sind Sie für eine glückliche Mutter!«

Nun ein herzliches Lebewohl. Mit treuer Liebe D˖[eine]

P.

Der Chatrine gebe ich das nächste mal Bescheid, sie soll Seife kaufen, wenn sie welche braucht.

Das Rezept zu den eingemachten Nüßen ist auf einem einzeln Blatt in meinen geschriebenen Kochbuch, welches entweder in der ### oder in meinem Schreibtisch sich befindet.