An
Frau Directorin von Schelling
in
zu den 2 Störchen auf der Wiese.
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 7 oder 8?
No. 14.
Montag .
Deinem Wunsch gemäß werde ich nun immer, wo möglich, Montag und Donnerstag schreiben, rechne aber darum nicht mit Sicherheit darauf, die Briefe regelmäßig am Freitag und Montag zu erhalten, denn es ist in dem Lauf derselben durchaus keine Regel zu bemerken. Dein letzter Brief hat mich aber nicht sehr erfreut, Du Gute, da er mir meldet, daß das Übel zunimmt anstatt abzunehmen. Wir wollen aber die Hoffnung darum nicht fahren lassen. Carlsbad wirkt nicht auf der Stelle, ja es scheint im Anfang immer das Übel zu vermehren. Daß Du anfängst, Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu empfinden ist auch in der Ordnung. Fasse also nur Geduld und lasse Muth und Hoffnung nicht sinken! Du schreibst mir nicht, wie Carlsbad der guten Mutter und Cecilen bekommt, denn Julie wird es wohl nicht brauchen. Daß die Kleinste sich nun so ganz emancipirt hat, macht mir großes Vergnügen, ob es gleich meine Sehnsucht nach ihr nicht wenig vermehrt.
Die beyden Knaben sind kreuzwohl auf, wie sie zu sagen pflegen. Vor einigen Tagen kam unter Addresse: an Herrn Paul von Sch˖[elling] ein großer Brief von der Frau Dote, den legt ich ihm hin, eine glühende Röthe übergoß sein Gesicht, er nahm den Brief, drückte ihn aufs Zärtlichste an den Mund und brach in die lebhaftesten Äußerungen des Dankes aus, daß ihm die gute Mamma schreibe und – nachdem er den Brief geöffnet – einen so großen Brief! Endlich fand er, daß er nicht von der Mama sondern von der Frau Dote sey.
Von der Hitze, die jetzt hier herrscht, kannst Du Dir dadurch einen Begriff machen, daß heute z.B. früh 5 Uhr in meinem Zimmer, nachdem die ganze Nacht alle Fenster geöffnet waren das Thermometer auf 16' stand. Zwischen hier und Nürnberg wird sogar schon Winterroggen geschnitten, die Sommergerste ist schon früher weg, und Du wirst das ganze Feld wohl in Stoppeln finden. Dem sey’ wie ihm wolle, und solltest Du erst mit den gelben Blättern des Herbstes zurückkehren – kehre nur gesund oder doch um etwas erleichtert und gebessert zurück! Dieß ist der innigste Wunsch Deiner Kinder und Deines
treusten
Sch.
N.S.
Den sperrigen Brief der Frau Dote mußte ich öffnen, und beschneiden da er sich mit meinem Brief durchaus nicht vertragen wollte. Ich werde dieser Tage der Frau D˖[ote] schreiben; ich unterließ es, weil ich immer auf bestimmtere und bessere Hoffnung gebende Nachricht wartete. Leb recht wohl, aller Segen des Himmels sey mit dir!