An
Herrn Director von Schelling
in
fr˖[ey] Gr˖[enze]
No. 6
No. 10
K˖[arlsbad] den .
Bester Freund!
Dein Briefchen No. 4 ist nach 6 Tagen erst in meine Hände gelangt und auf No. 5 habe ich heute früh vergebens mich gespitzt. Im Anfang erhielte ich die Nachrichten von Dir immer Montag und Freitag, das war denn sehr bequem weil ich sie gleich beantworten konnte. Von uns weiß ich Dir keine Neuigkeiten zu sagen. Die Kinderchen sind frisch und munter wie die Fische im Wasser und freundlich und lustig wie die Eichhörnchen auf den Bäumen; die Kleine besonders wird seit der Reise so übermüthig und gewaltthätig daß fast nicht mit ihr auszukommen ist, Du wirst Dich verwundern, es ist gar keine Mädchennatur mehr, der ausgelassenste Knabe könnte nicht ärger schrein und toben. Ein alter Herr den ich nicht kannte versicherte neulich – er wünschte sich nichts aus K˖[arlsbad] mit zu nehmen als das Kind. –
Mir geht es seit einigen Tagen etwas mattherziger wie früher, ich empfinde nun doch den Sprudel, viel trägt denn auch dazu bey, daß meine dicken Füße mir das Gehn sehr beschwerlich machen. Der Geschwulst hat sich bedeutend vermehrt, Mitterbacher macht aber nichts daraus und gibt mir immer gute Hofnung.
Lebe nun wohl Geliebter. Küße die Kinderchen und gieb mir bald Nachricht besonders sage mir auch etwas von Deinem Befinden. Mit Leib und Seel wie immer die Deinige.
P.
Von den Meinigen viele schöne Grüße.