An
Herrn Director
von Schelling
in
frey Grenze.
No. 3
No 6.
Karlsbad den Freytag
Dein lieber guter Brief No. 2 mein allerbester theuerster Freund! ist heute meine Erquickung gewesen wie ich vom Sprudel nach Hause kam. Die Nachrichen von Dir und den lieben Kindern waren freylich meiner Sehnsucht recht viel von Euch zu wissen (und besonders zu hören ob Du recht wohl bist und Dir nichts abgeht) viel zu wenig ausführlich; aber ich empfinde daß ich Dir schon sehr dankbar seyn muß daß Du mir so oft schreibst. Meine Kur ist nun angefangen trank ich 2 Becher Sprudel, 3 und heute bin ich zu 4 Becher geschritten, ohne fühlbare Beschwerden davon zu klagen. Mitterbacher giebt mir allmählig mehr Hofnung, und da Du mir auch Muth zusprichst, so will ich so viel ich vermag meine trübsinnige Stimmung bemeistern. Die Kinderchen sind blühend und wohl und sehr glüklich über das schöne Wetter und das beständige im Freyen Leben. Du solltest nur das Engelchen sehn, wie sie früh beym Frühstük unter den Bäumen sich die Leute besieht.
Nun Adieu Geliebter! Gott gebe, daß wir uns wohl wiedersehn. Hast Du doch Paul das Federmesser weggenommen? Chatrine soll mir doch einmal schreiben, und ja die Kinder recht hüthen. Die M˖[utter] und Sch˖[western] grüßen Dich, ich bitte um ein Gleiches bey allen lieben Freunden.
Deine Wohnung in den 3 Schwalben habe ich mir natürlich besehn! Die Frau meinte jedesmal wenn man vom Thurm geblasen, hätte sie geglaubt du kämst an.