Frau
Directorin von Schelling
aus Erlangen
in
zu 2 Störchen auf der alten Wiese.
fr˖[ey] Gr[änze].
No. 2)
No. 4.
Sehr hat mich gefreut, Du Liebste, von Deiner glücklichen Ankunft benachrichtigt zu werden; obwohl ich von Dir, wenigstens bis an die Gränze, Nachricht hatte, denn außer Herrn Bardili wollten Dich einige Rheinländer bey Schirnding gesehen haben und von Dir freundlich gegrüßt seyn. Ich lobe Dich recht vom Herzen, daß Du auf der Reise nicht kleinmüthig warst, sondern wie mir der Vetter erzählte, immer recht heiter und gesprächig. Bleibe dabey, dieß wird die heilsame Wirkung ungemein verstärken. Inzwischen hast Du nun schon angefangen zu trinken und kannst wenigstens im Allgemeinen sagen, wie Dir das Wasser bekommt. Ich muthe Dir nicht zu, mir ausführlicher, als das erste mal geschehen, zu schreiben; vielleicht nimmt sich ein- oder das andremal Julchen der Sache an und im äußersten Fall Goluchowski, denn daß gar zu allgemeine Nachrichten mir nicht genügen kannst Du denken. – Noch etwas, spare immer Raum von beyden Seiten für die Oblate aus, wie ich es hier thue, damit von den wenigen Worten nicht noch einige und oft wesentliche verloren gehen. – Wie froh’ bin ich, nun Deine liebe Mutter und Schwestern bey Dir denken zu dürfen. Sage ihnen allen die herzlichsten Grüße von mir. Schone Dich nur auf alle Weise, und laß Dir recht wohl seyn. Sey’ ganz unbekümmert um uns. Es geht uns gut, wir sind so heiter und vergnügt, als wir ohne Dich seyn können. Für die Knaben fängt jetzt die goldne Zeit an, denn es gibt Kirschen schon im Überfluß und sehr wohlfeil. Letzten war Herder mit seiner Frau bey Schuberts über Mittag, wo auch ich zu einem sehr guten Diner eingeladen war. Beyde brachten die erfreulichsten Nachrichten von Clärchen. Sie sagte sogar, das Kind sey nicht viel kleiner als Friz, nur ganz schlank aufgeschlossen, ohne Spur von starkem Leib und blühende Gesichtsfarbe. Eine andre Nachricht wird Dich fast nicht weniger erfreuen, daß der allgemeinen Sage und Meynung nach die Schwägerin guter Hoffnung ist und auch Karl dem nicht widersprechen soll. Da wird es denn weit weniger Schwierigkeit machen, Cl˖[ärchen] wieder zu erhalten, was denn doch wohl nöthig seyn möchte, weil sie zu viele Minauderie annimmt, wie die H[erder]in sich ausdrückte. Diese hat mir weit besser, als früher gefallen, da sie natürlich, ohne Spannung und wie mir scheint vergnügt ist. Gegen Abend wurde noch der gewöhnliche Weg zu Fleischmann eingeschlagen, von dort fuhren sie dann ziemlich spät weg um noch nach Streitberg zu gelangen. Alle unsre Freunde fragen mit der größten Theilnahme um Nachrichten nach Dir; deßwegen schicke ja jeden Posttag ein Paar Zeilen, daß ich mich nicht schämen muß. – Heute soll Hornthal hier von den Bambergern feyerlich abgeholt werden, und die Studenten wollen ihn von Nürnberg einholen, wenn es nicht, wie zu erwarten, noch verhindert wird.
Leb’ recht wohl, alle Segen des Himmels zu Deiner Kur. Herzliche Grüße von den Kindern, die vor Freude außer sich waren, als ich Abend mit Ihnen Dein Brieflein auf der Post abholte und Nachrichten da waren. Nochmals leb recht wohl, Du Beste.