An
Frau Directorin von Schelling
aus Erlangen
gegenw˖[ärtig] in
2 Storchen Carlsbad
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 1.
No. 1.
Donnerstag .
Damit Du gleich siehst, liebes Kind, wie fleißig ich Dir Nachricht zu geben gesonnen bin, schreibe ich gleich heute, da zufällig ein Posttag ist. Du wirst aus Vergleichung des Datums meiner Briefe mit dem Tage ihrer Ankunft in Carlsbad am besten abnehmen können, welche Tage am besten zum Schreiben gewählt werden. Der Postzettel gibt Montag, Donnerstag und Freytag an. Die Witterung begünstigt Dich außerordentlich, auch heute wirst Du zwar von Hitze etwas zu leiden haben, aber nicht durch Regen und schlechte Wege aufgehalten desto schneller in’s Quartier kommen. Wenn ich nur erst Nachricht von Deiner glücklichen Ankunft, wenigstens in Eger, erhalten! – Daß wir wohl zurückgekommen, versteht sich. Die Partie auf die Anhöhe des Bergs hatte meine Kräfte etwas erschöpft, daher ich mir in Streitberg noch einige Ruhe gönnte, und ohne weitere Aus- oder Neben-Flüge grade wieder hieher gefahren bin. Friz hatte sich in Streitberg auf der Bank etwas schlafen gelegt, Paul blieb munter, beyde sprachen viel von Mama und freuten sich der Zeit wo sie diese wieder in Streitberg abholen dürfen. Gleich beym Eintritt in das Haus wurden wir mit der Nachricht überrascht, daß der kleine Hanns bey Heinlein’s Nachm˖[ittag] plötzlich gestorben sey. Wahrscheinlich hatte er sich auf der Kirchweih’ verdorben. Für Paul war es eine gute Warnung.
Daß ich Dir sonst nicht viel Neues melden kann, begreifst Du. Desto mehreres erwarte ich bald von Dir. Herr von Masson war heute schon hier; auch hat sich – eben nicht zu meiner Freude – der Dir noch erinnerte, Pictet, der einmal aus dem Stegreif mit uns zu Mittag war, wieder eingefunden. Wir sind alle wohl, wenn auch eben nicht lustig, sondern allerdings etwas traurig über Deine Abwesenheit und der lieben beyden Kinder. Doch wenn Du nur wohl oder wenigstens besser wieder zu uns kommst! Ich habe die besten Hoffnungen.
Gott sey mit Dir, Du liebes Herz, und erhalte Dich uns allen. Tausend Grüße von den Knaben.
Dein tr˖[euer]
Sch