Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

Herrn Director von Schelling

in

Erlangen

Frey Gr˖[en]ze

No. 7.

No. 13.

Vielleicht hast Du schon längst erwartet, liebster Freund! etwas bestimmteres über meine Gesundheit und die Wirkung des Sprudels auf mein Übel zu vernehmen. Es läßt sich aber nicht viel darüber mittheilen, die Sache geht einmal ihren langsam begonnnenen Gang fort, die Verhärtung scheint mir sich immer mehr zu verkleinern aber so allmälig, daß es kaum zu bemerken ist und nur nach einen gewissen Zeitraum glaubt man sich versichert, daß es wirklich abgenommen hat. Ich bin neugierig ob es bis auf die letzte Spur verschwinden wird. Der Sprudel bekömmt mir übrigens sehr wohl und selbst jetzt wo ich bis 8 Becher gestiegen bin, macht er mir nicht die kleinste Ungelegenheit. Ein besonders angenehmes Gefühl gewährt mir jederzeit das Baden. Damm der seit langer Zeit wieder am Sprudel erschien, erkundigt sich wieder sehr angelegentlich nach meiner Gesundheit, und rieth mir jetzt auch Touchen an zu wenden; ich bin aber nicht willens anderen als Mitterbachers Vorschlägen zu folgen, auch gedenke ich 6 bis 7 Wochen nur die Kur zu gebrauchen, wie ja früher schon unser Plan war und was auch Mitterb˖[acher] billigt wenn nicht vielleicht Dein morgender Brief lieber Freund! mir die frohe Aussicht eröfnet Dich hier zu sehn. Gestern war die Witterung kühl und regnerisch, doch waren wir früh und Nach Tisch mit den Kinderchen spazieren, den Nachmittag brachten wir mit ihnen bey Pöschmanns zu, die uns eingeladen hatten, weil die junge Frau aus Ellenbogen zum Besuch da war, die es sich auch angelegentlich seyn ließ durch muntere Unterhaltung und schönen Gesang uns die Zeit zu vertreiben. Auch eine Schwester der Pöschmann ist bey ihnen die Kur zu gebrauchen die eine verständige angenehme Frau ist, mit der man gern spricht. Du siehst, daß ich sie keineswegs beleidigt habe, in Gegentheil sind die Frauenzimmer immer erstaunend freundlich und zuvorkommend; Er spricht aber nicht mehr mit mir, auch erschien er gestern nicht einmal in der Visite, ob ich gleich merken konnte, daß er zu Hause war, ich glaube wie gesagt, er schämt sich seines albernen Betragens. Heute ist es wieder ein herrlicher Tag der schönste Sonnenschein den man sich wünschen kann, ich werde recht vom Himmel begünstigt und beklage immer nur, daß Du Geliebter nicht auch mit hier bist. Das heutige prächtige Wetter soll zu einem Spaziergang auf den Dreykreutzberg benutzt werden, den wir in aller Frühe mit Althanns verabredet haben, Vor Tisch waren wir schon auf dem Posthof, Du siehst an Bewegung laße ich es nicht fehlen, auch bin ich wirklich nicht zu ermüden wie der Dicke. Nun adieu ich will mich zu unsrer Wanderung anschiken.

Unbeschreiblich erfreute mich heute Dein lieber heiterer Brief No. 7 und tausendmal küße ich Dich dafür in Gedanken, die Kleine rief gleich wie ich ihn beym Frühstück las – Papa Papa – bam fer. – und Lina meinte, ob wohl der Papa auch so lustig ist wenn er einen Brief von der Mama erhält? – Nur eines betrübt mich, daß Du mir das Hier her kommen fast ganz abschlägst, wenn es wirklich zu Deinem Wohl dient so will ich es mir noch gefallen lassen; wenn es aber eine Folge der Umstände ist so kann ich mich nicht darüber zu frieden geben, und Du hattest Unrecht mir nicht beym Weggehn diese Gründe mitzutheilen, die leicht sich hätten beseitigen lassen, was das Nachkommen betrifft, so kann es ja ohne Schwierigkeit gemacht werden wie ich es in E˖[rlangen] vorschlug, daß nehmlich Julchen mit den Kindern zurükgeht, wenn ich jetzt einen andern Vorschlag that, so war es mehr um Dir den Spas zu machen mit Deinem kleinen Liebling zusammen zu seyn. Es steht also noch immer in Deiner Willkür es zu halten, wie Du es am wünschenswerthesten findest. Gieb mir bald Antwort, was ich zu hoffen habe. Heute bist Du wohl in Nürnberg? und hast die Kinderchen wie natürlich zu Hause gelassen? – Das wird Dir doch eine kleine Zerstreuung gewähren, worüber ich mich herzlich freue. Die Beschreibung des hat mich sehr amüsirt, und ich sehe den Paul vor Augen wie er der Bratwürste ganz besonders gedacht hat. Hat der Dicke für seinen Ungehorsam nicht ein kleines Nota bene erhalten? – Auch die Geschäfte in M˖[ünchen] hat mich gefreut, es wird den Herrn Ärzten eine gute Lehre seyn. Das Unglück der armen Bewohner von Weißenstadt hatte ich schon hier erfahren.

Unser Spaziergang ist uns vortreflich bekommen ich habe nicht die geringste Ermüdung empfunden, es war mir ein wahrer Spas dieses Jahr, auch ist der Berg ganz besonders schön in diesen ### wegen des vielen jungen Laubfalzes, die Beleuchtung war ### vortreflich und kein Lüftchen regte sich oben, wo es sonst ### immer so windstille ist. Indeß hatte ich zu Hause Besuch versäumt, der Obrist von Kamps war angekommen ### erfreut über meine Geneßung, die er gleich erfahren hatte, ### er kaum aus den Wagen gestiegen, mich aufsuchen. Nun sprach ich ihn heute früh am Sprudel und späterhin auf den Spaziergang, und seine lebhafte Freude und Verwunderung über die Veränderung die mit mir vorgegangen, nahmen kein Ende, er konnte sich gar nicht genug darüber auslassen und hat es mir immer von neuem wiederhohlt. Seine Wirthin hätte ihm gleich gesagt, ich wäre wieder so schlank wie ein Fräulein, daß ich aber auch wieder so blühend und stark aussehe, hätte er sich doch nicht erwartet pp. Schon ehe er mich gesehn hätte er es seiner Frau geschrieben, da sie so viel den an mich gedacht hätten. Er meynte Du müsstest wohl sehr vergnügt darüber seyn. Er ist in meine vorjährige Wohnung eingezogen.

Nun muß ich Dir ein Lebe wohl sagen, denn der kleine Liebling unterbricht mich alle Augenblike mir bald den Hut, bald das Schirmchen bringend als Auffodrung zum Spaziergang. Noch mals innigen besten Dank für alle Güte und Liebe mit der Du mir so regelmäßig schreibst. Küße die Kinderchen und grüße die Karline mit der Du hoffentlich immer zu frieden bist.
Von ihrer Pathe Schubert spricht Julchen auch oft. Sind Sch˖[uberts] schon zurück? – Julchen und Lina grüßen bestens, letztere versicherte heute, sie sehne sich diesmal viel mehr nach dem Papa als vorigen . Die kleine hat immer von Paul und Friz zu erzählen. Warum schreibt denn Paul nicht ein mal? –