Herrn
Director Schelling
in
No. 18.
Ich schreibe Dir auch heute, liebstes Herz, obgleich ich nicht viel zu schreiben weiß. Vielleicht sehen wir uns eher wieder als wir beyde gedacht, die starken Nebel, gegen die ich mich nicht schützen kann, setzen meiner Gesundheit etwas zu und dieß könnte mich bewegen, früher zu gehn; doch meiner Arbeit wegen will ich wo möglich aushalten. Ich hätte sehr gewünscht einige Flaschen Pyrmonter oder Wiesauer Wasser zu erhalten. Das letzte hat mir der Domprobst von Stengel ungemein gerühmt; es ist bey dem Kaufmann Margreiter, den Krug zu 24 oder 28 kr. zu haben (für den Krug bekommt man 6 kr. zurück) ich denke mich also dieses Wassers den durch zu bedienen. Du solltest es auch noch versuchen. In Andex habe ich vergessen, den Landarzt für das Rasieren zu bezahlen. Er hat mich 3 Wochen lang rasirt, 48 Kr˖ – 1 fl. werden genug seyn. – Sey doch so gut in der Zeit meiner Abwesenheit auch meinen Ofen machen zu lassen. – Solltest Du, bey längerem Aufenthalt, einmal einen Posttag keinen Brief erhalten, so laß’ es Dich nicht anfechten. Da die Bötin von ihren ungeschickten Tagen nicht abzubringen ist, so muß ich jedesmal einen eignen Boten nach Murnau schicken, was 12–15 kr. kostet. ist hier Kuhweih, wozu alle Leute große Vorkehrungen machen. Ich wünsche sehr, daß das Wetter sich etwas ändern möge, es ist nicht schlecht aber es hindert mich doch, mir die gehörige Bewegung zu machen. Wie will ich mich freuen, wenn ich morgen von Dir und unsren lieben Kindern gute Nachricht erhalte!
Grüße und küße sie von mir. Sorge für Deine Gesundheit, mache Dich lustig soviel Du kannst, und behalte mich lieb – Dein
tr˖[euer] Fr˖[eund]
Schg.