No. 13.
Ich schreibe Dir heute, liebes Kind, weil ich grade Gelegenheit nach Benedictbaiern habe und Du so meinen Brief einen Tag eher erhältst. Bey dem wunderherrlichen Wetter, das wir seit genießen und das mich gleichsam doppelt in den Himmel versetzt, weil während desselben die Familie über mir meist außer dem Hause ist, thut es mir doppelt weh, nicht nur Dich in der Stadt, sondern Dich auch so vielfach geplagt und besonders durch die Krankheiten der Kinder beunruhigt zu wissen. Gewiß könntest Du unter diesen Umständen die Katharine doppelt wohl brauchen. Halte inzwischen aus, mein liebes Herz, ich bin gewiß, daß wir am Ziel unserer Entbehrungen und Bedrängnisse sind. Wüßtest Du, wie wohlthätig mir der hiesige Aufenthalt besonders zu Förderung meiner Arbeit ist, so würdest Du noch leichter dieses Ungemach tragen.
Du wirst Dich vielleicht wundern, daß ich noch mehr Wein verlange. Allein ich muß gegen meinen Willen hier eine stärkere Consumtion davon machen, weil das Bier zu schlecht ist und mir Leibweh verursacht. Es wäre mir lieb, wenn Du durch den Kerstorf’scher Kutscher vorläufig 1 Aymer Andexer Bier bestellen und kommen ließest, ich bin fest entschloßen, mäßig zwar aber doch immerfort Bier zu trinken.
Du bist empfindlich über meine Äußerung in Bezug auf N[iethammer]. Lies meinen Brief noch einmal und Du wirst sehen, daß ich nur meine feste Voraussetzung ausdrücke, Du werdest das nicht thun. Werde mir nicht wieder so reizbar als Du schon gewesen bist!
Mit der Gelegenheit, womit andre Sachen kommen, könntest Du auch noch 2 Paar Unterbeinkleider schicken.
war ich bey Stengels zu Gaste und machte nachher einen großen herrlichen Spaziergang mit ihnen. Die schwächliche Frau erklimmt unermüdlich die höchsten Gipfel schöner Aus- und Ansichten wegen, die sie auf wirklich geistreiche Art zeichnet. In dieser Hinsicht hat sie wirklich viel Lebendigkeit und einen gewissen poëtischen und künstlerischen Sinn. Heute bin ich wieder bey Baron Moll zu Mittag, womit mir freylich nicht sonderlich gedient ist, weil ich gewöhnlich mehr esse, als ich gewohnt bin.
Anliegenden Brief bitte ich Dich, mit der Sphinx zu sigeln und sogleich hinzuschicken; laß’ Dir dazu den Hänlein kommen; Du wirst diesen Brief früh erhalten, ich wünsche daß die Einlage auch noch morgen Vormittag abgegeben werde. Solltest Du eine Antwort erhalten, so bitte entweder Stengel sie einzuschließen, oder gib sie dem Kutscher mit.
Deine Briefe auf der Post kommen sehr spät, den vom erhielt ich erst am folg˖[enden] , den vom letzten erst , statt daß jener am Sonntag, dieser am Donnerstag hier seyn sollte. Entweder sie kommen nicht zur gehörigen Zeit auf die Post oder – – –
Lebe nun recht wohl, liebes Herz, ich hoffe unser guter Frizchen wird schon wieder essen und guter Laune seyn. Küsse alle die Kinder von mir, Gott segne Dich sammt ihrer,
Dein
tr˖[euer] Fr˖[eund]
Schg