No. 7.
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Nun darf ich Dich wohl im lieben Schleehdorf begrüßen, Du geliebster bester Freund? – Möchtest Du gesund und wohl behalten dort angelangt seyn, und Alles deinen Wünschen und deiner Bequemlichkeit entsprechend finden. Wüßte ich nur erst daß es dir dort eben so gut wie in Andechs geht, ich besorge immer die gänzliche Abgeschiedenheit von Menschen möchte Dir auf die Länge doch nicht zusagen und besonders das allein Essen. Gewiß ließt du nun immer dabey oder schlingst es in Gedanken schnell hinein, laß dir nur lauter gute Bißchen kochen und sorge für Dich daß es dir behaglich zu Muthe wird. Bey dem kühlen Wetter läßt du dir doch heitzen? Wegen der Kathrine sey außer Sorgen, ich kann sie recht gut entbehren, überhaupt ängstige Dich nur nicht um uns, lieber wollen wir eine Zeit lang von Dir vergeßen seyn damit du nur heiter gesund und vergnügt in unsre Arme zurück kehrst.
Herr Bautain brachte mir Deine lieben gütigen Zeilen, ich konnte ihn nur flüchtig sprechen, weil die Kinder gerade unruhig waren. Durch Thierschs weiß ich aber daß er ganz entzükt von Dir ist, er hätte nie einen größeren Geist nie ein menschenfreundlicheres Gemüth gekannt. Je n’ai jamais vu un homme d’un esprit aussi fort, c’est plus qu’un homme d’esprit. Nun auch etwas von uns. Paulchen war einige Tage nicht wohl, er hatte ein kleines Schnupfenfieber, er ist aber bereits wieder völlig hergestellt, ich erhalte ihn nur heute noch im Bett, wegen der kalten Witterung und weil noch etwas Husten zurük geblieben ist. Die übrigen Kinderchen sind wohl und lustig, Fritzle nimmt an Wohlbeleibtheit wo möglich zu, er läßt es sich aber auch vortrefflich schmecken. Line ist auch recht munter, es ist ein unbeschreiblich süßes liebes Kind, wahrhaft engelsgut, jetzt wo ich sie immer um mich habe und gar nicht aus meinen Augen lasse, empfinde ich erst recht welch ein Kleinod wir an ihr besitzen. Clärchen ist dick und kräftig. Paulchens Unpäßlichkeit hat mich verhindert meine Bäder anzufangen, auch war die Witterung nicht darnach, nun soll es in den nächsten Tagen geschehen, auch will ich mich tüchtig lustig machen. Wie gesagt, sorge nur nicht um mich, weiß ich Dich nur geliebter Freund recht vergnügt, so bin ich es gewiß auch von ganzen Herzen. Leid ist es mir, daß uns die gute Köhler so ganz entzogen wird, sie war ein einziges mal 1/4 Stunde allein bey mir und 2 mal mit ihrer Mutter auf einen Ceremonien Besuch. Die Eltern nehmen sie nun völlig in Beschlag und misbrauchen sie auf eine unerhörte Weise, so muß sie jetzt den ganzen Tag Obst Kreutzerweise verkaufen. Ich frage sie gar nicht mehr, wann sie zu mir kömmt, auch beobachte ich ein gänzliches Stillschweigen über ihr Verhältniß zu ihren Eltern, ich merke es ist ihr nicht zu rathen und nicht zu helfen.
In den Zeitungen steht nichts was Dich interessiren wird als die Nachricht, daß der König von W[ürtemberg] Malchus auf sein Ersuchen das porte feuille der Finanzen genommen und es provisorisch dem Staatsrath Wehkerling übertragen hat.
Willst Du nicht vielleicht an Atterbom einige Zeilen durch L. Seidler schreiben? Er ist Dir so ergeben. In Bonn soll man sehr verlegen wegen der Besetzung der Universität seyn.
Vergieß nicht mir die Quittung für den zu senden, weil ich den Hauszins bezahlen muß
Nun kein Wort mehr, als daß ich Dich mit herzlicher Liebe in meine Arme schließe Du liebes bestes Leben!
Deine Dich liebende
Pauline.