Sr. Hochwohlgeboren
des Herrn Direktors von Schelling
zu
d˖[urch] Einschluß.
Neu-Weißstein den .
So bin ich denn endlich im Stande Ihnen, verehrter Freund, ein Exemplar von meiner Arbeit über J. van Eyck zu übermachen, nachdem sich der Druck derselben über die Gebühr verzögert hat. Sehr sollte es mich freuen, wenn Sie mir gelegentlich Ihr Urtheil darüber mittheilen mögten. Ich begnüge mich zu bemerken, daß die Citate aus dem höchst oberflächlichen und wenig geachteten Buche, »von der Hagens Briefe in die Heimath«, nicht von mir herrühren, sondern, daß er es selbst für gut gefunden, dieselben, bei der Correctur, welche er übernommen hatte, hinzuzufügen, ohne mich weiter darum zu fragen. Steffens hatte Hirt auf mich aufmerksam gemacht, und auf dessen Rath habe ich das Buch dem Staatskanzler dedicirt, indem er dadurch Anlaß nehmen will ihn um Reisegeld nach Italien für mich anzusprechen, und nicht an einem günstigen Erfolg zweifelt. Mir ist dieses um so angenehmer je mehr die Hofnung in München angestellt zu werden erloschen ist. – Meine Reise nach Wien ist sehr übel abgelaufen, denn kaum war ich 14 Tage dort, so rief mich die Nachricht von dem tödtlichen Erkranken meines Vaters hier her. Glücklicherweise hat er sich jetzt wieder einigermaßen erholt, dieses muß mich für das Viele, in Wien Versäumte, trösten. Da Ihre liebe Frau, wie mir die Frau von Köhler schreibt, nach ihrer Rückkunft aus Karlsbad die Reise nach Stuttgart hat machen können, schließe ich, daß es sich mit Ihrem Befinden doch beträchtlich gebessert haben muß, worüber ich mich sehr freue. Vor kurzer Zeit war ich mit meinem Bruder in Breslau bei Steffens. Er ist mit den Seinigen sehr wohl und arbeitet fleißig an seiner physikalischen Geographie, wovon in einigen Jahren der erste Band erscheinen soll. Ungefähr in Monatsfrist gehe ich nach Berlin um meine Sache dort auch persönlich zu betreiben. – – Ich erinnere mich, daß Sie mir die Gegenden im Salzburgischen sehr rühmten, auch muß ich wirklich bekennen, daß ich bis jetzt noch nie so schön und mannichfaltig gebildete Formen der Berge, und eine so üppige Vegetation gesehen habe. – Sehr gern mögte ich wissen ob das, was Sie über Mythologie drucken lassen wollten, jetzt wirklich erschienen ist. In diesen Tagen wird ein Doctor Hinrichs, ein sehr leidenschaftlicher Schüler von Hegel, von der Regierung gerufen, in Breslau ankommen. Steffens ist das Treiben von Hegel sehr zuwider, und er wünschte es sehr, daß Sie einmal förmlich gegen ihn auftreten möchten, indem Sie es in jeder Rücksicht am besten könnten.
Mein Vater und Bruder grüßen Sie herzlich. Ich bitte Sie außer Ihrer Frau Gemahlin, die Professoren Schubert, Pfaff, Döderlein und Engelhardt bestens zu grüßen.
Ihr Freund
G.F. Waagen
N.S.
Ihre Briefe werden immer unter folgende Addresse an mich gelangen: Neu-Weisstein bei Waldenburg in Preusisch-Schlesien.