Seiner Hochwohlgebohren
Herrn Director von Schelling
Stuttgardt, den .
Theurer geliebter Bruder!
ich habe so eben eine Lade mit Trauben zusamen gepakt, und wünsche, daß solche gut ankommen möchte! wir haben Gottlob ein trefliches Jahr an Obsts die Hülle und Fülle, und von ausserordentlicher Güte, wäre aber auch das nicht so hätten die arme Landsleuthe verzweifeln müssen – die Noth war aufs höchste gekommen. nun sind aber die Leuthe so dankbar gegen Gott und sagen selbst sie hätten es nie erkannt – und geglaubet es müsse so kommen.
Daß uns die Freude nicht zu Theil geworden, Dich und die liebe Deinige hier zu sehen! hat mir auch eusserst Leid gethan, wann es nun auch ein mal in Erfüllung kämme! ich habe beinahe kein Glauben mehr –
Für Dein gütiges Anerbieten, das mir Herr Wächter aus Deinem Briefe vorgelesen, sage ich Dir m˖[einen] verbindlichsten Dank. ich habe ja auch 1 Theil wo ich manches theure Andenken erhalten, und vieles bekam ich von des lieben Doktors. Die Theile sind ohnehin klein, weil die liebe Sel˖[ige] Mutter eben, das nöthigste mit hieher nahm.
Es haben dich gerade solche Kleider getrofen die recht gut für deine lieben kl˖[einen] Mädchen zu benuzen sind. für m˖[eine] Knaben aber nicht bassen. Ich werde deine Sachen mir bisher bestens aufbewaren – es ist schönes Beth-werk dabei, das freilich 1 groses Gepäk dir ein mal auf deinen reisewagen geben würde, ich habe schon gedacht ob es nicht besser wäre es dir auf diese Art wie die Fr˖[au] Hofr˖[ätin] Breyer ihre Sachen heraus kommen liese, es dir durch
m˖[ein] Sohn Louis gibt mir seine gehorsamste Empfehlung an Dich und wird dir unthen das Nähere wegen der Übersendung Deiner Wechsel selbst beisezen.
Du schreibst uns nichts von dem Befinden Deiner lieben Frau und Kinder – die Breyer erzählte mir so viel Schönes von ihn, besonders von Paulchen wie freue ich mich – dies holde Engel ein mal zu sehen. Unser Br˖[uder] Carl befindet sich gottlob diesen immer recht wol – über Br˖[uder] August wirst Du Dich einmal recht wundern wie breit und dick er nicht ist!
Lebe du recht wol m˖[ein] Theurer Bruder empfihl mich deiner lieben Frau recht herzlich und küße deine geliebte Kinder von mir 1000mal behalte in gutem Andenken
deine
Dich liebende Schwester
B. Gross.
Manche von den Tr˖[auben] werden faule Beern haben, sie sind über reif und faulen über nacht wann sie frei liegen eingepakt sind sie alle ganz frisch gewesen.
Habe die Güte m˖[ein] lieber Bruder dem Louis freundlich zu danken für seine Besorgung – er erspart Dir 6 fl 8 fl. aber blos danken ja sonst nichts – es würde ihn kränken – es gibt keine Edlere uneigennüzigere Seele als Er ist – dies Lob hat Er mit aus der Fremde gebracht und behauptet es hier auch im höchsten Grade – Er hat Br˖[uder] Carl auch schon Dienste geleistet und Sich ganz beleidigt befunden wie sie ihm einige sehr schöne Vesten verehren wolten und es durchaus nicht angenommen – Sein Gehalt ist 900 fl das braucht er nicht und seine Herrn B˖[rüder] schlagen ihm bis 1600 f. auf. Auch Carl
Lebe noch mals recht wol
auch am geschr˖[ieben] von
Deiner
Schw˖[ester]
B.