Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn Director von Schelling

Ritter des Königlich bairischen Verd[ie]nstordens

in

München

fr[ey] Mühlhausen

Noch immer bin ich Ihnen die Antwort auf die überschickte Obligation und das erhaltene Geld so wie die Nachricht von den Empfang des Portraits von Augusten im schuldig. Für die gütige Besorgung des lezteren danke ich Ihnen und sollte das Geld zur Bezahlung nicht hingereicht haben, so bitte ich Sie es ins künftige zu berechnen, oder es sich von Wiedemann, der nach von Rom reißt und durch München gehen wird, geben zu laßen, so wie Sie mit diesem, wenn noch etwas zu arrangiren seyn sollte, alles ins Reine bringen können. Auch ersuche ich Sie ihm die Einlage zu geben. Die Reise hat ihm für seine Gesundheit sehr gute Dienste geleistet und wenn er zu Hause kommt, findet er einen seiner Wünsche einen Sohn zu haben, da die anderen alle starben, auch realisirt, indem meine Schwester von einem Knaben entbunden ist.

Meine Frau, die seit einigen Monaten sehr an Gicht litt, freylich einer mehr unangenehmen wie gefehrlichen Krankheit, hat jezt die Gelbsucht und ist würklich sehr krank. Die Krankheit hat einen sehr hohen Grad erreicht und am war sie in einen sehr traurigen Zustand. Jezt scheint es sich jedoch wenigstens nicht zu verschlimmern. Das übelste ist, daß dies eine Krankheit ist, bey der oft örtliche, außer dem Gebiete der ärztlichen Macht, stehnde Ursachen zum Grunde liegen, und wir gerade bey dieser Krankheit mehr wie bey andern im Dunkeln tappen, was schon die Menge der Hausmittel beweißt, die hier von jedem alten Weibe empfohlen werden. Die Krankheit wird bey diesen beßer, wie bey unseren Arzneien aber wann und wodurch, das ist die Frage. Ich höre so eben den Wagen vorfahren, und muß mit der Kranken ausfahren ein Mittel, welches sie ohnerachtet ihrer Schwäche sehr gut verträgt, und welches auch zu diesen Mitteln gehört.

Voll Achtung bin ich
Ihr
ergebenster

Michaelis.