Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn Director Schelling

Mein verehrter Freund!

Die Nachricht Liebster Friz, die Du dem Karl von Deiner guten lieben Frau gegeben, haben mich in grosse Sorgen gesezt, und würde mich noch mehr beunruhigen wenn nicht bei der Helferin fast die nehmlichen Umstände gewessen wären, diese hat 3 bis 4mal Blutstürze bekommen, und allemal ein starkes Fieber dabei, daß gar nicht aufgehört hat, bis Sie in die Wochen gekommen, Sie wurde so elend daß Sie ganz angezehrt war, und Ihr Muth ist ganz gesunken gewessen, so daß Sie in peinlicher Angst gewessen wie es mit Ihr gehen werde, weil Sie 3 mal im 7ten Monath gebar, und behauptete, der Doctor in Herrenberg der die Kinder empfangen hatte, habe Sie versichert, daß Sie nicht Kinder die Sie 9 Monath getragen gebähren könne, ich mochte Sie auch Trösten wie ich wolte, so half es nichts, besonders da Sie immer Sagte Sie hätte gar keine Kraft zum niederkomen, am da war Sie fast nicht zu Trösten, da Ihre rechnung zu Ende gieng Sagte Sie, nun Seie es Ihr wie einer armen Sünderin die auf dem Thörle liege, der August und ich wendten alles an Sie zu beruhigen, und half alles nichts Sie weinte an einem fort, daß Sie jezt sterben müsse, am NachtEssen ward Sie ein wenig beruhigter und legte Sich zu bette und schlief ruhig, gegen Morgen wachte Sie auf ich fragte Sie weil Sie unruhig war ob ihr was fehle, denn Sagte Sie ja Sie bekome wilde wehen, ich stund auf und batte Sie ob ich zur Hebamme schiken dürfte, Sie wolte es aber nicht haben ich fand aber doch für gut die Frau hollen zu lassen, weil mir LeibMedicus Hardeg sagte wenn es zum niederkomen kämte, es Ihn gleich wissen zu lassen, ich konnte Ihn aber nicht mehr hollen lassen, denn es gieng so schnel vorbei daß ich die Magdt nicht mehr entlehnen konnte denn ich und die Hebam waren ganz allein den Helfer wekte ich, daß Er nur Seine 2 Buben die auch in unserem Stüblein lagen und wach wurden vollends zu Sich hollte, und so gieng Gottlob in einer Halben Stund alles gut vorbei, und es ist ein grosses starkes Büble gewessen, und die gute Helferin hatte keine Schwäche bekomen, und war eben so vergnügt über die Hülfe Gottes und konnte nicht genug Gott danken, Sie hatte hernach noch 8 Tage lang Fieber, es gab sich aber mit der Hülfe Gottes denn recht ordentlich mit Ihrer Gesundheit, und so wünsche und hofe der liebe Gott werde unser Gebett erhören, und auch Deiner lieben Frau durchhelfen, und Sie Dir und Ihren lieben Kinderle erhalten, man muß Sie nur recht Schonen, daß Sie ruhe haben, und Ihnen leichte kräftige Speisen von Fleischbrüh geben, da hofe ich gewiß, Gott werde Seine Hülfe Ihnen auch erzeigen, und Sie erfreüen, wenn wir nur näher beisamen wären, daß wir die liebe kinderle zu uns nehmen könnten, damit Sie ruhe Hätten, denn ich habe es bei der lieben Helferin gesehen, wie gut es war, wenn wir die Kinder aus dem Hauß Schickten, Sie konnte gar keine Unruhe ertragen, ich wil Dich doch herzlich bitten, Liebster Friz, daß Du uns doch bald möchtest Nachricht geben wenn Deine Liebe Frau Glüklich Entbunden worden, wir werden alle so herzlichen antheil nehmen, Gott erhalte Dich doch gesund, mit Deinen lieben guten Kinderlein habe doch guten Muth und seze Dein Vertrauen auf Gott, Er wird helfen, und Deine gute liebe Frau unterstüzen und Ihnen Kräften Schenken, ich weiß wohl wie es einem zusezt in solchen Umständen und bitte Dich herzlich daß Du deine Hofnung auf den Herrn sezest Er wird es wohl machen mit meiner Gesundheit geht es Gottlob wieder besser ich war aber auch übel daran die Angst und Sorgen haben mir so zugesezt, in dem Ludwigsburg, daß ich mich oft wunderte daß ich nicht bettliegerich geworden bin, ich habe aber mich recht gefreüt, daß ich gehoft ich werde nun bald auch zum Ziele gelangen, wo ich mich schon lang wünschte da zu sein, und bin mir selbst zum wunder daß ich so alt geworden bin, ich mus eben als noch nicht reif zur Ewigkeit sein, mit meinem Bruder dem Prälaten ist es eben immer eins der kan Sich durchaus nicht beruhigen jezt versieht Er die ganze Pfarrei in Denkendorf es soll ein neüer Pfarrer Hinkomen der mit der Landwirthschaft bekant ist, jezt soll die Landwirthschaft statt einem Seminarium zu Denkendorf gelehrt werden und der neüe Pfarrer soll auch Unterricht den jungen Leüten geben und muß jezt noch vorher eine misse machen um Sich Kenntniß einzuhollen, und da hat sichs der oncle ausgebetten keinen ### hinzuthun, sondern Er wolle es alles versehen, und thut es auch pünctlich, ist so viel von einem Mann der jezt 78 Jahr alt ist, Schnurrer der befindt Sich recht wohl und wohnt jezt bald in der Nachbarschaft von des Herrn Specials, bisher ward Er im Hopfgärttnerischen Hauß, war ich in Herr Stattsrath wekerlins Hauß, Er und Seine J[un]gfr˖[au] Tochter waren voll Dankbarkeit gegen Dich, und Deine liebste Frau Sie gaben mir viele Empfehlungen auf, und Sie wünschten so sehr, daß Du mit Deiner lieben Familie diesen oder auf den möchtest hieher Kommen, Sie würden Sich ausserordentlich freüen, die J[un]gfr˖[au] wekerlin konnte nicht genug rühmen, wie viele Freündschaft und liebe Sie von Dir, und Deiner lieben Frau genossen habe, und erzehlte mir viel von Deinen liebenswürdigen Kindern besonders von dem gescheüten Paul , wenn daß Wochenbett wie wir wünschen überstanden, Könnte Deine liebe Frau auf den Herbst zu Ihrer Erhollung mit Eüch Lieben uns doch noch besuchen, welche Freüde würde daß vor uns sein, ich denke wenn Sie Glüklich entbunden Seien, Es werde Denn Alles gut vollends gehen, nun Gott Seie mit Dir,

wir grüssen Eüch Lieben alle Taussendmal ich bin mit zärtlichster liebe,
Deine
Treüe Mutter

Sch.