Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Liebster Bester Friz!

Schon so gar lang haben wir nichts mehr von Dir, und Deiner Liebsten Frau und Kinderle gehört es macht mir bang ob doch alles wohl bei Dir sein möge, welches gottlob von uns ja Dir Schreiben kan, August war die vorige woche hier mit Frau und Kinder, Er und Seine Frau standen dem Herrn Gaupp auch zu Gevatter es ist bei der Frau gottlob recht gut gegangen, Sie ist mit Ihrem Töchterlein recht wohl auf, die Helferin ist auch wieder in der Hoffnung, aber daß Füßelein bei dem grossen Büblein ist als noch nicht geholfen, der Autenrieth sagt, Er Könne keine Kur vornehmen bis der güstele besser verstärkt seie ich sorge aber es möchte bis dorthin zu spätt sein, da daß füßelein eben als immer ein wenig zu kurz wird es ist Schade Er ist ein gescheüter Bube und lernt so braf, Er hat lezthin gesagt Großmamma wenn ich nur recht braf werde, und etwas lerne so machts nichts mit meinem Füßle, Er dauert mich sehr Er hat eine grosse liebe zu mir, Seine Mutter hat mich Gebetten doch wieder auf Ihre wochen zu Ihr zu Komen, jezt fragte der Güstele gleich Großmamma wie oft muß ich noch schlafen, biß Du Komst, gegenwärtig lebt man in grosser Spanung, es sollen so viel Kanzleien ausser Stuttgardt angelegt werden, in Ulm, zu reüttlingen, Ellwangen und Tübingen da sollen so viel von der Regierung und ander Balleien hinaus komen, und auf Pensionen gesezt werden daß den hiesigen leüten sehr bang ist, auch beklagen sich die Leüte wegen ihrer Häussern daß der Haußzinß jezt so fallen werde, für uns ist es schon recht, wenn man geringere Miethe Zahlen darf, denn bisher haben wir 300 und 60 fl zahlen müssen, dem Doctor aber wird an Seinem Einkommen ziemlich fehlen, weniger hat Er alsdann zu schaffen, man sagt Herr von Neürath werde Minister werden, auch vom Herrn von Wangenheim, Vellnagel bleibt in Seinem werth bei dem König es geschehen eben so viel Veränderungen daß Kancellariath ist noch unbesezt man sagt es werde so lang anstehen bis Sch˖[nurrer] mit Tod abgehe weil die pension so viel weg nehme und der König erst erfahren habe daß die besoldung so groß bei dem Kanzler seie Er ist jezt ganz umgezogen von Tübingen und zieht ins Hopfengärnerischen Hauß wo Er 100 fl Haußzinß bezahlt, es aber auch verlangt, daß man Ihm es vergüten solle ist aber doch nicht recht wenigstens so einen grossen Hauszinß wäre man Ihm nicht schuldig, oncle Prälat der bleibt zu Denkendorf hat den König gebetten nur um 2 Zimmer in der Prälatur dort wurde Ihm gestattet bis jezt ist es aber noch ruhig in Denkendorf vieleicht der winter komt nicht daß wirthschaftliche Verein noch zu Stande ich bin recht froh, daß Er nur bleiben darf Er nahm daß wegziehen äusserst schwer und konnte Sich auch nicht entschliessen wo hin, nun wil Er, wenn die Seminarien von dem wirthschaftlichen Verein da sein, auch lectionen geben im Französischen und in der Mathematic, Er kan durchaus nicht ohne beschäftung sein, Schnurrer der kan sich besser darein schiken aber wehe thut es Ihm doch, Er hat gesagt Er habe Sich viel Mühe gegeben und den Ezechiel ausgearbeitet um den winter Vorlessungen daraus zu halten, ich denke eben immer daß Kancellariath seie noch für Dich bestimt aber ob ich es erlebe an dem zweifle noch es wäre eben eine grosse freüde für mich gewessen die ich nicht aussprechen könnte wenn es nach meinem und vieler andern Wunsch gegangen wäre, wie geht es dann mit der Theurung in München, hier ist es noch nicht viel besser, es wird so viel Frucht aufgekaufft in die Schweiz daß brodt um 3 x aufgeschlagen hat, und alles sich nach dem BrodPreiß richtet und theüer ist, die arme Weingärttner sind so sehr zu bedauren daß auch dieses Jahr der Wein nicht gerathen, und so schöne aussichten dazu da ich freüte mich Dir dieses Jahr gute Trauben zu Schiken aber leider ist’s nicht möglich, bin so frei so gut ichs bekomen konnte es sind ### einige zu überschiken mit bitte dismal so vorlieb zu nehmen, wünsche nur daß sie mögen gut ankomen,

Empfehle mich mit der Beata Deinem und Deiner liebsten Frau gütigem Andenken herzlichst grüsse und Küsse Deine lieben Kinder Taussendmal, bitte mich auch den guten lieben Freündin auf daß beste zu empfehlen, und bin mit wahrer liebe,
Meines lieben guten Friz,
Treüe Mutter

Sch.

Hoffmedicus empfehlen Sich auch auf daß Herzlichste die laden werde doch gut angekomen sein, in 10 Tagen wird ein oncle von der Doctorin nach München reissen Er ist ein Kauffmann noch ledig