Die gute Nachrichten von unsrer Lieben Nachhaussekunft hat uns alle recht grosse freüde gemacht, wir warteten mit gröster Sehnsucht zu hören wie Sie Sich auf die reisse befinden, und besonders auch wie sich der liebe gute Paul befindet, es ist also doch alles gottlob wieder Dein Vermuthen, da Du die reisse schwarz vorgenomen vorbei gegangen ich freute mich innigst über die gute Nachricht von meinem lieben Paul und danke unserer lieben J[un]gfr[au]˖ Schwägerin besonders recht herzlich für die Treue Pflage und Sorgfalt die Sie für daß gute Kind gehabt haben ich erinnere mich täglich und stündlich meines lieben Pauls, und überhaubt Deiner grossen Liebe und Sorgfalt die Du und Deine liebste Frau für mich gehabt hast, ich fühlte öfters meine Schwachheit und mein Alter, daß ich nichtmehr leisten konte was ich herzlich gern sonst gethan hätte, Sie haben aber allerseits mit mir Geduldt gehabt, auch die liebste GothaerFreunde, aber denke, ich bin indessen so krank geworden daß ich es nächst Gott dem guten Karl zu danken habe, daß ich noch da bin, den Tag wo Sie abreisten, spürte ich schon eine Mattigkeit wurde mit der Beata und der Doctorin zu der Schw˖[ägerin] Gauppin auf den Nachmittag eingeladen, giengen aber nach einger Zeit zur großmama in die academie und Karl liesse uns nach Hauß führen in der Nacht bekam ich aber einen Schwindel und ein wehe sein konnte den Kopf nicht aufheben ohne daß alles mit mir herum gegangen heftiges erbrechen, und eine diaree, ich hatte gar keinen appitit für alles ein Ekel, Karl aber war unermüdet Er besuchte mich mit Seiner Frau recht oft jezt kam Karl und Sagte daß daß fieber aufgehört hate und Er habe die Großmama aus der academie eingeladen, Er wolle mir sein Gefährdt schiken denn sollen wir bei Ihm Speissen es seie gut wenn ich wieder einwenig in die Luft kome, und es war auch wirklich so, ich befande mich recht gut da auch die Beata kome auch nach, wie wir aber hinkomen, ins Hauß so war kaum vorher der Bott gekommen der die Todesnachricht von dem guten Luißle brachte, wo man zulezt Gott noch dankte daß daß arme Kind aufgelößt wurde es hatte 2 ### ### , konnte nichts mehr hinunter bringen, und kam doch noch je zuweillen zu sich wo es eben immer den wunsch geäussert daß es gerne sterben wolle wenn es nur auch bei den Seinigen begraben würde ohne längst erzehlte der Doctor daß Sein GroßVatter auch im Wildbad gestorben seie, an daß dachte das gute Kind und Sagte so solle man Sie doch wenigstens nach Wildbad auf den Kirchhof begraben wo Schellings Großvatter liege so seie Sie doch bei einem anverwandten, Herrn Minister Seie entsezlich angegriffen und die gute Frau Ministern die seie 10 Tag in kein Bett gekomen, wie Karl daß leztemal im Calmbach war, seie Sie eine stunde hingelegen und habe geruht jezt wünschen wir eben nur, daß Sie alle mögen bald hieher komen um Sich zu erhollen, bis Morgen den wird daß gute Luißle abends um 6 Uhr abgeführt werden der Hofschreiner fährt mit einer gutche und dem bährle wo Sie hinein gelegt wird den Nachmittag nach Calmbach und denn sol das gute Kind gleich beerdiget werden und Ihm Sein wunsch erfüllt zu Seiner GroßMutter gelegt zu werden, in Herrenberg haben Sie auch schon eine leiche wieder gehabt die Dobelbaurin ist gestorben, jezt hat August gleich nach Ihrem Tod, Seine Frau und Seinen August hieher geschikt, weil es der armen Frau zusezen könnte schon zum 3ten mal in einem halben Jahr eine solche Traurige Scene durchzumachen Sie war dann hier bei Ihrem Bruder der aber in Ihrem Gefährdt zur Beicht nach Herrenberg gereißt ist, am Begräbniß Tag waren die beede Frauen bei uns, mit dem Gustele der recht braf geworden hatte aber schon eine starke Schnuppen und heisse Händle in der Nacht aber wurde daß Kind Todes krank fürchterliche Hize so daß Karl besorgte es könnte eine Hirn entzündung werden und wandte alles an, jezt wie August die Nachricht erhalten, fuhr Er auf der Post hieher und kam nachts um 2 Uhr bei des Gauppen an, nun aber hat es sich gottlob mit dem Augustels doch wieder gebessert die grosse Hize hat nachgelassen und ich traf Ihn schon wieder etwas heiterer an, welches sehr wohlthätig für alle uns gewessen, die gute Gauppin kam heute zwischen 10 und 11 Uhr mit einem grossen starken knaben glüklich nieder, und befindt sich gottlob recht wohl es ist eine grosse Freude Herr Special weinte für Freuden, jezt hoft August, Er könne morgen wieder nach hauß reissen, und Seine Frau, denn wie es die Umständen bei dem Gystele es erlauben, so wechslen Freude und sorgen mit einander ab, bis ist Cleß Hochzeit in Denkendorf Cleß hat mich gebetten Mutterstelle dabei zu vertretten, und Seine SchwiegerEltern haben mich ersucht am Donnerstag in einem Gefährdt etwas früher nach denkendorf zu reissen damit ich doch dem Prälatten auch ruhig geniessen könnte aber es ist gemeint daß ich auch wie bei Karl die Haußehre retten solle nun wil erst sehen ob meine Besserung so anhält, daß ich es wagen darf, die Beata ist auch eingeladen aber die hat eine grosse wasch und kan nicht abkomen, daß die Glässer sich gefunden freut mich recht aber das Himdt solte eben auch dabei sein, gottlob daß wir sonst keinen schaden gelitten haben Deine Geschwistricht sind eben so vergnügt daß Sie Dich und Deine liebe Frau haben Kennen lernen, die Doctorin spricht bei allen Gelegenheiten davon, und bedauert nur daß der Besuch nicht länger gedauert ein Tag hätten Sie noch darum gehen lassen damit Sie doch auch ausgeruht Hätten der August und Seine Frau haben es auch so sehr bedauert wenn Er es nur gewust so hätte Er sich nichts aufhalten lassen nach Tübingen zu komen, den Karl solle ich entschuldigen daß er Dir nicht Dein liebes Schreiben beantwortete aber Er hat so viel zu schafen daß Er nicht weiß wo Er anfangen soll, die Fräulein Mine die der Karl im Wildbad vor einigen Tagen gesprochen seie eben ganz begeistert von Dir, Sie sage immer Nein keinen solchen Mann habe Sie noch nie Kennen lernen wenn Sie einen solchen bekänten so wäre Ihr Glük nicht zu schäzen, auch Herr von Vellnagel habe so viel von Dir gesprochen, und bedauert daß Er Dich versäumt habe den lieben Münchner Freunden bitte mich recht herzlichst zu empfehlen, besonders Frau von Köhler es gereicht mir immer noch zur grösten Freude mit solchen edlen Menschen in Bekanntschaft gekomen zu sein,
und nun heist mich der raum schliessen nur noch dieses daß ich es erwarten wil, wenn Du mir Nachricht geben wilst wegen dem Geldt wo ich dann alles anwenden werde Dir es anzuschafen, nach und nach werde die 400 fl. schiken vielleicht durch Bauer Verzeihe mein elendes Schreiben nur daß Mama noch schwach zum Schreiben ich grüsse und küsse Dich mit allen den Liebsten Deinigen Deine Mutter
Schellingin
Den lieben Paul bitte in meinem Nahmen recht herzlich zu grüssen Gott Segne Sein Wachsthum und lass Ihn Seinen lieben Eltern auch ferner zur Freude werden.