Stuttg˖[art] den .
Liebster Bester Friz!
ich danke Dir taussendmal vor die gute Nachrichten die Du mir in deinem lieben Schreiben mitgetheilt Hast, Du kanst nicht glauben wie viel freüde es mir gemacht hat, ich hatte so viel Sorgen und bekümerniß in meinem Herzen was doch Schuld seie daß ich so lang ohne Nachricht von meinen lieben Kindern harren müsse, oft dachte ich ob Sie mich dann ganz vergessen Haben, und ob mich der gute Friz gar nicht mehr lieb habe, ich dankte dem lieben gott recht herzlich, der mich dann so gute Nachricht hören liesse, gottlob daß meine liebe Frau Tochter doch Sich wieder besser befindet, Sie Haben was ausgestanden und mich herzlich gedauert, freüt mich recht sehr, daß der gute Paul nun unter der Aufsicht Seiner lieben Frau Mamma steht, man kan nicht vorsichtig genug sein, bei den Kindern, des Helfers von Ludwigsburg Sein gustele macht uns gegenwärtig viel sorgen, daß gute Kind ist von Geburt so ein schwächliches Kind gewessen, hat aber seit etlichen Jahren doch ordentlich zugenomen, jezt aber bemerkt man schon einige wochen, und Monathe daß daß Kind immer mit dem einen füßele auf den zehen auftritt, so daß Karl behaubtet daß eine Füßlein seie Ihm zu kurz geworden, und es könne mit der Zeit noch schlimmer werden daß daß Kind an gruken gehen müsse, Sein Vatter und Mutter behaupten zwar es seie nur ein angenomenes wessen, von dem buben und der arme gustele wird geschlagen und geschimpft, Er solle anderst gehen, allein Er kan eben nicht, ich habe Ihn lezthin dem geschikten Herrn Kleinen sehen lassen, und mit Ihm gesprochen die Helferin war hier mit Ihren Kindern auf einige Tage, der Sagte, es müsse dem Kind etwas verzogen worden sein, und man müsse Ihm ein Fontanel sezen es habe sich Materie hingezogen sonst könne daß Kind ein Krüppele werden, und vor dem fürchte ich mir, indem ich ein beispiel weiß, von einer Fräulein von Fischer die den nehmlichen Fuß bekomen hat, jezt aber durch daß Fontanel so übel geworden, daß daß Kind auch an Krügen gehen muß, der August ist so ein wilder Knabe und den ganzen Tag gesprungen, da meine ich immer noch weil daß Kind so schwächlich gewessen man hätte es nicht sollen so viel gehen lassen, sondern es mehr geschont haben, und vieleicht kome es von schwäche her, man badet Ihn jezt, und wascht Ihn mit wein, hat aber bisher noch nichts geholfen, hingegen der kleine Karl der fährt gottlob bisher recht wohl fort, und ich hofe Sie werden auch für diesen besser besorgt sein, gottlob unsere 2 buben sind recht braf, Adolf geht in das gymnasium, und unser Theodor der spielt, und springt den ganzen Tag um uns herum, und ich wünschte nur daß der Paul auch bei uns sein könnte, Sie würden vortreflich mit einander die zeit sich vertreiben. Karl wird Dir nächstens Schreiben Er ist gottlob Gesund mit Seiner Frau es hat Ihn gefreüt daß die Trauben so gut angekommen seien sie wurden Ihm verehrt von lauffen, und dann sagte Er Seiner Frau Sie solle es nicht auspaken sondern es gerade Dir so zu schiken an etlichen gegenden sind sie doch noch grathen und genießbar worden aber freilich nur selten, und es gibt orte, wo gar nichts kein Obst und keine Trauben gerathen, und den leüten sehr hart geht, die landtags Deputirten sind als noch nicht zu Ihrem zwek gekomen, Sie verlangen die alte Konstitutiom soll wieder eingeführt werden und zu dem wil Sich unser König durchaus nicht bequemen, man kan es auch nicht zumuthen, da sie wieder eine geheime Kasse verlangen, und man eben in Erfahrung gebracht, höherer orten wie gar nicht gewissenhaft damit umgegangen worden ist, so wird es schwer halten, bis die sache in ordnung komt, vieles hat doch unser König schon nachgegeben, und man hoft es werde noch besser komen, Kanzler ist noch in Seinen alten verhältnissen man sagt Er Könnte des S˖[chnurrers] stelle nicht versehen weil Er keine Theologie verstehe, gut ist es daß Er nicht in Tübingen sein muß, weil die Stipendiaten sich verabredt kein Collegium mehr bei Ihm zu hören, wo Sie Sich aber Selbst den grösten Schaden mitanthun, man glaubt in zukunft werden es doch mit den Stipendiaten besser gehen, Bengel der viel bei Ihnen gilt habe Sie doch gelinder im Urtheillen gegen den Sch˖[nurrer] gebracht, ist nur gut daß oncle Prälat keine Seminaristen mehr hat, denn die beede Herren haben gleiches Schiksal, doch gegenwärtig scheint die Landesversamlung eher wieder mit Ihnen zufrieden zu sein, Schnurrer ist ganz vergnügt mit Seinem hiesigen Aufenthalt bei Seiner tochter, die buben des Herrn Specials sind so wilde buben, der grosse Friz hat daß achselbein auseinander gefallen ich bin froh, daß daß kleine ein Mägdchen ist daß doch Hoffnung ist sie werde nicht so ungezogen werden, daß der gute Martini endlich von so vielen leiden befreit worden freüt mich für Ihn herzlich wie wird es aber jezt den Seinigen ergehen, bekomt Sie eine Pension, ich wünsche von Herzen daß die Würtembergerin möchte gut machen, was die vorige böß gemacht, ich hörte von Ihr, daß Sie Sich so viel mit bücher lessen abgegeben und daß habe ihr den Kopf verrükt wenn die J[un]gfr[au] noch bei Frau Pfarrerin Spieke gewesen so kan Sie was Provitirt haben denn die gute Frau war bei Ihrer Kränklichkeit doch sehr Accurath, Karl hat mir nichts wegen dem kleine Friz grathen vieleich schreibt Er selbst was davon
ich grüsse Dich, und Deine Theüre gute frau und meinen lieben Paul recht zärtlich und herzlich so wie mich auch unsern lieben bekannten und freünden zu empfehlen bitte, ich bin mit zärtlichster liebe
Deine Treue Mutter
Sch