Herrn
D. J.G. Cotta
Wohlgebohrn
fr˖[ey] Gr[änze].
München .
Mein Bruder wird Ihnen, Werthester Freund, einiges mitgetheilt haben über den Erfolg meiner AntiJacobischen Schrift. Die öffentliche Meynung hat sich entschieden für mich erklärt. S˖[eine] E˖[xcellenz] Herr Gr˖[af] v˖[on] M˖[ontgelas] zu dessen Kenntniß ich sie grade ihres Inhalts wegen gleich zuerst brachte, hat sich darüber auf eine Art erklärt, die ganz seiner großen und liberalen Art zu denken angemessen ist. Ebenso der Kr˖[onprinz], der den Gegner kennengelernt hat. – Vor 4 Tagen hat Giel in den hiesigen Zeitungen angezeigt, daß bey ihm noch Ex˖[emplare] zu haben wären, woraus so wie aus Andern Berichten ich geschlossen, daß sie bey den übrigen Buchhändlern vergriffen seye. Es ist Schade, daß Sie nicht gleich das doppelte hiehergeschickt haben; ich selbst konnte diese ganz ungemeine Wirkung nicht erwarten. Es wird gut seyn, wenn bald, auf dem kürzesten Wege, neue Ex˖[emplare] herkommen.
Unter den beyfälligen Urtheilen, die mir schon von verschiednen Seiten zugekommen, ist mir Ihres, werthester Freund, eines der schätzbarsten. In meiner literarischen Laufbahn bin ich von Ihnen fast mehr als irgend jemand unterstützt worden; es ist billig, daß Sie sich auch mit freuen über den Sieg, den ich endlich über den bösartigsten meiner Feinde davon getragen, der seit , selbst unter der Maske heuchlerischer mich einschläferner Freundschaft, durch seine hinterlistigen Künste, durch offne und geheime Mittel mir unglaublichen Schaden gethan hat. – Glauben Sie nur, es beginnt mit dieser Schrift eine neue Epoche der Entwicklung meines Systems.
Herr Professor Klein in Regensb˖[urg], Verfasser mehrerer geschätzter philos˖[ophischer] Schriften, unter andern der kürzlich erschienenen Begründung der Ethik hat es aus eignem Antrieb übernommen, eine populäre Anzeige des ganzen Handels für das M˖[orgen]blatt zu schreiben. Heute meldet er mir, daß er den Aufsatz bereits an Sie abgeschickt habe. Ich bitte Sie also, diesen Aufsatz, an dessen Paßlichkeit in jeder Hinsicht ich nicht zweifle, baldmöglichst, und soviel es gescheh’n kann, ohne lange Unterbrechung einrücken zu lassen. Sie werden dadurch nicht allein mir, sondern der Sache der Wahrheit und Wissenschaft einen wesentlichen Dienst leisten. Überhaupt empfehle ich Ihnen diesen Prof˖[essor] Klein zum Mitarbeiter; auch für die liter˖[arischen] Übersichten. Er ist ein sehr heller Kopf, dem Deutlichkeit der Darstellung eigen ist; und sehr eingeweiht in die Sache. Ist es Ihnen recht, so wird er gern von beyden Schriften auch die Anzeige für letztere besorgen. Nur ersuche ich Sie, seinen Namen geheim zu halten; denn obgleich sein Aufsatz keine Nachrichten enthält, so könnte man doch ihn dafür geben und dem Verf˖[asser] Ungelegenheiten zu veranlassen wenigstens suchen.
Nächster Tage werde ich Ihnen auch einen Aufsatz über unsre Akademie der Künste für’s M˖[orgen]blatt zusenden.
Wie ich höre hat Jacobi nach langer Rathlosigkeit endlich den einzigen Entschluß gefaßt, der ihm übrig blieb – zu schweigen.
Leben Sie recht wohl und bleiben Sie freundlich gesinnt Ihrem
ganz ergebnen
Schelling.
N.S.
Verschiedene Freunde haben mir gerathen, eine Anzeige meines Handels in den französischen Zeitungen zu veranlassen, inwiefern die Calumnie nicht ganz ohne äußere, zum Theil politische Zwecke war. Hätten Sie vielleicht vermöge Ihrer vielen Verbindungen Mittel und Wege dazu?