Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Lieber Fritz!

Wir haben es sehr bedauert, daß Du von der Krankheit so hart bist angegriffen worden. Gott sei Dank, der Dir geholfen und Dich uns erhalten hat! Nächst Gott gebührt der größte Dank den würdigen Pflege-Eltern, die Dich mit der Treue und Sorgfalt wahrer Eltern, zum Theil mit Hintansetzung Ihrer eignen Gesundheit, in dieser Krankheit gewartet und gepflegt haben; sodann dem lieben Onkel, der, unangesehn seiner vielen und anstrengenden Arbeiten zu Hause, Dir zu Hülfe gekommen und eine ganze Nacht bei Dir ausgehalten hat. Ich brauche Dich gewiß nicht zu ermahnen, für dies alles innig und von Herzen dankbar zu sein und auf jede Dir mögliche Weise diesen Dank zu bezeugen.

Lieber Fritz, nachdem Du uns wieder geschenkt bist, fahre fort, Deinen Eltern, wie bisher, durch Fleiß und Wohlverhalten Freude zu machen. Sei aber besonders auch darin folgsam, daß Du nicht zu früh wieder in’s Freie verlangst und die Lebensordnung, die Dir der Arzt, dem Du ebenfalls großen Dank schuldig bist, vorschreibt, genau befolgst; denn oft sind die Nachwirkungen der Krankheit schlimmer als sie selbst. Doch bist Du vielleicht schon in diesem Augenblick wieder ganz frei gesprochen. Nur hüte Dich recht sehr auch jetzt noch, in einen der Regengüsse zu gerathen, die bei Euch nicht weniger heftig und häufig sein werden als bei uns.

Lebe recht wohl, lieber Fritz, wir befehlen Dich dem göttlichen Schutz und Segen; Mutter und Geschwister grüßen Dich, sammt Paul, auf’s Herzlichste, ich aber bleibe
Dein
treuer Vater

Sch.