An
Frau Directorin von Schelling
aus Erlangen
gegenw˖[ärtig] in
Im goldnen Fasan auf der Wiese.
fr˖[ey] Gr[än]ze.
No. 23.
No. 43.
Ich weiß nicht, durch welche seltsame Zerstreuung, oder Verwirrung meiner Gedanken es geschehen ist, daß ich Dir wahrscheinlich – denn auch dieß weiß ich nicht gewiß – am letzten nicht, dagegen an einem ganz ungewöhnlichen Tag, am , geschrieben habe. So wirst Du nun wahrscheinlich 2 Briefe zugleich von mir erhalten, dagegen aber am gewöhnlichen Posttag leer ausgegangen seyn. Hoffentlich hast Du Dich nicht deßhalb geängstet. Heute kann ich Dir nun auch eben nicht viel schreiben, (zu gutem Glück gibt es auch nichts zu schreiben) denn ich muß alle Zeit auf mein Collegium wenden, das ich angefangen habe – bey unsäglicher Hitze und so daß ich nicht wenig davon angegriffen worden, daher ich zur Stärkung ein Bad genommen, von dem ich eben herkomme. Die Freude unter den Studenten war nicht gering, als ich anschlug; der große Hörsaal ist gepreßt voll, aber natürlich auch die Luft desto drückender und dumpfer und das Lesen sehr beschwerlich. Pfaff, Rau, Döderlein, Kastner, Engelhardt, Leupolt von Professoren und mehrere Privatdocenten besuchen es ebenfalls. Heute ist nun dagegen der Morgen wenigstens wieder recht kühl gewesen. Möge doch der häufige Wechsel Dir und den Kindern nicht schaden. Dein gestern erhaltner Brief roch sehr stark nach Medicin, hoffentlich habt Ihr keine gebraucht. Möchte doch endlich Dein langer Aufenthalt in C˖[arls]bad geendigt seyn! Wie froh will ich seyn, wenn Du mit den Kindern erst wohl und glücklich bey uns angekommen bist! Mit dem nächsten Brief hoffe ich nun über Deine Ankunft den bestimmtesten Bescheid zu erhalten.
Leb’ recht wohl, Gott sey mit Dir und unsern Kindern. Die hiesigenDie sind wohl. Die besten Grüße an Julchen.
Dein tr[euer]
Sch