Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Hochwohlgeb[oren]

Herrn Director, Ritter von Schelling

in

Erlangen.

durch Herrn Schnürlein.

Endlich mache ich mir Hoffnung, Sie, mein verehrtester Freund und College, in einigen Wochen in Erlangen zu besuchen; bis dahin will ich auch Alles aufsparen, was ich Ihnen mitzutheilen habe. Nur so viel heute: herzlichen Dank für das Zeichen Ihres Andenkens am vor Ihrer Abreise in’s Carlsbad; herzliche Freude, daß Ihnen dieses so wohl bekommen; daß Sie nach Ihrer Rückkunft neue Vaterfreuden erlebt haben. Was Sie mir damals in Bezug auf die Revision des Statuts mittheilten, ist sogleich mit einem nachträglichen Bericht von mir und Moll eingegeben worden. Man hatte uns Hoffnung gemacht, die Resolution auf unsere Vorlage der Revisionsacten werde bis zum , des Königs Geburtstag, kommen; aber jener Tag und wieder Monate sind dahin, ohne daß etwas erfolgt. Gleichwohl ist die Arbeit gut aufgenommen und uns dreyen die Gerechtigkeit erzeigt worden, zu erkennen, daß wir mit Umsicht und redlichem Sinne gearbeitet haben. Durch diese Zögerung, die blos in dem Uebermaas der Geschäfte des Herrn Min˖[ister] von Zentner ihren Grund hat, wird Moll maasleidig und kalt und ich – des Lebens überdrüßig. Wohl Ihnen, daß Sie dieß nicht in der Nähe mit anzusehn haben; Sie hätten das nicht ausgehalten.

Etwas Erfreuliches auf meiner akadem˖[ischen] Galeere ist mir dadurch begegnet, daß die Verwendung für den braven Schnürlein den erwünschten Erfolg gehabt hat. Er wird Ihnen dieses Alles selbst erzählen.

Mit nächster fahrender Post sende ich Ihnen den eben fertig gewordenen Band der Denkschriften, der Ihnen durch Döllingers treffliche Abhandlung über den Blutumlauf großes Vergnügen machen wird.

Meine und meiner Frau herzliche Grüße der verehrten Wöchnerin!
Mit größter Hochachtung und Freundschaft
Ihr
ergebenster

Fr. Schlichtegroll

Herr M˖[inister] von Zentner sagte mir vor einigen Wochen, unsere Ak˖[ademie] der W˖[issenschaften] und die Erlanger Universität sollten nun die Gegenstände seyn, die er recht mit Liebe und Theilnahme behandeln wolle. – Fiat!