Schelling

Schelling Nachlass-Edition


In derselben Stunde, in welcher ich Ihren Brief und die Handschr˖[ift] erhalten habe, zeige ich Ihnen, Verehrtester Freund und College, diesen richtigen Empfang an. Da in dem R[e]s[kri]pte, das die Verleihung verwilligte, aufgegeben war, ich sollte seiner Zeit die geschehene Rückgabe wieder anzeigen, so werde ich Gelegenheit nehmen, darin des ehrenvollen Zeugnisses zu erwähnen, das Sie dem jungen Orientalisten geben und der gegründeten Hoffnung, die er erregt. Kann ich auch nicht darauf rechnen, daß auf diese meine Worte ein Gewicht gelegt werde, so haben wir beyde denn doch das Unsrige gethan, auf ein vorzügliches vaterländisches Talent aufmerksam gemacht, – oder vielmehr es versucht – zu haben. Haben Sie die Güte, dieses dem fleißigen Perser nebst meinen besten Grüßen zu sagen, wenn Sie ihn wieder sehen.

Die Nachricht über die Erträglichkeit des Zustandes Ihrer verehrten Gemahlin erfreut mich sehr und wird eben so m˖[eine] Frau freuen wenn ich Sie ihr heute mittheilen werde (ich schreibe dieß in der Ak˖[ademie]) Sie stimmt mit dem überein, was mir unsere Köhler sagte, die auch heute noch von dieser neuen Nachricht Kenntniß haben soll. Schnelle Hülfe läßt sich nicht denken; aber genug, daß die Hoffnung auf Besserung bleibt. Gott hat Ihrer treflichen Frau in einer bewundernswürdigen Stärke der Seele ein Gegengewicht gegen diese anhaltenden Beschwerden gegeben; Sie wird es sich erhalten.

Graf Pahlen ist noch hier; da aber, wie ich höre, sein Stellvertreter, Gr˖[af] Woronzow, angekommen, wird er vielleicht nun bald reisen. Ich habe ihn seit 6 Tagen nicht gesprochen. Dort war ich bey ihm, um ihm meinen Antheil an der Nachricht von dem Tode seines Vaters zu bezeugen, den er zu s˖[einem] Schrecken aus den Zeitungen erfuhr. Zwey Tage darauf hat er durch Briefe von Hause erfahren, daß diese Nachricht wahrscheinlich ungegründet und s˖[ein] Vater noch am Leben ist. Mir wird es sehr leid thun, wenn, wie es heißt, Gr˖[af] Pahlen nicht wieder hieher kömmt.

Der GrosHerz˖[og] von Weimar hat alle unsere Sammlungen und Institute mit einer Perseveranz und einem Antheil besehen, wie ich noch von keinem Fürsten weis; es that ordentlich wohl, den mäcenatischen Veteran mit gleichem Interesse von dem einen zum andern übergehen zu sehen.

Herzlichen Dank für das was Sie meinem Alfred gesagt haben; er schrieb mir schon dankbar davon.

– – Nun gehen die Stöhrungen auf meiner akademischen Galeere an, da die Stunde vorrückt. Also heute nichts weiter, als noch brüderlichen Dank für Alles was Sie mir über Ihre Arbeiten p sagen.

Ich denke, am direct nach Kissingen zu gehen, und auf dem Rückweg hoffentlich mit verminderten Leiden und froher gestimmt, Sie in Erlangen zu besuchen.

Gott sey mit Ihnen und den Ihrigen.
Voll Hochachtung und Freundschaft
Ihr
ganz ergebenster

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