Schelling

Schelling Nachlass-Edition


No. 19.

No. 35.

Wie soll ich Dir, liebes Herz, die Freude ausdrücken, die ich über Deinen vorletzten (vom ) empfand! So scheint denn also doch das Carlsbad auch an Dir sich zu bewähren und Gott diese Noth von uns nehmen oder doch lindern zu wollen. Laß’ Dich nur nicht irre machen und fahre in Deinem guten Glauben so wie bisher fort. Ich will hoffen, daß Du den Brief, den Du heute erhalten, Dir nicht zu Gemüth gezogen. Du weißt, wie ungeschickt ich in practischen und häuslichen Dingen bin und wie leicht mir der Kopf brennt. Abend ließ ich Deinen Brief auf der Post durch Catharine holen. Friz ließ sich nicht nehmen sie zu begleiten und bekam so seinen Brief noch am Vorabend seines Geburtstags zu Gesicht und in die Hand. Er füllte die Straße mit Jubel über Brief und Bild. Heute ist der Tag selbst sehr einfach – nämlich im Grunde bloß mit Brezeln gefeyert worden. Nur hab’ ich ihm seinen Drachen wiedermachen und dazu 1 Schnur kaufen lassen. Andre Kinder wollte ich, meinetwegen, nicht einladen und die Witterung verstattet keinen Ausflug. Er ist bey dem allen seelenvergnügt, da er sich von den 24 x. von Dir ein Schreibtäfelchen gekauft hat. Ich fürchte, die schönen Tage sind für diesen ziemlich vorbey. Schon seit der wollte sich die Witterung nicht wieder recht fassen, seit einigen Tagen ist es ordentlich kühl bey uns geworden und ich fürchte in Carlsbad ist es kalt. Nimm Dich nur recht in Acht vor jeder auch der kleinsten Erkältung. Zu meinem Schrecken sah’ ich gestern früh schon einen Zug Störche, die Anstalten zum Abzug zu treffen scheinen. Heute ließ mir Freudel sagen: früh’ reise er nach M˖[arien]bad, seine Frau abzuholen und werde von dort vielleicht auch einen Abstecher nach C˖[arls]bad machen, wenn ich etwas zu bestellen hätte etcetera. Am liebsten wäre ich selbst mit ihm gegangen, und wär’ es nicht zweifelhaft, ob er wirklich nach C˖[arlsbad] kommt, so hätte ich ihm Geld für Dich mitgegeben – so will ich nun Deiner näheren Anweisung warten. Herr von Zentner hat sich anders besonnen und wird uns nun nicht mit seiner Gegenwart beglücken. Wie ich aus den Fenstern sehe, ist so eben die Selena angekommen. Ich habe Dir, glaub’ ich, schon geschrieben, daß ich die Nachbarn und Freunde fast nicht sehe – seit den ersten Wochen ist ihnen nicht mehr eingefallen, sich nach Dir zu erkundigen; es sind eben wunderliche Heilige. Dagegen war letzten Kraft mit seiner Frau hier, nach Deinem Befinden zu fragen.

Ich muß nun schließen, liebes Kind; Gott segne Dich und lasse mehr und mehr das Übel unter dem heilsamen Einfluß des Wunderquells schwinden; küsse unsre Kinderchen und grüße Julchen auf’s Beste, und behalte mich lieb.
Dein
tr˖[euer]

Sch.