Schelling Nachlass-Edition

Ich habe Dir zwar erst gestern geschrieben, da ich aber gestern auch wieder mit einem Brief erfreut worden bin will ich Dir auch gleich wieder antworten. Schreibe künftig am Montag; dann geht der Brief doch nur 4 (sonst 5) Tage. Der andre günstige Tag ist wahrscheinlich Freytag. Es ist verdrießlich, daß Du die wunderschönen und herrlich warmen Tage nicht gleich benutzen können. Fange nur ja gutes Muthes an, sobald es seyn kann. Ich bitte Dich nochmals, Mitterbacher’n streng zu folgen. Wenn er will, daß Du mit dem Sprudel anfangst, so hat er dazu gewiß gute Gründe, unter andern auch, daß die andern Wasser Dir zu viel Kräfte, auf deren Schwung man doch sehr bedacht zu nehmen hat, entziehen möchten, indeß der Sprudel neben der auflösenden Eigenschaft zugleich eine in hohem Grad stärkende hat. Fürchte Dich also nicht, denn die Carlsbader Ärzte wagen nicht leicht etwas, und mit Dir würde es ja wohl M˖[itterbacher] noch viel weniger thun. Sey nur wegen unsrer hiesigen Existenz und besonders der Kinder unbesorgt. Sie sind ganz artig, folgsam und begehren selbst bey Tische nichts über das, was sie erhalten. Wegen des Messerchens hast Du Dir ganz unnöthige Sorge gemacht, Du kennst Deinen Erstgebornen noch immer nicht. Er hatte es für die 14 in der Lotterie gewonnenen kreuzer gekauft, aber schon am folg˖[enden] Tag wieder für 6 kr. an dieselbe Frau verkauft, von diesen die Hälfte verloren die andern angewendet, um einen Theil seiner Schuld bey Friz zu tilgen.

Grüße herzlich die lieben Deinigen. Der Lina sage, sie solle den Papa nicht vergessen, der kleinsten, allerliebsten kann man leider nur Küsse schicken. Alle Welt, auch entferntere Bekannte, erkundigen sich aufs eifrigste nach Deinem Befinden, bey den Leuten, den Kindern und mir. Sorge also ja, – oder vielmehr sorge überhaupt nicht, sondern überlaß Dich Gott und der Natur, die schon sorgen werden, zähle nicht die Tage bis zur Rückkehr, sondern verweile mit tiefster Ruhe, bis Du einen guten Erfolg siehst. Und solltest Du 3 Monate bleiben, so ist es nicht zu viel für den Zweck.