Schelling

Schelling Nachlass-Edition


No. 17.

Liebstes Herz,

ich werde Dich heute fast bloß von meinen Haupt- und StaatsAngelegenheiten unterhalten. Lies den beyliegenden Brief. Nach reifer Überlegung habe ich für gut gefunden mich sehr im Allgemeinen zu halten, und wenn Du etwa um nähere Erläuterungen selbst angegangen werde, wie leicht möglich ist (da ich mir die Freyheit genommen, wegen aller näheren Erläuterungen an Dich zu verweisen.), so bitte ich Dich, es ebenso, besonders was das Einkommen betrifft, zu halten und lediglich bey dem Allgemeinen stehen zu bleiben, daß ich durch Gehalt so wie durch meine übrige Stellung ausgezeichnet werden müsse und einen solchen Ruf nie anders als unter ehrenvollen Bedingungen annehmen könne. Ich verlange, wie Du aus dem Briefe siehst, daß die Anträge

1) sichersollend sey’n – politisch nämlich. Die Preußische Regierung wird zwar nie eine Erklärung von sich geben, worinn sie die Unsicherheit der dortigen Besitze eingestünde. Ich verlange aber auch nur daß ich 1) im Allgemeinen für den Preußischen Staat und dann erst 2) im Besondern für Bonn gerufen werde.

2) ehrenvoll. Hier wirf die Idee hin, daß ich wohl der Mann wäre, den man zum Canzler der neuen Univ˖[ersität] ernennen könnte.

3) vortheilhaft, besonders für meine Familie. Dieß bezieht sich auf die Wittwen- und Waisen-Pension welche für Dich gegenwärtig 1080 fl. beträgt. Natürlich müßte man hiebey auf eine runde Summe antragen und erklären, daß man nichts gewinnen, aber auch nichts verlieren wolle. Über den Betrag des Gehalts lasse Dich durchaus nicht ein, erwähne etwa der Theurung am NiederRhein (vielleicht auch freyer Wohnung) aber damit muß man sie kommen lassen. Um das Reitgeld zu erwähnen ist die Sache noch in zu weiter Ferne. Kommt man übrigens an Dich, so verlasse ich mich ganz auf Deine Klugheit und Feinheit, ich könnte die Sache in keinen besseren Händen noch Händchen wissen als in Deinen zarten. Ich weiß nicht, ob die Höflichkeit erfodert, daß Du bey Übersendung des Briefs ihm auch ein Paar Zeilen schreibst, doch meyne ich nicht, daß Du des Besuchs bey Dir erwähnen solltest. Übrigens verdient die Sache allen Ernst. Vielleicht will uns Gott auf diesem Weg auf Einmal helfen, und ich wünschte nicht, daß sie durch irgend ein Versehen von mir rückgängig würde. Nun sie sey Gott befohlen!

Dein Brief über Kochel erhielt ich richtig am . An dem Tag hätt’ ich ihn aber auch durch die Post erhalten, ich vermuthe also doch, daß Du diese vermeiden wolltest. Wie Du Briefe vom Mittwoch erst am Freytag erhältst begreife ich, weil Friedrich am Donnerstag schon früh’ hergeht – aber wie die vom Dienstag erst Samstag in Deine Hände kommen, begreife ich durchaus nicht. – Kämest Du doch heute selbst mit dem Wagen an! aber ich getraue mir’s kaum zu hoffen. Nun laß’ mich aber nicht zu lange mehr nach Dir schmachten, meine Sehnsucht ist recht groß, – nehm’ einen ordentlichen Wagen, wend’ es an Dich, meine Heimreise soll Dich gewiß recht wenig kosten. Es ist jetzt, die Frühnebel abgerechnet, welche das Project mit dem Einspannen und Schweizerwägelchen nicht sehr begünstigen, herrlich schönes Wetter. Komm’ so bald Du kannst! Ohnedieß wird es gut seyn, mir mündlichen Rapport zu erstatten und den Briefen nicht anzuvertraun. Ich rechne gewiß damit. Indeß leb’ recht wohl; ist’s Zeit, nach Ankunft des Wagens dann noch etwas zu schreiben so werd’ ich es thun.

Indeß behalte mich lieb, herze und küsse die guten Kinderchen, ich bin und bleibe Dein
tr˖[euer] Fr˖[eund]

Schg.

Auf der zweyten Linie des Briefs muß ich Dich bitten noch das Datum hineinzusetzen, das Du mit abzuschreiben vergessen hast.